Zahlreiche Millionäre und Milliardäre haben China entweder verlassen oder planen dies in naher Zukunft zu tun. Angesichts der strikten Null-COVID-Politik von China denken viele wohlhabende Chinesen darüber nach, ihr Land zu verlassen.

China und Russland am stärksten betroffen

Rund 10.000 vermögende Privatpersonen in China wollen ihr Land in diesem Jahr verlassen und könnten ein Vermögen von 48 Milliarden Dollar mitnehmen, wie aus einem Bericht von dem Beratungsunternehmen für Investitionsmigration Henley and Partners hervorgeht. Demnach wollen in Russland sogar 15.000 der Millionäre und Milliardäre ihr Land verlassen. Das Lieblingsziel der Russen ist Dubai und die UAE.

Darüber hinaus sei die Zahl der wohlhabenden Einwohner Hongkongs, die das Land verlassen wollen, ebenfalls sehr hoch. Die Stadt ist eine besondere autonome Region von China und hat auch eine ähnlich dynamische Null-COVID-Politik erlassen, da Peking ein genaues Auge auf die Stadt geworfen hat. Der gleiche Bericht schätzt, dass 3.000 der wohlhabenden Oberschicht mit etwa 12 Milliarden Dollar das Land verlassen möchte. China und Hongkong kommen so zusammen auf 60 Milliarden Dollar oder knapp 50 Mrd. Euro.

Vermögende Bürger sehen sich jedoch mit mehreren großen Hindernissen konfrontiert, wenn diese ihr Land mitsamt Vermögen verlassen wollen. China setzt bei der Null-COVID-Politik ganze Städte unter Quarantäne, auch wenn nur einzelne Fälle in der Stadt bekannt sind. Die Regierung schätzt, dass die Strategie 1 Million Todesfälle und 50 Millionen Erkrankungen verhindert hat. Es wurden weniger als 6.000 Todesfälle durch Covid auf dem Festland gemeldet, die meisten davon zu Beginn der Pandemie. China hat diese Zahlen genutzt, um sein Regierungssystem als überlegen darzustellen. China möchte das Virus vollständig ausrotten, bevor es die Maßnahmen lockert.

Xi Jinping’s Regierung will die Flucht der Milliarden verhindern

Die Regierung in Peking hat Maßnahmen ergriffen, um den massiven Abfluss von Reichtum aus dem Land zu verhindern. Die Regierung hat bereits mit einer selbstverschuldeten, angeschlagenen Wirtschaft, steigender Jugendarbeitslosigkeit und weiteren COVID-Ausbrüchen nach der Freisetzung des Virus in der Welt zu kämpfen.

Die fortgesetzten strengen Abriegelungen, die nur die einfachen Bürger und nicht die kommunistische Elite des Landes betreffen, stoßen bei der Bevölkerung auf große Ablehnung. Im Mai erklärte die chinesische Einwanderungsbehörde, sie werde damit beginnen, „die nicht unbedingt notwendigen Ausreiseaktivitäten chinesischer Bürger einzuschränken … und eine strenge Ein- und Ausreisepolitik durchzusetzen“, und begründete dies mit der Notwendigkeit, das Virus einzudämmen. Viele Chinesen sahen in dieser Maßnahme jedoch eine Möglichkeit, den Verlust von Intelligenz und Geld drastisch zu begrenzen.

Chinas strenge Ausreise- und Einreisepolitik hat es den Bürgern schwer gemacht, die für die Ausreise erforderlichen Dokumente zu erhalten, einschließlich der Beschaffung von Pässen. Die Regierung hat im vergangenen Jahr die Erneuerung von Reisepässen für „nicht unbedingt notwendige Reisen“ gestoppt, während einige Stadtverwaltungen Geburts- oder Heiratsurkunden, mit denen Visa beantragt werden können, nicht mehr beglaubigen. Nur 10 % der chinesischen Bevölkerung besitzen überhaupt einen Reisepass.

Skyline in China bei Nacht
Skyline in China bei Nacht

Chinesische Bevölkerung will Land verlassen

Einem Bericht der Denkfabrik CFR zufolge stiegen die Suchanfragen nach „wie man nach Kanada umzieht“ auf Chinas beliebtester Messaging- und Social-Media-App WeChat bis März 2022 um 440 % an. Einem Bericht von Bloomberg zufolge haben sich die Anfragen von Migrationsberatern und Anwälten, die ihren Wohnsitz verlagern wollen, in den letzten Monaten um das Drei- bis Fünffache erhöht. Am beliebtesten ist Singapur bei den Superreichen, das benachbarte Taiwan wird eher gemieden aufgrund zunehmender Konflikte,

China hat auch strenge Regeln für den Geldtransfer aus dem Land heraus. Chinesische Bürger dürfen pro Jahr nur 50.000 chinesische Yuan in ausländische Währungen umtauschen. Das entspricht ca. 7.250 €. Die Umgehungen dieser Regel, wie die Verwendung von Kryptowährungen, sind angesichts des jüngsten Verbots der meisten Kryptoaktivitäten in China zunehmend problematisch geworden.

„Können Sie sich vorstellen, dass ich zu Beginn der Abriegelung in der am weitesten entwickelten Stadt Chinas fast verhungert wäre?“, sagte der 46-Jährige in einem Interview. Dieser hat vor kurzem einen Großteil seiner Mehrheitsbeteiligung an zwei Spitzenrestaurants in Shanghai für 20 Millionen Yuan (2,9 Millionen Euro) verkauft und einen Einwanderungsanwalt und Vermögensverwalter eingestellt hat, der ihm beim Umzug helfen soll. „Ich bin sehr traurig, aber es ist Zeit zu gehen„.

(TB)