Nachdem die Fed den Leitzins am 14.12. um 0,5% erhöht hat, zieht die EZB und BoE am nächsten Tag ebenfalls mit 0,5% nach. Beide haben die Erhöhung zuvor angekündigt und haben für das nächste Jahr weitere Erhöhungen angekündigt.

 

EZB, Fed und BoE erhöht Leitzins erneut um 50 Basispunkte

In einigen Nachrichten heißt es, die Zentralbank könnten in ihrem Kampf gegen die Inflation endlich die Oberhand gewonnen haben, was nicht nur für Investoren in den USA und Europa, sondern auch für Immobilienmakler in Hongkong eine Erleichterung darstellen könnte. Andere fragen sich, wieso man immer weitere Erhöhungen ankündigt und nicht direkt ein höheres Niveau einführt. Die europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE) hat den Leitzins heute, am 15.12. um 50 Basispunkte angehoben, nachdem die amerikanische Federal Reserve (Fed) das gleiche einen Tag zuvor getan hat.

Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, warnte die Märkte an einem Tag, an dem die Europäische Zentralbank, die Bank of England und die Fed die Kreditkosten auf den höchsten Stand seit 14 Jahren anhoben, davor, ein frühes Ende der Zinserhöhungen im nächsten Jahr zu erwarten. In Kommentaren, die die Herausforderung widerspiegeln, vor der viele Zentralbanken bei der Bekämpfung der Inflation stehen, sagte der Gouverneur der BoE, Andrew Bailey, dass der angespannte Arbeitsmarkt des Vereinigten Königreichs und der Anstieg der Löhne und Preise „eine weitere energische geldpolitische Reaktion“ rechtfertigten.

Lagarde sagte, die Zentralbank habe „mehr zu tun, wir haben mehr Zeit“ als die Fed. „Die EZB wird nicht umschwenken“, fügte sie hinzu und versprach mindestens zwei weitere Zinserhöhungen um 0,5 Prozentpunkte im Februar und März. Die EZB sieht in dem Leitzins offenbar die Lösung für die aktuellen und kommende Probleme in der europäischen Geldwirtschaft. Damit hat die EZB ihren Einlagensatz von 1,5 Prozent auf 2 Prozent erhöht.

 

EZB: Inflation bleibt die nächsten 3 Jahre über 2 Prozent Marke

Zusammen mit der Erhöhung des Leitzins kündigte die EZB an, ab März mit dem Abbau der Anleihen im Wert von 5 Milliarden Euro zu beginnen, die sie in den vergangenen acht Jahren erworben hat. Sie warnte, dass die Inflation auch in drei Jahren über dem Zielwert von 2 Prozent liegen werde, was bedeute, dass sie die Zinsen weiter deutlich anheben müsse, um das Wirtschaftswachstum zu bremsen.

„Die Zinssätze müssen weiterhin in einem stetigen Tempo deutlich steigen, um ein Niveau zu erreichen, das ausreichend restriktiv ist, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu gewährleisten“, so die EZB in einer Stellungnnahme. Die BoE hob die Zinssätze auf 3,5 Prozent an – wie die EZB das höchste Niveau seit 2008 vor der Krise – und warnte, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik wahrscheinlich sei.

Lagarde sagte, es sei „ziemlich offensichtlich, dass die Zentralbanken auf der Grundlage der uns derzeit vorliegenden Daten“ erwarten, „die Zinssätze für eine gewisse Zeit um 50 Basispunkte zu erhöhen“. Vítor Constâncio, ein ehemaliger EZB-Vizepräsident, kritisierte den Schritt und schrieb auf Twitter, dass er auf eine „übertrieben hawkistische Politik hinweist, die die kommende Rezession unnötig verschärfen wird“. Die EZB hatte die Zinserhöhungen bisher länger hinausgezögert als die Fed und andere Zentralbanken.

 

Globale Rezession durch EZB und Fed wird wahrscheinlicher

Sechs der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der BoE sprachen sich für die Anhebung aus, wobei ein Mitglied eine größere Anhebung um 0,75 Prozentpunkte befürwortete. Das Pfund Sterling fiel wieder, und die Preise für britische Staatsanleihen zogen nach der Ankündigung an, die von den Märkten als geringfügig weniger aggressiv als die der EZB bewertet wurden.

Die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks haben gewarnt, dass weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Preisanstiegs erforderlich sind, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat. Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten spiegelte die Verlangsamung der Zinserhöhungen in dieser Woche die Befürchtung wider, dass sich die Inflation als „hartnäckig“ erweisen und es zu lange dauern könnte, bis sie wieder das Zielniveau von 2 % erreicht.

In den USA und in Europa wird es immer wahrscheinlicher, dass die Wirtschaft in den kommenden Monaten in eine Rezession abgleitet. Durch die angekündigten Erhöhungen vom Leitzins wird die Wirtschaft weiter ausgebremst und die Präsidentin der EZB selbst spricht auf einer Pressekonferenz von einer „höheren Wahrscheinlichkeit einer Rezession„. Wie lange die Folgen des globalen Corona Lockdowns und der jüngsten Energiekrise nachwirken lässt sich schwer einschätzen, da es zuvor keine ähnliche Situation gab.

 

Anzeichen für Ende der Inflation

Es gibt aber auch Anzeichen dafür, dass die Zentralbanken in ihrem Kampf gegen die Inflation endlich die Oberhand gewonnen haben, was nicht nur für westliche Investoren, sondern auch für Immobilienmakler im 8.000 Meilen entfernten Hongkong, China eine Erleichterung darstellen könnte. Nach der einjährigen Zinserhöhungskampagne der amerikanischen Zentralbank ist sowohl der amerikanische Immobilienmarkt als auch den der asiatischen Finanzmetropole ins Stocken gekommen, obwohl im Fall von Hongkong tiefer liegende Kräfte die Preise nach unten drücken, die sich möglicherweise nicht so bald umkehren werden. China hat lange an der Null-Covid Politik festgehalten, vor kurzem sind aber erste Lockerungen eingetreten. Dadurch entspannen sich viele von Chinas Lieferkette abhängige Märkte wieder in der nächsten Zeit, aber gleichzeitig steigt Chinas Energiebedarf wieder an.

In Hongkong befindet sicher einer der teuersten Immobilienmärkte der Welt. Während der restriktiven chinesische „Covid-Zero“-Politik sind die Preise in der Metropole um 10% oder mehr gefallen. Da die Währung Hongkongs an den US-Dollar gekoppelt ist, wirken sich Zinserhöhungen der Fed auf das gesamte System der Stadt aus. Und während sich die Immobilienpreise in den USA abkühlen, könnten die Preise in Hongkong nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten um weitere 30 % gegenüber ihrem Höchststand fallen. Der deutsche und europäische Markt teilweise mit stark erhöhten Immobilienpreisen, sodass einige schon von einer Immobilienblase sprechen. Die Geldpolitik der Zentralbanken könnte dazu beitragen, den Immobilienmarkt wieder abzukühlen.

Geldpolitik der EZB, Fed und BoE könnte Rezession auslösen und Privatanleger zum Plündern ihrer Bankschließfächer bringen
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Wie der Leitzins der EZB, Fed und BoE die Märkte beeinflusst

Wenn der Leitzins steigt, wird es für Banken teurer, sich Geld von einer Zentralbank zu leihen. Um diese Kosten auszugleichen, erhöhen die Banken im Gegenzug die Kosten für die Kredite, die sie ihren Kunden anbieten. Das führt dazu, dass weniger Kredite abgeschlossen werden und die Liquidität in einer Wirtschaft abnimmt. Auf der anderen Seite wird der Inflation entgegengewirkt, da weniger neues Geld durch die Kredite entsteht. Die Wirtschaft wird ausgebremst um die Inflation zu bremsen.

Der Nobelpreisträger für Wirtschaft, Ben Bernanke, bekommt Kritik ab, weil er als ehemaliger Notebankchef für die heutigen hohen Inflationen verantwortlich sein soll und sich über andere Analysten bei der Fed hinweggesetzt haben soll. Der Rückgang der Geldmenge in der Krise der 30er Jahre war nach Ben Bernankes Ansicht nicht nur eine Folge, sondern die wichtige, treibende Kraft der Krise in den 30ern. Den Nobelpreis für Wirtschaft erhielt Ben Bernanke zusammen mit 2 Kollegen für Erforschung der Wirtschaftskrise in den 30ern und die dadurch entstandenen Thesen.

Grundsätzlich ist es möglich den Leitzins anzuheben, um die Inflation zu senken, aber ob dies tatsächlich sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Mittlerweile wird die Kritik um die stetigen Leitzinserhöhungen lauter, aber es gibt genauso viel Kritik, dass der Leitzins nicht schnell genug nach oben geht. Ein wichtiger Faktor ist, wie hoch die Inflation tatsächlich ist und wie schnell sie steigt. Wenn die Inflation bereits sehr hoch ist, könnte es sinnvoll sein, den Leitzins anzuheben, um die Nachfrage zu verringern und somit die Preise zu stabilisieren. Allerdings könnte ein zu hoher Leitzins auch dazu führen, dass die Wirtschaft abkühlt und sich die Arbeitslosigkeit erhöht, was wiederum zu weiteren wirtschaftlichen Problemen führen kann und so in eine unumkehrbare Rezession stürzt.

(TB)