Die Deutsche Nachhaltigkeit AG positioniert sich als Impact-Investor mit Kapitalmarkt-Expertise. Vorstandschef Ole Nixdorff erklärt im Gespräch, wie sich das Unternehmen von der Konkurrenz abhebt und warum 2025 ein entscheidendes Jahr wird.
Herr Nixdorff, was ist das Besondere an der Deutschen Nachhaltigkeit AG?
Wir sind eine deutsche Beteiligungsgesellschaft, die seit 2012 als Impact-Investor agiert und seit 2023 börsennotiert ist. Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der Kombination aus Impact Investments und Kapitalmarkt-Expertise – eine Kombination, die am deutschsprachigen Markt einzigartig ist. Während andere Investoren häufig nur Kapital bereitstellen, begleiten wir unsere Portfoliounternehmen auch bei Kapitalmarkttransaktionen. Über 25 solcher Transaktionen haben wir bereits erfolgreich abgeschlossen.
Sie sind seit Juli 2024 alleiniger Vorstand. Welche Weichen stellen Sie für die Zukunft?
Ich setze den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Bereits als Finanzvorstand seit 2023 habe ich die strategische Ausrichtung der Deutsche Nachhaltigkeit AG mitgeprägt. Entscheidend ist für uns: Wir definieren Impact Investing nicht als das „weniger schlecht machen“ von unternehmerischem Handeln, sondern wollen die Welt tatsächlich ein bisschen besser machen.
Was verstehen Sie konkret unter Impact Investing?
Impact Investing strebt neben finanzieller Rendite auch messbare positive soziale oder ökologische Wirkung an. Das Marktvolumen in Deutschland lag 2022 bei knapp 39 Milliarden Euro – international gesehen noch ausbaufähig. Unser Kapitalmarktresearch prognostiziert auch für die kommenden Jahre einen Anstieg des weltweiten Investitionsvolumen in nachhaltige Investments. Konkret könnte rund ein Fünftel des weltweit verwalteten Vermögens in diesen Bereich fließen.
Wie wählen Sie Ihre Investments aus?
Zunächst prüfen wir, ob das Geschäftsmodell einen klaren Impact-Fokus aufweist. Dann analysieren wir die messbaren Daten im Detail. Wichtig ist uns, dass das Beteiligungsunternehmen entweder bereits börsennotiert ist oder zeitnah an den Kapitalmarkt gehen möchte. Zudem sollte Profitabilität eine klare und realisierbare Perspektive sein.
Können Sie Beispiele aus Ihrem Portfolio nennen?
Wir konzentrieren uns auf vier Schwerpunkte: sauberes Wasser, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Mobilität sowie Fitness und Gesundheit. Bei ELARIS, einem E-Mobilitätsunternehmen, erzielten wir einen zweistelligen Millionengewinn. EasyMotion Tec im Gesundheitsbereich steigerte seinen Umsatz auf über 50 Millionen Euro. Soapeya entwickelt wasserlose Seife für Gebiete mit Wasserknappheit, EcoMotion eine CO2-sparende Parkhaustechnologie für Megacitys. Aktuell begleiten wir ein Unternehmen, das veganes Leder mit nur einem Prozent der üblichen CO2-Emissionen produziert.
Wie messen Sie den tatsächlichen Impact?
Das ist eine der größten Herausforderungen der Branche. Am Markt herrscht noch zu wenig Einheitlichkeit bei der Impact-Messung. Wir nutzen etablierte Ansätze wie die Impact Principles oder die EU-Taxonomie, gehen aber einen Schritt weiter. Gemeinsam mit unserem Impact Advisory Board haben wir ein standardisiertes Regelwerk und eine Impact-KPI-Matrix entwickelt. Das ist ein dynamischer Prozess – wir entwickeln uns wie die gesamte Branche fortlaufend weiter.
Wer gehört zu diesem Advisory Board?
Seit Anfang 2024 unterstützen uns hochkarätige Experten der Impact Investing-Branche. Dazu gehört beispielsweise Professorin Anabel Ternès, geschäftsführende Direktorin des Berliner SRH-Instituts, oder Peter Liu, Gründer der WI Harper Group und CEO von Alpha Ring, einem weltweit führenden Unternehmen für Kernfusions-Energie. Mit diesem Board bündeln wir Know-how auch über Landesgrenzen hinaus.
Wie entwickeln sich Ihre Finanzzahlen?
Die Zahlen bestätigen unsere Strategie: Im ersten Halbjahr 2024 steigerten wir unser EBIT um 112 Prozent auf 3,6 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss erreichte mit 5,5 Millionen Euro einen Rekordwert. 2023 lag der Jahresüberschuss bei 19,2 Millionen Euro.
Sie haben 2024 eine ungewöhnliche Anleihe emittiert. Was steckt dahinter?
Im Mai 2024 gingen wir mit einer Stückelung von 1.000 Euro bewusst einen ungewöhnlichen Weg und öffneten uns auch für Kleinanleger. Normalerweise sind solche Unternehmensanleihen nur institutionellen Investoren zugänglich. Wir garantieren eine vollständige Rückzahlung bis 2029 mit jährlich zehn Prozent Verzinsung. Als Sicherheit dient unsere gesamte Bilanzsumme von rund 290 Millionen Euro, davon 270 Millionen Euro Eigenkapital.
2025 expandieren Sie international mit dem International Impact Forum. Warum?
Nachhaltiges Wirtschaften ist eine internationale Notwendigkeit – also muss auch Impact Investing international stattfinden. Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung in Frankfurt wollen wir 2025 mit dem International Impact Forum neben Frankfurt in weiteren Städten wie Abu Dhabi, Monaco und Wien präsent sein. Diese Städte haben sich als wichtige Finanzstandorte mit vielen Impact-Investoren etabliert. Wir gehen dorthin, wo die entsprechenden Investoren und Meinungsführer bereits präsent sind.
Was erwartet die Besucher?
Eine breit gefächerte Mischung an Gästen, Speakern und Experten – darunter wieder Persönlichkeiten wie Dr. Othmar Karas, Erster Vizepräsident des Europäischen Parlaments, und Dominic Thiem. Wir wollen eine enge Verzahnung zwischen Unternehmen, Investoren und Politik gewährleisten und dabei Analyse, Makro-Sicht und Praxis miteinander verknüpfen.