Offiziell verdient Russlands Präsident Wladimir Putin (69) rund 11.414 Euro im Monat (Stand Ende 2021). Heimlich sollen sich Putin und sein innerer Kreis mehrere Paläste an der Schwarzmeerküste bauen lassen haben. Das Gebiet wird angeblich vom russischen Geheimdienst FSB geschützt. Kritiker sprechen gar von Putins Riviera.

Offiziell gehören dem Single Putin (seit 2014 geschieden) lediglich eine 77 Quadratmeter große Wohnung und ein 18 Quadratmeter großer Parkplatz. Als Präsident darf er eine 153 Quadratmeter große Wohnung und eine 18 Quadratmeter große Garage benutzen. Wo sie sich befinden, wird nicht angegeben.

Zwei Oldtimer sind offiziell Teil von Wladimir Putins Vermögen

Wenn Putin sich mal selbst hinters Steuer setzen will, kann er das hinter einem seiner zwei Oldtimer des sowjetischen Autoherstellers Wolga GAZ M21 von 1956 tun. Darin fuhr er 2005 den US-Präsidenten George W. Bush durch die Gegend. Zudem besitzt Putin seit 2009 nach offiziellen Angaben einen Geländewagen von Lada Niwa und den dazugehörigen Zeltanhänger.

Kein Wort zur Yacht Gracefull, die Putin gehören soll und als Privatyacht in einem Marinehafen liegen darf. Auch kein Wort zur Villa, die Putin angeblich vor 5 Jahren für 35 Millionen Euro im spanischen Golfparadies Zagaleta bei Marbella gekauft haben soll.

Inoffiziell gilt Putin jedoch als superreich. Denn Putin nutzt den Staat wie sein Privateigentum, als wäre er ein Zar.

„Das ganze System, das er kreiert hat, ist auf ihn diktatorisch zugeschnitten und steht ausschließlich für ihn“, bestätigte der russische Ex-Oligarch Michail Chordokowski (58), der heute in London lebt, wie Business Leaders berichtete.

Putin: Präsident auf Lebenszeit?

Dank eines  Gesetzes könnte Wladimir Putin bis 2036 durchregieren. Dann wird er 84 Jahre.

Putin unterzeichnete am 5. April 2021 ein Gesetz, das es ihm erlaubt, für zwei weitere sechsjährige Amtszeiten zu kandidieren, wenn seine aktuelle Amtszeit als russischer Machthaber 2024 endet. Über die neue Verfassung hatten die Russen im Juli 2020 abgestimmt und eine Mehrheit sie befürwortet.

Sein wichtigster Helfer: Baulöwe und Oligarch Arkadi Rotenberg (70)

Russlands Präsident Wladimir Putin (69, links) dankte am 18. März 2020 seinem Leningrader Jugendfreund und Judo-Sparringspartner Arkadi Rotenberg (70) in Sewastopol auf der Krim für den Bau der Krimbrücke im Jahr 2015 bis zu deren Eröffnung im September 2016. Rotenberg: „Ich diene Russland und unserem Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin.“ © Pressefoto Kremlin.ru
Russlands Präsident Wladimir Putin (69, links) dankte am 18. März 2020 seinem Leningrader Jugendfreund und Judo-Sparringspartner Arkadi Rotenberg (70) in Sewastopol auf der Krim für den Bau der Krimbrücke im Jahr 2015 bis zu deren Eröffnung im September 2016. Rotenberg: „Ich diene Russland und unserem Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin.“ © Pressefoto Kremlin.ru

Arkadi Rotenberg (70) aus Moskau war einst in Leningrad Putins Sparringspartner im Judo.  Er baute nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 für Putin eine Brücke vom russischen Festland zur annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Rotenberg spielt aber auch in einem anderen Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Ein Palast für Putin
Eine Drohne machte ihn sichtbar: Putins versteckten Palast an der Schwarzmeerküste, zu dem sich Putins Freund und Oligarch Arkadi Rotenberg als aktueller Besitzer bekannt hat © Youtube/ Alexej Nawalny
Eine Drohne machte ihn sichtbar: Putins versteckten Palast an der Schwarzmeerküste, zu dem sich Putins Freund und Oligarch Arkadi Rotenberg als aktueller Besitzer bekannt hat © Youtube/ Alexej Nawalny

Unter dem Titel „Ein Palast für Putin“ in Gelendschik am Kap Idokapas am Schwarzen Meer veröffentlichte der „Fonds gegen Korruption“ von Regimekritiker Rechtsanwalt Alexej Nawalny (45, oppositionelle Fortschrittspartei) aus Moskau am 19. Januar 2021, einen Tag nach Nawalnys Verhaftung, auf Youtube einen zweistündigen Film.

Ein Informant hatte Nawalny die Baupläne des Palastes in der Nähe des Dorfes Praskoveyevka mit allen Details zugespielt. Nawalnys Team ließ den Palast von Putin virtuell nachbauen. Der Rundgang führt zum Beispiel in eine Sisha-Bar mit Bühne und ausfahrbarer Table-Dancestange. Nawalnys Leute entdeckten sogar ein unterirdisches Eishockeystadion.

Kurz nach der Veröffentlichung meldet sich Putins Kumpel Arkadi Rotenberg und behauptet, es sei sein Palast, den er zum Hotel umbauen wolle

Die Residenz umfasst 7.244 Hektar Land (wovon 6.990 Hektar für 49 Jahre vom FSB-Grenzdienst gepachtet worden sein sollen) und 49.000 Quadratmeter mit verschiedenen Gebäuden, darunter ein mehrstöckiger unterirdischer Komplex mit Zugang zum Meer, ein eigener Tempel und ein Hubschrauberlandeplatz. Im Jahr 2011 war der Palast fast fertig und Arbeiter fotografierten die Innenräume vor dem Hintergrund von teuren Möbeln, Stuck und Wandteppichen, doch jetzt wird das gesamte Gebäude wieder aufgebaut, mit nacktem Beton im Inneren. Vieles ist falsch gemacht worden und muss korrigiert werden, sagte Rotenberg.

Im Dorf Praskoveyevka sind alle froh über Putins Riviera

Praskoveyevka ist ein Dorf mit dreihundert Einwohnern in einer Bergschlucht, die zum Meer hin liegt. Im unteren Teil, in Strandnähe, ist fast alles mit touristischen Einrichtungen bebaut, die Häuser der Einwohner liegen höher, 2 bis 5 Kilometer vom Meer entfernt. Die Häuser sind meist aus Holz und einfach, aber hier und da trifft man auf große Backsteinvillen.

„Niemand wird hier etwas Schlechtes über Putin sagen! Versuchen Sie es gar nicht erst! Es ist seiner Datscha zu verdanken, dass wir die einzigen sind, die in Praskoveyevka Benzin bekommen haben! Wie viele Jahre waren wir ohne Benzin“, erklärte ein Einheimischer, Andrej, im Lebensmittelladen. „Haben Sie die Straße gesehen? Autobahn!“ Es handelt sich um die 20 Kilometer lange Straße von der Bundesstraße M4 nach Praskoveyevka, die früher nicht asphaltiert war und jetzt mit feinem Asphalt versehen ist.

Putin zu den Enthüllungen: „langweilig“

Wladimir Putin sagte am 25. Januar 2021, er habe das Video nicht gesehen. Gleichzeitig bewertete er das Video als „langweilig“ und Ergebnis von „Gehirnwäsche“ und behauptete, die Vorwürfe aus dem Film seien unzutreffend. Wörtlich sagte er in einer Onlinekonferenz mit Studierenden: „Nichts von dem, was dort als mein Eigentum gezeigt wird, gehört und gehörte mir oder meinen engsten Verwandten. Niemals.“

Wie soll sich Putin einen Palast-Komplex leisten können?

Es will nicht zusammenpassen, dass der vermeintlich bescheidene Putin sich einen Palast im Wert von 1,12 Milliarden Euro am Schwarzen Meer leisten kann. Genau das wirft der Kremlkritiker Alexej Nawalny Putin jedoch in seinem  Enthüllungsfilm vor.

In dem Video sprechen Nawalny und sein Team von der „größten Bestechung der Geschichte“ im Zusammenhang mit der Finanzierung des 17.700 Quadratmeter großen Luxusanwesens.

Das Geld soll von Unternehmen stammen, die in Verbindung mit Putin-Vertrauten stehen. Neben dem milliardenschweren Geschäftsmann Gennadi Timtschenko und dem Hauptaktionär der Rossija-Bank, Juri Kowaltschuk, fällt dabei auch der Name von Igor Setschin.

Der ehemalige KGB-Offizier und Vorsitzende des russischen Mineralölunternehmens Rosneft ist ein langjähriger Wegbegleiter Putins und gilt als einer seiner engsten Vertrauten. Der Name von Putin taucht jedoch kein einziges Mal in den Finanzierungsunterlagen des Palast-Komplexes auf, wie Nawalny offen zugibt.

Dementsprechend leicht dürfte es Putin gefallen sein, die Anschuldigungen gegen ihn zurückzuweisen.

Wer darf in Putins Riviera neben dem Palast wohnen?

Ein zweiter Regimekritiker, der  in London lebende Ex-Oligarch Michail Chordokowski (58), fand mit dem Team seiner Londoner Stiftung Open Media Foundation heraus, so Chordokowski, „welche anderen Paläste (natürlich mit Aquadiscos) sich in der Nähe von Putins Palast befinden. Sie haben eine interessante Studie über ‚Putins Riviera‘ erstellt – ein Plan zur Entwicklung der lukrativsten und geschütztesten Gebiete an der Schwarzmeerküste: https://openmedia.io/tg_zdyv.“

Laut Open Media vom 18. Februar 2021 sind Putins Nachbarn demnach unter anderem:

► Strabag-Großaktionär Oleg Deripaska

Wladimir Putin (links) mit Oleg Deripaska im Jahr 2006 beim Forum für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftskooperation in Vietnams Hauptstadt Hanoi © Pressefoto kremlin.ru
Wladimir Putin (links) mit Oleg Deripaska im Jahr 2006 beim Forum für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftskooperation in Vietnams Hauptstadt Hanoi © Pressefoto kremlin.ru

Die Familie von Oleg Deripaska (54) ist ganz nahe an den Palast herangerückt, indem sie den benachbarten, aus der Sowjetzeit stammenden Touristenstützpunkt in Krasnaja Slit gekauft und den Wald um ihn herum gepachtet hat. Insgesamt besitzt die Familie Zehntausende von Hektar Jagdgebiet östlich des Palastes.

Ein Grundstück von 16,5 Hektar in Krasnaja Slit wurde von Perspektiva LLC für 49 Jahre im Jahr 2020 gepachtet, fand Open Media durch die Prüfung der Daten von Rosreestr heraus: Die Begünstigten der LLC sind Deripaskas Cousin Pavel Ezubov und die Mutter des Milliardärs Valentina Deripaska.

Deripaska ist Gründer des Aluminium-Förderers Rusal, Inhaber der Industriegruppe Basic Element und Ein-Drittel-Inhaber des Baukonzerns Strabag.

Deripaska steht auf der Sanktionsliste der britischen Regierung, obwohl er sich vorsichtig kritisch zum Angriff auf die Ukraine geäußert hatte. Er forderte am 7. März 2022 per Twitter eine sofortige Waffenruhe.

Der Oligarch gilt als bestens vernetzt mit englischen Politikern. Labour-Politiker Peter Mandelson und Tory-Parteigänger George Osborne sollen ihn auf seiner Yacht Clio vor der Insel Korfu besucht haben.

► Gennadi Timtchenko und dessen Business-Partner Piotr Kolbin

Das Landgut Divnomorskoje in der Nähe von Gelendschik soll Gennadi Timtchenko und Piotr Kolbin gehören. Ihr NP Development of Agrarian Initiatives besitzt über Axis Investments und Apex-South seit 2019 auch das Weingut Old Provence im Dorf Krinitsy. Das Gehöft wurde nach den Nawalny-Ermittlungen berühmt – für diesen Komplex wurden Vasen, Kronleuchter und eine Toilettenbürste für 700 Euro gekauft. Wenn man sich das Weingut Old Provence ansieht, könnte man meinen, man sei in Frankreich oder Italien.

Gennadi Timtschenko steht ebenfalls auf der wegen des Kriegs in der Ukraine erstellten Sanktionsliste der EU. Demnach ist der 69-Jährige ein langjähriger Bekannter und Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin.

Er ist Gründer und Anteilseigner der Volga Group, einer Beteiligungsgesellschaft, die über ein Portfolio an Investitionen in wichtigen Sektoren der russischen Volkswirtschaft verfügt. Er ist außerdem Anteilseigner der Bank Rossiya, die als persönliche Bank hochrangiger Beamter der Russischen Föderation gilt.“

Timtschenko war auch Judo-Sparringpartner von Putin in Sankt Petersburg (Leningrad).

Der Ölhandel als Basis für den Aufstieg

1991 war Putin in der Stadtverwaltung von St. Petersburg unter anderem für die Regulierung der Im- / Exporte in der Stadt zuständig, die 20 % des gesamten russischen Außenhandels ausmachten. Alle Lizenzen und Genehmigungen mussten von Putins Büro gezeichnet werden. Leiter von Putins Büro war Igor Setschin, der heute zu den einflussreichsten Personen der Putin-Elite gehört.

1992/1993 zeichnete sich eine Nahrungsmittelversorgungskrise in der Stadt an, als die alte sowjetische Planwirtschaft zusammenbrach. Als Lösung vergab Putin an diverse Unternehmer Lizenzen, durch die diese Öl und Metalle zu billigen Inlandspreisen erhielten, um sie dann zu viel höheren Weltmarktpreisen zu exportieren. Mit den Gewinnen sollten dann Nahrungsmittel aus dem Ausland importiert werden. So schön der Plan war, so dubios die Ausführung, denn die Nahrungsmittel kamen nie in St. Petersburg an. Die Gelder (bis zu 122 Millionen US-Dollar) verschwanden auf Offhsore-Konten. Die Ermittlungen zu diesem Skandal zogen sich über Jahre hin, bis sie kurz nach Putins Machtübernahme endgültig eingestellt wurden.

Einer der Nutznießer war Gennadi Timtschenko, der im sowjetischen Außenhandelsministerium tätig gewesen war, und der Öl aus der einzigen Ölraffinerie von St. Petersburg exportieren durfte, die zum Ölkonzern Surgutneftegas gehörte.

► Juri Kowaltschuk

Der Hauptaktionär der Bank Rossiya Juri Kowaltschuk hat ein Haus mit Rasen auf  dem Dach in Gelendschik. Die umliegenden Felder mit einer Gesamtfläche von 70,4 Hektar (die Grundstücke wurden 2017-2019 gekauft) gehören ebenfalls zu Kowalchuks Strukturen. Das Gelände und die Gebäude gehören dem Unternehmen Dolphin, das Ende 2013 in Sankt Petersburg registriert wurde. Tatyana Duritskaya, die Generaldirektorin und Eigentümerin von Dolphin, leitete von 2008 bis 2012 die Strukturen der Rossiya Bank von Yuri Kowalchuk – Medialine LLC und Mediaset LLC, die zur National Media Group gehören. Dolphin hat dort in Putins Rievera einen Hubschrauberlandeplatz.

► Patriarch Kirill

Treffen mit dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland Kirill (75, rechts) am 1. Februar 2020 im Moskauer Kreml. Wladimir Putin gratulierte dem Primas der Russisch-Orthodoxen Kirche zum elften Jahrestag seiner Inthronisation © Pressefoto kremlin.ru
Treffen mit dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland Kirill (75, rechts) am 1. Februar 2020 im Moskauer Kreml. Wladimir Putin gratulierte dem Primas der Russisch-Orthodoxen Kirche zum elften Jahrestag seiner Inthronisation © Pressefoto kremlin.ru

Der Wohnsitz von Patriarch Kirill (75) der russisch-orthodoxen Kirche (ROC) liegt in einem Wald in der Nähe des Dorfes Divnomorskoye, aber der Weg dorthin ist durch eine Schranke versperrt. Der Weg zum Meer und zum Wald ist durch hohe Zäune versperrt. Am auffälligsten ist ein massiver, drei Meter hoher Stacheldrahtzaun, der den berühmten Touristenpfad von Dzhankhot am Meer entlang versperrt; Fußgänger müssen nun einen Umweg von 3 Kilometern über die Landstraße nehmen, um von Dzhankhot nach Divnomorskoye zu gelangen. Hinter dem Zaun befindet sich ein 14,4 Hektar großes Waldstück, das an das Moskauer Patriarchat der Russisch-Orthodoxen Kirche verpachtet ist und auf dem sich ein weiterer Palast von bizarrer Architektur befindet. Die Synodalabteilung der ROC nennt es ein „spirituelles Sektenzentrum“, während die Einheimischen es „die Datscha des Patriarchen“ nennen. „

Mit dem Bau der Residenz wurde 2005 begonnen, und der Grundstein wurde von Patriarch Alexij II. gelegt. Geplant war ein Saal für die Sitzungen des Heiligen Synods und für offizielle Empfänge. Im Jahr 2012 berichtete Patriarch Kyrill, dass der Bau mit Mitteln von Spendern und des Moskauer Patriarchats abgeschlossen wurde. Zufälligerweise berichtete die italienische Zeitung Il Giorno im selben Jahr 2012, dass die ungenannte Residenz von Patriarch Kirill in Russland Luxusmöbel von der italienischen Firma Jumbo gekauft hat (ein Tisch aus seltenstem Holz mit handgefertigten Intarsien kostet in Moskauer Elite-Möbelboutiquen Zehntausende von Euro). Ob die südliche Residenz des Patriarchen dieses Mobiliar erhalten hat, lässt sich nicht überprüfen – über das Innere der Kirche ist nichts bekannt. Die ROC trug der unglücklichen Erfahrung mit „Putins Palast“ Rechnung und verbot das Fotografieren und sogar das Mitnehmen von Smartphones auf die Baustelle, so ein Anwohner gegenüber Open Media. Der Wohnsitz des Patriarchen wird also anhand von Satellitenbildern und Grundbucheinträgen beurteilt. Jetzt gibt es laut Rosreestr neben dem religiösen Komplex des Patriarchats ein Hallenbad und 70 Hektar Weinberge sowie das Weingut Mezyb.

Aus seiner Putin-Nähe macht der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill keinen Hehl. In seinen Predigten unterstützt das Kirchenoberhaupt den Kriegskurs demonstrativ und erklärt den Tod von Soldaten als Akt der Nächstenliebe.

Frauen im Bischofsamt oder Gleichberechtigung für gleichgeschlechtliche Paare – im Welt- und Kirchenbild Kyrills ist das ein „Verstoß gegen die Gesetze Gottes“. In Zeiten des Kriegs klingt das so: Russland wolle doch nur die Menschen in der Ostukraine vor Schwulenparaden schützen, so Kyrill in einer Predigt wenige Wochen nach Kriegsbeginn.

Rund 260 ukrainische Priester, die zur russisch-orthodoxen Kirche gehören, fordern einen Kirchenprozess gegen ihr Oberhaupt. Ein Konzil solle den Putin-Vertrauten absetzen und Russlands Krieg gegen die Ukraine verurteilen.

► Sergej Schischkarew

Die erste Abzweigung nach links an der Schranke in Praskoveyevka ist die Straße zu Putins Palast, die nächste Abzweigung nach links an der Schranke ist die Straße zur Basis von Sergej Schischkarew, einem ehemaligen Abgeordneten der Staatsduma und Miteigentümer von Transcontainer. Das Gebäude selbst ist jedoch von der Straße aus nicht zu sehen, es liegt tief im geschlossenen Gelände, in einem schönen Wald. Das aus der Sowjetzeit übrig gebliebene Erholungszentrum „Parus“ in Praskowjewka ist nach eigenem Bekenntnis einer der Lieblingsorte des Milliardärs Schischkarew in der Welt.

► Alexander Tkatschew

Im unteren Teil des Dorfes Praskoveyevka befindet sich ein Gebäudekomplex hinter einem roten Ziegelzaun, dessen öffentliches Erscheinungsbild nicht so recht zum Gesamtbild des Feriendorfes passen will. Das ist der Grenzposten des FSB, der diesen Ort – sowohl aus der Luft als auch vom Meer aus – vor einer Invasion der NATO bewacht. Auf der anderen Straßenseite, 50 Meter vom Grenzposten entfernt, befindet sich ein Komplex aus Häusern und einem Badehaus, der der Familie des ehemaligen Gouverneurs und Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschew gehört. Der Strand von Praskoveyevka ist nur 50 Meter vom ehemaligen sowjetischen Sanatorium „Leningradets“ entfernt, wo sich das Anwesen der Familie Tkatschev befindet. Das 0,6 Hektar große Grundstück ist Eigentum der Gemeinde Gelendschik und wird von der Firma Rodnichok gepachtet (bis 2060). Seit 2015 ist der Unternehmer Sergej Kuripko, der mit der Familie Tkatschow verbunden ist, Eigentümer von Rodnitschok.

Welche Rolle spielt Arkadi Rotenberg für Putin?

Rotenberg hat versprochen, an Stelle von Putins Palast ein Apartmenthotel zu bauen, um das touristische Potenzial der Region zu erschließen.

Doch bisher sind die Touristen nicht allzu glücklich über den Palast; sie waren sogar die ersten, die sich 2004 über den mysteriösen Bau beschwerten. Urlauber, die seit Jahrzehnten ihre Zelte in den Wäldern an der Küste aufschlagen, bemerkten plötzlich, dass der Weg zum nächstgelegenen Dorf Praskoveyevka durch einen Stacheldrahtzaun versperrt ist. Die Präsidialverwaltung begann mit der Erschließung des Gebiets am Kap Idokopas:

2006 verpachtete Russland ein fast 68 Hektar großes Waldstück, auf dem der Palast errichtet wurde, an die föderale staatliche Einrichtung „Tuapse Recreation Center“ der Präsidialverwaltung, so Rosreestr.

Vier Jahre später erklärte der Geschäftsmann Sergej Kolesnikow in einem offenen Brief an den russischen Präsidenten (damals war Dmitri Medwedew im Amt), dass auf Idokopas mit dem Geld des Großkapitals für 1 Milliarde Dollar ein Palast für Putin gebaut werde. Später erklärten sich verschiedene Personen als Eigentümer dieser Orte, bis Rotenberg an der Reihe war.

In den späten 2000er Jahren wurde Rotenberg Eigentümer der SGM Group und von Mostotrest, zwei der größten russischen Bauunternehmen. Beide Unternehmen waren 2018 wegen ihrer Beteiligung am Bau der Krim-Brücke Ziel von EU-Sanktionen.

Rotenberg selbst war bereits seit der Annektierung der Krim durch Russland 2014 ebenfalls Ziel von US-amerikanischen und europäischen Sanktionen.

Im Jahr 2019 verkaufte Arkadi Rotenberg die SGM Group an eine Gazprom-Tochter und stimmte zu, seine Anteile an Mostotrest an ein Joint Venture mit der staatlichen Vnesheconombank zu übertragen.

Laut Forbes hält Arkadi Rotenberg eine indirekte Beteiligung am Flughafen Scheremetjewo in der Nähe von Moskau. Sein Realvermögen wurde von Forbes am 5. Februar 2022 auf 2,1 Milliarden US-Dollar (2 Milliarden Euro) taxiert.

Die von den EU- und US-Sanktionen seit der Annektierung der Krim 2014 betroffenen Auslands-Vermögen sind für Putin-Freund Arkadi Rotenberg aber nur Chaloabouks (Spielzeug)

Putin erzählte bei der Auszeichnungsfeier für den Bau der Krimbrücke, die er für 3 Milliarden US-Dollar (2,86 Milliarden Euro) von Arkadi Rotenberg bauen ließ und die im September 2016 eröffnet wurde, am 18. März 2020 in Sewastopol, der größten Stadt auf der annektierten Krim und Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte, folgende Anekdote über Rotenberg:

„Ich fing an, mit Arkadi Romanowitsch Rotenberg darüber zu sprechen, als ich ihm einige Fragen stellte, die zwar etwas unbescheiden waren, die ich ihm aber trotzdem stellen musste.

Ich sagte: ‚Sie haben etwas Eigentum im Ausland, Immobilien, einige Vermögenswerte‘.

Er sagt: ‚Nun, ich bin im Geschäft. Ich habe welche.‘

Ich sagte: ‚Weißt du, das kannst du verlieren.‘

Die Antwort war sehr gut: ‚Lass sie daran ersticken. Was Sie uns anvertrauen, ist viel wichtiger als diese Chalabouks‘.

Ich sagte: ‚Weißt du, vielleicht kannst du in den nächsten Jahren nirgendwo mehr hingehen‘.

‚Das ist mir egal‘, sagt er, ‚ich war schon überall, wo ich hinwollte, und unser Land ist so groß, dass ich noch nicht an jedem Ort des Landes war, also macht es mir nichts aus.‘“ (FM)