153 Uni-Professoren haben in einer ifo-Umfrage zu den Bundestagswahlen mögliche Koalitionen bewertet.

Ifo-Forscher Professor Dr. Niklas Potrafke, Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie und  Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft Volkswirtschaftliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München © ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.
Umfrage unter 153 Professoren: Ifo-Forscher Professor Dr. Niklas Potrafke, Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie und  Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft Volkswirtschaftliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München © ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

Die aktuellen Prognosen zum Ausgang der Bundestagswahl am 26. September 2021 deuten darauf hin, dass es nach der Wahl viele unterschiedliche Koalitionsmöglichkeiten geben könnte. Das wirft die Frage auf, unter welcher Koalition die günstigste wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland in der kommenden Legislaturperiode erwartet wird. Neben den wirtschaftlichen Messgrößen Wirtschaftswachstum, Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und Einkommensungleichheit wurden die Wirtschaftsprofessor*innen im 36. Ökonomenpanel von ifo und F.A.Z. auch nach der Entwicklung der CO₂-Emissionen in der nächsten Legislaturperiode unter verschiedenen Koalitionen befragt. Zu jeder Messgröße wurde gefragt, unter welcher Koalition zum Ende der nächsten Legislaturperiode der höchste und niedrigste Wert erwartet wird. Teilgenommen haben 153 Wirtschaftsprofessorinnen und -professoren an deutschen Universitäten.

153 Professoren erwarten höchstes Wirtschaftswachstum unter Schwarz-Gelb

Ökonom*innen erwarten höchstes Wirtschaftswachstum unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchstes Wirtschaftswachstum unter Schwarz-Gelb

Auf die Frage, unter welcher der möglichen Koalitionen sie am Ende der nächsten Legislaturperiode das höchste Wirtschaftswachstum erwarten, nennen 44% der teilnehmenden Ökonom*innen die Koalition aus Union und FDP (Schwarz-Gelb). Dahinter folgen die Koalitionen aus SPD, Grünen und FDP (Ampel-Koalition) und Union, Grünen und FDP (Jamaika-Koalition) mit jeweils 18% auf Platz zwei. Die restlichen Stimmen entfallen auf SPD und Grüne (Rot-Grün, 7%), Union und Grüne (Schwarz-Grün, 6%), SPD, Union und FDP (Deutschland-Koalition, 4%), SPD, Grüne und Linke (Rot-Grün-Rot, 2%) und SPD, Union und Grüne (Kenia-Koalition, 1%). Die bisherige Koalition aus SPD und Union (Große Koalition) wird nicht genannt.

Niedrigstes Wirtschaftswachstum unter Rot-Grün-Rot erwartet

Niedrigstes Wirtschaftswachstum unter Rot-Grün-Rot erwartet
Niedrigstes Wirtschaftswachstum unter Rot-Grün-Rot erwartet

Bei der umgekehrten Frage, welche Koalition die teilnehmenden Ökonom*innen mit dem geringsten Wirtschaftswachstum zum Ende der nächsten Legislaturperiode verbinden, ist das Meinungsbild deutlich. Mehr als vier Fünftel erwarten unter Rot-Grün-Rot das geringste Wirtschaftswachstum. Mit großem Abstand auf Platz zwei folgt Schwarz-Gelb (6%) und dahinter die Große Koalition und die Deutschland-Koalition (jeweils 4%). Rot-Grün und die Kenia-Koalition erhalten keine Stimmen.

153 Professoren erwarten höchste Arbeitslosenquote unter Rot-Grün-Rot

Ökonom*innen erwarten höchste Arbeitslosenquote unter Rot-Grün-Rot
Ökonom*innen erwarten höchste Arbeitslosenquote unter Rot-Grün-Rot

Gut drei Viertel der Teilnehmenden schätzen die Arbeitslosenquote am Ende der nächsten Legislaturperiode unter Rot-Grün-Rot am höchsten ein. Ein Achtel der Stimmen erhält Schwarz-Gelb. Die Große Koalition folgt auf Platz drei (6%). Die verbleibenden Koalitionsmöglichkeiten erhalten jeweils weniger als 3% der Stimmen.

Ökonom*innen erwarten niedrigste Arbeitslosigkeit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten niedrigste Arbeitslosigkeit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten niedrigste Arbeitslosigkeit unter Schwarz-Gelb

Erwartungsgemäß zeigt sich bei der umgekehrten Frage nach der Koalition mit der erwarteten niedrigsten Arbeitslosigkeit zum Ende der nächsten Legislaturperiode ein anderes Bild: Schwarz-Gelb erhält mit gut zwei Fünftel die meisten Stimmen. Auch die Ampel-Koalition wird von einem Teil der teilnehmenden Professor*innen mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in Verbindung gebracht, ebenso wie die Jamaika-Koalition (beide 15%). Dahinter folgen mit jeweils 6% Rot-Grün, Rot-Grün-Rot und Schwarz-Grün.

Höchste Staatsschuldenquote unter Rot-Grün-Rot erwartet
Höchste Staatsschuldenquote unter Rot-Grün-Rot erwartet
Höchste Staatsschuldenquote unter Rot-Grün-Rot erwartet

Mit einer deutlichen Mehrheit von 86% erwarten die Antwortenden unter Rot-Grün-Rot die höchste Staatsschuldenquote zum Ende der nächsten Legislaturperiode. Schwarz-Gelb landet mit 8% auf dem zweiten Platz. Die verbleibenden Koalitionsmöglichkeiten erhalten jeweils weniger als 3% der Stimmen.

Ökonom*innen erwarten niedrigste Staatsschuldenquote unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten niedrigste Staatsschuldenquote unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten niedrigste Staatsschuldenquote unter Schwarz-Gelb

Auf die Frage nach der Koalition, unter der die niedrigste Staatsschuldenquote zum Ende der nächsten Legislaturperiode erwartet wird, nennen knapp drei Viertel der teilnehmenden Ökonom*innen Schwarz-Gelb. Die Jamaika-Koalition erhält bei dieser Frage 9% der Stimmen, 5% der Stimmen gehen an die Ampel-Koalition. Die verbleibenden Koalitionen erhalten 3 oder weniger Prozent der Stimmen.

Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb

Rund 70% der Teilnehmenden erwartet unter Schwarz-Gelb die höchste Netto-Einkommensungleichheit zum Ende der nächsten Legislaturperiode. Ein gutes Zehntel der Teilnehmenden antwortet mit Rot-Grün-Rot. Dahinter folgt die Jamaika-Koalition (6%) und Schwarz-Grün (5%). Die verbleibenden Koalitionen erhalten 3 oder weniger Prozent der Stimmen.

Erwartete Netto-Einkommensungleichheit unter Rot-Grün-Rot am niedrigsten
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb

Eine Mehrheit von 55% der teilnehmenden Ökonom*innen erwartet unter Rot-Grün-Rot die niedrigste Netto-Einkommensungleichheit zum Ende der nächsten Legislaturperiode. Dahinter folgen fast gleichauf mit 8% die Ampel-Koalition, mit jeweils 7% Rot-Grün, Schwarz-Gelb und die Große Koalition und mit 6% die Kenia-Koalition. Die Deutschland-Koalition und die Jamaika-Koalition erhalten jeweils 4% der Stimmen.

Ökonom*innen erwarten höchste CO₂-Emissionen unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb

Eine Mehrheit von 56% der Teilnehmenden erwartet unter Schwarz-Gelb die höchsten CO₂-Emissionen zum Ende der nächsten Legislaturperiode. Ein Viertel der Teilnehmenden erwartet dies für die Große Koalition. Die Ampel-Koalition wird von einem Zehntel der Teilnehmenden genannt. Rot-Grün-Rot erhält 6% der Stimmen. Die verbleibenden Koalitionsmöglichkeiten erhalten jeweils weniger als 2% der Stimmen.

Niedrigste CO₂-Emissionen unter Rot-Grün erwartet
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb
Ökonom*innen erwarten höchste Netto-Einkommensungleichheit unter Schwarz-Gelb

Fast zwei Fünftel der teilnehmenden Ökonom*innen erwartet unter Rot-Grün die niedrigsten CO₂-Emissionen zum Ende der nächsten Legislaturperiode. Dahinter folgt Rot-Grün-Rot mit 17% der Stimmen, die Jamaika-Koalition mit 15% der Stimmen und die Ampel-Koalition mit 12% der Stimmen. Ein Zehntel der Teilnehmenden nennt Schwarz-Grün, 7% entscheiden sich für Schwarz-Gelb. Die verbleibenden drei Koalitionsmöglichkeiten erhalten jeweils weniger als 2% der Stimmen.

Ex-ifo-Ökonom fragt: Warum keine Bahamas-Koalition Schwarz, Gelb, Blau (CDU/FDP/AfD)?
Ökonom Juri Kofner vom MIWI Institut für Marktintegration und Wirtschaftspolitik n. e. V. aus Grünwald und Fachreferent für Wirtschaft, Energie und Digitales der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag © Kofner.de
Ökonom Juri Kofner vom MIWI Institut für Marktintegration und Wirtschaftspolitik n. e. V. aus Grünwald und Fachreferent für Wirtschaft, Energie und Digitales der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag © Kofner.de

Kritik kommt vom Ex-ifo-Assistenten und Ökonomen Juri Christopher Kofner vom MIWI Institut für Marktintegration und Wirtschaftspolitik n. e. V. in Grünwald und zugleich Fachreferent für Wirtschaft, Energie und Digitales der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag.

Kofner twitterte am 22. September 2021 ans ifo-Institut:
Juri Kofner Twitter 22. September 2021
Juri Kofner Twitter 22. September 2021

Der Ex-ifo-Assistent Ökonom Juri Kofner aus Grünwald fragt das ifo: „Und wieso keine Option einer Bahamas-Koalition mit der AfD?“

In seiner MIFI-Studie vom 24. August 2021 hat der Wissenschaftler  das Wahlprogramm der AfD untersucht.

Die MIWI-Studie zeigt: Wenn die AfD nach der Bundestagswahl 2021 die Regierungsverantwortung erhalten würde und ihr Steuerreform- sowie „Blue Deal“-Konjunkturprogramm (Wiedereinführung der D-Mark, Senkung des EWG-Transfers, Europäische Seidenstraße) vollständig umsetzen könnte, dann würde das Deutschlands BIP bis Ende 2025 um sagenhafte 15,2 Prozent erhöhen. Dies würde einer jährlichen BIP-Wachstumsrate von 3 Prozent entsprechen, vergleichbar mit Ludwig Erhards Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er Jahre.

Die Steuerreformpläne der AfD: Abschaffung der Steuer auf Bier, Kaffee und der EEG-Stromzulage
Die Steuerreformpläne der AfD © MIWI Institut
Die Steuerreformpläne der AfD © MIWI Institut

Die AfD-Steuerreform würde laut MIWI-Studie jeden Bürger von einer Steuer- und Abgabenlast in Höhe von 3.400 Euro befreien. Und der wirtschaftliche „Blue Deal“ der Alternative für Deutschland würde jeden Bundesbürger um 6.000 Euro reicher machen.

Was die Branche der Finanzvermittler von der neuen Bundesregierung erwartet, erfahren Sie auf Business Leaders hier. (FM)