Geopolitische Umbrüche prägen die globale Wirtschaftslandschaft wie nie zuvor. Mit einer neuen Welt(un)ordnung, geprägt von einem intensiven Wettstreit der Großmächte, steigenden Verteidigungsausgaben und der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, stehen Anleger vor erheblichen Herausforderungen – aber auch vor einzigartigen Chancen. Der Wellington-Stratege Thomas Mucha erklärt, wie Investoren heute umdenken müssen, um in diesem volatilen Umfeld Risiken zu minimieren und von den Zukunftstrends zu profitieren.

Die neue Welt(un)ordnung im Überblick:

  • Geopolitische Umbrüche prägen Märkte stark

  • Großmachtrivalität erhöht technologische Spannungen

  • Klimawandel wird sicherheitspolitische Herausforderung

  • Verteidigungsausgaben erreichen historischen Höchststand

  • KI revolutioniert militärische Anwendungen schnell

  • Atomwaffenprogramme kehren global zurück

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Geopolitische Umbrüche – Neue Welt(un)ordnung

Geopolitische Umbrüche verändern die Weltmärkte in einem Tempo, das selbst erfahrene Marktbeobachter überrascht. Thomas Mucha, geopolitischer Stratege beim Asset Manager Wellington Management, warnt vor einer „neuen Welt(un)ordnung“, die Risiken verschärft, aber zugleich neue Chancen eröffnet. Um Erfolg zu haben, müssten Investoren die tektonischen Verschiebungen der globalen Ordnung verstehen und ihre Strategien entsprechend anpassen.

„Wir befinden uns mitten in einem Wechsel von einem globalen geopolitischen Zyklus zu einem anderen“, betont Mucha. Mehr als 60 aktive Konflikte weltweit – doppelt so viele wie vor fünf Jahren – verdeutlichen die Brisanz. Hinzu kommen Folgen des Klimawandels, zunehmende geopolitische Rivalitäten und eine wachsende Unsicherheit über die Stabilität bestehender Allianzen.

Mucha hat fünf zentrale Felder identifiziert, die künftig für Anleger maßgeblich sein werden – mit klaren Gewinnern und Verlierern.

Neue Welt(un)ordnung – Wettstreit der Großmächte

Die Rivalität zwischen den USA und China ist der wichtigste geopolitische Spannungsfaktor unserer Zeit. Beide Länder streben nach globaler Dominanz – wirtschaftlich, politisch und besonders technologisch. Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz gießt zusätzlich Öl ins Feuer, da sie sowohl zivile als auch militärische Sektoren fundamental verändert.

Für Anleger eröffnen sich Chancen entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette – von Software- und Hardwareunternehmen über Hersteller weltraumbasierter Systeme bis hin zu Akteuren, die in strategisch geschützten Sektoren tätig sind. Gleichzeitig bleiben die Risiken von Handelskonflikten hoch, wie jüngste Strafzölle und Exportbeschränkungen deutlich machen.

Klimawandel als Sicherheitsfrage

Der Klimawandel wird nicht nur als Umwelt- oder Wirtschaftsthema betrachtet, sondern zunehmend als sicherheitspolitische Bedrohung. Schon heute belastet er fragile Staaten in tropischen Regionen und verschärft soziale Unruhen, Ressourcenknappheit und Migration.

Für Regierungen führt dies zu wachsenden Anforderungen an Klimaanpassungen. Investoren finden Chancen bei Unternehmen, die Klimaresilienz-Technologien entwickeln, in Infrastrukturprojekten, die Städte und Länder widerstandsfähiger machen, sowie in Bereichen wie Dekarbonisierung und ökologischen Innovationen. Hier entstehen ganze neue Industrien, die langfristig stabile Renditen versprechen.

Verteidigungsausgaben auf Rekordniveau

Die globalen Verteidigungsausgaben haben historische Höchststände erreicht – eine Entwicklung, die sich angesichts geopolitischer Bedrohungen eher beschleunigen dürfte. Der Krieg in der Ukraine wurde von Experten bereits als „Labor der Kriegsführung der Zukunft“ bezeichnet. Drohnen, Robotik, weltraumbasierte Systeme und KI-gesteuerte Anwendungen haben ihre militärische Schlagkraft unter Beweis gestellt.

Für Anleger bietet dies zahlreiche Anknüpfungspunkte: von Halbleitern und seltenen Erden über erneuerbare Energien für militärische Unabhängigkeit bis hin zu Robotik, Automatisierung und einer ganzen Reihe von Sicherheitstechnologien.

Künstliche Intelligenz im Zentrum der Sicherheitspolitik

KI gilt nicht länger nur als Produktivitätsfaktor, sondern als strategisch entscheidender Baustein nationaler Sicherheit. Schon heute bestimmen KI-Technologien die Analyse, Planung und Durchführung von militärischen Operationen – ob beim Raketenleitsystem oder bei Cyberabwehr.

Aus Investorensicht liegen Chancen in Rechenzentren, Chipproduktion, Minengesellschaften für kritische Rohstoffe sowie in Cybersicherheitsunternehmen. Zugleich könnte die Forschung an Artificial General Intelligence (AGI) zu einer geopolitischen Zäsur werden – mit weitreichenden Folgen für globale Machtverschiebungen.

Deep Research - Scoredex

Rückkehr der Nuklearwaffen

Die fragile Weltordnung hat neue Anreize für atomare Aufrüstung geschaffen. Russland hat mehrfach mit einem Atomwaffeneinsatz gedroht, China erweitert seine Kapazitäten, Nordkorea und Iran verfolgen eigene Programme. Für Verteidigungsunternehmen, die in den Bereichen Raketenabwehr, Luft- und Raumfahrt oder spezialisierter Technologien tätig sind, könnte dies profitable Perspektiven eröffnen.

Darüber hinaus wächst der politische Druck, kritische Rohstoffe – insbesondere für Rüstungstechnologien – langfristig abzusichern. Für Investoren eröffnet sich damit ein strategisch wichtiger Sektor abseits klassischer Anlagestrategien.

Neue Welt(un)ordnung – Zwischen Risiko und Optimismus

So düster die neue Welt(un)ordnung auf den ersten Blick erscheinen mag, Mucha betont auch die Chancen:

„Anleger haben die Möglichkeit, Kapital so einzusetzen, dass geopolitische Risiken reduziert, klimabezogene Herausforderungen gemildert und die Vorteile neuer Technologien verbreitert werden.“

Inmitten massiver Unsicherheiten entstehen damit nicht nur gefährliche Brüche, sondern auch historische Gelegenheiten für Investoren. Die Kunst liege darin, gezielt jene Sektoren und Technologien auszuwählen, die von den Umbrüchen profitieren – ohne die damit verbundenen Risiken aus dem Blick zu verlieren.

 

Was versteht man unter der „neuen Welt(un)ordnung“?

Die „neue Welt(un)ordnung“ beschreibt den Übergang von einem alten geopolitischen Zyklus zu einem neuen, geprägt von wachsender Instabilität, verschärfter Großmachtrivalität und tiefgreifenden globalen Veränderungen wie Klimawandel und technologischen Umbrüchen. Dies führt zu neuen Risiken, aber auch zu spezifischen Chancen für Anleger.

Warum sollten Anleger jetzt ihre Strategien anpassen?

Weil sich das geopolitische und wirtschaftliche Umfeld fundamental ändert, müssen Anleger flexibel auf neue Risiken wie Handelskonflikte, steigende Verteidigungsausgaben und klimabedingte Herausforderungen reagieren. Gleichzeitig eröffnen sich chancenreiche Investitionsfelder, etwa in KI-Technologien, Klimaresilienz oder Verteidigungstechnologien.

Welche Sektoren profitieren vom geopolitischen Wettbewerb zwischen USA und China?

Besonders aussichtsreich sind Unternehmen aus der Künstlichen Intelligenz (Software, Hardware), Hersteller weltraumbasierter Systeme und Firmen, die in strategisch geschützten Branchen wie Cybersicherheit oder Halbleiterproduktion tätig sind. Diese Sektoren profitieren von staatlichen Förderungen und hohen Investitionen.

Wie beeinflusst der Klimawandel die Anlagestrategien?

Der Klimawandel verschärft soziale und politische Instabilitäten, vor allem in vulnerablen Regionen. Investoren sollten daher auf Geschäftsmodelle setzen, die Klimaresilienz fördern, etwa in grüner Infrastruktur, Dekarbonisierungstechnologien oder ökologischen Innovationen, die sowohl Risiken mindern als auch langfristige Wachstumschancen bieten.