Wer gilt als reich in Deutschland?

Ein Single ab einem monatlichen Nettoeinkommen von rund 3.700 Euro gehört zum reichsten Zehntel.

Reich in Deutschland: Single ohne Kind ab 3.700 Euro netto im Monat © pixabay.com

Reich in Deutschland: Single ohne Kind ab 3.700 Euro netto im Monat © pixabay.com

Ab einem Einkommen von 4.560 Euro dürfen sich Singles zu den reichsten fünf Prozent zählen – und ab 7.190 Euro sogar zum reichsten ein Prozent, zu dem auch die 1,46 Millionen Millionäre in Deutschland gehören.

Das ist das Ergebnis einer neuen IW-Studie, die das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln e.V. am 28. Dezember 2021 veröffentlichte. Für die wurden Ergebnisse aus der Langzeit-Haushaltsbefragung Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) ausgewertet. Die neuesten detaillierten Einkommenszahlen stammen aus dem Jahr 2018.

Reich in Deutschland: Zu zweit mit 5.550 Euro reichste zehn Prozent

Für Paare werden eigene Grenzen berechnet: Wer ohne Kinder im gleichen Haushalt lebt, gehört bei einem gemeinsamen Nettoeinkommen von 5.550 Euro zum reichsten Zehntel, ab einem Einkommen von 10.790 Euro zum reichsten ein Prozent der Gesellschaft. Die unterschiedlichen Grenzen ergeben sich aus der Annahme, dass das Leben günstiger wird, wenn man es teilt.

Alleinerziehende mit Kind schaffen es kaum in die Einkommensspitze

Nicht-verrentete Paare, die noch keine Kinder haben oder deren Kinder nicht mehr im gleichen Haushalt leben, haben die besten Chancen, zur Einkommensspitze zu gehören. Alleinerziehende kommen im oberen Einkommensbereich hingegen nahezu nicht vor.

Darüber hinaus beobachten die Forscher, dass sich die Einkommensgrenzen in den vergangenen Jahren nach oben verschoben haben:

Wer gilt als reich in Deutschland? Studienautorin IW-Ökonomin Judith Niehues, Leiterin der Forschungsgruppe Mikrodaten und Methodenentwicklung am Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. © Pressefoto IW Köln

Wer gilt als reich in Deutschland? Studienautorin und IW-Ökonomin Judith Niehues, Leiterin der Forschungsgruppe Mikrodaten und Methodenentwicklung am Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. © Pressefoto IW Köln

2016 gehörte ein Single bereits mit 3.440 Euro netto im Monat zu den reichsten zehn Prozent. „Die nominale Einkommensgrenze zu den oberen zehn Prozent hat sich innerhalb von zwei Jahren um fast acht Prozent erhöht“, sagt IW-Ökonomin Judith Niehues, Leiterin der Forschungsgruppe Mikrodaten und Methodenentwicklung. „Das mittlere Einkommen stieg jedoch mit knapp neun Prozent noch etwas stärker.“

Grundlage der Studie ist das SOEP, das seit 1984 erhoben wird und für das zurzeit rund 35.000 Personen aus 19.000 repräsentativen Haushalten befragt werden. Die aktuelle Befragungswelle stammt aus dem Jahr 2019 und enthält Einkommensdaten von 2018.

Was bedeutet es, zum reichsten Einkommens-Zehntel zu gehören?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. in Berlin berechnete, dass die reichsten zehn Prozent Deutschlands mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens besitzen.

Was bedeutet es, zum reichsten 1 Prozent zu gehören?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. in Berlin stellte 2020 fest: „Reichstes Prozent der Bevölkerung vereint rund 35 Prozent des Vermögens auf sich“.

Anteil des obersten Prozents der Vermögensverteilung von rund 35 Prozent am gesamten Nettovermögen © DIW Berlin 2020

Anteil des obersten Prozents der Vermögensverteilung von rund 35 Prozent am gesamten Nettovermögen © DIW Berlin 2020

Die Bundesrepublik Deutschland ist vor allem für ihre leistungsstarken und hochwertigen Autos bekannt. Unter den reichsten Deutschen finden sich laut dem Vermögen Magazin aus Linz in Österreich einige, die ihr Vermögen in der Automobil-Branche generiert haben. Zum Beispiel Susanne Klatten und Stefan Quandt – die beiden Geschwister verdanken ihren Reichtum BMW. Aber auch die Discounter-Ketten Lidl und Aldi sind hier ganz vorne dabei. Denn der Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist der reichste Deutsche. Dann folgen die Aldi Süd-Erben (Beate Heister und Karl Albrecht Jr.) der Unternehmerfamilie Albrecht.

Reich in Deutschland: Die Liste mit den reichsten Deutschen 2022:
# Name Vermögen (EUR)
1 Dieter Schwarz 41,5 Milliarden
2 Beate Heister & Karl Albrecht Jr. 38,88 Milliarden
3 Klaus-Michael Kuehne 35,5 Milliarden
4 Susanne Klatten 26,26 Milliarden
5 Stefan Quandt 21,39 Milliarden
6 Theo Albrecht, Jr. 19,05 Milliarden
7 Thomas Struengmann 16,17 Milliarden
8 Andreas Struengmann 16,17 Milliarden
9 Reinhold Wuerth 13,68 Milliarden
10 Andreas von Bechtolsheim 11,45 Milliarden
11 Jacobs Familie 11,2 Milliarden
12 Georg Schaeffler 10,84 Milliarden
13 Alexander Otto 10,19 Milliarden
14 Wolfgang Marguerre 8,81 Milliarden
15 Knauf Familie 8,5 Milliarden
16 Friedhelm Loh 8,15 Milliarden
17 Ugur Sahin – CEO und Mitgesellschafter BioNTech SE, Mainz 7,78 Milliarden
18 Hasso Plattner 7,77 Milliarden
19 August von Finck 7,7 Milliarden
20 Michael Otto 7,51 Milliarden
21 Oetker Familie 7,5 Milliarden
22 Horst Julius Pudwill 7,16 Milliarden
23 Georg Nemetschek 6,55 Milliarden
24 Tobias Lütke 6,3 Milliarden
25 Rethmann Familie 6,2 Milliarden
26 Erich Wesjohann & family 6,02 Milliarden
27 Aloys Wobben 6,02 Milliarden
28 Axel Oberwelland 5,92 Milliarden
29 Dietmar Hopp 5,82 Milliarden
30 Ludwig Merckle 5,51 Milliarden
31 Leibinger Familie 5,5 Milliarden
32 Dachser Familie 5,1 Milliarden
33 Guenther Fielmann 4,75 Milliarden
34 Michael Herz 4,53 Milliarden
35 Wolfgang Herz 4,53 Milliarden
36 Peter-Alexander Wacker 4,37 Milliarden
37 Alexandra Schoerghuber 4,34 Milliarden
38 Juergen Blickle 4,22 Milliarden
39 Theo Mueller 4,13 Milliarden
40 Robert Bosch Familie 4,1 Milliarden
41 Bernard Broermann 3,93 Milliarden
42 Baus Familie 3,9 Milliarden
43 Claas Familie 3,9 Milliarden
44 Wilfried und Kurt Stoll 3,9 Milliarden
45 Paul-Heinz Wesjohann & family 3,87 Milliarden
46 Udo & Harald Tschira 3,8 Milliarden
47 Rainer Blickle 3,78 Milliarden
48 Traudl Engelhorn 3,68 Milliarden
49 Heinz-Horst Deichmann & family 3,65 Milliarden
50 Stihl Familie 3,65 Milliarden
51 Katharina Otto-Bernstein 3,6 Milliarden
52 Wirtgen Familie 3,6 Milliarden
53 Walter P.J. Droege 3,6 Milliarden
54 Ralph Dommermuth 3,45 Milliarden
55 Friedrich Knapp 3,41 Milliarden
56 Haub Familie 3,4 Milliarden
57 Wilhelm Beier & family 3,34 Milliarden
58 Hans Georg Naeder 3,3 Milliarden
59 Maximilian Viessmann 3,3 Milliarden
60 Maren Otto 3,27 Milliarden
61 Paul Gauselmann & family 3,26 Milliarden
62 Mittelsten Scheid Familie 3,25 Milliarden
63 Dirk Rossmann 3,25 Milliarden
64 Diehl Familie 3,2 Milliarden
65 Hans-Peter Wild 3,2 Milliarden
66 Miele Familie 3,2 Milliarden
67 Zinkmann Familie 3,2 Milliarden
68 Matthias Reimann-Andersen 3,17 Milliarden
69 Renate Reimann-Haas 3,17 Milliarden
70 Stefan Reimann-Andersen 3,17 Milliarden
71 Wolfgang Reimann 3,17 Milliarden
72 Klaus-Peter Schulenberg 3,16 Milliarden
73 Jahr Familie 3 Milliarden
74 Hymer Familie 3 Milliarden
75 Franziska Wuerbser & Gabriella Meister 2,98 Milliarden
76 Karin Sartorius-Herbst 2,86 Milliarden
77 Karin Schick 2,81 Milliarden
78 Erich Sixt Familie 2,8 Milliarden
79 Hubert Burda 2,74 Milliarden
80 Otto Happel 2,72 Milliarden
81 Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann 2,71 Milliarden
82 Gabriella Meister & family 2,7 Milliarden
83 Stefan Messer Familie 2,7 Milliarden
84 Schleicher Familie 2,6 Milliarden
85 Otto Philipp Braun 2,58 Milliarden
86 Friede Springer 2,55 Milliarden
87 Vaillant und Müller Familien 2,5 Milliarden
88 Christian Haub 2,49 Milliarden
89 Sybill Storz 2,48 Milliarden
90 Gudrun Heine 2,48 Milliarden
91 Julia Thiele-Schuerhoff 2,46 Milliarden
92 Benjamin Otto 2,44 Milliarden
93 Christian Oetker 2,41 Milliarden
94 Julia Oetker 2,41 Milliarden
95 Bergit Douglas 2,41 Milliarden
96 Alfred Oetker 2,41 Milliarden
97 August Oetker 2,41 Milliarden
98 Carl Ferdinand Oetker 2,41 Milliarden
99 Rosely Schweizer 2,41 Milliarden
100 Richard Oetker 2,41 Milliarden

 

Bei den 1,46 Millionen MillionärInnen beträgt das durchschnittliche Bruttovermögen laut DIW Berlin gut drei Millionen Euro

Hier dominieren laut DIW Berlin das Betriebsvermögen mit einem Anteil am Bruttovermögen von circa 40 Prozent (rund 1,26 Millionen Euro), gefolgt von sonstigen Immobilien, die rund ein Viertel des Bruttovermögens ausmachen (etwa 792.000 Euro) und selbstgenutztem Wohneigentum mit circa 18 Prozent (rund 575.000 Euro).

Es dominieren somit Anlageformen, die auf die Generierung von Erträgen (Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung und Gewerbebetrieb) abzielen. Geldvermögen spielt in der Gruppe der MillionärInnen eine untergeordnete Rolle.

So hoch ist das Brutto-Durchschnittsgehalt der Deutschen

Das Statistische Bundesamt zeigt, wie viel Geld Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen 2020 brutto verdient haben, wovon noch die Steuern und Sozialabgaben abgezogen werden müssen.

Im Schnitt erhalten die mehr als 44 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 47.700 Euro brutto im Jahr.

Dies entspricht einem Brutto-Monatsgehalt von rund 3.975 Euro bei einer Vollzeitstelle. Sonderzahlungen werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Arbeitnehmer in den Branchen „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ und „Information und Kommunikation“ verdienten 2020 mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 5.602 und 5.248 Euro am meisten. Im Mittelfeld befanden sich mit 4.271 Euro das „Grundstücks- und Wohnungswesen“ sowie das „Verarbeitende Gewerbe“.

Im Bau- und im Gastgewerbe verdienten die Angestellten hingegen am wenigsten. Eine Vollzeitstelle brachte im Gastgewerbe lediglich 1.893 Euro brutto im Monat ein. Frauen verdienten im Schnitt weiterhin weniger als Männer. Für eine Stunde Arbeit bekamen die Herren durchschnittlich 22,78 Euro brutto und die Damen nur 18,62 Euro brutto.

Arm in Deutschland: Unter 1.000 Euro netto im Monat

Im Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesrepublik vom 12. Mai 2021 heißt es: „Über die Einschätzung, wann ein Mensch in Deutschland als arm anzusehen ist, besteht eine große Übereinstimmung: Aus Sicht der Befragten ergibt sich – über alle sozialen Lagen hinweg – eine Armutsgrenze von knapp 1.000 Euro verfügbares Einkommen pro Kopf und Monat.“

Ihr Einkommen im Vergleich

Reich in Deutschland: Das interaktive Tool des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. zeigt Ihnen mit nur wenigen Klicks, wo Sie mit Ihrem Einkommen in der Einkommensverteilung stehen und wie viel Prozent der Bevölkerung ärmer oder reicher sind als Sie. (FM)