Ein Wirtschaftskrieg zwischen China und USA halten viele Experten für unausweichlich, da beide Staaten ihre Machtposition weiter ausbauen wollen und dabei immer stärker an die Grenze des jeweils anderen stoßen. Die USA setzten chinesische Unternehmen auf die schwarze Liste und China setzt eigene Exportkontrollen als Antwort ein. Der Wirtschaftskrieg wird nun seit 5 Jahren offen ausgetragen.

  • Werden die Wirtschaftssanktionen weiter eskalieren und wird schlussendlich ein Handelskrieg mit Einsatz von Militär entstehen?
  • Was sind die realen Folgen der Abkopplung zwischen den USA und China und wie ist Deutschland davon betroffen?
  • Ist ein Wirtschaftskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt unvermeidlich?
Gegenüberstellungen der Importe (gelb) von chinesischen Produkten in die USA mit den US-Exporten (blau) nach China sowie dem Handelsbilanzdefizit (rot) der USA gegenüber China - Quelle: WIKI
Gegenüberstellungen der Importe (gelb) von chinesischen Produkten in die USA mit den US-Exporten (blau) nach China sowie dem Handelsbilanzdefizit (rot) der USA gegenüber China – Quelle: WIKI

Entstehung – Wirtschaftskrieg zwischen China und USA

Der Wirtschaftskrieg zwischen China und den Vereinigten Staaten (USA) begann offiziell in etwa im Januar 2018, als US-Präsident Donald Trump die ersten Sanktionen und andere Handelshemmnisse gegen China verhängt hat. Trump war der Ansicht, dass die USA seit langem unfairen Handelspraktiken durch China unterliegt und geistiges Eigentum unrechtmäßig entwendet und produziert wird. China soll sich dabei nicht an das internationale Urheberrecht (Welturheberrechtsabkommen) halten oder nicht stark genug gegen Verstöße durch einzelne Unternehmen aus China vorgehen. In Deutschland ist die „billige China Kopie“ ebenfalls ein bekannter Begriff geworden.

Während den Wahlen zur Präsidentschaft in 2016 hatte Trump versprochen, das Handelsdefizit zu China zu reduzieren. Als amerikanischer Präsident wollte Trump mit dem Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA zukünftige Verluste der USA minimieren und geistiges Eigentum auf einem „friedlichen“ Weg schützen. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es als Antwort auf die ersten Sanktionen: „China hat nicht die Absicht, die Vereinigten Staaten herauszufordern oder sie zu ersetzen“.

Wirtschaftskrieg zwischen China und USA durch MAGA – Make America Great Again Bewegung
Wirtschaftskrieg zwischen China und USA durch MAGA – Make America Great Again Bewegung

Verlauf – Wirtschaftskrieg zwischen China und USA

China hat seit den Wirtschaftsreformen der 70er Jahre die Exporte stark ausgebaut. Seit dem Jahr 1997 hat die USA ein Handelsdefizit von etwas mehr als 300 Mrd. US-Dollar aufgebaut. Die Sanktionen aus 2018 haben das angesammelte Handelsdefizit von etwa 400 Mrd. US-Dollar auf etwa 300 Mrd. US-Dollar reduziert. Mit keinem anderen Land hat die USA ein so großes Defizit aufgebaut, also Jahr für Jahr mehr exportiert, als importiert.

Die Sanktionen in der Handelspolitik der USA begann mit Zöllen auf Solarpaneele und Waschmaschinen aus China im Jahr 2018. Der nationalistische Begriff „America First“ aus dem 19. Jahrhundert oder „MAGA – Make America Great Again“ wurde öfters in diesem Zusammenhang benutzt und durch Donald Trump wiederbelebt. Neben Zoll auf Stahl und Aluminium wurden Zölle auf über 1.300 Güter wie Flachbildfernseher, Waffen, Satelliten, medizinische Geräte, Flugzeugteile und Batterien beschlossen. Als Antwort hat China im Wirtschaftskrieg mit den USA 25 % Zoll auf 106 Güter wie Autos, Flugzeuge und Sojabohnen beschlossen, um den Import aus den Vereinigten Staaten zu beenden. Die Liste der Produkte wurde immer länger, wobei die 25 % Zollgebühren standardmäßig verhängt wurden. Später wurden Produkte von bestimmten Unternehmen verboten, wie z.B. Huawei Technologie.

In den Verhandlungen, um den Wirtschaftskrieg zwischen China und USA zu beenden, hatte China angeboten, deutlich mehr Produkte aus den USA zu kaufen, damit kein Handelsdefizit mehr entsteht. Nachdem der Handelskrieg im Jahr 2019 eskalierte, indem der gesamte Handel einem Zoll unterlag, einigten sich beide Seiten im Januar 2020 auf den „Phase-One-Deal“, der im Dezember 2021 wieder auslief. Der Wirtschaftskrieg zwischen China und USA hat beide Länder zwischenzeitlich zu einem Tiefpunkt gebracht. Am Ende der Trump-Präsidentschaft im Jahr 2021 wurde der Wirtschaftskrieg als Misserfolg für die USA gewertet, dennoch hat sein Nachfolger Joe Biden hat die Zölle beibehalten.

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Aktuelle Lage – Wirtschaftskrieg zwischen China und USA

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist seit mehr als zwei Jahren nicht mehr im Amt, aber eine vollständige Abkopplung von China könnte wieder auf der Agenda stehen, falls die MAGA-Bewegung im Jahr 2024 wieder ins Weiße Haus einzieht. Die angesehene Universität Yale und einige andere sehen in MAGA einen Endzeitkult, der mehr an Gott glaubt als an die Wissenschaft und Amerika ohne Rücksicht auf andere Staaten an der weltweiten Spitze halten will.

Nachdem die WTO (Welthandelsorganisation) die Zölle auf Aluminium und Stahl als Regelverstoß eingestuft hat, hat die aktuelle Biden Regierung die Entscheidung der WTO verurteilt und die Zölle trotzdem beibehalten und die Welthandelsorganisation damit missachtet. Obwohl die Europäische Union die USA dafür kritisiert hat, hat sich die EU im Jahr 2023 an der Handelsblockade gegen China für Technologie zur Produktion von Computerchips beteiligt. China verhängt weiterhin regelmäßig Exportkontrollen für seltene Erden und kritische Mineralien für die Herstellung von High-Tech, die auch Europa betreffen.

Aktuelle weitet sich der Wirtschaftskrieg zwischen China und USA auf weitere westliche Länder und die EU aus. Deutschland hat ein ähnliches Handelsdefizit zu China und importiert aus keinem anderen Land so viel (-84,3 Mrd. Euro in 2022). Dafür ist USA seit 2015 der größte Importeur aus Deutschland mit einem Handelsüberschuss von 64,4 Mrd. Euro im Jahr 2022 (+26,8 % zu 2021).

 

China wird USA als größte Wirtschaft der Welt überholen

Die vergangenen Vorhersagen haben immer vorausgesagt, dass China eines Tages ein größeres Bruttoinlandsprodukt (BIP) als die USA haben wird und damit die USA als größte Wirtschaft der Welt ablösen wird. Neben dem BIP gibt es natürlich noch viele weitere wichtige Wirtscahftsindikatoren für einen Staat. Nur bei dem Zeitpunkt waren sich die internationalen Wirtschaftsprofis nie ganz einig. Im Jahr 2022 hat China ein BIP von 18.100 Mrd. US-Dollar und USA 25.464 Mrd. US-Dollar, damit erreicht die chinesische Wirtschaftsleistung 71 % von den USA. Auf Platz 3 kommt Japan mit 4.233 Mrd. US-Dollar und auf Platz 4 folgt Deutschland mit 4.075 Mrd. US-Dollar. Die Zahlen verdeutlichen, dass kein anderes Land an die Wirtschaftsmacht dieser Länder heranreicht. Vergleicht man die Kaufkraftparität (engl. Purchasing power parity – PPP), die den Wechselkurs und die Preise für Produkte in dem eigenen Land einbezieht, überholte China bereits im Jahr 2014-2016 die USA und hat den Abstand auf über 30 % gegenüber den Vereinigten Staaten ausgebaut.

Das starke jährliche Wachstum lässt die Analysten schon lange spekulieren, wann USA den ersten Platz abgeben muss. Die Investmentbank Goldman Sachs hat bereits im Jahr 2003 ein Paper veröffentlicht, in dem 2041 als das entschiedene Jahr genannt wird. In einer neueren Prognose aus 2011 für die Wirtschaft von China und USA wurde als Entscheidungsjahr bereits 2026 von Goldman Sachs genannt. Die aktuelle Vorhersage von Goldman Sachs liegt auf das Jahr 2035. Die meisten Investmentbanken und Ratingagenturen ändern ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum teilweise monatlich. Seit April 2023 werden die Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum von China wieder herunter geschraubt.

Verschiedene Vorhersagen für Gleichstand zwischen dem BIP von China und USA:

  • Goldman Sachs (2003): 2041
  • Goldman Sachs (2011): 2026
  • Goldman Sachs (2022): 2035
  • OECD (2021): 2030
  • Capital Economist (2023): NIE
  • JPMorgan (2022): 2030-2032
  • IWF – Internationaler Währungsfonds (2023): 2035

 

Wirtschaft in China tritt auf die Bremse

Der Wirtschaftskrieg zwischen USA und China hat bereits Wirkung gezeigt, sowohl für das Wachstum von China, als auch für das Handelsdefizit zwischen China und USA. Aktuelle hat China aber mit vielen weiteren Problemen zu kämpfen, welche das Wirtschaftswachstum des Landes verlangsamen:

  • Bevölkerungswachstum auf Höchstpunkt und wird abfallen (ca. -15 % in den nächsten 15 Jahren)
  • Arbeitslosigkeit der jungen Bevölkerung (21,3 %)
  • Immobilienkrise (Verschuldung + Investitionen ca. -20 % zum Vorjahr)
  • Wirtschaftskrieg zwischen USA und China – Sanktionen von China und EU auf High-Tech

Auswirkungen auf Afrika

Die Welt wächst immer näher zusammen und von den Machtkämpfen bleibt auch Afrika mit seinen enormen Bodenschätzen nicht verschont. Es liegt auf der Hand, dass der Druck auf die Afrikaner, sich in dem zunehmend erbitterten Kampf zwischen China und den USA für eine Seite zu entscheiden, weiter zunimmt. Afrika ist heute fast zu gleichen Teilen mit der Europäischen Union, den USA und den Ländern des globalen Südens (u. a. China und Indien) verbunden, und die wirtschaftliche Dynamik liegt bei der letzteren Gruppe. Das BRICS-Bündnis würde den Kontinent stark an China binden und den Handel weiter ausbauen. Auf Afrika entfallen rund 3 Prozent des weltweiten BIP (zu Marktwechselkursen). In aggressivsten Wachstumsprognose könnte Afrika diesen Anteil bis zur Mitte des Jahrhunderts fast verdreifachen auf etwa 9 %.

Der Wert der Ausfuhren aus Subsahara-Afrika nach China hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verzehnfacht. China hat sich zu einer wichtigen Finanzierungsquelle für die afrikanischen Länder entwickelt. Aktuelle zeigt der Putsch in Niger, die Abhängigkeit von vielen Staaten zu Afrika. Frankreich benötigt das Uran aus der Region, da fast der gesamte Strom aus Atomkraftwerken erzeugt wird. Daher haben die Franzosen schnell militärische Unterstützung zugesagt, um das ECOWAS Bündnis zu unterstützen.

Unterdessen ist die Entwicklungshilfe – vor allem aus den EU-Mitgliedstaaten und den USA – von Spitzenwerten von etwa 6 Prozent des afrikanischen BIP in den 1990er Jahren auf durchschnittlich nur 2,5 Prozent im letzten Jahrzehnt gesunken, da die afrikanischen Volkswirtschaften an Größe gewonnen haben. Wichtiger als die Hilfe sind die ausländischen Direktinvestitionen (ADI). Obwohl die Ströme zurückgegangen sind, ist der Bestand an ADI aus dem Westen in Afrika viel größer, und das Potenzial für bedeutende zukünftige Zuflüsse ist größer. Auf China entfielen Ende 2020 nur 6 Prozent der ADI-Bestände in Afrika, obwohl die Ströme in den letzten Jahren zugenommen haben. Mit der Afrikanischen Union, ihren 55 Staaten und einer integrierten Freihandelszone hätte Afrika jedoch eine viel größere globale Stimme und wäre ein attraktives Investitionsziel.

Aktien aus China sinnvoll in Anbetracht des Wirtschaftskriegs zwischen USA und China?

Die USA verfügen über weitaus mehr Macht als nur ihr BIP. Amerika hat Bündnisse mit der ganzen Welt und viel mehr sogenannte Soft-Power. Das bedeutet, dass die USA ein viel besseres Ansehen genießt als China und daher eher eine Zusage bei einer Anfrage erhält, als China. Mit dem Inflation Reduction Act zieht die USA aktuelle Unternehmen und viel know-how aus der ganzen Welt an. Zudem hat USA das größere Militär und verfügt über mehr als 50 Jahre Einsatzerfahrung aus dem Vietnam, dem Nahen Osten und weiteren Staaten. China hat ebenfalls erkannt, dass ein gutes internationales Ansehen notwendig ist, um langfristig Erfolg zu haben. Daher hat China in den letzten Jahren stark an ihrer Soft-Power gearbeitet.

China hat es in einigen Bereiche geschafft zum Marktführer zu werden und muss nicht mehr andere Produkte nachahmen. Daher macht es Sinn weiterhin in Aktien aus China zu investieren, auch wenn aktuell noch Sanktionen von den USA und der EU verhängt werden. China ist dabei, sich von einem Entwicklungsland zu einem Industriestaat zu entwickeln. Das Wirtschaftswachstum war seit fast vier Jahrzehnten auf einem sehr hohen Niveau und hat jetzt eine Grenze erreicht, die in einigen Krisen enden könnte. Der Technologiebereich, insbesondere künstliche Intelligenz, Nanotechnologie und Biotechnologie gelten als größte Wachstumssektoren in diesem Jahrhundert. Durch das umfassende Überwachungskonzept der Bevölkerung in China wird die Informationstechnologie stark ausgebaut.

Im Bereich erneuerbare Energien und E-Autos gibt es ebenfalls starke Konkurrenten. Da der Technologiebereich von Seltenen Erden aus China abhängt, haben chinesische Unternehmen einen entschiedenen Vorteil gegenüber internationalen Konkurrenten. Eine Entkopplung der Weltwirtschaft von China ist in einem Machtkampf daher entscheidend, um eine Machtposition weiter auszubauen. Daher sind kurzfristige Investitionen in Aktien aus China in der aktuellen Lage riskant, aber könnten lohnenswert sein. Man kann schnell in die Bullenfalle gehen, wenn man auf steigende Aktienkurse aufspringt.

Entkopplung zwischen China, USA und der Welt

Wie machbar ist die Entkopplung von China wirklich?

Eine vollständige Entkopplung ist für niemanden sinnvoll. Langfristig möchten alle Staaten mit anderen Staaten Handel betreiben. Da Chinas Wirtschaft zu stagnieren beginnt, ist das Land mehr denn je auf den Außenhandel angewiesen. Zudem gehen viele Prognosen davon aus, dass ab dem Jahr 2030 das globale Wachstum einen Höhepunkt erreichen wird. Für Deutschland bleibt China ein wichtiger Handelspartner in der Zukunft, da sowohl Deutschland auf Produkte aus China angewiesen ist, als auch China Technologie und Produkte aus Deutschland braucht.

Bisher ist die Integration von China in das westliche Wirtschafts- und Politiksystem nicht gelungen. China baut sich mit den BRICS-Staaten ein paralleles System zu den G7 auf und möchte dabei selbst den Ton angeben. Allgemein ist ein friedlicher Konkurrent gut für das Wachstum von beiden Seiten. Die Entwicklung von China wird in den nächsten 5 bis 10 Jahren spannend bleiben. Für Indien wird ebenfalls vorausgesagt, dass es die amerikanische Wirtschaft überholen wird, aber erst ab dem Jahr 2075. Mit dem BRICS-Bündnis könnte sich das beschleunigen.

Obwohl es so aussieht, als ob China keine Annäherung an den Westen möchte, wurde vor kurzem der Phase-One-Deal unterschrieben, nachdem der Wirtschaftskrieg zwischen USA und China eskaliert war. Dadurch sollte China die Importe für ausgewählte Produkte aus den USA verdoppeln, hat dies jedoch nie vollständig umgesetzt.

Deutschland und EU profitierten vom Wirtschaftskrieg

Die EU konnte während des Wirtschaftskriegs zwischen USA und China die Exporte nach China um etwa ein Fünftel steigern. Deutschland und Europa haben in dieser Hinsicht von dem Wirtschaftskrieg profitiert, wie auch einige andere Teile der Welt. Die stumpfe Strategie von Trump, Zollgebühren auf alles zu legen und schwarze Listen zu führen, hat mehr Schaden angerichtet und fördert den Handel mit anderen Nationen, um das Defizit auszugleichen.

Die aktuelle Regierung von Joe Biden in den USA verfolgt daher jetzt eine neue Strategie im Wirtschaftskrieg zwischen USA und China. Sanktionen sollen zielgerichteter sein und Verbündete müssen mit einbezogen werden. Daher ist die EU an den aktuellen Sanktionen gegen die Chipindustrie beteiligt. Mit dem Europäischer Ansatz für wirtschaftliche Sicherheit dürfen Unternehmen keine Supercomputer, Quantentechnologie, künstliche Intelligenz und fortschrittliche Halbleiter mehr in bestimmten Ländern herstellen oder exportieren. Der Vorschlag von Ursula von der Leyen und ihren Beratern richtet sich dabei auch gegen China und Russland.

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