Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller warnt schon heute vor möglichen Totalausfällen im bevorstehenden Winter. Die Füllstände der Gasspeicher sind momentan im grünen Bereich. Aber „…die alleine würden uns nicht durch einen Winter durchtragen, wenn es besonders kalt wird oder Putin das Gas komplett abdrehen sollte“, sagte Müller in der ZDF-Sendung „Maybritt Illner“. Solange Gas noch verstromt wird muss man jetzt erst recht nach Einsparpotentialen in Privathaushalten suchen. Müller hatte deshalb besonders Privathaushalte zum Strom und Gas sparen aufgefordert. Auch die Bundesregierung hält ein Blackout-Szenario nicht für ausgeschlossen und fordert die Bevölkerung auf den Gasverbrauch um mindestens um 20% zu reduzieren, um einen Totalausfall zu vermeiden.

 

Energiespar-Tipps vom Experten zum Gas sparen

Heute fragen wir den Energiespar- Experten Klaus Schwarzer im Interview, wie er die aktuelle Situation einschätzt:

Business-Leaders: Herr Schwarzer, für Millionen Gasverbraucher in privaten Haushalten gibt es schlechte Nachrichten. Wirtschaftsminister Habeck hat am 23.06.2022 die 2.Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Wann muss die Bevölkerung mit der dritten Eskalationsstufe, der Notfallstufe, rechnen?

Schwarzer: Die Notfallstufe wird ausgerufen, wenn eine sehr hohe Nachfrage nach Erdgas besteht oder eine erhebliche Störung der Gasversorgung vorliegt. Der Staat greift dann ein und verordnet nicht-marktbasierte Maßnahmen, um die allgemeine Gasversorgung der geschützten Kunden zu sichern. Verantwortlich für die Umsetzung ist dann die Bundesnetzagentur. Diese Behörde regelt in Abstimmung mit den Netzbetreibern die Verteilung von Gas. Derzeit werden aber noch alle Kunden mit Gas versorgt, es gibt aus heutiger Sicht noch keinen Grund die Notfallstufe auszurufen.

Business-Leaders: Welche Tipps können Sie unseren Lesern heute geben, um die von der Bundesregierung gewünschten 20 Prozent einzusparen?

Schwarzer: Nun, es geht nicht nur darum, was die Bundesregierung wünscht, sondern auch darum, dass sich viele Haushalte den gewohnten Verbrauch von Gas einfach nicht mehr leisten können. Es macht für jeden Verbraucher Sinn sich in seinem Haushalt nach Einsparmöglichkeiten umzusehen. Ein große Einsparmöglichkeit bietet das richtige Heizen, dort kann man am meisten Gas sparen. Eine richtige Einstellung der Gastherme für Eigenheimbesitzer macht Minimum 10 Prozent Einsparung an Gas im Jahr aus. Auch die Bewohner von Mietwohnungen können durch vorausschauendes Regeln der Raumtemperatur eine Einsparung erzielen. In der Zeit wo niemand zu Hause ist müssen die Räume nicht voll beheizt werden.

Auch der bewußte Umgang mit warmen Wasser birgt ein hohes Sparpotential. Warmwasser ist hinter der Heizung der zweitgrößte Verbraucher im Haushalt. Auch wenn der Baden-Württemberger Ministerpräsident Winfried Kretschmann für sein Waschlappen-Statement heftige Kritik geerntet hat, kann und sollte man sein eigenes Wasch- und Duschverhalten auf den Prüfstand stellen. Moderne Armaturen zum Beispiel helfen beim Sparen von warmen Wasser. 

Und nicht zuletzt gibt es für Hausbesitzer und Vermieter im Bereich der energetischen Sanierung zahlreiche Möglichkeiten Erdgas einzusparen. Viele Arbeiten kann man auch ohne Fachkenntnisse einfach selbst umsetzen. Ein Meter nicht isoliertes Heizungsrohr im Keller verbraucht im Jahr etwa 15 € zusätzlich. Ein Meter Rohrisolierung kostet im Baumarkt etwa 80 Cent. Jetzt nehmen Sie mal den Zollstock und messen Sie die Länge der nicht isolierten Heizungsrohre in Ihrem Haus und multiplizieren mal 15 €. Da kommt schon ordentlich was zusammen!

Business-Leaders: Herr Schwarzer, wie sollte man sich auf den totalen Blackout vorbereiten? 

Schwarzer: Da verweise ich gern auf die Internetpräsenz des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dort gibt es zahlreiche wichtige Hinweise, wie man sich auf ein solches Szenario vorbereiten kann.

Business-Leaders: Eine letzte Frage: Wann werden nach Ihrer Einschätzung die Gaspreise wieder normal?

Schwarzer:  Ich habe keine Glaskugel, aber nach meiner Einschätzung werden sich die Gaspreise auch in Zukunft auf einem sehr hohen Niveau einpendeln. Der Markt wird in den kommenden Jahren seine Antwort darauf finden. Diese Antwort ist – na klar – alternative Energiequellen. Die kosten viel Geld für Investitionen, die am Ende der Verbraucher mit höheren Gaspreisen bezahlen wird.

Mein Tipp an Ihre Leser: Sparen Sie beim Verbrauch von Energie. Planen Sie mittel- und langfristig energiesparende Investitionen, so zum Beispiel energiesparende Haushaltsgeräte, alternative Heizungen oder Solardächer. Für viele dieser Investitionen halten Bund und Länder Förderprogramme bereit.

Business-Leaders: Herr Schwarzer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Schwarzer: Gern geschehen, und kommen Sie gut und sparsam durch den Winter.

Energiesparen - das Experten-Interview zum Gas sparen

Energiesparen – Experten-Interview

 

Wir haben in der Redaktion für Sie noch einmal die wichtigsten Tipps und Ansätze zum Energiesparen zusammengetragen:

Gas sparen durch richtiges Heizen

Raumtemperatur anpassen

Die Raumtemperatur sollten Sie genau einstellen. Bei einer zentral gesteuerten Heizungsanlage und/ oder an den einzelnen Thermostaten gibt es entsprechende Einstellmöglichkeiten. Die Umweltbehörde empfiehlt folgende Temperaturen für bewohnte Räume:

  • Wohnbereich 20 Grad Celsius
  • Schlafzimmer 17 Grad Celsius
  • Küche 18 Grad Celsius
  • Bad 22 Grad Celsius
  • Flur 15 Grad Celsius

Regulieren Sie die Raumtemperatur nachts oder tagsüber, besonders wenn niemand zu Hause ist, auf 18 Grad Celsius herunter. Sind Sie längere Zeit nicht zu Hause reicht eine Temperatur von 12 bis 15 Grad Celsius. In der Heizperiode sollte man die Temperatur möglichst nicht unter 16 Grad Celsius senken, wenn man die Wohnung regelmäßig nutzt. Unter diesem Wert steigt das Risiko für Schimmelbildung deutlich.

Themostatregler an Heizungen

Ersetzen Sie Handregler an Heizungen durch elektronische Thermostate. Sie messen die Raumtemperatur und regeln das Heizkörperventil automatisch über kleine Elektromotoren. dafür gibt es bei verschiedenen Anbietern auch eine App für das Handy oder eine Einstellmöglichkeit per PC. Das bedeutet zwar zunächst eine Investition, die sich aber bei intelligenter Nutzung schnell amortisiert. Zusätzliche Sensoren an den Fenstern geben bei geöffnetem Fenster einen Impuls an die Heizkörperventile. So schalten sich die Heizungen bei geöffnetem Fenster auf Froststufe herunter. 

Heizkörper entlüften

Entlüften Sie regelmäßig alle Heizkörper. Wenn die Heizung gluckert und nicht richtig warm wird, befindet sich meist Luft in der Leitung. Einen Entlüftungsschlüssel bekommt man in jedem Baumarkt, alternativ kann man eine spitze Zange benutzen. Mit einer altenSchüssel als Auffanggefäß dreht man am Entlüftungsventil der Heizung einige Millimeter nach links, dann kommt tropfenweise schwarze Flüssigkeit und Luft aus diesem Ventil. Wenn nur noch Flüssigkeit herausläuft ist das Entlüften beendet und man dreht das Ventil in der Gegenrichtung wieder fest zu. Zu beachten ist beim Entlüften, dass man stets am höchsten Punkt des Hauses beginnen muss, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Angetippte Fenster

Mit dauernd angekippten Fenster zu lüften ist nicht effektiv und deshalb Verschwendung. Der Effekt des Luftaustausches wird durch das Ankippen der Fenster nicht erzielt. Lüften Sie besser mehrfach am Tag kurz einige Minuten kurz mit offenem Fenster – am besten mit Durchzug.

Rollläden und Fensterläden 

Bei vorhandenen Rollläden sollte man diese auch nutzen. Da Fenster und Fensterrahmen immer eine Kältebrücke (oder Wämebrücke) darstellen kann man besonders in der Nacht oder bei Abwesenheit bis zu 20% Energie sparen, wenn man die Rollläden herunterlässt und die Vorhänge schließt.

Heizkörper nicht verdecken

Verdecken Sie Ihre Heizkörper nicht mit Möbeln oder nutzen die Heizung als Wäschetrockner. Bei verdeckten Heizkörper kann die angewärmte Luft nicht zirkulieren, Sie haben in derFolge ungenutzte Heizungsenergie erzeugt. Die Zirkulation der Heizungsluft kann man auch mit Heizungslüftern verstärken. Die erzeugte Warmluft steigt nicht nur nach oben, sondern verteilt sich gleichmäßig im Raum.

 

Richtige Einstellung der Gastherme

An der zentralen Bedieneinheit der Gastherme kann man die aktiven Zeiten der Heizung einstellen. Auch sogenannte Absenkzeiten werden hier eingestellt, das empfiehlt sich besonders in der Nacht oder bei Abwesenheit der Familienmitglieder. Die Heizung kann an der Bedieneinheit auch vollständig abgeschaltet werden. Dabei sollte man natürlich immer die Außentemperaturen im Blick haben. 

Die Warmwassertemperatur der Therme sollte zwischen 55 und 60 Grad Celsius liegen. Unter 55 Grad Celsius vermehren sich Legionellen-Bakterien in den Leitungen.

Vor Beginn der Heizperiode sollten Sie Ihre Heizungsanlage vom Meisterbetrieb prüfen und einstellen lassen. Dieser prüft unter anderem den Wasserdruck, vorhandene Luft im Heizkreislauf, odie Einstellung der Umwälzpumpe und die Vorlauftemperatur. Der Fachbetrieb führt auch einen hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage durch. dabei wird geprüft, ob alle Heizkörper gleichmäßig mit genug Heizwasser versorgt und einzelne Heizkörper oben nicht spürbar wärmer sind als unten. 

 

Gas sparen mit weniger Warmwasserverbrauch

Duschen Sie kurz

Ein Mal Duschen bei einer durchschnittlichen Dauer von sechs Minuten kostet ein Drittel eines Vollbads.  Wenn man die Duschzeit halbiert spart man 50% des warmen Wassers. Während des Einseifen die Dusche abzudrehen hat auf lange Sicht auch ein großes Einsparpotential, worüber man nachdenken kann. Läuft beim Duschen das Wasser länger als 10 Minuten, ist der Wasserverbrauch eines Vollbades erreicht.

Wassersparende Armaturen bieten ein großes Sparpotential

Sparduschköpfe, Wassersparbrausen, Durchflussbegrenzer und Perlatoren sind einfach montiert. Sie reduzieren die Wasserkosten, aber auch die Gaskosten für Warmwasser deutlich. Mit einem Wassersparduschkopf halbiert man den Wasserverbrauch im Vergleich zum herkömmlichen Duschkopf. Ein Sparduschkopf reduziert den Verbrauch in einem Zwei-Personen-Haushalt ca. um 20.000 Liter im Jahr.

Tropfende Wasserhähne

Tropfende Wasserhähne kosten richtig viel Geld. Sie verbrauchen – je nachdem wie stark sie tropfen – bis zu 45 Liter pro Tag, im Monat 1350 Liter. Auch undichte Duschschläuche sollten Sie unbedingt austauschen.

 

Mit energetischer Sanierung Gas sparen

Energetische Sanierung von Immobilien klingt sehr wissenschaftlich, ist es aber nicht. Energetische Sanierung kann durch einfache Arbeiten auch vom Laien durchgeführt werden.

Fenster abdichten

Durch undichte Fenster gelangt sehr viel kalte Außenluft in den Raum, angewärmte Innenluft entweicht nach außen. Dichtungsprofile für Fenster gibt es in verschiedenen Ausführungen in jedem Baumarkt und sind durch den Laien einfach anzubringen. Ob Ihr Fenster richtig schließt stellen Sie am einfachsten fest, wenn Sie eine brennende Kerze vor das Fenster stellen. Wenn sich die Flamme bewegt sollte abgedichtet werden. Vorher sollten die Heizung ausstellen und eventuelle  Zugluft abstellen, um ungewollte Luftzirkulationen zu vermeiden. Für Raucher ist es einfacher, die blasen etwas Zigarettenrauch in Richtung Fensterrahmen.

Hinter Heizkörpern dämmen

Beim Heizen an Außenwänden geht viel Wärme nach außen durch die Hauswand verloren. Eine Heizkörper-Reflexionsfolie oder dünne beschichtete Styroporplatten schaffen hier Abhilfe. Diese wird an der Wand hinter dem Heizkörper angebracht und reflektiert die austretende Wärme, statt sie nach außen abzugeben. 

Heizungsrohre im Keller

Ungedämmte Rohrleitungen der Heizung geben viel Wärme in die nicht zu beheizende Umgebung ab. Eine Rohrisolierung aus Schaumstoff kostet ca. 80 Cent/ Meter. Mit dieser Rohrdämmung spart man  15 € Heizkosten pro Meter Rohr im Jahr.

Dämmung der Kellerdecke/Dachboden

Bei unbeheizten Keller lohnt es sich immer die Decke zu dämmen. Die Dämmung kann entweder durch Styroporplatten an der Kellerdecke oder durch Wärmedämmung auf dem Boden des Wohnraums über dem Keller erfolgen. Viele Bodenbeläge verfügen schon über eine wärmedämmende Trittschalldämmung, aber auch eine Verlegung von dünnen Styropormatten unter dem Bodenbelag ist für den Laien gut zu bewältigen. Ungekämmte Dachböden sind eine enorme Kältebrücke. Einfache Abhilfe schafft man durch aus Anbringen von Dämm-Matten zwischen den Sparren.

Austauschen der Gasheizung

Mittel- und langfristig werden sich viele Besitzer von Gasheizungen nach Alternativen suchen. Wärmepumpen, Hybridheizung oder Pelletheizung sind Möglichkeiten sich in Zukunft weitest gehend vom Gas zu verabschieden. Dafür gibt es in den meisten Bundesländern Förderprogramme. Die Energieberater beraten Sie gern zu diesem Thema.

Bauseitige Verbesserung der Energiebilanz

Die Energieeffizienz eines Gebäudes kann man z.B. mit Fassadendämmung, dem Einbau neuer Fenster und Außentüren oder einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung deutlich verbessern. Deutlich zeigt eine Aufnahme mit einer Wärmebildkamera von der Außenansicht Ihres Gebäudes, ob Kältebrücken vorhanden sind. So erkennt man im Vorfeld der Investitionen, welche Maßnahmen getroffen werden sollten. Für die Finanzierung solcher Maßnahmen kann man staatliche Förderprogramme in Anspruch nehmen.

 

Checkliste für ein Blackout

  • alternative Heizquelle
  • wärmende Kleidung und Decken
  • batteriebetriebene  Taschenlampe (plus Ersatzbatterien und Ersatzbirne)
  • Kerzen
  • Streichhölzer und Feuerzeug
  • geladene Powerbank für Handy
  • ausreichend Flüssigkeit (2 Liter pro Person pro Tag),
  • Notvorrat an Lebensmitteln
  • batteriebetriebenes Radio (mit Ersatzbatterien)
  • ausreichend Bargeld
  • Futter und Wasser für Haustiere
 

Fazit

In Anbetracht der derzeitigen kriselnden Versorgungssituation ist jeder Besitzer oder Vermieter von Immobilien gut beraten sich langfristig mit dem Thema alternative Energien auseinanderzusetzen. Sparen bringt zwar auf lange Sicht einen gewissen Effekt, doch wie wir in der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas sehen, kann es ganz schnell ganz dunkel werden. Eine Unabhängigkeit stetig steigenden Energiepreisen verlangt nach schnellen Lösungen. Auch mit Blick auf die Inflation sollte man schnell reagieren und nach autarken Alternativen bei der eigenen Energieversorgung Ausschau halten.

(HZ)

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