Ein Saat-Investor wird insbesondere an seinen erfolgreichen Weiterverkäufen (Exits) gemessen. Der Hamburger Multi-Unternehmer Jörn Reinecke (53) hat mit mehreren Unternehmen gezeigt, welche er 2019 in der Fox Group GmbH aus Hamburg-Altona bündelte, dass er nicht nur aufbauen, sondern auch gewinnbringend übergeben kann.

 

Das Wichtigste in Kürze:

1. Solaris SE, Berlin: Jörn Reinecke leistete mit der 2015 gegründeten Fintech-Bank Pionierarbeit im Bankwesen. Kunden können über die Solaris SE direkt Bankprodukte anbieten, ohne eine Banklizenz zu besitzen – wie im September 2024 der deutsche Automobilclub ADAC mit 1,1 Millionen Kreditkarten an dessen Mitglieder. Im Februar 2025 kaufte der japanische Vermögensverwalter SBI Holdings aus Tokio im Rahmen einer Finanzierungsrunde in Gesamthöhe von 140 Millionen Euro mehr als 75 Prozent der Aktien der Solaris SE und bereitet nun den Exit in Form eines Börsengangs vor.

2. Aves One GmbH, Hamburg-Altona: Jörn Reinecke hat den 1898 gegründeten Verleiher von Güterwaggons und Wechselbrücken im Jahr 2012 als Berater und Investor (er hielt 29 Prozent der Aktien an der damaligen Aves One AG, die am 25. Juni 2024 zur Aves One GmbH wurde) neu ausgerichtet und groß gemacht und 2021 zur Weiterentwicklung an die Mega-Investoren Swiss Life Asset Managers AG aus Zürich in der Schweiz und Vauban Infrastructure Partners SCA aus Paris in Frankreich übergeben, die nicht nur die Aktien mit einer Prämie von 38,6 Prozent auf den damaligen Durchschnittskurs kauften, sondern auch noch frisches Kapital von 350 Millionen Euro für das Unternehmen zusagten, wie Business-Leaders.net berichtete.

 

3. CH2 Contorhaus Hansestadt Hamburg AG, Hamburg-Mitte: Jörn Reinecke verschaffte dem 2007 gegründeten einstigen Spezialvertrieb für Logistikequipment und Eisenbahn-Güterwaggons der Aves One GmbH einen exzellenten Ruf, von dem der Vertrieb auch nach dem Verkauf Ende 2021 an die LEP eiligungs GmbH von Lutz Eichel (56) aus Wittenburg und AboutCars Rent & Finance GmbH aus Hamburg-Neustadt von Jounes Ebrahim (31) aus Lübtheen noch heute als Spezialvertrieb für Ostsee-Ferienimmobilien und Berliner Eigentumswohnungen profitiert, wie die neue Vorständin und Immobilienökonomin Romy Gödeke (39) aus Ratzeburg am 30. August 2022 auf YouTube (ab Minute 1:54) erklärte.

4. ERR European Rail Rent GmbH, Duisburg in NRW: Der 2006 gegründete Vermieter von Eisenbahnwaggons im Auftrag der Aves-Gruppe, insbesondere der Aves Rail Rent GmbH aus Österreich, wurde am 21. September 2021 zu 75 Prozent an das Pariser Private-Equity-Unternehmen Antin Infrastructure Partners (IP) verkauft.

Im Einzelnen.

1. Solarisbank: Fintech-Pionier mit zwischenzeitlicher Milliardenbewertung

Solaris SE aus der Cuvrystrasse 53 an der Spree in Berlin Kreuzberg © Pressedownload solarisBank
Solaris SE aus der Cuvrystrasse 53 an der Spree in Berlin Kreuzberg © Pressedownload solarisBank

Einer der frühesten und prominentesten Seed-Investments von Jörn Reinecke war die solarisBank AG (heute Solaris SE), eine Banking-as-a-Service-Plattform aus Berlin. Reinecke erkannte früh das Potenzial digitaler Bankinfrastruktur und eiligte sich an der damals jungen Fintech-Bank. Er half mit Kapital, Know-how und Kontakten beim Aufbau eines Unternehmens, das wenige Jahre später zu den Shooting-Stars der deutschen Start-up-Szene zählen sollte. Tatsächlich stieg die solarisBank schnell auf: Bereits 2021, nur fünf Jahre nach Gründung, konnte sie eine große Finanzierungsrunde von 190 Millionen Euro abschließen – damit wurde das Fintech mit rund 1,4 Milliarden Euro bewertet und offiziell zum „Unicorn“ (Einhorn). Mit ihrer Vollbanklizenz und über 180 API-Schnittstellen hat Solaris eine Vorreiterrolle im Trend des Embedded Finance (eingetete Finanzdienstleistungen) eingenommen.

Reinecke hat seinen Anteil an diesem Erfolg: Durch seinen frühen Einstieg konnte er an der enormen Wertsteigerung partizipieren. Zwar steht ein endgültiger Exit (etwa durch Börsengang oder Verkauf) noch aus, doch allein die Entwicklung der solarisBank unterstreicht sein Gespür für lukrative Geschäftsmodelle. Aus einem Fintech-Experiment wurde ein etablierter B2B-Bankenanbieter – ein Verdienst, an dem auch Reineckes Startfinanzierung ihren Anteil hatte. Im Maßstab eines Seed-Investors darf man dies als großen Erfolg werten. Was auch sein Nachfolger bestätigt.

„Wir sind unglaublich stolz darauf, Mehrheitsaktionär von Solaris zu werden. Es ist eine aufregende Zeit für die Branche und wir glauben, dass das Unternehmen mit unserer Unterstützung gut positioniert ist, um den ständig wachsenden Markt für eingetete Finanzlösungen in Europa anzuführen“, sagt Yoshitaka Kitao, Representative Director, Chairman, President & CEO der SBI Holdings aus Japan in einer Solaris-Pressemeldung vom 25. März 2025.

In einer Mail des Managing Boards an Mitarbeiter vom Februar 2025 gehen das Managing Board davon aus, dass bei einem Börsengang oder einem „mehrheitlichen Aktienverkauf“ in den kommenden fünf Jahren ein Erlös von 900 Millionen Euro möglich sein könnte.

2. Aves One: Logistik-Portfolio ausgebaut und gewinnbringend veräußert

Ein weiterer Coup gelang Jörn Reinecke mit der Aves One GmbH (bis 2024 Aves One AG), einem in Hamburg ansässigen Logistikinvestor. Aves One fokussierte sich auf langlebige Mobilien – insbesondere Eisenbahn-Güterwaggons und Container. Reinecke stieg vor rund einem Jahrzehnt bei Aves ein und baute seinen Anteil in den Folgejahren deutlich aus, zeitweise hielt er knapp 30 % der Aktien. Unter seiner Ägide legte Aves One ein beeindruckendes Wachstum hin: In den fünf Jahren bis 2021 verdreifachte das Unternehmen sein Asset-Volumen auf fast 800 Millionen Euro. Mit frischem Kapital, cleveren Zukäufen und effizientem Asset-Management wurde Aves zu einem der führenden unabhängigen Waggon-Vermieter Europas. Reinecke fungierte hierbei nicht nur als Geldgeber, sondern als strategischer Architekt – so initiierte Aves One 2016 etwa den Einstieg bei ERR European Rail Rent, um die eigene Rail-Flotte mit externem Know-how zu ergänzen.

Doch ebenso entschlossen, wie er zukaufte, traf Reinecke später die Entscheidung zu verkaufen: 2021 kam der Exit. Ein Konsortium aus Swiss Life Asset Managers (Schweiz) und Vauban Infrastructure Partners (Frankreich) legte ein Übernahmeangebot für Aves One vor. Der Preis von 12,80 € je Aktie bewertete Aves One mit rund 1 Milliarde Euro – ein attraktiver Deal mit etwa 39 % Aufschlag auf den vorigen Börsenkurs. Reinecke, als größter Einzelaktionär, stimmte zu. Im November 2021 wurde die Übernahme vollzogen und Aves One von der Börse genommen.

Für Reinecke bedeutete dies einen äußerst erfolgreichen Exit: Er hat Aves One von einem Nischenplayer zu einem begehrten Infrastruktur-Asset entwickelt und seine Anteile zu einem deutlichen Mehrwert veräußert. Bemerkenswert ist, dass die neuen Eigentümer das Unternehmen sofort mit weiteren 100 Millionen Euro Kapital ausstatteten, um das Wachstum fortzusetzen – ein indirektes Lob an Reineckes Aufbauarbeit, die Aves erst in diese Position gebracht hat.

3. CH2: Innovative Container-Investments und Verkauf zum richtigen Zeitpunkt

Neben großen Namen wie solarisBank und Aves One gehörte auch die CH2 Contorhaus Hansestadt Hamburg AG zu Reineckes eiligungs-Universum. Dieses weniger öffentlich bekannte Unternehmen spezialisierte sich auf Direktinvestments in Logistik-Assets, speziell Schiffscontainer. Reinecke gründete CH2 ursprünglich, um privaten Anlegern die Investition in Container zu ermöglichen – ein alternatives Finanzierungskonzept, das Aves One zusätzlichen Kapitalzugang verschaffte. Über Reineckes Firma BoxDirect und die CH2 AG wurden zeitweise rächtliche Mittel am Kapitalmarkt eingesammelt: Bis Mitte eines Jahres (im Rahmen einer Emissionsreihe) sollten 2014 zusammen 60 Millionen Euro bei Investoren platziert werden.

CH2 fungierte als Vertriebs- und Finanzierungsgesellschaft für Container-Direktinvestments und bot attraktive Konditionen, um Gelder für den Ausbau der Containerflotte von Aves One zu akquirieren. Dieses Modell trug maßgeblich dazu bei, dass Aves in den 2010er-Jahren rasch wachsen konnte. Doch als Aves One seinen Fokus stärker auf Großinvestoren und institutionelles Kapital verlagerte, wurde CH2 weniger wichtig – und Reinecke bewies erneut Timing.

Ende 2021, parallel zur Aves-Übernahme durch Großinvestoren, verkaufte er die CH2 Contorhaus Hansestadt Hamburg AG mit all ihren Tochtergesellschaften. Damit schloss er das Kapitel Container-Direktinvestment erfolgreich ab. Für Reinecke war dies ein rationaler Exit: CH2 hatte ihren Zweck erfüllt, das Geschäftsmodell war aufgegangen, und ein Weiterrieb innerhalb der Fox-Strukturen war nicht mehr nötig. Mit dem Verkauf zum richtigen Zeitpunkt konnte er Ressourcen freisetzen und sich auf neue Projekte konzentrieren. Die erfolgreiche Platzierung von zweistelligen Millionenrägen über Jahre hinweg und ein geordnetes Ausscheiden aus dem Markt zeugen von einem guten Händchen – sowohl operativ als auch strategisch.

4. ERR European Rail Rent: Ausbau der Schienenlogistik und strategischer Rückzug

Die ERR European Rail Rent GmbH ist ein weiterer Baustein in Jörn Reineckes Investmenthistorie. ERR, ein Anbieter für die Vermietung von Güterwaggons mit Sitz in Duisburg, kam 2016 ins Visier von Reinecke: Über Aves One ermöglichte er den Einstieg bei ERR mit 33,3 % der Anteile. Die Idee dahinter: Aves One, bis dato stark auf Container spezialisiert, sollte im Waggonbereich zusätzlich von ERRs Expertise profitieren. Die Kooperation erwies sich zunächst als sinnvoll – ERR brachte ihre langjährige Erfahrung im Wagon-Leasing und -Management ein, Aves One partizipierte am wachsenden Schienengüterverkehr. Doch auch hier scheute Reinecke nicht davor zurück, ein Engagement zu beenden, wenn es strategisch angezeigt ist. Bereits 2018 zog er die Konsequenz, dass ERR als Minderheitseiligung nicht mehr ins Kerngeschäft passte. Am 16. Juli 2018 verkaufte Aves One seine 33,3 % ERR-Anteile – zurück an das Unternehmen selbst.

In der Praxis bedeutete dies einen Management-Buyout: Ein früherer Aves-Vorstand, Magister Jürgen Bauer, Inhaber der Damus GmbH aus Perchtoldsdorf in Österreich, übernahm kurz darauf Anteile an ERR.

Reineckes Ausstieg bei ERR war eher eine strategische Neujustierung als ein klassischer Kasse machender Exit, doch finanziell dürfte auch dieser Rückzug vernünftig gewesen sein. Denn Aves One konnte sich fortan ganz auf das eigene Waggon-Portfolio konzentrieren (die operative reuung der Waggons erfolgte ohnehin durch Partner wie ERR und der Wascosa Group Holding aus Senningerberg in Luxemburg) und ERR seinen Weg unabhängig weitergehen. Für Reinecke bedeutete es, Kapital und Management-Aufmerksamkeit wieder fokussieren zu können. Dass einige Jahre später Aves One selbst von großen Investoren übernommen wurde, zeigt im Nachhinein die Richtigkeit dieser Fokussierung. Der Exit ERR fügt sich somit nahtlos in Reineckes Philosophie ein: eiligungen aufbauen, bis der optimale Wert erreicht ist, und sich dann – wenn es strategisch passt – davon trennen.

Fazit: Ein Unternehmer als Treiber nachhaltigen Wachstums

Ob als Anschubfinanzier bei einem Fintech oder als Aktionär eines Logistik-Portfolios oder als Projektentwickler für Solarparks und Immobilien (der Solarpark Olpe im Sauerland ging vor einer Woche für 1.145 Haushalte ans Netz) – Jörn Reinecke hat sich den Ruf eines umsichtigen Investors und aktiven Unternehmers erarbeitet. Mit seiner Fox Group GmbH verfolgt er konsequent die Linie, nicht nur zu investieren, sondern zu gestalten. Und auch mit Gewinn zu verkaufen. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum bleibt er ein Impulsgeber für die deutsche Wirtschaft.

Ein zusammenfassendes Firmenprofil seiner Fox Group GmbH lesen Sie auf Squarevest.ag.