Lebensversicherungen verkaufen: Die Allianz prüft, Lebensversicherungsbestände in ausgewählten europäischen Märkten an den Bestandsabwickler Viridium zu übergeben – ein Schritt, der das Kapitalmanagement der Versicherer neu ausrichtet und für Kunden in betroffenen Ländern weitreichende Folgen haben könnte. Während Deutschland von solchen Plänen ausgenommen bleibt, könnte der Trend zu Run-off-Lösungen in anderen Ländern weiter an Bedeutung gewinnen.

Allianz prüft Verkauf – Lebensversicherungen verkaufen – der Überblick:

  • Allianz prüft Verkauf europäischer Bestände

  • Deutschland bleibt ausgenommen

  • Viridium spezialisiert auf Run-off

  • IT-Plattform muss erweitert werden

  • Kunden fragen nach Servicequalität

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Lebensversicherungen verkaufen

Die Allianz erwägt, Lebensversicherungsbestände in einigen europäischen Märkten an den Run-off-Spezialisten Viridium zu übertragen, schließt einen Verkauf deutscher Lebensversicherungspolicen aber explizit aus. Gleichzeitig müsste Viridium seine IT-Plattform für eine solche europäische Expansion deutlich ausbauen, da sie derzeit auf Deutschland zugeschnitten ist.

Hintergrund: Allianz und Viridium

Die Allianz hat sich gemeinsam mit Blackrock und der japanischen Versicherungsholding T&D an Viridium beteiligt, einem auf Bestandsabwicklung spezialisierten Lebensversicherer. Viridium kauft Lebensversicherungspolicen anderer Gesellschaften und verwaltet diese bis zum Vertragsende, vertreibt aber keine neuen Lebensversicherungen.

​Bestandsabwickler wie Viridium fokussieren sich auf sogenannte Run-off-Portfolios mit meist älteren Verträgen, die für klassische Versicherer kapitalintensiv geworden sind. Besonders belastend sind Altverträge mit hohen Garantiezinsen, für die Versicherer umfangreiche Kapitalreserven vorhalten müssen.

Lebensversicherungen verkaufen 

Allianz-Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre erklärte vor Journalisten, für einige Portfolios gebe es „Chancen“, dass die Allianz selbst Kunde von Viridium werde. Gemeint ist damit eine mögliche Übertragung von Lebensversicherungsbeständen in bestimmten europäischen Ländern auf den Bestandsabwickler.

​Konkrete Märkte nannte Coste-Lepoutre ausdrücklich nicht, erwähnte aber, dass eine Lösung auch gemeinsam mit anderen Versicherern denkbar sei. Der deutsche Markt sei hingegen von solchen Überlegungen ausgenommen, hier halte die Allianz an ihrem Lebensversicherungsgeschäft fest.

 

Lebensversicherungen verkaufen – Bedeutung des deutschen Markts

Für Deutschland schloss die Finanzchefin eine Abgabe von Lebensversicherungsportfolios klar aus. Damit signalisiert der Konzern, dass das deutsche Lebensversicherungsgeschäft weiterhin als strategisch wichtig angesehen wird und nicht in einen externen Run-off überführt werden soll.

Gerade in Deutschland steht die Abwicklung von Beständen durch Spezialversicherer seit Jahren in der öffentlichen Kritik, weil Kundinnen und Kunden fürchten, Servicequalität oder Überschussbeteiligung könnten leiden. Vor diesem Hintergrund ist die Allianz-Positionierung als Verbleib im deutschen Lebensgeschäft auch reputationsstrategisch relevant.

Fokusmärkte: Frankreich und andere Länder

Viridium-Chef Tilo Dresig hatte bereits im Frühjahr angekündigt, Übernahmen von Lebensversicherungsbeständen in ganz Europa zu prüfen. Als „größten und relevantesten Markt“ nannte er Frankreich, das neben Deutschland und Italien zugleich zu den wichtigsten Lebensversicherungsmärkten der Allianz gehört.

Gerade weil Frankreich für die Allianz ein Kernmarkt ist, halten Beobachter einen größeren Bestandsverkauf dort aktuell für eher unwahrscheinlich. Denkbar wären eher selektive Abgaben in kleineren oder margenärmeren Märkten, zu denen sich der Konzern jedoch nicht konkret äußerte.

IT-Herausforderung bei Viridium

Eine zentrale Voraussetzung für die internationale Expansion ist laut Allianz-Finanzchefin die Weiterentwicklung der Viridium-IT. Das aktuelle System ist auf die regulatorischen, steuerlichen und produkttechnischen Besonderheiten des deutschen Markts ausgerichtet.

Um Bestände in anderen europäischen Ländern übernehmen und effizient verwalten zu können, müssen zusätzliche Funktionen, Schnittstellen und Länderlogiken implementiert werden. Coste-Lepoutre betonte, für Viridium nicht sprechen zu können, geht aber davon aus, dass dort genau an dieser Erweiterung gearbeitet wird.

Lebensversicherungen verkaufen – Einordnung: Run-off als strategisches Kapitalmanagement

Die Überlegung der Allianz, ausgewählte Lebensversicherungsportfolios an Viridium zu übertragen, passt in einen übergeordneten Trend zum Run-off in der europäischen Versicherungsindustrie. Durch die Abgabe kapitalintensiver Altbestände können Versicherer Eigenkapital entlasten und Risiken aus hohen Garantiezinsen reduzieren.

Run-off bedeutet das Einstellen von Neugeschäft bei gleichzeitiger Weiterführung und Abwicklung bestehender Versicherungsverträge, oft durch spezialisierte Dienstleister oder Abwickler.

Speziell nach Jahren des Niedrigzinsumfelds haben solche Portfolios die Profitabilität vieler Lebensversicherer unter Druck gesetzt, während gleichzeitig Solvency-II-Anforderungen steigen. Kooperationen mit spezialisierten Abwicklern erlauben es, sich stärker auf Neugeschäft und margenstarke Produkte mit geringeren Garantien zu konzentrieren.

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Auswirkungen für Versicherte

Für Kundinnen und Kunden in potenziell betroffenen Märkten würde ein Verkauf bedeuten, dass ihr Vertrag künftig von Viridium verwaltet wird, nicht mehr von der Allianz. Vertragsinhalte wie Garantien und vereinbarte Leistungen bleiben rechtlich bestehen, allerdings ändern sich Ansprechpartner, Serviceprozesse und möglicherweise auch der Umgang mit Überschüssen.

Da Viridium nach eigenen Angaben keine neuen Lebensversicherungen vertreibt, liegt der Fokus ausschließlich auf effizienter Bestandsverwaltung. Für Allianz-Kundinnen und -Kunden in Deutschland ergibt sich aus der klaren Absage an einen Bestandsverkauf vorerst keine Veränderung.

Reaktion von Viridium

Viridium lehnte es ab, die Aussagen der Allianz-Finanzchefin gegenüber dem Handelsblatt zu kommentieren. Das Schweigen kann als Hinweis darauf gelesen werden, dass sich Gespräche in einem frühen oder vertraulichen Stadium befinden oder dass das Unternehmen keine Spekulationen über konkrete Transaktionen bedienen möchte.

Für Viridium würde eine erfolgreiche europäische Expansion einen deutlichen Wachstumsschub bedeuten, setzt aber gleichzeitig hohe Investitionen in IT, Regulierungskompetenz und Marktkenntnis voraus. Dies gilt insbesondere, wenn große Portfolios etablierter Konzerne wie der Allianz ins Visier genommen werden.

Die Allianz setzt ein strategisches Signal: Kernmärkte wie Deutschland sollen stabil bleiben, während Run-off-Lösungen in ausgewählten europäischen Ländern genutzt werden könnten, um Kapital zu schonen und Altgarantien aus den Bilanzen zu nehmen. Für Analystinnen und Analysten ist dies ein Hinweis auf aktives Bestandsmanagement, ohne das Image im wichtigen Heimatmarkt zu riskieren.

Für Viridium eröffnet sich die Chance, vom anhaltenden Run-off-Trend zu profitieren und von einem vorwiegend deutschen Spezialisten zu einem europäischen Player aufzusteigen – vorausgesetzt, die technische und regulatorische Transformation gelingt. Für Verbraucher bleibt entscheidend, wie transparent mögliche Bestandsübertragungen kommuniziert werden und ob Service- sowie Überschusspolitik nach einem Übergang den Erwartungen gerecht werden.

Run-off Lösungen im Versicherungswesen

Ein Run-off im Versicherungswesen bezeichnet die Situation, in der ein Versicherer kein Neugeschäft mehr annimmt und bestehende Versicherungspolicen (Altbestände) weiterhin verwaltet oder abwickelt. Die bestehenden Verträge bleiben rechtsgültig, und die Rechte sowie Pflichten aus diesen Verträgen bestehen unverändert fort. Der Versicherer konzentriert sich auf die kosteneffiziente Verwaltung dieser Altbestände, ohne neue Kunden oder neue Geschäftsfelder zu bedienen.

Es gibt zwei Arten von Run-off:

  • Interner Run-off: Der Versicherer stellt das Neugeschäft ein, verwaltet aber seine bestehenden Verträge weiter selbst.

  • Externer Run-off: Die Altbestände werden auf einen spezialisierten Run-off-Anbieter übertragen oder verkauft, der dann die Verwaltung übernimmt.

Run-off ist für Versicherer oft ein strategisches Instrument, um kapitalintensive oder unrentable Altbestände auszulagern, Bilanzrisiken zu reduzieren und sich auf profitable Neugeschäftssegmente zu konzentrieren. Für Kunden ändert sich meist wenig, da die Vertragsleistungen weiterhin erfüllt und die Policen gesetzlich geschützt sind. Die Aufsicht, etwa durch die BaFin in Deutschland, bleibt bestehen, um Kundenschutz sicherzustellen.

Welche Lebensversicherungsbestände prüft die Allianz für einen Verkauf?

Die Allianz prüft, Lebensversicherungsportfolios in ausgewählten europäischen Ländern an den Bestandsabwickler Viridium zu übertragen; der deutsche Markt bleibt dabei jedoch ausdrücklich ausgenommen.

Was passiert für Kunden, wenn ihre Verträge an Viridium übertragen werden?

Für Kunden bleiben die vertraglichen Leistungen und Garantien grundsätzlich bestehen, allerdings wird künftig Viridium der Ansprechpartner für Verwaltung, Service und Abwicklung ihrer Verträge sein.

Warum setzen Versicherer wie die Allianz auf Run-off-Lösungen?

Run-off-Lösungen ermöglichen es Versicherern, kapitalintensive Altbestände abzugeben, Bilanzrisiken zu mindern und sich stärker auf neue, margenstarke Produktsegmente zu fokussieren.

Ist Viridium auf europäische Märkte außerhalb Deutschlands vorbereitet?

Viridium muss seine IT- und Service-Infrastruktur noch weiter ausbauen, um den Anforderungen und Regulierungen außerhalb Deutschlands effizient gerecht zu werden