Das Bundeswirtschaftsministerium unter Führung von Wirtschaftsminister Dr. phil. Robert Habeck schlägt vor, das deutsche Erdgasnetz zurück zu bauen. Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Dr. rer. pol. Patrick Graichen soll Vertreter von Stadtwerken – auf der Handelsblatt Tagung „Stadtwerke 2022“ am 10. Mai 2022 in Berlin – auf diesen Vorschlag hingewiesen haben.
Wirtschaftsminister Habeck – Struktur der deutschen Energieversorgung
Staatssekretär Patrick Graichen (früher: ehemaliger Geschäftsührer von Agora Energiewende) soll die Vertreter von Stadtwerken aufgefordert haben, mit den Planungen für den „Rückbau“ des Netzes zu beginnen. Der Staatssekretär verwies auf den Zeitplan für die Dekarbonisierung der Volkswirtschaft. „Natürlich ist im Jahr 2045 da kein Gas mehr in den Netzen. Der Betrieb einzelner Heizungen mit klimaneutralem Wasserstoff als Erdgasersatz sei ‚Träumerei‘.“
Sollte sich das Bundeswirtschaftsministerium (Wirtschaftsminister Habeck) mit seinen Plänen durchsetzen, würde dies den radikalsten Einschnitt in die bisherige Struktur der deutschen Energieversorgung bedeuten. Vergleichbar wäre dies in etwa mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem Ende der Kohleverstromung. Bislang ging die Energiewirtschaft davon aus, dass die Gaspipelines weiter genutzt werden und schrittweise auf den Transport von klimaneutralen Brennstoffen wie Wasserstoff, Biogas und synthetischem Methan umgerüstet werden.
Heftige Gegenwehr zu den Rückbauplänen
Die Kritik auf die Forderung des Bundeswirtschaftsministeriums unter Führung vom Wirtschaftsminister Habeck zur Planung des Rückbaus der Gasverteilnetze reißt nicht ab. Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), äußert sich gegenüber der Welt am Sonntag: „Es ist nicht zielführend, so mir nichts, dir nichts den Rückbau der Gasverteilnetze in den Raum zu stellen. Damit würde eine bestehende Infrastruktur entwertet, die mehrere hundert Milliarden Euro wert ist. Gasverteilnetze könnten auch bei einer klimaneutralen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen, indem sie etwa Wasserstoff oder andere klimaneutrale Gase zu den Endkunden transportieren“.
Der Geschäftsführer Brancheninitiative „Zukunft Erdgas“ – Timm Kehler ergänzt: .., dass die Transportkapazität des 500.000 Kilometer langen Gasnetzes die des Stromnetzes um ein Vielfaches übertrifft. Während die Strominfrastruktur ihren Ausbauplänen hinterherhinkt, steht mit den Gas-Verteilnetzen eine leistungsfähige Infrastruktur bereits zur Verfügung“.
Rückbau wäre kontraproduktiv
Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) äußert sich ebenfalls sehr kritisch und lehnt den Plan ab. „Ein Rückbau der Verteilnetze zum jetzigen Zeitpunkt wäre vor allem mit Blick auf die Vielzahl dort angeschlossener Gewerbe- und Industriekunden absolut kontraproduktiv. Die Netze seien ein essenzieller Bestandteil unseres zukünftigen Energiesystems. Ziel müsse es sein, jetzt Schritt für Schritt Erdgas durch Wasserstoff und andere klimaneutrale Gase zu ersetzen“.
Michael Riechel, Präsident des DVGW und Chef des Stadtwerkeverbunds Thüga, antwortet in einem Gastkommentar bei energate zum „Aufruf zum Gasnetzrückbau“ – dieser sei „grob fahrlässig“.
*Auszug:
„Die jüngsten Aussagen von Staatssekretär Graichen aus dem Bundeswirtschaftsministerium sind an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten. Die Stadtwerke jetzt aufzufordern, den Rückbau der Gasnetze zu planen, ist grob fahrlässig. Herr Staatssekretär Graichen sollte besser seine ideologischen Scheuklappen ablegen und alle sich bietenden Möglichkeiten zum Gelingen der Energie- und Klimawende nutzen.
Der Irrsinn geht weiter, so beschreibt es ein User:
„Man versucht, eine bestimmte Technologie, die Wärmepumpe, mit aller Gewalt in den Markt zu drücken, ohne dass es den Wärmekunden helfen wird. Für die wird es nur teuer, sehr teuer. Graichens Forderung sei offenkundig von Ideologie getrieben“.
Zahlreiche Studien der letzten Jahre, darunter die dena-Leitstudie “Aufbruch Klimaneutralität”, haben aufgezeigt, dass Deutschland aus Gründen der Bezahlbarkeit, der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes auch künftig auf Gas angewiesen sein wird, sowohl in der Strom- als auch der Wärmeversorgung. (AH)
Der Artikel ist „offenkundig“ von der Ideologie getrieben, „mit aller Gewalt“ die eben nicht klimaneutrale Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Gasen zu erhalten, ohne dass es der Bevölkerung helfen wird. Dazu schreckt die Autorschaft mit ihren „ideologischen Scheuklappen“ auch nicht davor zurück, Fakten grob zu verbiegen oder ganz zu ignorieren.
Welcher Anteil des Wasserstoffs würde aus den nicht auf Wasserstoff ausgelegten Gasleitungen herausdiffundieren? An wievielen Orten kommt es dadurch möglicherweise zu Explosionsgefahr? Was ist mit Hydrogen Embrittlement?
Oder, falls auf Ammoniak abgestellt werden sollte: Dessen Giftigkeit wirft auch Probleme auf.
Schon geil wie hier versucht wird, das Gasnetz am Leben zu halten. Die Wärmepumpe funktioniert in vielfältigen Einsatzbereichen. Fakten für bessere Alternativen fehlen. Und nein, das verbrennen von fossilen Energieträgern ist nicht die Zukunft.
Herr Craichen hat natürlich vollkommen recht: PLANEN sollte man den Rückbau und ganz sicher haben Liebing und Kehler Planungen in der Schublade, alles andere wäre betriebswirtschaftliche Fahrlässigkeit