Das Bundeskabinett hat heute die „Nationale Wasserstoffstrategie“ aktualisiert, mit dem Ziel, bis zum Jahr 2030 die doppelte Menge an grünen Wasserstoff in Deutschland zu produzieren. Die nationale Wasserstoffstrategie (NWS) umfasst 38 Maßnahmen, die bis zum Jahr 2030 die Ziele der Bundesregierung in der Wasserstoffindustrie festlegen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat eine Aktualisierung der Strategie für den Ausbau der Wasserstofftechnologie heute bekannt gegeben.
Robert Habeck: Die Faustformel ist, Wir fördern grün und nehmen alles!
Nationale Wasserstoffstrategie soll mindestens 10 Gigawatt zur Wasserstofferzeugung nutzen
Die wichtigste Änderung ist das Ziel von 5 Gigawatt zur Wasserstoffproduktion auf 10 Gigawatt. Ursprünglich wurde die nationale Wasserstoffstrategie im Jahr 2020 unter der Kanzlerin Angela Merkel und dem Wirtschaftsminister Peter Altmaier verabschiedet. Das Ziel ist nach wie vor, einen Beitrag zur Klimaneutralität von Deutschland bis 2045 beizutragen. Der Angriff von Russland auf die Ukraine hat die Gaspreise in die Höhe getrieben und einen weiteren Grund für Habeck geliefert, die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland noch mehr zu fördern und so die Abhängigkeit von Deutschland schneller zu beenden.
Deutschland setzt schon länger stärker auf Wasserstoff als die Nachbarländer. Ein weiteres Ziel der nationalen Wasserstoffstrategie ist es, ein Wasserstofftransportnetz mit mehr als 1.800 Kilometern Leitungen bis zum Jahr 2028 zu erstellen. In ganz Europa sind in diesem Zeitraum 4.500 km vorgesehen, wovon in etwa 3.000 km durch ungenutzte Erdgasleitungen entstehen soll.
Die Bundesregierung gibt nur den Rahmen auf dem 32-seitigen Papier vor. Konkrete Projekte werden nicht genannt, wie der Wasserstoff entstehen soll und wer ihn produziert. Es werden Fördergelder verteilt und Vergünstigungen. So stellt z.B. Maßnahme 1 in Aussicht, dass Strom zur Produktion von grünem Wasserstoff von Steuern, Abgaben und Umlagen befreit werden, die in Deutschland einen bedeutenden Teil der Stromkosten ausmachen. Die Fördergelder entspringen dem Energie- und Klimafonds (EKF), der im Jahr 2023 35,4 Milliarden Euro verteilen soll.
Grüner Wasserstoff durch die Nationale Wasserstoffstrategie
Die Neuerungen in der nationalen Wasserstoffstrategie zielen insbesondere auf die Förderung von grünem Wasserstoff ab. Die gesamte Wasserstoffindustrie bekommt noch mehr Unterstützung von der Bundesregierung, sodass Wasserstoff Aktien noch attraktiver in der Zukunft werden, vorwiegend im Zusammenhang mit grünem Wasserstoff. „Eine direkte finanzielle Förderung der Wasserstofferzeugung ist auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff begrenzt„, heißt es nun in der aktualisierten Version.
Der Bedarf von Wasserstoff in Deutschland wird auf 95 bis 130 Terawattstunden geschätzt. Durch die Fördergelder könnte grüner Wasserstoff schneller wettbewerbsfähig werden als die anderen Arten von Wasserstoff. Neben der Produktion von grünem Wasserstoff werden Transportnetze und Speicherzentren gefördert. Dazu werden auch bestehende Gasleitungen umgebaut. Mit einem Wasserstoffbeschleunigungsgesetz sollen im Jahr 2023 Verfahren vereinfacht und teilweise digitalisiert werden, damit der Wandel schneller fortschreitet.
Nationale Wasserstoffstrategie sieht Wasserstoffimport vor
Vergleicht man die geplante Produktionskapazität mit dem Rest der Welt, wirkt die Zahl gar nicht mehr so groß. China ist bereits der weltweit größte Wasserstoffproduzent und möchte bis um Jahr 2030 mit der Initiative Renewable Hydrogen 100 bis zum Jahr 2030 100 GW grünen Wasserstoff pro Jahr herstellen. Schätzungen der Wirtschaftsberatung PwC und eine DWV Martkumfrage schätzen die Produktionskapazität für grünen Wasserstoff in Deutschland auf insgesamt 30 GW bis zum Jahr 2030.
Die geplante Produktionskapazität von 10 GW soll für in etwa 30-40 Prozent des Bedarfs ausreichen. Die Wasserstoffproduktion alleine reicht also nicht aus und muss durch Importe ergänzt werden. „Bis 2030 werden Wasserstoff und seine Derivate insbesondere bei Anwendungen in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen sowie zunehmend im Luft- und Schiffsverkehr eingesetzt“, heißt es in der nationalen Wasserstoffstrategie.
Heute kann der Wasserstoff bereits in der Stahlindustrie eingesetzt werden. ThyssenKrupp selbst schätzt, dass das Stahlwerk in Duisburg in etwa 720.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr verbrauchen würde. Bis zum Jahr 2030 soll sich die Wasserstoffindustrie so weit entwickelt haben, dass schwere Nutzfahrzeuge und auch Luft- und Schiffsverkehr Wasserstoff nutzen kann. Industrieprozesse, die Wärme benötigen, können dagegen relativ einfach auf Wasserstoff umgerüstet werden.

Die Stahlindustrie lässt sich besonders leicht auf Wasserstoff umstellen, da Wasserstoff bei der Verbrennung mit reinem Sauerstoff bis zu 3.000 Grad Celsius erreichen kann.
Deutsche Häfen bauen bereits Wasserstoffleitungen für Wasserstoffimport
Hamburg ist der größte deutsche Hafen und ist bereits seit mehreren Jahren mit dem Bau von Wasserstoffleitungen mit einer Kapazität von rund 100 Tonnen Wasserstoff pro Stunde. Das Netz soll sowohl Tankstellen für Wasserstoffautos, als auch die Industrie versorgen. Der Hamburger Hafen selbst will Wasserstofffahrzeuge in Betrieb nehmen, die sowohl na Land, als auch im Wasser für den typischen Schwerlastverkehr zum Einsatz kommen.
Deutschland unterstützt und beteiligt sich an ausländischen Projekten in Länder mit besonders viel Sonneneinstrahlung. Aus diesen Projekten kann dann ein Großteil wieder nach Deutschland importiert werden. Das Wüstenstromprojekt Desertec soll mit internationaler Unterstützung grünen Wasserstoff aus Sonnenlicht produzieren. In dem namibischen Örtchen Lüderitz soll ebenfalls eine der weltweit größten Anlagen für grünen Wasserstoff mit deutscher Unterstützung entstehen. Das Investitionsvolumen ist so groß, wie das gesamte Bruttoinlandsprodukt von Namibia. Das Projekt verdeutlicht, dass ohne ausländische Investoren solche Anlagen nicht entstehen können. Deutschland hat bisher
Die skandinavischen Länder entwickeln sich zu einem weiteren großen Exporteur von Wasserstoff. Insbesondere Norwegen soll ein gigantisches Potenzial haben, zu einem Wasserstofflieferanten für Deutschland zu werden. Der Wirtschaftsminister Habeck hat zusammen mit dem Energieversorger RWE bereits im Frühjahr 2023 eine Vereinbarung geschlossen, damit eine entsprechende Infrastruktur bis zum Jahr 2030 geschaffen wird. Durch die enormen natürlichen Gasvorkommen in Norwegen, kann das Land sehr einfach große Mengen blauen Wasserstoff produzieren, der aus dem klassischen Erdgas durch das Entfernen von Kohlenstoff entsteht.
(TB)