Russischer Rubel steigt kräftig weiter – der Rubel bewegte sich ca. 1 Jahr in einem Korridor von 80 bis 92 Rubel im Gegenwert von einem Euro. Am 2. März 2022 stieg der Kurs für einen Euro auf 114 Rubel, in der Folge wurden Kurse bis zu 155 Rubel beobachtet. Am 20. März wurde nochmal ein Höchststand erreicht bei 140 Rubel – danach pendelte sich der Kurs wieder um die 90 Rubel ein.

Russischer Rubel steigt kräftig weiter - nur ein kurzer Höhenflug?
Russischer Rubel steigt kräftig weiter – nur ein kurzer Höhenflug?

Der Rubel erholt sich inzwischen kräftig. Am Devisenmarkt steigt der Kurs des Rubel trotz weiterer neuer Sanktionen der EU. Der Leitzins der russischen Notenbank hat bereits ein hohes Niveau erreicht – darauf weisen Analysten hin. Mit den Sanktionen der Europäischen Union gegen die russische Zentralbank gilt der Rubel nicht mehr als frei handelbare Währung. Am Devisenmarkt wird die Währung aber weiterhin mit Einschränkungen gehandelt, was zumindest einen Rubel-Wechselkurs ermöglicht.

Russischer Rubel wegen erhöhten Risikos auf „selective default“ abgestuft

Die Nachrichtenagentur N-TV meldet unterdessen:
Die Ratingagentur S&P stuft die russische Währung wegen des erhöhten Risikos einer Staatspleite auf „selective default“ (teilweiser Ausfall) herunter. Russland, dessen Devisenreserven wegen des Krieges in der Ukraine vom Westen blockiert sind, hat am Mittwoch Zahlungen für zwei Fremdwährungsanleihen nicht in Dollar sondern in Rubel geleistet. Man erwarte nicht, dass die Anleihe-Gläubiger die Rubel-Zahlung in einen adäquaten Dollar-Betrag umtauschen könnten oder dass die russische Regierung das in der ihr verbleibenden Frist von 30 Tagen noch tue, begründet S&P die Entscheidung. Künftige Sanktionen würden die Fähigkeit Russlands, seinen Verpflichtungen gegenüber ausländischen Gläubigern nachzukommen, weiter behindern.

Leitzins auf 20 Prozent

Devisenexperte Tatha Ghose (Commerzbank) „Ein Grund für die Erholung des Rubel kann man in den hohen Zinsen in Russland sehen“. Die Notenbank des Landes hatte den Leitzins Ende Februar auf 20 Prozent verdoppelt. Commerzbank-Experte Ghose: „Die Handelsbilanz dürfte sich nach den Sanktionen verbessern. Denn während der Export von russischer Energie wie Erdöl oder Gas weiterhin möglich ist, wurde gleichzeitig der Import westlicher Waren durch die Sanktionen stark eingeschränkt“.

Russische Regierung verspricht Wirtschafthilfen

Ministerpräsident Michail Mischustin erklärte vor dem russischen Parlament, die Regierung stelle Subventionen von 120 Milliarden Rubel (1,3 Milliarden Euro) für die Kreditvergabe zur Verfügung. „Diese Finanzhilfen sollen den Banken die Möglichkeit bieten zinsgünstige Darlehen zu gewähren. Damit könnten systemrelevante Unternehmen insgesamt mehr als eine Billion Rubel (11,1 Milliarden Euro) an Krediten erwarten“.

Ministerpräsident Michail Mischustin: .. beispiellose Sanktionen des Westens. Die unfreundlichen Staaten haben nichts Besseres erdacht, als zur üblichen Piratenpraxis zurückzukehren – um die Sache mal beim Namen zu nennen. Die Sanktionen richteten sich dabei gegen jeden einzelnen Bürger. Sie hätten aber ihr Ziel verfehlt, Panik in Russland zu säen. Unser Finanzsystem als Blutkreislauf der Wirtschaft hat standgehalten“.

Laufen die Sanktionen ins Leere?

Noch nie hat der Westen derart scharfe Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt wie seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Doch treffen diese Sanktionen die russische Wirtschaft überhaupt? Oder laufen sie ins Leere? Commerzbank-Devisenexperten Antje Praefcke im Gespräch mit tagesschau.de: „Im Prinzip zielen die Sanktionen gar nicht darauf, den Rubel möglichst rasch und stark zu schwächen. Es sind gewisse Güter sanktioniert. Wenn Güter sanktioniert sind, konzentriert sich ein Teil der russischen Nachfrage auf heimische Güter. Das stärkt wiederum den Rubel. .. Diese Diskussion, bezahlen wir als Europäer in Rubel oder nicht, war letzten Endes eine absurde Diskussion. Mit Blick auf den Zahlungsverkehr ändere sich nämlich nicht viel. Die Debatte hatte allerdings eine enorme psychologische Wirkung. Es wurde suggeriert, es werden mehr Rubel gebraucht, auch wenn dies faktisch nicht der Fall war.“

Die eigentlich spannende Frage ist aber die: Sind die rund 80 Rubel, die derzeit für einen Dollar gezahlt werden müssen, überhaupt ein fairer Preis, der unter den Bedingungen eines freien, funktionierenden Devisenmarktes zustande kam? Ökonomin Praefcke hat da so ihre Zweifel: „Es findet kaum noch Handel statt, es gibt nur noch wenige Marktakteure. Es handelt sich um eine rein russische Onshore-Veranstaltung.“ Offshore, also im Ausland, finde quasi kein Handel mehr statt. Der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) zufolge dürfte die russische Wirtschaft in diesem Jahr um zehn Prozent einbrechen. (AH)