Bloß keine Kurzschlussreaktion, wenn man merkt: Ich habe den Aussagen eines Strukturvertriebsberaters geglaubt. Will man dann sein Geld zurück, rät das Verbraucherportal Vertragshilfe24, wenn möglich, zu einer professionellen Abwicklung mit einem Gutachter statt zu einer vorschnellen Kündigung.

„Man kann natürlich kündigen“, sagt der einstige Versicherungsvorstand und heutige Experte bei Vertragshilfe24 und Geschäftsführer der Berliner Verbraucher-Graswurzel-Bewegung auxinum GmbH Sven Enger aus Hamburg.

Aber, so Sven Enger vor kurzem auf SQUAREVEST.AG: „Viele sagen, in dem Moment, wenn ich meine Versicherung kündige, bekomme ich ja den Rückkaufswert wieder zurück. Das ist mitnichten so. Es werden Stornokosten in Rechnung gestellt. Das heißt, das minimiert dann auch noch mal meine Ablaufleistung, die ich in dem Moment dann bekomme.“

Eine Abwicklung machen die meisten Versicherungen allerdings nicht freiwillig, sondern sie müssen mit Gutachtern und Rechtsanwälten davon überzeugt werden, wie Sven Enger im folgenden YouTube-Interview mit dem Hamburger Chefmoderator von wirtschaft tv aus Niedersachsen, Sascha Oliver Marti, erklärt.

Das Wichtigste in Kürze:

  1. Der Fall: Die 22-jährige zahnmedizinische Fachangestellte Lisa Engel vertraute einem freien Berater des Frankfurter Generali-Strukturvertriebes Deutsche Vermögensberatung DVAG und schloss vier fondsgebundene Rentenversicherungen, ab die sie sich gar nicht leisten kann.
  2. War Lisa zu gutgläubig? Nein. Lisa wurde Opfer einer ausgefeilten Strategie von Strukturvertrieben.
  3. Vermögensaufbau: Oft erweisen sich Kapitallebensversicherungen oder fondsgebundene Rentenversicherungen als ungeeignet, weil die Kosten die Rendite drastisch schmälern.
  4. Lisa Engel ist kein Einzelfall: FOCUS schrieb Anfang dieses Jahres über fondsgebundene Lebensversicherungen: „70 Prozent kündigen vorzeitig. Kunden verzweifeln an verlockenden Lebensversicherungen“.
  5. Woher kommen die Struktur-Vertriebspyramiden: Sie sind eine amerikanische Erfindung und ziehen Quer-Einsteiger und Nebenberufler als Berater magisch an, weil man an weiteren Einsteigern, die man akquiriert, mitverdienen kann und man eigentlich nur einen festen Leitfaden mit vorformulierten Satzbausteinen abarbeiten muss, um erfolgreich Abschlüsse zu erzielen – bei freier Zeiteinteilung.
  6. Erfolgreiche Vergleiche: Der baden-württembergische Rechtsanwalt Werner Hogrefe berichtet über Abwicklungs-Erfolge für Versicherungskunden.

Im Einzelnen.

1. Der aktuelle Fall

Das Hamburger Magazin DIE ZEIT berichtete Mitte März 2025 von einem haarsträubenden Fall:

Die 22-jährige zahnmedizinische Fachangestellte Lisa Engel hatte im September 2023 den DVAG-Berater Benjamin O. über eine Bekannte kennengelernt. In einer privaten Unterhaltung fragte der Berater sie, was sie sich vom Leben wünsche. Sie betonte, kein Risiko eingehen zu wollen. Benjamin O. sicherte ihr zu, einen maßgeschneiderten Finanzplan zu erstellen. Nach weiteren Gesprächen schloss die Kundin in der Folge zahlreiche Finanzprodukte ab:

  • Vier fondsgebundene Rentenversicherungen
  • Fünf Fondssparpläne
  • Eine Risiko-Lebensversicherung
  • Einen Bausparvertrag
  • Mehrere weitere Sachversicherungen

Die monatlichen Kosten beliefen sich auf über 1.400 Euro, während Engel nur knapp 2.000 Euro Netto-Gehalt verdiente. Als sie sich ein Auto kaufen wollte, merkte sie, dass sie sich übernommen hat.

Die italienische Versicherung Generali, mit der der vertragsgebundene hessische Strukturvertrieb Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG aus Frankfurt am Main exklusiv zusammenarbeitet und die an der DVAG zu 40 Prozent beteiligt ist, wollte die Verträge nicht aufheben. Der Berater habe Engel nach eigenen Angaben „ausführlich und korrekt“ beraten, so der Versicherer. Die Verbraucherzentrale, bei der sich Lisa Engel Rat holte, kam zu dem Schluss, dass die vermittelten Finanzprodukte nicht zu ihrer finanziellen Situation passten.

Weil aber die Generali Lisa nicht freiwillig aus den Verträgen ließ, soll Lisa Engel die Verträge nun in ihrer Verzweiflung gekündigt haben, was mit einem großen Verlust einherging. Das hätte nicht sein müssen.

Der Versicherungsprofi Sven Enger von Vertragshilfe24 hat daher an alle, denen es so gut geht wie Lisa Engel, zwei Ratschläge:

  1. Künftig die eigenen Finanzen in die eigene Hand nehmen und Vermögensaufbau und Risikoabsicherung strikt trennen.
  2. Abgeschlossene Verträge bei einem Abwicklungs-Profi dahingehend kostenlos prüfen lassen, ob und wie man mehr als nur den angebotenen Rückkaufswert von der Lebensversicherungsgesellschaft erhalten kann.

2. War Lisa zu gutgläubig?

Nein. DIE ZEIT schrieb: „Was Lisa Engel wie ein unverbindliches, zugewandtes Gespräch unter Bekannten vorkam, folgt einer ausgefeilten Strategie. In den Schulungsunterlagen der DVAG findet sich ein ‚Muster-Kontaktgespräch‘ mit vorformulierten Textbausteinen.“

Das Karlsruher Magazin Versicherungswirtschaft HEUTE ging schon 2022 dieser Frage nach und kam zu dem Ergebnis: „Mit Persönlichkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität verkaufen – so in etwa heißt das Erfolgsrezept der Top-Seller. In einem Strukturvertrieb reicht es, sich schlicht an den Leitfaden zu halten. Das gilt für jede Branche, ob es um Tupperware oder Finanzleistungen geht.“

Laut DER ZEIT würden interne Unterlagen des Unternehmens zeigen, dass Neukunden gezielt aus dem persönlichen Umfeld gewonnen werden sollen.

Das Münchener Meinungsforschungsinstitut Kantar GmbH fand heraus: „Unter den Befragten zwischen 18 und 24 Jahren informieren sich knapp 60 Prozent vor allem bei Angehörigen sowie im Freundes- und Bekanntenkreis über die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge.“

Diese Erkenntnis setzt die DVAG konsequent um.

Und die Strukturpyramide wächst dabei von ganz allein.

Obwohl die gesamte Finanzberater-Branche in Deutschland schrumpft, haben Vertriebs-Pyramiden weiter einen großen Zulauf an Neueinsteigern.

In der DVAG-Pressemitteilung vom 26. März 2025 heißt es im beigelegten Anhang „Geschäftszahlen 2024 im Überblick“: „2024 haben sich über 1.500 neue Vermögensberaterinnen und Vermögensberater für eine Karriere bei der DVAG entschieden.“

Und, so die DVAG zum Geschäftsjahr 2024: „Rund 14.000 Anträge wurden täglich eingereicht“.

Seit mehr als 10 Jahren führt Andreas Pohl aus Marburg in Hessen als Vorstandsvorsitzender und Mitgesellschafter die äußerst erfolgreiche Struktur-Vertriebspyramide Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG aus Frankfurt am Main © Pressedownload-Foto DVAG vom 26. März 2025
Seit mehr als 10 Jahren führt Andreas Pohl aus Marburg in Hessen als Vorstandsvorsitzender und Mitgesellschafter die äußerst erfolgreiche Struktur-Vertriebspyramide Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG aus Frankfurt am Main © Pressedownload-Foto DVAG vom 26. März 2025

Seit mehr als 10 Jahren führt Andreas Pohl aus Marburg in Hessen als Vorstandsvorsitzender und Mitgesellschafter die äußerst erfolgreiche Struktur-Vertriebspyramide Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG aus Frankfurt am Main © Pressedownload-Foto DVAG vom 26. März 2025

„Unser Erfolg basiert vor allem auf Kundennähe, Marktverständnis und Vertrauen“, so Andreas Pohl, Vorsitzender des Vorstandes und Mitgesellschafter der Deutschen Vermögensberatung, anlässlich der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2024.

Aus Sicht des auf Provisions-Stufen fixierten Strukturvertriebes der Generali heißt es daher folgerichtig in seiner Pressemitteilung: „Die fondsgebundene Lebensversicherung bleibt eine attraktive Möglichkeit zur Alters- oder Hinterbliebenenvorsorge.“

Kriterium für diese DVAG-Einschätzung ist anscheinend der Umsatz und nicht so sehr, was die Kunden am Ende erhalten. Die DVAG begründet ihre Wertschätzung für die fondsgebundene Lebensversicherung lediglich trocken: „Der Bestand (Versicherungssumme ohne Berufsunfähigkeitsversicherung) wuchs um 0,7 Prozent auf nunmehr 185,0 Milliarden Euro.“

3. Aber: Kapitallebensversicherungen oder fondsgebundene Rentenversicherungen erweisen sich für den Vermögensaufbau oft als ungeeignet

Der ZEIT liegen Unterlagen von DVAG-Kunden vor, die belegen würden, dass diese Verträge für ungeeignete Produkte abgeschlossen haben sollen. So hätte eine Kundin über 20 Jahre rund 40.500 Euro in eine fondsgebundene Rentenversicherung gezahlt und am Ende nur 41.600 Euro ausgezahlt bekommen.

Auch Lebensversicherungsvorstand a.D. Sven Enger weiß: „Nur ein kleiner Sparanteil bleibt über.“

Der Versicherungsmathematiker Professor Dr. Philipp Schade aus Dortmund in Nordrhein-Westfalen fand heraus: „Zwei Drittel der Überschüsse“ werden den Verträgen nicht zugewiesen.

4. Lisa Engel ist leider kein Einzelfall

Ungeeignete Verträge betreffen nicht nur Lisa Engel. Das belegen „Unterlagen weiterer Kunden“, die der ZEIT vorliegen.

Auch der FOCUS berichtete im Februar 2025: „Viele Kunden ärgern sich beim Blick auf die jährliche Standmitteilung ihrer Lebensversicherung.“ Und: „Viel zu hohe Kosten fressen die Renditen teils vollends auf. Zwei von drei Kunden kündigen deshalb vorzeitig.“

5. Die Verkaufsstrukturpyramide ist eine Erfindung aus Amerika

Die aus den USA kommende Grundidee des Verkaufs in Netzwerken und ohne Zwischenhandel war in den 1950er Jahren revolutionär und wurde wohl deshalb auch anfangs in Deutschland belächelt.

In den 1950er Jahren verkaufte der Amerikaner und einstige Armenpfleger Bernard Cornfeld mit seiner Firma Investors Overseas Services (IOS) Limited mit Sitz in Panama in den USA von Tür zu Tür amerikanische Aktienfonds. Er expandierte nach Europa, denn im Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg gab es in Europa viele arbeitswillige Menschen und mit rund 800.000 stationierten US-Soldaten eine attraktive Zielgruppe.

Auch Tausende Deutsche kauften Fonds der IOS. Ende der 60er Jahre entfiel ein Viertel des weltweiten Investmentgeschäfts auf die IOS. Auf dem Hauptmarkt Deutschland tummelte sich das Gros der weltweit 16.000 Verkäufer. Ende 1969 geriet IOS in eine Liquiditätskrise und schlitterte 1973 in die Insolvenz.

Bernard Cornfeld wurde im Mai 1973 in Genf verhaftet. Die Anklagepunkte reichten von gewerbsmäßigem Betrug bis zur Urkundenfälschung. Er wurde 1974 gegen eine Kaution von fünf Millionen Schweizer Franken freigesprochen. Es gelang ihm jedoch keine Rückkehr ins Finanzgeschäft. Er starb verarmt am 27. März 1995 an den Folgen einer Gehirnblutung in London.

Der amerikanische Ökonom John Kenneth Galbraith schreibt in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Spekulation“, Frankfurt/Main, Eichborn Verlag, 2010, über die Arbeitsweise des Unternehmens:

„Der IOS war vor allem ein riesiger Verkaufsapparat, in dem Effektenverkäufer andere Verkäufer anwarben und so eine Provision von deren Verkäufen erhielten. Die so Angeworbenen warben ihrerseits andere Verkäufer an, von denen sie dann Provisionen erhielten.

In Deutschland war die Pyramide am Ende sechs Stockwerke hoch, und nur ein Bruchteil der eigentlichen Investitionen floss noch in die Wertpapiere, zu deren Ankauf sie gedacht waren. Alles Übrige floss in jene Provisionen. Es würde schwerfallen, sich ein finanztechnisch ungeeigneteres Unternehmen für Investoren auszudenken.

Die deutschen IOS-Führungskräfte Otto Wittschies (OVB), Professor Reinfried Pohl (DVAG), Werner Kunkler (HMI, heute Ergo Pro), Udo Keller (tecis, eine Swiss Life Tochter) und Erich Mende (Bonnfinanz) erweiterten ihre eigene IOS-Struktur-Erfahrung mit ihrer Allfinanz-Idee, bei der nicht mehr nur der Verkauf einzelner Finanz- und Versicherungsprodukte im Fokus stehen solle, sondern, so der propagierte Anspruch, die „ganzheitliche Qualitätsberatung und langfristige Kundenbeziehungen“.

6. Erfolgreiche Vergleiche: Anwalt erzielt hohe Rückzahlungen für Kunden

Der baden-württembergische Rechtsanwalt Werner Hogrefe von der Kanzlei Hogrefe auf Schloss Massenbach in Schwaigern-Massenbach sagte dem Vertragshilfe24-Experten Sven Enger auf YouTube (im Video ab Minute 1:15): „Da haben wir schon Erfolge erzielt. Durch Vergleich oder durch eine Nachberechnung der Überschussbeteiligung. Dort konnten Vergleiche und neue Abrechnungen erwirkt werden. Diese (zusätzlichen Summen – Anmerkung der Redaktion) lagen so zwischen 30 und 200 Prozent des Rückkaufswertes. Wobei der durchschnittliche Vergleichswert über alle bisherigen Vergleiche zwischen 50 und 70 Prozent lag.“

Alternativen zu Kapitallebensversicherungen und fondsgebundenen Renten

Investment-Alternativen sowie einen Vergleich zu und zwischen Risikoversicherungen, Kapitallebensversicherungen und fondsgebundenen Rentenversicherungen und eine Bewertung ihrer aktuellen Sinnhaftigkeit finden Sie auf SQUAREVEST.AG unter diesem Link.

Vertragshilfe24 – Noch mehr Hintergrund zu Lebensversicherungen

Im Interview mit Business-Leaders.net gibt Sven Enger Einblicke, wie der ursprünglich tolle Solidargedanke in den Lebensversicherungen mit Renditeversprechen verwässert wird. Das Interview finden Sie hier.

Ein Seriositätsrating bezüglich Vertragshilfe24 finden Interessierte auf Scoredex.com.

Abwicklung: Wie bekomme ich mein Geld zurück, wenn ich vom vermittelten Vertrag nicht mehr überzeugt bin?

Eine kostenlose und unverbindliche Ersteinschätzung, ob die Abwicklung des eigenen Vertrages grundsätzlich möglich ist, erhalten Interessierte auf der Webseite von Vertragshilfe24.