Die beliebteste Altersvorsorge der Deutschen in Not? In Deutschland gibt es nach Branchenangaben ca. 82 Mio. Verträge für Lebensversicherungen. Die Coronakrise, die Inflation und nicht zuletzt die Null-Zins-Politik machen der Lebensversicherung schwer zu schaffen. Müssen die Deutschen Angst um ihre beliebte Geldanlage – die Kapitallebensversicherung haben? Sind die Versicherer in Finanz-Not?

Lebensversicherungen am Ende? Lebensversicherung in Not?
Lebensversicherungen am Ende? Lebensversicherung in Not?

Lebensversicherungen – ein Auslaufmodell?

Dass die Lebensversicherung allerdings ein Auslaufmodell sei, wollte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen jüngst im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) aber nicht bestätigen: “Ich beteilige mich auch nicht daran, dieses Produkt schlecht zu reden. […] In der Branche haben wir immer noch jährliche Prämieneinnahmen bei der Lebensversicherung von über 100 Mrd. Euro. Insofern ist es schlicht nicht richtig, dass die Lebensversicherung ein Auslaufmodell ist. Es ist ein ganz stabiler und beständiger Pfeiler in der Ersparnisbildung in Deutschland”.

Werden die Aufsichtsregeln für Versicherungen verschärft?

Die Süddeutsche Zeitung – Björn Finke – berichtet: Die Kommission wird neue Regeln für die Branche präsentieren – mit womöglich dramatischen Folgen für die in Deutschland so beliebten Lebensversicherungen. Kritiker sprechen von sogar einem „Todesurteil“. Die Kommission in Brüssel will einen Gesetzesvorschlag präsentieren, der die Aufsichtsregeln für Europas Versicherer aktualisieren soll. Der Süddeutschen Zeitung liegt ein 102-seitiger Entwurf dieser Richtlinie vor, und in ihm finden sich brisante Änderungen. So sollen die Vorschriften verschärft werden, wie viel Kapital die Versicherer für ihre Policen vorhalten müssen. Das würde es insbesondere verteuern, langlaufende Lebensversicherungen anzubieten – die in Deutschland so beliebten Policen würden für die Verbraucher noch unattraktiver.

Intensivierte Beobachtung der Versicherer

Ralph Konrad Vorstand JDC Group AG: Rund 20 von etwa 80 Lebensversicherern sind derzeit bei der Bundesfinanzaufsicht Bafin unter „intensivierter Aufsicht“. Aber nicht nur Lebensversicherer, auch rund 40 Pensionskassen werden von der Bafin beobachtet. In den Status „Beobachtung“ kommen bei der Bafin Institute, bei denen die Regierungsbeamten langfristig finanzielle Schwierigkeiten befürchten.

Schieflage der Versicherer und die Nullzins Politik

Die Nullzins Politik ist ein Grund für die Schieflage der Kassen und Versicherer. Die Institute haben ihren Kunden in der Vergangenheit hohe Zinsgarantien für ihre Ersparnisse gegeben, die sie jetzt nur mit Mühe einhalten können. Ein Sprecher der Bafin sagte zu BILD, die Versicherer stünden vor „großen Herausforderungen“.

Professor Doktor Hermann Weinmann, Hochschule Ludwigshafen, Lehrgebiet Versicherungsbetriebslehre, kommentierte es kurz und knapp so: “Die Situation der Lebensversicherung ist ernst, aber insgesamt nicht dramatisch”. Wie es um die Stabilität der größten Lebensversicherer aber wirklich bestellt ist, möchte seine aktuelle Studie belegen.

Überregulierung von Lebensversicherungen

Vor der Überregulierung von Lebensversicherungen, warnt aktuell Wirtschaftspolitiker Markus Ferber, der für die CSU im Europäischen Parlament sitzt. Aktueller Anlass für seinen Appell ist, dass „der weltweite Gold-Standard in der Versicherungsregulierung“ überarbeitet werden soll: Dabei solle der Grundsatz „Evolution statt Revolution“ gelten, kommentiert Ferber den aktuell von der Brüsseler Kommission vorgestellten Vorschlag zur Zukunft der EU-Richtlinie Solvency II. Wenn man bei Solvency II bei der Modellierung der Zinskurve überzieht, stellt man langlaufenden Lebensversicherungen praktisch das Todesurteil aus.

Verbraucherschützerin Dorothea Mohn rät Versicherungskunden. Nicht vorschnell Versicherungen kündigen, stattdessen sollten sich Versicherte von einem unabhängigen Experten beraten lassen, ob es sinnvoller ist, den Vertrag entweder weiter zu besparen, ihn beitragsfrei zu stellen und bis zur Fälligkeit zu warten – oder ihn ganz zu kündigen.

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(AH)