Der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Rüstungsunternehmens Rheinmetall rechnet mit einem weiteren Anstieg des Börsenwerts des Unternehmens aufgrund des Ukraine-Kriegs und höherer Verteidigungsausgaben in Europa. Der aktuelle Börsenwert von 10,5 Milliarden Euro soll in der nächsten Zeit auf 17 Milliarden Euro anwachsen. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 hat sich der Börsenwert von Rheinmetall fast verdreifacht.
Rheinmetall im Jahr 2023
Der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat ein Rekordergebnis gemeldet und seine Prognose für das kommende Jahr angehoben, nachdem der Krieg in der Ukraine eine „neue Ära“ für die Rüstungsindustrie eingeläutet hat. Für die Rüstungskonzerne auf aller Welt ist der Konflikt ein kleiner, aber realer, Test ihrer Spielzeuge gegen die russische Technologie. Bisher ist die Stimmung der Rüstungsindustrie sehr positiv und alle konnten gute Verkaufszahlen melden.
Armin Theodor Papperger ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall und gibt eine Prognose für die nächsten Jahre ab: „Unser Betriebsergebnis dürfte 2025 bei etwa 1,5 Milliarden Euro (1,6 Milliarden Dollar) liegen, vielleicht sogar bei 1,7 Milliarden Euro. Um eine faire Bewertung zu erhalten, multiplizieren Sie das mit dem Faktor 11 oder 12. Das ergibt eine Größenordnung“, sagte er heute (10.06.2023) im Interview mit dem deutschen Zeitungsverlag RND. „Eine Bewertung von 17 Milliarden Euro ist für Rheinmetall mittelfristig realistisch„, fügte er hinzu.
Der aktuelle Börsenwert von Rheinmetall liegt bei rund 10,5 Milliarden Euro, bei einem operativen Ergebnis von 754 Millionen Euro im Jahr 2022. Der Börsenwert des Unternehmens, das Panzer, Munition und anderes Kriegsgerät herstellt, hat sich seit Februar 2022 verdreifacht und wurde Anfang des Jahres in den deutschen Leitindex DAX aufgenommen.

Die Flagge der Ukraine spiegelt die zahlreichen gelben Korn-, Raps- oder Sonnenblumenfelder unter blauem Himmel wider.
Rolle von Rheinmetall im Ukraine-Krieg
Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine im Krieg mit Russland so lange Unterstützung zugesagt, wie es nötig sein wird, heißt es auf der Seite der Bundesregierung. Dafür sind bisher finanzielle Unterstützungspakete in Höhe von 16,8 Milliarden Euro beschlossen worden. Ein Teil der Gelder fließt dabei auch wieder zurück an Rheinmetall, da die Ukraine bei dem Rüstungskonzern allerlei Geräte und Munition einkauft. Die Nachfrage nach Waffen und Munition, einschließlich der Bewaffnung für den Leopard-2-Panzer, war besonders stark. Der Geschäftsbereich meldete für 2022 einen Auftragseingang von 3 Mrd. Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.
„Der Krieg in Europa hat für Rheinmetall eine neue Ära eingeläutet“, sagte Vorstandschef Armin Papperger. „Die Rede des Bundeskanzlers war wirklich ein Wendepunkt für das deutsche Volk“, fügte er hinzu und bezog sich dabei auf die Entscheidung Deutschlands, sein Militär nach Jahrzehnten der Zurückhaltung nach dem Zweiten Weltkrieg aufzustocken. In einem Interview im März sagte Papperger, das Unternehmen führe Gespräche über den Bau einer Panzerfabrik in der Ukraine.
Am 13. Mai 2023 hat der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall mitgeteilt, dass er ein Joint Venture mit dem staatlichen ukrainischen Waffenhersteller UkrOboronProm gründen wird, um Militärfahrzeuge in der Ukraine zu warten und später auch Ausrüstung zu produzieren. Offenbar rechnet man hier noch mit einer längeren Nachfrage nach Ausrüstung. Ohne die Unterstützung der Regierung um Bundeskanzler Olaf Scholz wären die Lieferungen und Kooperationen nicht möglich.
Prognose von Rheinmetall für 2023
Der operative Gewinn stieg im vergangenen Jahr 2022 um 27 % auf 754 Mio. Euro. Rheinmetall rechnet für das Jahr 2023 mit einem Anstieg von dem Umsatz auf 7,4 bis 7,6 Mrd. Euro, verglichen mit 6,4 Mrd. Euro im Jahr 2022. Der Ukraine-Konflikt hat am Donnerstag, dem 24.02.2022, begonnen. Die Rheinmetall Aktie stand bei ca. 100 € und hat erst am Montag nach dem Wochenende, am 28.02. einen Sprung auf knapp 160 Euro gemacht. In etwa einen Monat später stand die Aktie bei 200 € und erreichte den bisherigen Höchsthand im April 2023.
In den Schätzungen um den Ukraine-Russland Konflikt werden mit ca. 5.000 Artilleriegeschosse pro Tag gerechnet, das entspricht den Bestellungen eines kleineren europäischen Landes in einem ganzen Friedensjahr. Rheinmetall produziert trotz der Warnungen aus der Ukraine, dass die Munition knapp wird, nur mit zwei Dritteln seiner Kapazität, weil es an Aufträgen mangelt. Die Schätzungen des Rüstungskonzerns gehen davon aus, dass es bis zu 10 Jahre dauern wird, bis alle Munitionsdepots in Europa wieder aufgefüllt sind, bei den derzeitigen Kapazitäten.
„Wir haben die größte Produktionskapazität der Welt für die Herstellung von Panzermunition. Da gibt es keine Probleme. Anders sieht es bei 155 mm Artilleriemunition aus. Derzeit können wir 450.000 Stück pro Jahr herstellen, aber allein die Ukraine braucht bis zu einer Million davon. Mit dem spanischen Hersteller Expal, den wir in diesem Sommer übernehmen wollen, werden wir unsere gemeinsame Kapazität auf 600.000 Schuss erweitern“, kommentierte der CEO von Rheinmetall.

Rheinmetall verfügt über die größte Produktionskapazität der Welt für die Herstellung von Panzermunition
Ukraine-Krieg wird Versuchslabor für westliche Militärausrüstung
Neben dem deutschen Rüstungskonzern liefern natürlich auch Vertreter aus den USA, Israel und weiteren Ländern militärische Ausrüstung. Israel ist als kleines Land für besonders hoch entwickelte Technologie bekannt, wie z.B. der Iron Dome, der Raketen, Mörser und Artilleriegeschosse aus dem Nahen Osten voll automatisch abwehren kann. Die ukrainische Hauptstadt Kiew hat damit begonnen, ein von Israel entwickeltes Frühwarnsystem zu testen, das im Rahmen eines Pilotprogramms in den kommenden Monaten vor russischen Angriffen warnen soll. Offiziell gibt es keine Stellungnahme von Israel, da der Staat vergleichsweise gute Beziehungen zu Russland hat.
Die Ukraine selbst hat billige Lösungen für viele Probleme in dem einjährigen Krieg gefunden. Eine von der Ukraine entwickelte Software hat leicht erhältliche Tablets und Smartphones in ausgeklügelte Zielsysteme verwandelt, die nun vom ukrainischen Militär in großem Umfang für Artillerie und Drohnen eingesetzt werden, um in Echtzeit mit Satelliten- und andere nachrichtendienstliche Bilder die Zeile zu treffen. 3D-Drucker stellen Ersatzteile her und hoch entwickelte amerikanische Raketen werden angepasst, damit sie von der veralteten Technologie abgefeuert werden können.
Die Ukraine ist zu einem wahren Versuchslabor für billige, aber effektive Lösungen geworden. Für das US-Militär war der Krieg in der Ukraine eine unglaubliche Quelle von Daten über den Nutzen seiner eigenen Systeme. Die USA haben eine Reihe von Waffen auf dem Schlachtfeld testen können:
Wenig effektiv – Drone Switchblade 300 und eine Rakete, die auf feindliche Radarsysteme abzielt
Effektiv – HIMARS (M142-Mehrfachraketenwerfer), Häufigkeit der Reparaturen im Einsatz, russische Kommandozentrale, Nachschubdepots und Außenposten
Sehr effektiv – Haubitze M777 ist eine leistungsstarke Artillerie, die ein wichtiger Bestandteil der ukrainischen Kampfkraft ist.
Sehr effektiv – Stinger- und Javelin-Raketen zerstörten viele russische Fahrzeuge, indem sich kleine Gruppen von Soldaten unbemerkt an die russischen Panzer herangeschlichen haben.
(TB)
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