China ist auf Einkaufstour in Europa. Auch Deutschland steht auf der Liste, ist aber nicht zwingend das Land, dass als besonders bevorzugt gilt. Gerade erst hat das Angebot einer Beteiligung am Logistikkonzern HHLA – Hamburger Hafen durch die China COSCO Shipping Corporation (COSCO) für große Diskussionen und Spannungen zwischen den Ministerien geführt. Es wurde schließlich ein Angebot unterbreitet, von den ursprünlich vereinbarten 35 Prozent wurde jetzt ein neues Angebot von 24,9 Prozent unterbreitet. Nach dem Kompromiss des Kabinetts zum Hafendeal mit Cosco äußert sich die chinesische Reederei zurückhaltend: Man müsse Entscheidung und Auflagen noch prüfen. Es gebe „keine Garantie, dass die Transaktion stattfinden wird“.

China auf Einkaufstour in Europa
China auf Einkaufstour in Europa

China auf Einkaufstour in Europa – Niederlande ein bevorzugtes Ziel

Die Führung in China hat die Niederlande zu einem der bevorzugten Ziele der aktuell weitreichenden Einkaufstour gemacht. Eine Recherche von „RTL Nieuws“ und „Follow the Money“ bestätigte den chinesischen Einfluss, besonders in den Niederlanden. Wie in der Recherche aufgedeckt sind bereits 903 niederländische Unternehmen zu mindestens 50 Prozent im Eigentum chinesischer Muttergesellschaften oder des chinesischen Staates. Damit ist die Niederlande unter den Top 4 des chinesischen Investitionsinteresses in der EU.

Im Fokus stehen unter anderem, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland. Die genannten Zahlen zeigen, dass zwischen 2018 und 2021  mehr als 90 Prozent der chinesischen Investitionen in Europa in eines dieser vier Länder ging. Auch in den Niederlanden gilt der Hafen von Rotterdam zu einem bevorzugten Ziel einer Beteiligung. Der „NL Times“ zufolge besitzen chinesische Investoren mehrere große Containerumschlagsunternehmen im Rotterdamer Hafen. Einer davon ist COSCO, der zu den größten Player in der Containerschifffahrt zwischen China und Europa gehört. Weitere Interessen hat China an der Telekommunikation und dem Energiesektor.

Jonathan Holslag von der Freien Universität in Brüssel zufolge wird die Zahl der Unternehmen, in denen chinesische Akteure einen bestimmenden Einfluss ausüben, zum Problem. Dass es mittlerweile so viele seien, mache es „für die Regierung ziemlich schwierig, sie permanent zu überwachen“.

Chinesische Investitionen in Deutschland

In Deutschland spielt sich die chinesische Einflussnahme derzeit noch auf einem zahlenmäßig geringeren Niveau ab. Eine Studie des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung spricht sogar von rückläufigen Investitionen. Schwerpunkte chinesischer Investitionen in Deutschland sind unter anderem Maschinenbau, Konsumgüter und die Automobilindustrie.

Immer wieder wird von einem drohenden „Ausverkauf“ deutscher Unternehmen nach China spekuliert. Wo sind Chinesen heute in Deutschland investiert? Die Datenbank „Deutsche Firmen in Auslandsbesitz“ von gibt Aufschluss.

Nach der absoluten Anzahl der Unternehmen liegen chinesische Eigentümer mit 274 deutschen Unternehmen nur auf dem zehnten Rang. Mit Abstand führend sind US-Amerikaner mit 1.843 Unternehmen; gefolgt von Franzosen (887), Schweizern (808) und Briten (611) (hier zum vollständigen Landes-Ranking).

*Auszug aus der Liste der 274 deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz

  • Robotik-Spezialist KUKA
  • Automobilzulieferer Grammer KraussMaffei Group
  • Gabelstaplerhersteller Still
  • Bekleidungshersteller TOM TAILOR

Die Marktmacht von China – In der EU wachsen die Sorgen, weil die Abhängigkeit von der Volksrepublik in vielen Bereichen groß ist. Besonders Deutschland gilt als verwundbar. Die EU muss ihre Beziehungen zu China neu ordnen.  Steinbrück machte deutlich, dass er die die Abhängigkeit in den Im- und Exportbeziehungen von China für sträflich hält. Derzeit arbeite man im Auswärtigen Amt an einer neuen China-Strategie.

(AH)