Wie verhalten sich Gold und Aktien in Krisenzeiten? Die Deutsche Börse AG Frankfurt und die Frankfurter Unternehmensberatung Mercer Deutschland GmbH fanden in ihren Langzeituntersuchungen von Aktien und Gold heraus: Gold sichert Aktienverluste ab.

Goldreporter.de-Herausgeber Jürgen Fröhlich (55) aus Zirndorf bei Bayern © eQuity Media e.K., Zirndorf
Goldreporter.de-Herausgeber Jürgen Fröhlich (55) aus Zirndorf bei Bayern © eQuity Media e.K., Zirndorf

Und auch Goldreporter Diplomkaufmann Jürgen Fröhlich (55) aus dem bayerischen Zirndorf bei Nürnberg bestätigt diese Erkenntnis aus der hessischen Bankenmetropole nun tagesaktuell in seinem heutigen Newsletter vom 22. September 2021.

Fröhlich meldet im Zusammenhang mit der Krise des hochverschuldeten chinesischen Immobilien-Riesen Evergrande: „Während die Aktienmärkte unter dem Eindruck der Evergrande-Krise in den vergangenen Tagen zurückkamen, hat der Goldpreis eher profitiert. Es gab zwar keine explosive Bewegung nach oben, die Tendenz ist aber erkennbar. Investoren steuern in der Krise sichere Häfen an.“

Umicore-Goldbarren aus dem hessischen Hanau-Wolfgang gibt es in den Größen 1g bis 12,5kg. Sie besitzen den "LBMA Good Delivery-Status" und sind mit dem Zertifikat des "Responsible Jewellery Council" ausgezeichnet © Pressefoto obs/Umicore AG & Co.KG/Dimitri Lowette
Umicore-Goldbarren aus dem hessischen Hanau-Wolfgang gibt es in den Größen 1 Gramm bis 12,5 Kilogramm. Sie besitzen den „LBMA Good Delivery-Status“ und sind mit dem Zertifikat des „Responsible Jewellery Council“ ausgezeichnet © obs/Umicore AG & Co.KG/Dimitri Lowette

Historisch sieht die Absicherung von Aktienstürzen durch Gold so aus:

© Ausriss aus Edelmetall-Handbuch der Deutsche Börse Gruppe Frankfurt. US steht für USA und EAFE steht für Europa, Australasien und Fernost
© Ausriss aus Edelmetall-Handbuch der Deutsche Börse Gruppe Frankfurt. US steht für USA und EAFE steht für Europa, Australasien und Fernost

 

Im Edelmetall-Handbuch der Deutsche Börse AG vom Dezember 2018 (84 Seiten) heißt es dazu:

„Klar ist in jedem Fall, dass es immer wieder einzelne Jahre und auch längere Phasen gab, in denen die Goldpreisentwicklung hinter der Inflation zurückblieb, etwa zwischen 1992 bis Anfang 2006 und auch zwischen 2011 und heute.

Unumstritten ist hingegen, dass Gold in Zeiten extremer Krisen und bei sehr hoher Inflation seiner Schutzfunktion in den meisten Fällen nachkommen konnte.“

Die Deutsche Börse AG: „Ein völliger Wertverfall ist quasi ausgeschlossen, im Gegensatz zu Bargeld behält Gold in einer Krise mit Hyperinflation und Währungsreform einen Wert.“

Das Edelmetall-Handbuch führt dazu aus: „Beispiele aus der Vergangenheit sind die Inflation in Deutschland 1923 und die Phase nach dem Zweiten Weltkrieg.“

Deutsche Börse zur Finanzkrise 2008: DAX fiel, Gold stieg

Das Edelmetall-Handbuch der Deutsche Börse AG: „Auch in der letzten großen Finanzkrise ab 2007 profitierten Goldanleger: Beispielsweise fiel der DAX® zwischen Herbst 2007 und März 2009 um über die Hälfte, während der Goldpreis (in US-Dollar) im gleichen Zeitraum um rund 30 Prozent stieg.“

Fazit im Edelmetall-Handbuch: „Gold scheint also vor allem in extremen Krisenzeiten sowie Phasen, in denen die Inflationsraten auf bis zu zweistellige Werte anschwellen, ein wirksamer Schutz zu sein. Bei „normalen“ oder auch etwas höheren Inflationsraten – auch über längere Zeiträume – gilt das nicht unbedingt.“

Aber auch die jüngste Vergangenheit beweist: Goldanteil sichert Aktienverluste ab

Die 15-Jahres-Studie (2003 bis einschließlich 2018) der Mercer Deutschland GmbH vom Februar 2019 mit dem Titel „Gold als Anlageklasse für Institutionelle Investoren“ gelangte zu dem Schluss: „Die historischen Korrelationen für die vergangenen 15 Jahre (basierend auf monatlichen Renditen) lauten wie folgt: Large-Cap-Aktien der Eurozone/Staatsanleihen der Eurozone -0,11, Large-Cap-Aktien der Eurozone/Gold +0,22.“

Large Caps sind Dickhäuter der Börse, also Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung in der Regel über 8,55 Milliarden Euro. Man nennt sie auch Blue Chips oder Standardwerte. Large Caps können Krisen in der Regel besser überstehen als mittlere oder kleinere Unternehmen. In Deutschland sind dies zum Beispiel Daimler, Deutsche Bank, Siemens, BMW, VW oder Adidas.

Bei den untersuchten Portfolios aus Staatsanleihen, Aktien und Gold waren die Aktien in beiden Fällen (ohne und mit Gold) auf jeweils 20 Prozent beschränkt. Im Fall der Beimischung mit Gold lag der Goldanteil im Portfolio bei maximal 5 Prozent.

Die Mercer Goldstudie 2019 kommt zu dem Schluss: „Gleichzeitig fällt jedoch das Verlustrisiko bei dem Portfolio mit Goldbeimischung geringer aus als beim reinen Aktien-Anleihen-Portfolio, da sich im Krisenfall die Gold- und Aktienpreise tendenziell gegenläufig entwickeln.“

Auch in der gegenwärtigen Corona-Krise greifen die Anleger zu Gold
Dr. Michael König (50) aus dem hessischen Dreieich, seit 2014 Co-Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH aus Eschborn bei Frankfurt © Deutsche Börse Commodities GmbH
Dr. Michael König (50) aus dem hessischen Dreieich, seit 2014 Co-Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH aus Eschborn bei Frankfurt © Deutsche Börse Commodities GmbH

„Eine gestiegene Nachfrage sehen wir gleichermaßen bei institutionellen als auch privaten Investoren“, so Dr. Michael König (50) aus dem hessischen Dreieich, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH aus Eschborn bei Frankfurt, in seinem Halbjahresbericht am 5. Juli 2021.

Deutsche Börse Commodities GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Börse und der Bankenpartner Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank, B. Metzler seel. Sohn & Co. sowie der Schweizer Bank Vontobel. Beteiligt ist außerdem der Goldproduzent Umicore.

Dr. König: „2020 war die Volatilität beim Goldpreis leicht erhöht, im ersten Halbjahr entsprach sie allerdings dem Fünfjahresniveau. Gold erweist sich mit seiner stabilisierenden und diversifizierenden Funktion im Anlegerportfolio damit als überaus beständig.“

Steffen Orben (51) aus Frankfurt am Main, seit 2007 Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodietis GmbH aus Eschborn © Deutsche Börse Commodities GmbH
Steffen Orben (51) aus Frankfurt am Main, seit 2007 Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodietis GmbH aus Eschborn © Deutsche Börse Commodities GmbH

„Der Goldpreis war durch die gestiegenen Realzinsen in den USA unter Druck geraten. Durch den Anstieg der Inflation und ein attraktives Preisniveau im Vergleich zu anderen Rohstoffen haben Investoren den Sachwert Gold nun wiederentdeckt“, sagt Steffen Orben (51) aus Frankfurt am Main, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH und von 1996 bis 2021 Devisen- und Rohstoffhändler der Deutschen Bank AG, in einer Presseerklärung am 28. Mai 2021.

Auf dem Vermögenstag in München 2019 erklärte Orben auf  Youtube, dass viele Aktien-Besitzer ihr Portfolio zwischen 5 und 10 Prozent mit Gold zur Versicherung auffüllen.

 

Aber: Ist Gold nicht ein sehr volatiler Krisenschutz?

Dr. Michael König schätzte im Wiener Fachblatt FONDS exklusiv schon Ende vergangenen Jahres dazu ein: „Die rasante Ausbreitung der Pandemie hat die Weltwirtschaft extrem gebremst. In solchen Zeiten suchen Anleger einen sicheren Hafen, der ihr Kapital vor Wertverlust bewahrt. Da steht Gold seit jeher hoch im Kurs.“

Und zur Schwankung (Volatilität) des Goldpreises verweist Dr. König auf die Mercer Goldstudie 2019: „Eine quantitative Analyse des Beratungshauses Mercer kommt zu dem Schluss, dass Gold langfristig sogar die Volatilität reduziert und als Inflationsschutz dient, da es dazu beiträgt, die Kaufkraftparität zu erhalten. Das wurde anhand einer Beimischung von Gold zu einem Portfolio aus Aktien mit hoher Marktkapitalisierung und Staatsanleihen der Eurozone unter verschiedenen Kapitalmarktszenarien untersucht.“

Dr. König schlussfolgert daraus: „Gold hat also neben seiner Funktion, die Aktienverluste auf Bärenmärkten abzusichern, eine strategische Bedeutung und gehört deshalb in jedes gut diversifizierte Portfolio.“

Kein Wert wird Gold als Krisenwährung ablösen, meint die Consorsbank

Die Consorsbank aus Nürnberg (Tochter der französischen Großbank BNP Paribas aus Paris) schätzte am 22. September 2021 im Wiener Magazin FONDSprofessionell ein: „Insbesondere als Absicherung für Krisenzeiten spielt Gold nach wie vor eine wichtige Rolle. Dies lässt sich an den riesigen Goldreserven ablesen, die Staaten und überstaatliche Organisationen halten.

So stehen mehr als 500 Tonnen Gold im Besitz der Europäischen Zentralbank. Auch der IWF hält eine stattliche Goldreserve, die sich auf über 2.800 Tonnen beläuft. Zu allen Zeiten, auch während der Weltkriege oder dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in großen Ländern, hat Gold seine Funktion als universelles Zahlungsmittel erfüllt.

Aus diesem Grund ist es eher unwahrscheinlich, dass ein anderer Wert das Edelmetall als verlässliche Krisenwährung ablösen wird.“ (FM)