Der KI-Boom weitet sich mit den Quartalszahlen von Nvidia aus und beschert dabei dem norwegischen Staatsfonds für die Rente einen weiteren Rekordgewinn. Gleich zwei neues Start-ups für künstliche Intelligenz (KI) werden von ehemaligen Google Mitarbeitern gegründet. Der ehemalige Google Chef Eric Schmidt fokussiert sich auf eine KI für Wissenschaft und ein weiteres Start-up für künstliche Intelligenz entwickelt eine Schwarm-KI mit ehemaligen Google KI-Spitzenforschern.

 

 

Rekordjahr von Nvidia zeigt den KI-Boom in Zahlen

Der Aktienkurs von Nvidia stiegen am Donnerstag um 4,3 % auf ein Rekordhoch und befeuerten die Tech-Aktien weltweit, nachdem das Unternehmen einen Quartalsumsatz prognostiziert hatte, der die Erwartungen übertroffen hat. In dem letzten Geschäftsquartal von Mai bis Juli verdoppelt Nvidia den Umsatz auf 13,5 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr, der Nettogewinn vervielfachte sich von 0,7 auf 6,2 Mrd. USD. Nvidia nutzt die Rekordgewinne, um ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 25 Mrd. USD durchzuführen.

Die Quartalsergebnisse, die am späten Mittwoch, den 23.08.2023 von Nvidia veröffentlicht wurden, signalisierten, dass der KI-Boom an der Wall Street noch lange nicht vorbei ist. Die Aktien von Nvidia stiegen heute auf 491,2 US-Dollar und übertrafen damit ein Allzeithoch, das Anfang dieser erreicht war. Mit dem neuen Allzeithoch ist Bewertung des Unternehmens, das Anfang des Jahres als erster Chiphersteller die Billionen-Dollar erreicht hat, um weitere rund 50 Milliarden Dollar gestiegen. Für das aktuelle Quartal erwartet Nvidia ein weiteres Umsatzwachstum von 16 Mrd. USD.

Das durchschnittliche Kursziel der Analysten für die Aktie hat sich seit Mai fast verdoppelt und liegt nun bei 600 USD, nachdem die Prognose des Unternehmens für einen Umsatzsprung von 50 % im zweiten Quartal die Aktien in die Höhe schnellen gelassen hatte. Nvidia war der größte Nutznießer des Aufstiegs von ChatGPT und anderen generativen KI-Apps, die praktisch alle von seinen Grafikprozessoren angetrieben werden. Der KI-Boom hat seit Jahresbeginn alle ETFs im Technologiebereich nach oben gezogen und insgesamt für viele Rekorde gesorgt.

Geschäft mit Privatkunden nur um 22 Prozent auf 2,49 Milliarden gestiegen, während Umsatz mit  Rechenzentren um 171 Prozent steigt.

Geschäft mit Privatkunden nur um 22 Prozent auf 2,49 Milliarden gestiegen, während Umsatz mit Rechenzentren um 171 Prozent steigt.

Norwegischer Staatsfonds mit Rekordgewinn in 2023 durch KI-Boom

Der norwegische Staatsfonds verzeichnete in der ersten Hälfte des Jahres bereits einen erheblichen Gewinn von 1.501 Milliarden Kronen (143 Milliarden US-Dollar), bevor Nvidia die aktuellen Zahlen veröffentlicht hat. Der Gewinn ergab sich größtenteils aus dem KI-Boom und dem Wachstum von US-Tech-Unternehmen, insbesondere Nvidia. Der norwegische Staatsfonds gilt als Vorbild für die diskutierte und geplante Aktienrente in Deutschland.

Der norwegische Staatsfonds verfügt über 1,4 Billionen US-Dollar Kapital und erlebte seit Jahresbeginn einen Anstieg von fast 39 % in seinen Beständen an Technologieunternehmen. Besonders Apple, Microsoft und Nvidia trugen dazu bei, die Gesamtrendite des Fonds auf 10 % zu steigern. Der KI-Boom hat dazu geführt, dass Technologieunternehmen weltweit florierten, und dies führte kürzlich dazu, dass der norwegische Staatsfonds begann, seine übermäßige Position im US-Technologie-Sektor zu reduzieren, um mögliche Risiken im Zusammenhang mit dem KI-Boom zu mindern.

Wie stark der Trend künstlicher Intelligenz tatsächlich ist, zeigen die detaillierteren Quartalsergebnisse von Nvidia. Im Bereich Rechenzentren stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 171 Prozent auf 10,32 Milliarden Dollar, während das Geschäft mit Privatkunden für Gaming- und Office-Computern nur um 22 Prozent auf 2,49 Milliarden gestiegen ist.

Spitzenforscher von Google entwickeln Schwarmintelligenz nach dem Beispiel der Natur

Spitzenforscher von Google entwickeln Schwarmintelligenz nach dem Beispiel der Natur

Spitzenforscher von Google gründen KI Start-Up für Schwarmintelligenz

Zwei ehemalige Spitzenforscher von Google gründen Sakana AI in Tokio, um eine Schwarmintelligenz aus vielen kleinen KIs zu entwickeln. Llion Jones und David Ha wollen dabei einen neuen Ansatz verfolgen, indem kleinere KI-Modelle eine Basis erstellt, die miteinander kommunizieren kann. Einzelheiten zur Finanzierung werden geheimgehalten.

Anstatt ein riesiges Modell zu entwickeln, das all diese Daten aufsaugt, könnte unser Ansatz darin bestehen, eine große Anzahl kleinerer Modelle zu verwenden, von denen jedes seinen eigenen Vorteil und einen kleineren Datensatz hat, und diese Modelle miteinander kommunizieren und arbeiten zu lassen, um ein Problem zu lösen, sagte David Ha, wobei er klarstellte, dass dies nur eine Idee war.

Llion Jones ist der fünfte Autor des Google-Forschungspapiers „Attention Is All You Need“ aus dem Jahr 2017, in dem die „Transformer“-Architektur für „deep learning“ vorgestellt wurde, die später die Grundlage für den viralen Chatbot ChatGPT und den aktuellen Wettlauf um die Entwicklung von generativer KI bildet. David Ha war zuvor Forschungsleiter bei Stability AI und Forscher bei Google Brain, die „deep learning“ Abteilung von Google.

Alle Autoren des Papers „Attention Is All You Need“ haben Google inzwischen erfolgreich verlassen. Alle Unternehmungen der Autoren wurden von Risikokapitalgebern in Millionenhöhe finanziert. Der Grund ist meistens, dass die Forscher bei Google nicht genügend Freiheit haben und zu viel Bürokratie ist, um ein Herzensprojekt umzusetzen.

Ehemaligen Google Chef Eric Schmidt will mit KI forschen

Der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt baut eine Organisation auf, die wissenschaftliche Herausforderungen mit künstlicher Intelligenz angehen soll. Schmidt hat bereits zwei erfahrene Wissenschaftler eingestellt, um die gemeinnützige Initiative zu leiten. Samuel Rodriques, Gründer des Applied Biotechnology Laboratory am Francis Crick Institute, und Andrew White, Professor an der University of Rochester und Pionier bei der Nutzung künstlicher Intelligenz in der Chemie. Schmidt selbst ist nebenbei technischer Berater für das bekannte MIT aus den USA.

Schmidt möchte, dass die neue gemeinnützige Organisation eine große Anziehungskraft auf Spitzenkräfte in den Bereichen Wissenschaft und künstliche Intelligenz ausübt. Es sind zwei Bereiche, die zusammenwachsen, um potenzielle Durchbrüche in allen Bereichen von der Arzneimittelforschung bis zu den Materialwissenschaften zu ermöglichen. Schon heute gibt es Anwendungen von KI in der Medizin, z.B. zur Erkennung von Krebs. Die Finanzierung wird größtenteils aus Schmidts persönlichem Vermögen stammen, aber angesichts des ehrgeizigen Projekts könnten Fremdmittel erforderlich sein.

Schmidt beabsichtigt, wettbewerbsfähige Gehälter und Ressourcen anzubieten, insbesondere Rechenleistung, die in der akademischen Welt nur schwer zu bekommen ist. Das Projekt befinde sich noch im Anfangsstadium und wird die amerikanische Forschung zuerst beeinflussen. Insgesamt spiegelt der KI-Boom eine dynamische Entwicklung wider, die Wirtschaft, Forschung und Karrieren gleichermaßen beeinflusst. Die Technologie hat die Bühne betreten und verändert weiterhin verschiedene Aspekte unserer Welt.

(TB)