Solar-Module von Meyer-Burger: Mit völlig neuen und patentierten Solar-Modulen lässt die Schweizer Meyer Burger Technology AG das untergangene Solar Valey in Sachsen wieder auferstehen.

Dr. Gunter Erfurt aus Sachsen ist seit April 2020 neuer CEO bei der Schweizer Meyer Burger Technology AG aus Thun © Meyer Burger Technology AG
Dr. Gunter Erfurt aus Sachsen ist seit April 2020 neuer CEO bei der Schweizer Meyer Burger Technology AG aus Thun © Meyer Burger Technology AG

„Wir haben die neue Technologie, der Rest der Branche hat sie nicht“, verkündete der Vorstandsvorsitzende Dr. Gunter Erfurt (48) stolz.

Am 26. Mai 2021 eröffnete er nach acht Monaten Bauzeit in den Ruinen des 2018  pleite gegangenen Solarworld-Werkes im sächsischen Freiberg ein neues Solar-Module-Werk. Am 18. Mai 2021 war bereits ein Werk für Solarzellen im sachsen-anhaltinischen Thalheim, einem Stadtteil von Bitterfeld-Wolfen, eröffnet worden.

Der Sachse Dr. Erfurt ist seit April 2020  neuer CEO bei Meyer Burger aus dem Thuner Ortsteil Gwatt in der Schweiz. Er machte aus dem einst defizitären Anlagenbauer (einst Hersteller von Silizium-Drahtsägen für die Solarindustrie) nun ein Forschungsunternehmen mit Schweizer Präsizision und mit deutscher Ingenieurskunst – mit zwei neuen Werken in Ostdeutschland.

Rund 145 Millionen Euro investiert die börsennotierte Aktiengesellschaft nach eigenen Angaben in den Aufbau der beiden Werke.

Der letzte Schliff: Die Schweizer Meyer Burger Technology AG eröffnete am 26. Mai 2021 ihre erstes Werk für Solar-Module im sächsischen Freiberg © Meyer Burger Technology AG
Der letzte Schliff: Die Schweizer Meyer Burger Technology AG eröffnete am 26. Mai 2021 ihre erstes Werk für Solar-Module im sächsischen Freiberg © Meyer Burger Technology AG

Meyer Burger-Werke verkauft künftig keine Solarzellen mehr an Dritte, sondern verbaut sie in die selbst produzierten Solar-Module.

Solar-Module,  wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.

Dr. Erfurt sagte zur großen Werkseröffnung in Freiberg: „Unsere Solarmodule erzeugen etwa 20 Prozent mehr Solarenergie auf derselben Fläche. Und wir haben damit einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht.“

Die beiden technischen Zauberworte für die Module heißen Heterojunction und SmartWire.

Solarzellen auf Heterojunction-Basis haben gegenüber herkömmlichen Zellen den Vorteil, dass sie mehr Sonnenlicht in Energie umwandeln können. Meyer Burger hat die Technologie weiterentwickelt. Bei den Meyer Burger-Paneelen verringert sich die Abschattung auf den Solarzellen um bis zu 30 Prozent gegenüber der Konkurrenz.

Auch verhindert die patentgeschützte SmartWire-Zellverbindungstechnologie die gefürchteten Risse in den Modulen, die zu Leistungsabfall führen. Bei den Meyer Burger-Solarmodulen gibt es praktisch keinen merkbaren Leistungsabfall mehr. Die SmartWire-Module leben überdurchschnittlich lange. Meyer Burger gibt eine 30-Jahres-Garantie auf Glaspaneele. Die Meyer Burger-Module sind im Gegensatz zu Wettbewerbsprodukten komplett bleifrei. Die Module sollen zudem im Sinne der Kreislaufwirtschaft recycelt werden.

Der Leistungsvorsprung zum Rest der Welt beträgt etwa 3 Jahre. Vergleichbar etwa mit dem Vorsprung von Huawai für das 5G-Netz, das mit seiner Schnelligkeit autonomes Fahren ermöglicht.

Meyer Burger sorgt für Aufbruchstimmung im sachsen-anhaltinischen Solar-Valey.

„Es ist wieder richtig Leben in der Bude“, sagt Uwe Schmorl, Betriebsratschef von Hanwha Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen. Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann spricht von einem „Sonnenstrahl für das Solar Valley“.

Nicht nur Meyer Burger investiert im einstigen Chemie-Dreieck der DDR. Auch das Start-up Nexwafe  investiert in die Produktion von Wafern in Bitterfeld-Wolfen. Der amerikanisch-chinesische Batteriehersteller Farasis möchte nebenan eine neue Fabrik zur Herstellung von Batterien für E-Autos errichten. Und in Dresden baut Solarwatt eine neue Solarmodulfabrik.

Solarwatt-Geschäftsführer Detlef Neuhaus verbreitet Aufbruchstimmung. „Jetzt haben wir eine zweite Chance – vor allem über Innovation und komplexe Produkte.“

Der tiefe Fall der deutschen Solarindustrie

Die erste Chance wurde leichtfertig vertan. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erlebte die Solarindustrie um die Jahrtausendwende einen rasanten Aufstieg. Firmen wie Q-Cells und Solarworld machten Milliardenumsätze. Solarworld-Chef Frank Asbeck wurde als „Sonnenkönig“ gefeiert. Der exzentrische Manager, der zwei Schlösser am Rhein besaß, wollte in seinem Größenwahn gar Opel kaufen.

Doch als die Bundesregierung die garantierten Einspeisevergütungen zunehmend herunterfuhr, kam die Branche ins Schlingern. Zudem heizten chinesische Hersteller mit Dumpingpreisen für Module den Kostendruck an und sorgten für einen ruinösen Preiswettbewerb. Am Ende gingen die meisten deutschen Solarfirmen pleite oder wurden geschluckt – wie zum Beispiel Q-Cells von der koreanischen Hanwha.

Bringt der „Green Deal“ neuen Schub?

Jetzt könnten die verschärften Klimaschutz-Vorgaben und der eine Billion Euro schwere „Green Deal“ der EU-Kommission die deutsche und europäische Solarbranche zu neuem Leben erwecken. Manche träumen schon von einem Solarboom 2.0. Zumal in Deutschland Mitte Juni 2020 der Bundestag die Deckelung der Solarförderung aufgehob.

Schon vor zwei Jahren beendete die deutsche Solarbranche ihre mehrjährige Durststrecke.

Und Meyer Burger plant für 2022 den Bau eines 2. Solar-Module-Werkes – für komplette Dächer.

Ein Auswahlverfahren für den zweiten Modulproduktionsstandort ist im Gange. Das Unternehmen beabsichtigt, das zweite Modulwerk für die Produktion von Modulen für Solarkraftwerke auszulegen, es soll jedoch über die Flexibilität verfügen, entsprechend der Marktnachfrage auch Module für Dachanlagen zu produzieren. Meyer Burger plant die Einführung von Produkten für Solarkraftwerke (Glas-Folien-Module und bifaziale Glas-Glas-Module) mit bis zu 570 W Modulleistung und bis zu 22,9 % Wirkungsgrad im Jahr 2022.

Die Aktie, die seit 2006 an der SIX Swiss Exchange in Zürich gehandelt wird, hat binnen eines Monats um 11 Prozent zugelegt, seit einem Jahr sogar um 300 Prozent und notiert bei über 40 Cent pro Aktie. (FM)