Der vom Abstieg bedrohte Bundesligist Werder Bremen bringt heute als zweiter Bundesligist seine Anleihe mit hohem Zins auf den Markt.

Anleihe: Fans und Unternehmen gefragt
Anleihen in der Bundesliga
Nicht selten ist es, dass Fußballvereine ihre Fans um Geld in Form von Anleihen bitten. Doch das ist so eine Sache; Arminia Bielefeld beispielsweise gelang der Lizenzerhalt 2011 nur, weil Fans die Anleihen umtauschten oder gänzlich auf die Tilgung verzichteten. Schalke 04 ist derzeitig der einzige Fußballverein mit klassischer Anleihe auf dem Kapitalmarkt. Beim derzeitigen Nullzinsstand spricht die ausgegebene Rendite von 17 Prozent für sich…
Hoher Zins bei einer 5-Jahres-Laufzeit
Nun also die Mittelstandsanleihe des Traditionsvereins Werder Bremen. Von heute bis voraussichtlich zum 01. Juni bringt der Verein die Anleihe mit einem Volumen von bis zu 30 Millionen Euro an den Markt. Je nach Platzierung der Anleihe wird ein Zinssatz von 6-7,5 Prozent angeboten. Schon ab 1.000 Euro kann bei der Deutschen Börse gezeichnet werden. Ebenso über die Seite des Clubs. Am 31.07.2026 ist die Rückzahlung fällig.
Zum Hintergrund
Mit der Veröffentlichung des Prospekts für die Anleihe sind die Jahreszahlen nur bis Juni 2020 einzusehen, daher kann man die Auswirkung des leeren Stadions(keine Zuschauer erlaubt) nur erahnen. Dennoch sieht man an den Umsatzzahlen des Geschäftsjahres 2019/2020 einen Umsatzrückgang von knapp 22 Prozent auf 120 Millionen Euro. Stand der Verein Mitte 2019 noch mit einem Gewinn von knapp 3,5 Millionen Euro dar, so endete das Geschäftsjahr 2019/2020 mit einem Minus von 23,8 Millionen Euro. Der Umsatzrückgang zog sich im Laufe der aktuellen Saison fort. Allein im zweiten Halbjahr 2020 wuchs der Verlust von 6,3 Millionen Euro auf 17,3 Millionen…wohl gemerkt, in einem halben Jahr!
Corona vermiest die Bilanz
Die erhebliche Verschlechterung der Bilanz wiegt schwer. Die Eigenkapitaldeckung vom 30. Juni 2019 lag noch bei 14 Prozent, fiel dann am Ende des Jahres jedoch auf nur noch 6 Prozent. Wie dünn die Decke ist zeigte, sich in der Bilanz. 55 Millionen Euro an Vermögenswerten standen 60 Millionen Euro Schulden entgegen. Die Mindereinnahmen aus dem Spielbetrieb in Höhe von 19,5 Millionen Euro und zusätzlich fehlenden 3 Millionen Euro aus Werbeeinnahmen machen sich bemerkbar.
Die Transfererlöse aus den ersten Monaten 2021(Verkauf des Top Spielers D. Klaassen an Ajax Amsterdam) machen sich dann final erst bemerkbar, wenn das erste Halbjahr 2021 rum ist, bzw wenn das Geschäftsjahr 2020/2021 abgeschlossen wird.
„Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der bestehenden Covid-19-Pandemie, verbunden mit der weiter unsicheren diesbezüglichen Entwicklung, besteht wie bereits im Konzernabschluss zum 30.06.2020 sowie im Zwischenkonzernabschluss zum 31.12.2020 jeweils dargestellt ein wesentliches Bestandsrisiko für den SV Werder Konzern“, heißt es im Prospekt.
Ziel der Anleihe

Klaus Filbry, Vositzender der Geschäftsführung Werder Bremen(Bild Werder.de)
Mit dem Erlös der Anleihe möchte der Verein sich strategisch weiterentwickeln(Nachwuchsförderung, Digitalisierung, Nachhaltigkeitsprojekte) und seine Liquidität stärken. Zeichnungszusagen lagen bis letzter Woche schon im zweistelligen Millionen-Bereich. Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Unser Angebot richtet sich an Privatanleger und institutionelle Investoren. Die sehr positiven Rückmeldungen aus der im Vorfeld erfolgten Ansprache ausgewählter Investoren machen uns sehr zuversichtlich, hier ein attraktives Kapitalmarktprodukt zu haben.“
2. Liga droht
Bis zum 15. September muss Werder finanzielle Auflagen erfüllen um die Lizenz zu erhalten, andernfalls droht ein Malus von 6 Punkten in der neuen Saison. Falls der Weg in die 2. Liga angetreten werden muss, rechnet der Verein mit Mindereinnahmen von 40 Prozent im Vergleich zur 1. Liga und um einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von bis zu 15 Millionen Euro. Dieser müsste dann ebenfalls aus Fremdmitteln, unter Umständen auch mit den Anleiheerlösen gedeckt werden.
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