Der deutsche Büroimmobilieninvestmentmarkt befindet sich weiterhin in einer herausfordernden Phase. Die Zinswende, die allgemeine Wirtschaftslage und der anhaltende Trend zum Homeoffice haben den Markt stark beeinflusst. Doch Experten sehen sowohl Risiken als auch Chancen für die Zukunft.

Büroimmobilieninvestmentmarkt – Marktstillstand und Qualitätsansprüche

Florian Unbehaun, Head of Transactions DACH bei Commerz Real, betont, dass die Nachfrage nach Büroflächen zwar abgenommen hat, aber die Ansprüche an die Qualität der verbleibenden Flächen gestiegen sind. „Unternehmen benötigen weniger Flächen, aber wollen die Qualität ihres Arbeitsumfelds steigern. In gefragten Lagen sind sie bereit, höhere Mieten zu zahlen“, sagt Unbehaun. Er weist auf einen steigenden Leerstand bei gleichzeitig steigenden Spitzenmieten hin und betont die Wichtigkeit von nachhaltigen Büroflächen, deren Angebot die Nachfrage künftig nicht decken wird. Käufer mit verfügbarem Kapital könnten sich daher jetzt attraktive Chancen sichern.

Georg Reul, Geschäftsführer beim Investmentmanager Paribus, berichtet, dass sein Unternehmen nach einer längeren Zurückhaltung langsam wieder in Büroimmobilien investiert. „Seit 2018 haben wir uns auf Mieterbelange und Mietvertragsverlängerungen fokussiert. Jetzt drängen viele angelsächsische Käufer in den Markt, deren Erwartungshaltung hinsichtlich von Preisabschlägen im Core-Bereich noch nicht erfüllt wurde.“ Reul sieht jedoch mittelfristig einen signifikanten Leerstand bei Büroflächen, die den gestiegenen Anforderungen nicht entsprechen, besonders bei älteren Gebäuden, die vor 1978 erbaut wurden. Ohne signifikante Mobilisierung privaten Kapitals durch Anreize könne diese Herausforderung nicht bewältigt werden.

Thomas Olek (publity AG) warnt vor weiteren drastischen Abwertungen von Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland. „Ich erwarte, dass die Immobilienwerte nochmal weiter fallen um 10 bis 25 Prozent.“

Büroimmobilieninvestmentmarkt – Chancen und aktuelle Entwicklungen

Thomas Olek – Aufsichtsratsvorsitzender publity AG – über den Büroimmobilieninvestmentmarkt: „Die Büros der Zukunft sind „große offene Räume“, die Leute wollen nicht mehr „wie die Hühner auf der Stange sitzen. Die Büros der Zukunft sollen auch nach den Erfahrungen vom Green Asset Manager publity AG größer, grüner und sozialer und sollen noch besser erreichbar sein.

Büroimmobilieninvestmentmarkt – ESG-Standards und Umnutzung

Dirk Ruppert, Chief Investment Officer bei Cells, hebt die gestiegenen ESG-Anforderungen von Büronutzern hervor. „Wir zielen bei der Sanierung von Bestandsobjekten auf eine Zertifizierung nach LEED Platin ab.“ Ruppert betont auch die wachsende Bedeutung der Umnutzung von Bürogebäuden, um neuen Wohnraum zu schaffen. Diese Umwandlungen seien jedoch komplex und kostspielig. Trotz dieser Herausforderungen erweitert Cells sein Geschäftsmodell und unterstützt Bestandshalter bei der Sanierung und Umnutzung ihrer Objekte.

Stabilisierung des Marktes und zukünftige Strategien

Jan Linsin, Head of Research Deutschland bei CBRE, sieht Anzeichen einer Stabilisierung des Marktes. „Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 1,3 Milliarden Euro umgesetzt, was dem Niveau des Vorjahres entspricht.“ Linsin berichtet von einer starken Nachfrage nach gut angebundenen Innenstadtobjekten, während ältere und weniger zentrale Objekte kaum noch vermarktet werden können. Er weist darauf hin, dass Liegenschaften in guten Lagen das Potenzial für eine Repositionierung haben und Investoren diese Chancen erkennen. Wertsteigerungsorientierte und opportunistische Investmentstrategien stehen derzeit im Fokus der Investoren, und eine vollständige Markterholung wird für 2025 erwartet.

Fazit

Der deutsche Büroimmobilieninvestmentmarkt befindet sich in einer Phase der Transformation. Während der klassische Markt durch wirtschaftliche Herausforderungen und veränderte Arbeitsgewohnheiten unter Druck steht, eröffnen sich zugleich neue Chancen durch steigende Qualitätsansprüche, ESG-Standards und innovative Umnutzungsprojekte. Investoren, die diese Trends erkennen und nutzen, könnten in den kommenden Jahren profitieren.