Eine aktuelle Analyse der Beratungsgesellschaft PwC zeichnet ein düsteres Bild der Cybersicherheit in Deutschland: Fast neun von zehn Unternehmen (konkret 89 Prozent) waren in den letzten drei Jahren Opfer von Datendiebstahl oder -missbrauch. Diese Zahl liegt deutlich über dem globalen Durchschnitt von 82 Prozent und unterstreicht, dass die deutsche Wirtschaft einem massiven und steigenden Bedrohungsdruck ausgesetzt ist.

 

  • Akuter Handlungsbedarf durch hohe Betroffenheit: Fast neun von zehn deutschen Unternehmen (89 %) waren in den letzten drei Jahren von Datendiebstahl betroffen – ein Wert, der deutlich über dem internationalen Durchschnitt liegt. Angesichts dieser massiven Bedrohung sehen 92 % der Führungskräfte akuten Handlungsbedarf, getrieben durch geopolitische und technologische Risiken.

 

  • Investitionen steigen, aber Prävention hinkt hinterher: Obwohl 77 % der Unternehmen ihre Cyberbudgets erhöhen, konzentrieren sich die Investitionen hauptsächlich auf reaktive Maßnahmen und klassische Sicherheit (Zero Trust). Nur 15 % der Unternehmen investieren gezielt in proaktive Strategien, was die Cyber-Resilienz schwächt und die Gefahr hoher Millionenschäden durch erfolgreiche Angriffe erhöht.

 

  • Zukunftssicherheit fehlt bei KI und Quantencomputing: Deutsche Unternehmen nutzen KI, um den Fachkräftemangel zu mindern, sind aber besorgt über neue KI-basierte Angriffe. Gleichzeitig besteht massiver Nachholbedarf bei der Vorbereitung auf die nächste Bedrohungswelle: Über die Hälfte (51 %) hat noch keine quantenresistenten Sicherheitsmaßnahmen implementiert, was sensible Daten in Zukunft gefährdet.

 

Die PwC-Studie „Global Digital Trust Insights 2026“ zeigt, dass die Mehrheit der Führungskräfte die Gefahr erkannt hat: 92 Prozent der Befragten sehen aufgrund geopolitischer Spannungen, technologischer Umbrüche und neuer Angriffsvektoren akuten Handlungsbedarf. Doch bei der Umsetzung proaktiver Strategien und der Vorbereitung auf Zukunftsrisiken wie KI und Quantencomputing offenbaren sich erhebliche Schwachstellen.

Die erschreckende Bilanz: Millionenschäden durch Cyberangriffe

Die finanziellen Folgen der Cyberattacken sind gravierend und betreffen Unternehmen aller Größenordnungen.

 

Schadenshöhe (Datendiebstahl/Missbrauch) Betroffene deutsche Unternehmen 
Bis zu 1 Million US-Dollar 47 %
Zwischen 1 und 10 Millionen US-Dollar 26 %
Mehr als 10 Millionen US-Dollar 11 %

 

Damit verzeichnete ein signifikanter Anteil der deutschen Betriebe Schäden im Millionenbereich, wobei die Kosten bei 11 Prozent der Unternehmen sogar über zehn Millionen US-Dollar lagen – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Strategische Neuausrichtung vs. Mangel an Prävention

Als Reaktion auf die komplexere Bedrohungslage planen deutsche Unternehmen, ihre Verteidigung massiv zu stärken. 77 Prozent wollen ihre Budgets für Cybersicherheit im kommenden Jahr erhöhen.

Die strategische Neuausrichtung ist dabei oft von geopolitischen Risiken getrieben: 55 Prozent der Unternehmen priorisieren den Ausbau ihres Cyber-Risikomanagements. Maßnahmen zur Diversifizierung gewinnen an Bedeutung: 42 Prozent planen Anpassungen der Handels- und Betriebspolitik, während 40 Prozent sogar den Standort ihrer kritischen Infrastruktur überprüfen.

Trotz der steigenden Investitionen identifizieren die Experten von PwC einen klaren Schwachpunkt: den Mangel an proaktiven Maßnahmen.

„Prävention darf kein blinder Fleck bleiben. Für eine starke Cyberabwehr ist es entscheidend, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu beheben.“ – Moritz Anders, Partner und Cyber Security & Privacy Leader bei PwC Deutschland

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hier deutlich hinterher: Während weltweit 24 Prozent gezielt in Prävention investieren, tun dies in Deutschland lediglich 15 Prozent. Der Fokus liegt demnach weiterhin stark auf reaktiven, schadensmindernden Ansätzen. Bei der Budgetverteilung legen deutsche Unternehmen zudem einen stärkeren Wert auf klassische Konzepte wie Netzwerksicherheit und Zero Trust (33–37 %), während Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) (29 %) und Cloud-Sicherheit (28 %) im globalen Vergleich geringer priorisiert werden.

 

Die größten Zukunfts-Baustellen: KI und Post-Quantum-Sicherheit

Die zwei größten Herausforderungen für die künftige Cyber-Resilienz sind die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und das Risiko durch Quantencomputer.

➡️ KI: Das zweischneidige Schwert

Die Unternehmen nutzen KI bereits aktiv zur Bewältigung des Fachkräftemangels: 54 Prozent der Befragten setzen KI- und Machine-Learning-Tools ein, um offene Stellen im IT-Security-Bereich zu kompensieren.

Gleichzeitig wächst die Sorge vor dem Missbrauch der Technologie: 67 Prozent der Sicherheitsverantwortlichen befürchten, dass generative KI die Angriffsflächen für Cyberattacken erheblich vergrößert. Als kritische Szenarien werden KI-basierte Malware (53 %) und Social Engineering durch Deepfakes (41 %) genannt.

➡️ Quantencomputing: Die tickende Zeitbombe

Erstmals rückt auch das Risiko durch Quantencomputing in den Fokus der Studie. Zukünftige Quantencomputer könnten aktuelle Verschlüsselungsverfahren in kürzester Zeit knacken und somit heute als sicher geltende vertrauliche Daten in Gefahr bringen. Die Lösung liegt in der Post-Quantum-Kryptographie.

Hier zeigt sich der größte Handlungsbedarf: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen (51 %) hat noch nicht damit begonnen, quantenresistente Maßnahmen umzusetzen. Nur 20 Prozent implementieren bereits konkrete Lösungen. Als Haupthindernisse werden fehlendes Know-how, mangelnde Ressourcen (46 %) und technische Expertise (42 %) genannt.

 

Fazit: Jetzt handeln, um Vertrauen zu sichern

Die Ergebnisse der „Digital Trust Insights 2026“ sind ein dringender Weckruf an die deutsche Wirtschaft. Die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der Cyberstrategie ist erkannt, doch der Fokus muss sich von reaktiver Schadensbegrenzung hin zu proaktiver Prävention verschieben. Insbesondere die Vorbereitung auf die disruptiven Technologien von morgen – KI und Quantencomputing – ist entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit und das Vertrauen von Kunden und Partnern langfristig zu sichern.

 

Aktive Handlungsempfehlungen zur Cyber-Resilienz

  1. Prävention priorisieren: Budgets aktiv von reaktiven auf proaktive Sicherheitsmaßnahmen umleiten.

  2. Zero Trust implementieren: Das Prinzip der kontinuierlichen Verifizierung konsequent über alle Systemgrenzen hinweg durchsetzen.

  3. Post-Quantum-Strategie starten: Sofort Pläne zur Einführung quantenresistenter Verschlüsselungsverfahren initiieren.

  4. KI-Kompetenz aufbauen: KI zur Automatisierung der Abwehr nutzen und gezielt den Fachkräftemangel adressieren.

  5. Risikomanagement anpassen: Geopolitische Spannungen integrieren und kritische Infrastrukturstandorte strategisch überprüfen.

  6. Lieferkette sichern: Externe Partner rigoros prüfen und die Schließung von Drittanbieter-Sicherheitslücken fordern.

 

FAQs Cyberangriffe in Deutschland

Wie hoch ist die Betroffenheit deutscher Unternehmen von Cyberangriffen?

Laut der PwC-Studie „Global Digital Trust Insights 2026“ waren 89 Prozent der befragten deutschen Unternehmen in den letzten drei Jahren von Datendiebstahl oder -missbrauch betroffen. Dieser Wert liegt signifikant über dem globalen Durchschnitt von 82 Prozent.

Welche finanziellen Auswirkungen haben Datenklau und Cyberattacken in Deutschland?

Die finanziellen Schäden sind erheblich. Bei 47 Prozent der betroffenen deutschen Unternehmen beliefen sich die Kosten eines Data Breach auf bis zu 1 Million US-Dollar. Weitere 26 Prozent meldeten Schäden zwischen 1 und 10 Millionen US-Dollar, und bei 11 Prozent der Unternehmen lagen die Kosten sogar über 10 Millionen US-Dollar.

Worauf konzentrieren sich deutsche Unternehmen bei ihren Investitionen in Cybersicherheit, und wo gibt es Nachholbedarf?

Die Mehrheit (77 %) der deutschen Unternehmen plant, die Cyberbudgets zu erhöhen. Die Investitionen konzentrieren sich stark auf klassische Sicherheitsmaßnahmen wie Netzwerksicherheit und Zero Trust. Ein deutlicher Nachholbedarf besteht jedoch bei proaktiven Sicherheitsmaßnahmen: Nur 15 Prozent investieren gezielt in Prävention, während der Fokus weiterhin auf reaktiven Ansätzen liegt.

Wie bewerten deutsche Unternehmen das Risiko durch Künstliche Intelligenz (KI) in der Cyberabwehr?

Deutsche Unternehmen sehen KI als zweischneidiges Schwert. 54 Prozent nutzen KI-Tools bereits aktiv, um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Gleichzeitig befürchten aber 67 Prozent, dass generative KI die Angriffsfläche für Cyberattacken deutlich vergrößert, beispielsweise durch KI-basierte Malware oder Deepfakes.

Inwieweit sind deutsche Unternehmen auf die Risiken durch Quantencomputing vorbereitet?

Die Vorbereitung auf Quantencomputing stellt die größte Zukunfts-Baustelle dar. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der deutschen Befragten hat noch nicht mit der Umsetzung quantenresistenter Maßnahmen (Post-Quantum-Kryptographie) begonnen. Als Hauptgründe für diesen Rückstand werden fehlendes Know-how und mangelnde technische Expertise genannt.