HERTHA-Investor Lars Windhorst (44, Inhaber von Tennor Holding B.V. aus Amsterdam und Evergreen Funding SARL aus Luxemburg sowie der Lars Windhorst Foundation aus London) kam als Hauptsponsor zur Eröffnung der zeitgenössischen Kunstausstellung Diversity United von der Stiftung Kunst und Kultur am 8. Juni 2021 auf den Ex-Flughagen Berlin Tempelhof © Pressefoto Stiftungskunst.de
HERTHA-Investor Lars Windhorst (44, Inhaber von Tennor Holding B.V. aus Amsterdam und Evergreen Funding SARL aus Luxemburg sowie der Lars Windhorst Foundation aus London) kam als Hauptsponsor zur Eröffnung der zeitgenössischen Kunstausstellung Diversity United von der Stiftung Kunst und Kultur am 8. Juni 2021 auf den Ex-Flughagen Berlin Tempelhof © Pressefoto Stiftungskunst.de

Am 5. Juli 2021 traf nun doch noch die vorletzte Rate der Amsterdamer Tennor Holding B.V. von HERTHA-Investor Lars Windhorst (44) an den Berliner Fußballbundesligisten HERTHA BSC in Höhe von 35 Millionen Euro mit 5 Tagen Verspätung ein.

Letztes Jahr kaufte sich Windhorst 66,6 Prozent und damit die absolute  Aktienmehrheit an HERTHA. Doch die Ratenzahlung stockten, wie Business-Leaders.net berichtete.

Möglicherweise hat das auch etwas mit seiner zweiten Firma Evergreen Funding Sarl aus Luxemburg zu tun?

Die Bankkonten von Evergreen Funding seien eingefroren worden, berichtete die Financial Times (kurz FT) am 5. Juli 2021.

Die Londoner Zeitung titelte über den Wahl-Londoner Lars Windhorst aus Ostwestfalen: „Lars Windhorst im Visier der Strafverfolger. BaFin erstattete Anzeige wegen möglicher illegaler Bankaktivitäten des deutschen Finanziers.“

Wie die britische Zeitung berichtete, hält es die deutsche Finanzmarktaufsicht BaFin für möglich, dass die Evergreen Funding Bankgeschäfte getätigt hat, ohne die erforderlichen Lizenzen zu besitzen.

Berliner Staats-Anwaltschaft ermittelt

Die Berliner Staatsanwalt-Sprecherin Mona Lorenz bestätigte der BILD am 5. Juli 2021: „Es ist korrekt, dass wegen des Anfangsverdachts auf Verstoß gegen das Kreditwesengesetz ermittelt wird.“

Der genaue Grund der Anzeige ist nicht bekannt. Die FT berichtete einerseits über mögliche Unregelmäßigkeiten bei Bonds, die Evergreen Funding ausgegeben habe.

Andererseits heißt es in dem Bericht, dass Evergreen Funding 2020 rund 272 Millionen Euro an HERTHA-Investor Windhorst überwiesen haben soll – obwohl die Firma selbst nur Finanzpapiere im Wert von 263,5 Millionen Euro besessen habe, wie sie in ihrer Bilanz aufgeführt habe.

Die Bafin prüfe, ob es zu illegalen Bankgeschäften gekommen sei, heißt es in dem FT-Bericht weiter – ein Vergehen, auf das bis zu fünf Jahre Gefängnis stehen würden.

HERTHA-Investor Windhorst bestätigte den Bericht in einem Tweet.

Die Ermittlungen liefen schon seit Mai, schreibt er am 5. Juli 2021 auf Twitter. Dabei gab sich der HERTHA-Investor gelassen: „Liebe @FT, das ist eine alte Nachricht. Wir sind nicht betroffen und konzentrieren uns weiterhin auf unser Geschäft. Wir wurden Anfang Mai über die Beschwerde der BaFin informiert und haben uns sofort mit der #Berliner Staatsanwaltschaft in Verbindung gesetzt, um bei etwaigen Ermittlungen zu helfen.“

Windhorst versicherte in dem Tweet seine Unschuld: „Wir sind uns absolut sicher, dass die Vorwürfe unbegründet sind, da weder Evergreen Funding noch eines der Unternehmen der Gruppe regulierte Bankgeschäfte betrieben hat.“

Er zeigte sich „enttäuscht“ über die BaFin: „Wir haben dies der #Bafin klar erklärt und sind perplex und enttäuscht, dass die Bafin sich immer noch dafür entschieden hat, die Beschwerde bei den Berliner Behörden einzureichen.“

Trotz hoher Schulden von angeblich 2,5 Milliarden Euro sponserte der in London lebende HERTHA-Investor Lars Windhorst (hinten links) über seine Londoner Lars Windhorst Foundation die zeitgenössische Kunstausstellung Diversity United von 90 Künstlern aus 34 Ländern im ehemaligen Flughafen Berlin Tempelhof und war auch beim Eröffnungsrundgang mit Künstlerin Henrike Naumann (vorn links), Professor Walter Smerling (ganz hinten neben Windhorst), Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit Ehefrau Elke Büdenbender, Berlins Regierendem Michael Müller (Zweiter von rechts) und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (vorn rechts) am 8. Juni 2021 dabei © Pressefoto Stiftungskunst.de
Trotz hoher Schulden von angeblich 2,5 Milliarden Euro sponserte der in London lebende HERTHA-Investor Lars Windhorst (hinten links) über seine Londoner Lars Windhorst Foundation die zeitgenössische Kunstausstellung Diversity United von 90 Künstlern aus 34 Ländern im ehemaligen Flughafen Berlin Tempelhof und war auch beim Eröffnungsrundgang mit Künstlerin Henrike Naumann (vorn links), Professor Walter Smerling (ganz hinten neben Windhorst), Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit Ehefrau Elke Büdenbender, Berlins Regierendem Michael Müller (Zweiter von rechts) und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (vorn rechts) am 8. Juni 2021 dabei © Pressefoto Stiftungskunst.de

Windhorst Schulden sollen sich auf 2,5 Milliarden Euro belaufen.

Das berichtete die  Wirtschaftswoche: „Verpackt in zig Anleihen, deren Gelder Windhorst höchstselbst organisierte, indem er mit seinem Privatjet um die Welt jettete und Investoren die neueste Anlagestory erzählte.“

Doch damit soll jetzt Schluss sein. Der HERTHA-Investor wolle mit einer 1,45 Milliarden Euro schweren Anleihe „all in“ gehen und seine Schulden umstrukturieren. Ein Jahr soll er Zeit haben, um das Geld zurückzuzahlen. Der Londoner Fondsanbieter „H2O“, der den Großteil der Windhorst-Anleihen hielt, gewähre ihm einen Abschlag in Höhe von einer Milliarde Euro. In Zukunft wolle er sich über Kredite und den Verkauf von Aktien finanzieren.

H2O-Fonds eingefroren: Grund: Lars Windhorst (Evergreen Funding)

Das Londoner Unternehmen H2O Asset Management musste letztes Jahr wegen giftiger Papiere von Lars Windhorst drei H2O-Fonds einfrieren. Sie sollen durch neue Fonds ersetzt werden.

Die französische Finanzmarktaufsicht AMF hatte den Asset Manager aufgefordert, die Anteilskäufe- und Verkäufe bei den Flaggschifffonds H2O Allegro, H2O MultiBonds und H2O Multistrategies auszusetzen.

Die Entscheidung der französischen Behörde sei aufgrund von Bewertungsunsicherheiten gefallen, die durch signifikante Engagements der Fonds Allegro, MultiBonds und Multistrategies in illiquide „private Wertpapiere“ entstanden seien.

Der deutsche Investor Lars Windhorst, der diese Assets einst an H2O verkauft hatte, sollte sie nun mit seiner Firma Evergreen Funding (einer neuen Firma im Besitz von Windhorsts Trust) zurückkaufen. Während der teilweisen Durchführung dieses Verkaufs-Deals seit Mai 2020 sei es zu den Zweifeln an der Werthaltigkeit der Papiere durch die französische Finanzmarktaufsicht gekommen.

Von der zur französischen Natixis gehörenden Fondsgesellschaft H2O hatten Anleger rund acht Milliarden Euro abgezogen, als der Umfang der Geschäftsbeziehungen zu Windhorst im Sommer vorigen Jahres in der Financial Times bekannt gemacht wurde. Natixis ist die Investmentbank der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit Sitz in Paris.

Hoher Zins: Krankenhaus-Kettenbesitzer Ulrich Marseille (64) aus Hamburg hilft dem HERTHA-Investor aus der Patsche.

Marseille und Windhorst waren sich einst spinnefeind. Marseille wollte bei Windhorst Schulden eintreiben, ging bis vor den Bundesgerichtshof und scheiterte im August 2007. Marseille stellte sogar Strafantrag, schließlich einigte man sich.

Nun kauft Ulrich Marseille gemeinsam mit dem Nürnberger Modemagnaten Friedrich Knapp (72, Ladenkette New Yorker) und Windhorst selbst die bereits ausgelagerten Papiere aus den H2O-Fonds über eine Windhorst-Anleihe zurück. Mit deutlichem Abschlag auf den Nominalwert von mehr 2 Milliarden Euro.

H2O steht nämlich unter Druck, hat sich mit italienischen Staatsanleihen verspekuliert und hat nun mit Windhorsts Papieren weit mehr als die 5 Prozent an erlaubten Nichtbanken-Papiere im Portfolio. Windhorst macht durch den Notverkauf durch H2O zumindestens auf dem Papier damit einen Gewinn von rund 1 Milliarde Euro und kann sich damit die hohen Zinsen (ebenfalls auf dem Papier) an die Mitinvestoren locker leisten.

Marseille und Knapp haben insgesamt 500 Millionen Euro in die Hochzins-Anleihe im Volumen von 1,25 Milliarden Euro gesteckt, die den Deal mit H2O Asset Management finanzieren soll. Windhorst selbst hat 400 Millionen Euro in seine Anleihen investiert, der Rest entfällt auf einige auswärtige Investoren, wie aus informierten Kreisen verlautete.

Die Transaktionen mit Evergreen haben bereits begonnen und sollten eigentlich schon bis Ende September 2020 abgeschlossen sein, erklärte H2O-Chef Bruno Crastes in einer Stellungnahme per E-Mail. Die Fondsgesellschaft befinde sich in konstanten Gesprächen mit Evergreen und Lars Windhorst, um sicherzustellen, dass der Deal abgeschlossen werde, fügte er hinzu.

Marseille bestätigte „Bloomberg“ gegenüber ein Investment. Sprecher von Windhorst und H2O lehnten Stellungnahmen ab, ebenso Vertreter von Unternehmen, die im Besitz von Knapp sind.

„Die kommenden Monate läuft sein Endspiel“, schrieb nun die „Wirtschaftswoche.“

Und auch aktuell steckt der Hochrisiko-Investor Windhorst in einer schwierigen Situation:

Er ist zu einigen Notverkäufen gezwungen, um Kredite seiner Investmentgesellschaft Tennor zu bedienen. Bis Anfang 2022 muss der Finanzakrobat zunächst mehr als eine Milliarde Euro auftreiben, um einen dann fälligen Zwischenkredit in Höhe von 1,45 Milliarden Euro zu tilgen. Das Geld dient zur Rücknahme von Windhorst-Anleihen, mit denen Anleger einer Fondsgesellschaft große Verluste erlitten hatten und die nicht mehr verkäuflich waren.

Vor zwei Jahren sagte Windhorst, er wolle zu den wichtigsten Investoren in Deutschland gehören. Ob er das geschafft hat, wollte die „Wirtschaftswoche“ von ihm wissen. „Nein, das habe ich nicht“, sagte Windhorst. Aber er arbeite jeden Tag hart daran, um das zu erreichen.

Bereits mehrfach wollte Lars Windhorst die Welt erobern.

Im Jahr 2003 fuhr er die Windhorst AG gegen die Wand. Das Landgericht Berlin verurteilte ihn wegen Untreue in 27 Fällen. 2009 verzockte er sich mit Aktien. Windhorst ging in die Privatinsolvenz, wurde von Mitgläubigern mit Strafanzeigen überzogen. Während sich andere von solchen Rückschlägen nicht erholen, schafft Windhorst stets ein Comeback. An Weihnachten 2007 überlebt er sogar einen Flugzeugabsturz seines Privatfliegers in Kasachstan. Windhorst ist ein Stehaufmännchen.

Vor allem überzeugte er jedes Mal wieder Geldgeber, in seine Ideen zu investieren. Er nutzt geschickt Netzwerke in prominente Kreise. Er tummelte sich in der Formel 1, seine Beteiligungsgesellschaft Sapinda (Vorläufer von Tennor) sponserte mehrere Jahre den Red-Bull-Rennstall Toro Rosso. Windhorst ist Mitglied im Beirat der Londoner Serpentine Gallery – wie der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg oder Milliardär Nicolas Berggruen. Er hat Wohnsitze nahe Zürich und Monaco. Seine Büros sind in Berlin und London. (FM)