Die unabhängige Expertenkommission will die 19 Millionen Gasheizungen mit einer Preisbremse stützen. Doch wer mit Öl heizt, geht leer aus. Jetzt ist die Ampelkoalition wieder mal in Erklärungsnot. Die Ampelkoalition vergisst 10 Millionen Haushalte mit Ölheizung.

 

Kostensenkung der Ampelkoalition – vorbei an 10 Millionen Haushalten

Wer sein Haus oder seine Mietwohnung mit Gas beheizt, soll laut Ampelkoalition einen finanziellen Zuschuss erhalten. Wie sieht es aber bei den Haushalten aus, die eine Ölheizung betreiben? In Deutschland heizen ca. 10 Millionen Haushalte mit Öl. Die unabhängige Expertenkommission Gas und Wärme will den Nutzern von Gasheizungen unter die Arme greifen. Sie sollen von der Preisbremse profitieren, auch die Nutzer von Fernwärme. Nutzer von Ölheizungen bekommen nichts.

Der Preis für Heizöl ist seit dem September 2022 von durchschnittlich 0,74€ auf 1,60€ pro Liter angestiegen. Das sind 117% mehr, also etwas mehr als der subventionierte Gaspreis. Die Mehrkosten für Verbraucher liegen deshalb auch etwas höher. Singles mit Ölheizung auf 50 qm zahlen 663€ mehr, bei Paaren auf 80 qm sind es 1061 € und bei Familien auf 120 qm sind es 1592 €. Die Preise für Heizöl sind in diesem Jahr auch deutlich gestiegen, jedoch nicht so stark wie die Gaspreise. Unterm Strich bezahlen Verbraucherinnen und Verbraucher mit Ölheizungen demnächst deutlich mehr als Verbraucher, die eine Gasheizung haben.

Die Expertenkommission Gas und Wärme hatte Anfang dieser Woche in Berlin ihre Vorschläge für die zweistufige Gaspreisbremse vorgestellt. Demnach sollen Gas- und Fernwärmenutzer die Abschlagszahlung für Dezember erstattet bekommen. Ab März 2023 und voraussichtlich bis April 2024 soll dann die Gas- und Wärmepreisbremse greifen. Dieses Papier sieht u.a. vor, dass für eine Grundmenge Gas (80 % des Verbrauches des Vorjahres) ein staatlich garantierter Bruttopreis inklusive aller staatlich veranlassten Preisbestandteile von 12 Cent/ KWh Gas garantiert wird. Kunden mit Fernwärme sollen einen garantierten Preis von 9,5 Cent/ KWh Fernwärme bekommen (80 Prozent des Verbrauchs des Vorjahres).

Der Preis von 12 Cent/ KWh Gas entspricht etwa dem Doppelten gegenüber dem Vorkrisenniveau. Man wolle die Verbraucher damit an die „neue Normalität“ gewöhnen, so die Gaskommission der Bundesregierung. Momentan liegen die Preise deutlich darüber. Mittelfristig gelten aber 12 Cent als realistisch.

 

Kommission stellt Stufenmodell vor

Der finanzielle Nachteil für die Ölheizungsnutzer beläuft sich nach Angaben des en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie auf ca. 658 Euro pro Jahr. Der Verband rechnet wie folgt: Bei einem Verbrauch von 2000 Liter Heizöl (ca. 20.000 KWh) und einem Preis von 1,70 €/ Liter Heizöl (17 Cent/KWh) ergeben sich Kosten für einen Haushalt mit Ölheizung von ca. 3400 €.

Für den vergleichbaren Haushalt, der mit Erdgas heizt und auch 20.000 KWh verbraucht, rechnet man mit Kosten von ca. 4108 € ohne Entlastungsmaßnahmen, also 20,54 Cent/KWh. Wenn die Gaspreisbremse so in Kraft treten sollte, wie die Expertenkommission vorgeschlagen hat, werden 80 Prozent des Gasverbrauchs, also 16.000 KWh, zu 12 Cent/KWh abgerechnet, in Summe 1920 €. Dazu kommen 4000 KWh zu je 20,54 Cent, daraus ergeben sich 821,60 €. Insgesamt wäre das eine Gasrechnung von ca. 2742 €. Im Vergleich zu 3400 € für die Ölheizung ergibt sich die Differenz von 658 €.

Die Einmalzahlung im Dezember ist dabei noch nicht berücksichtigt. Die unabhängige Expertenkommission Gas und Wärme schlägt nur für die 19 Millionen Gasheizungen in Deutschland die Preisbremse vor. Doch wer mit Öl heizt, geht leer aus. Die Koalition will sich diesem Thema demnächst widmen, sagt sie.

Kostensenkung der Ampelkoalition – vorbei an 10 Millionen Haushalten
Kostensenkung der Ampelkoalition – vorbei an 10 Millionen Haushalten

 

Expertenkommission der Ampelkoalition sollte nur Gas billiger machen

Die unabhängige Expertenkommission argumentiert, es wäre nur ihr Auftrag gewesen, Vorschläge für eine Gaspreisbremse zu entwickeln, ein Modell zur Verringerung der Heizölpreise war nicht Gegenstand ihrer Betrachtungen.

Karen Pittel vom Ifo-Institut, die der Kommission angehört, äußerte dazu, dass sich die Kommission mit dem Thema auseinandersetzen werde: „Wie mit Härtefällen umgegangen wird, die natürlich auch bei Haushalten auftreten können, die nicht mit Erdgas heizen, wird eines der Themen der Kommissionsarbeit in den kommenden Wochen sein. Des Weiteren denkt man über eine ergänzende Entlastung für ärmere Haushalte nach, unabhängig davon, wie der Haushalt heizt.

Auch die Politiker der Ampelkoalition haben das Thema erkannt. „Die Preise für Gas sind wesentlich höher gestiegen als für Öl. Die Gaskommission hatte auch nur den Auftrag, eine Gaspreisbremse zu entwickeln, und hat geliefert“, sagt Bernd Westphal, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. „Dennoch prüfen wir die Situation und Kostenbelastungen im Wärmebereich. Wenn nötig wird entlastet, obwohl jedem klar ist, dass der Staat nicht alle Preissteigerungen kompensieren kann“, ergänzte er.

 

War die Ölheizung eine Fehlinvestition?

Von den 40,6 Millionen Wohnungen in Deutschland werden 19,6 Millionen Wohnungen mit Erdgas beheizt, 10,4 Millionen mit Öl und 5,6 Millionen mit Fernwärme. Der Rest heizt mit alternativen Heizungsvarianten, so Holzpellet-Heizungen und strombetriebene Heizungen.

Gerade Eigenheimbesitzer, die sich in den vergangenen Jahren oft mit Unterstützung von staatlichen Förderprogrammen eine Ölheizung einbauen ließen, stehen jetzt im Regen – und vor der Frage: War die Ölheizung eine Fehlinvestition? Hybride Heizungsmethoden werden jetzt zusätzlich in Betracht gezogen Oft ist die „moderne Ölheizung“ noch gar nicht abgezahlt, sodass man über einen Heizungsausbau nachdenken könnte.

Offen bleibt die Frage an die Ampelkoalition, ob die Besitzer von Ölheizungen etwas vom lauwarmen Subventionsregen abbekommen. Wieviel soziale Gerechtigkeit werden die Häusle-Besitzer mit Ölheizung erfahren? Wie schon so oft in deutschen Gesetzen werden „Randgruppen“ nicht berücksichtigt oder erst nach erheblichem Widerstand in der Öffentlichkeit. Vielleicht gründet sich bald die Partei der Alternativen (Heizungen)?

HZ

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