Europas Industrie soll auch in Zukunft reibungslos laufen. Deutschland, Frankreich und Italien wollen deshalb enger zusammenarbeiten, um die sichere Versorgung ihrer Industriebetriebe mit kritischen Rohstoffen in der Zukunft sicherzustellen. Dazu hat sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit seinen Kollegen Bruno Le Maire, Minister für Wirtschaft und Finanzen aus Frankreich und Adolfo Urso, Minister für wirtschaftliche Entwicklung aus Italien sowie Industrievertretern aus allen drei Ländern in Berlin getroffen.

Konkret wollen die drei Länder gemeinsame Maßnahmen identifizieren, mit denen sich eine nachhaltige und sichere Versorgung, insbesondere mit kritischen Rohstoffen, sicherstellen lässt. Besonders im Fokus ist dabei die europäische Gesetzgebung zu kritischen Rohstoffen (CRMA). Im März dieses Jahres hatte die Europäische Kommission einen Gesetzesvorschlag vorgestellt, der die Versorgung der europäischen Industrie mit Rohstoffen sicherstellen soll, die vor allem für den Ausbau der Energiewende und die Digitalisierung benötigt werden. Dabei will man sich in erster Linie von China unabhängiger machen.

 

Kritische Rohstoffe in der EU
Die EU-Kommission will mit dem „Critical Raw Materials Act“ alle Stufen der europäischen Wertschöpfungskette für kritische Rohstoffe stärken und hat dafür spezielle Maßnahmen entwickelt. Die Grafik zeigt dies beispielhaft für vier Rohstoffe, die als kritisch eingestuft sind.

 

Speziell der Bedarf an Seltenen Erden wurde von der Kommission betont. So würde die Nachfrage nach Seltenen Erden für die Windkraft bis zum Jahr 2030 um das 4- bis 5-fache steigen. Der Bedarf an Lithium wäre erheblich größer. Innerhalb der kommenden Jahre würde sich der Bedarf verzehnfachen, bis zum Jahr 2050 sogar um 57-fache ansteigen. Dabei ist Lithium ein unverzichtbares Element bei der Herstellung von Elektroautos. Bislang könnte die EU aber nur einen sehr geringen Teil aus eigenen Minen sicherstellen.

EU identifiziert 34 kritische Rohstoffe

Das soll sich ändern, deshalb hat die EU-Kommission freiwillige Ziele formuliert, die sie bis 2030 erreichen will. Demnach soll ein Zehntel der strategisch wichtigen Rohstoffe bis dahin in der EU gewonnen werden. Als strategisch wichtig hat die EU 16 Rohstoffe benannt. Dabei handelt es sich um Rohstoffe, deren Bedeutung und Nachfrage sehr hoch ist, bei denen aber keine großen Ausweitungen der Produktionsmengen zu erwarten sind. Darunter sind auch zahlreiche Seltene Erden wie Neodymoxid und Technologiemetalle wie Gallium. Als kritisch bezeichnet die EU 18 weitere Rohstoffe, darunter weitere Seltene Erden, deren Bedeutung und Versorgungssicherheit bestimmte Schwellenwerte überschreiten könnte. Die EU sollte deshalb frühzeitig die Verfügbarkeit und den freien Handel sicherstellen.

Außerdem soll mindestens 40 Prozent der Veredelung oder Weiterverarbeitung von Rohstoffen in der EU erfolgen. Inzwischen ist von Vertretern der Mitgliedsländer zu hören, dass diese Quote auf 50 Prozent erhöht werden soll. Ein sehr ambitioniertes Ziel, zumal einigen Experten zufolge, selbst die 40 Prozent kaum erreichbar sind. Und auch für das Recycling wurde ein Ziel vorgegeben. Demnach soll bis 2030 eine Recyclingquote von 15 Prozent erreicht werden. Kritikern ist das viel zu wenig und gilt nicht nur Umweltverbänden als zu wenig ambitioniert, denn den Mitgliedsstaaten werden keine Vorgaben gemacht. Vielmehr werden sie dazu angehalten, ihre Recyclingaktivitäten zu stärken, ohne jedoch konkrete Zielvorgaben zu nennen.

Kaum gesellschaftliche Akzeptanz für Minenprojekte in Europa

Europas „not in my backyard“-Politik muss der Vergangenheit angehören, wenn die Unabhängigkeit von China gelingen soll. Dazu müssen Vorkommen in Europa erschlossen werden und auch Raffinerien dürfen nicht mehr tabu sein. Dass dies nicht einfach wird, zeigte sich schon beim Treffen der EU-Industrie- und Wirtschaftsminister im März dieses Jahres. Vertreter mehrerer Länder machten darauf aufmerksam, wie schwierig es ist, gesellschaftliche Akzeptanz für Minenprojekte in der EU herzustellen. Noch ist Bergbau ohne Umweltauswirkungen nicht möglich, auch wenn es in diesem Bereich erste Fortschritte gibt. Hinzu kommt, dass es bis zu 15 Jahre dauern kann, bevor neu erschlossene Minen produktiv arbeiten und nennenswerte Mengen liefern können.

Italien, Frankreich und Deutschland wollen nun gemeinsam die europäischen Bestrebungen voranbringen und in den Details mit Leben füllen. Dabei werden auch die Bereiche Rohstoffgewinnung, Weiterverarbeitung und Recycling behandelt. Die Zusammenarbeit soll dabei helfen, geeignete Maßnahmen zu identifizieren und gemeinsame strategische Projekte auf den Weg zu bringen. Zu diesem Zweck wird eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller drei beteiligten Länder ins Leben gerufen. Italien, Deutschland und Frankreich machen einen erheblichen Teil der Wirtschaft der Union aus und teilen sich in vielen Sektoren Wertschöpfungsketten. „Während das CRM-Gesetz ein sehr wichtiger erster Schritt ist, wird uns unsere Zusammenarbeit die Gelegenheit bieten, zwischen Regierungen und Vertretern der Branche darüber zu diskutieren, wie wir weiter vorgehen können“, sagte Bruno Le Maire. Im Fokus steht die gemeinsame Beschaffung und Bevorratung.

„Der Markt wird sich in den kommenden Jahren fundamental verändern“, sagt Andreas Kroll, CEO von Noble Elements.

Genau auf diesem Feld ist das Berliner Unternehmen Noble Elements bereits seit 2014 unterwegs. Als inzwischen zweitgrößter Importeur von Seltenen Erden und Technologiemetallen will Noble Elements der mittelständischen Wirtschaft in Europa den Zugang zu diesen kritischen Rohstoffen sicherstellen. Andreas Kroll, CEO von Noble Elements: „Der Markt wird sich in den kommenden Jahren fundamental verändern. Rund 300.000 Tonnen Seltene Erden werden weltweit pro Jahr produziert. Eine Menge, die China in einigen Jahren alleine benötigen wird. Das bedeutet, China wird zum Käufer auf dem Weltmarkt. Dadurch werden die Karten neu gemischt.

SQUAREVEST Unternehmensprofile

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