Genug Geld in der Tasche, milde Winter, heiße Sommer, der Klang von Fado-Musik in der Luft und ein Teller voller Pastéis de Nata vor Ihnen. Willkommen im Paradies, oder besser gesagt, im ehemaligen Steuerparadies Portugal. Warum? Demonstrationen und sozialer Unmut haben das Land erschüttert und die Regierung zum Handeln gezwungen. Ab 2024 ist Schluss mit den steuerlichen Sonderbehandlungen für Ausländer, die Portugal für viele so attraktiv gemacht haben. In diesem Artikel decken wir auf, was der NHR-Status eigentlich genau ist, welche steuerlichen Vorteile er mit sich brachte und warum diese Ära nun zu Ende geht.

 

Was ist der NHR-Status?

Komplizierte Steuerregeln in Deutschland, viele Abgaben und lange Bearbeitungszeiten. Naja… höhere Steuern möchte nunmal niemand zahlen und auch eine gute Altersvorsorge sind ausschlaggebende Gründe für für viele Gutverdiener und Digital Nomads, eine „Steuerflucht“ in (ehemalige) Steueroasen wie Portugal, die VAE, oder Thailand zu veranlassen.

Der NHR-Status, kurz für „Non-habitual resident”, also “ungewöhnlicher Bewohner”, war ein Schlüsselelement der portugiesischen Steuerpolitik seit 2009. Dieses Steuermodell hatte das klare Ziel, hochqualifizierte Fachkräfte, insbesondere aus den Bereichen IT, Ingenieurwesen und Medizin, sowie kreative Köpfe wie Künstler und Schriftsteller nach Portugal zu locken. Selbst Rentner fanden in diesem Modell attraktive Anreize, ihren Lebensabend unter der portugiesischen Sonne zu verbringen.

Kriterien für den NHR-Status:

  • Man darf in den letzten fünf Jahren nicht steuerlich in Portugal ansässig gewesen sein.
  • Man muss einen Wohnsitz in Portugal haben oder zumindest 183 Tage im Jahr im Land verbringen.
  • Die Einkünfte müssen aus einer der vom Gesetz definierten Tätigkeiten stammen.

 

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Welche steuerlichen Vorteile mit NHR Status möglich?

Steuerliche Vorteile des NHR-Status:

  • Steuerfreie ausländische Einkünfte: Wer im Ausland Geld verdiente, etwa durch Dividenden, Zinsen oder Mieten, konnte diese Einkünfte in Portugal steuerfrei genießen. Richtig gehört: 0% Steuern. 10 Jahre lang. 
    Beispiel: Amazon FBA 
  • Pauschalsteuer auf inländische Einkünfte: Wer sich entschied, in Portugal zu arbeiten, profitierte von einer Pauschalsteuer von 20% auf Einkünfte aus hochqualifizierten Tätigkeiten.
    Beispiel: Als Ingenieur angestellt arbeiten und fast 3x so viel verdienen wie der Portugiese, der dieselbe Arbeit macht.
  • Steuervorteile für Rentner: Selbst die Rente wurde nur mit einer Pauschalsteuer von 10% besteuert.

 

Soziale Auswirkungen als Grund für Beendigung des NHR-Status

Das portugiesische Steuerparadies hatte nicht nur Freunde. Während Digital Nomads und hochqualifizierte Fachkräfte die Vorteile genossen, wuchs im Land der Unmut. Die Einheimischen sahen sich benachteiligt und die soziale Kluft vertiefte sich. Landesweite Demonstrationen und sozialer Druck führten schließlich Anfang Oktober dazu, dass die Regierung handelte. Damit ist Portugal nicht das einzige Land, das Steuervorteile für internationale Gäste aus dem Programm streicht: Seit Juni diesen Jahres verlangt Dubai auch Steuern von seinen Expats.

Laut The Guardian verdienten mehr als 50% der Arbeiter in Portugal im letzten Jahr weniger als €1.000 pro Monat. Gleichzeitig sind die Mieten in Lissabon seit 2015 um beeindruckende 65% gestiegen und das mit einem Trend hin zu Micro-Apartments. Aber damit nicht genug: Die Preise für den Hausverkauf haben in demselben Zeitraum um unglaubliche 137% zugelegt.

Hier weiterlesen: Immobilienpreise – Prognose für 2025 

Die Lage ist auch in anderen Teilen des Landes, wie zum Beispiel in Lagos, prekär. Dort gibt es lange Wartelisten an Schulen und Krankenhäusern, die chronisch unterbesetzt sind. Ein Lehrer verdient in Lagos etwa €800 im Monat, aber aufgrund der Digital Nomads sind die Mietpreise so stark angestiegen, dass kaum eine Wohnung für weniger als €1.000 im Monat zu finden ist. Die Einheimischen ziehen weg, die Wartelisten an den Schulen werden länger, und letztlich ist Niemandem geholfen. Denn auch Digital Nomads haben mal ein Wehwehchen oder vielleicht Kinder, die sie betreuen oder in die Schule schicken möchten.

Kein Wunder also, dass Tausende von Menschen auf die Straßen Portugals gegangen sind, um gegen die steigenden Mieten und Hauspreise zu protestieren. Die Regierung konnte nicht länger wegschauen und hat daher beschlossen, die steuerlichen Sonderregelungen ab 2024 zu beenden.

Der portugiesische Premierminister Costa brachte es auf den Punkt, als er gegenüber CNN Portugal erklärte, dass das NHR-Programm den Immobilienmarkt „aufgebläht“ habe und eine „steuerliche Ungerechtigkeit darstellt, die nicht mehr gerechtfertigt ist“. Er fügte hinzu: „Es ergibt keinen Sinn mehr“. Laut Premierminister Costa werden diejenigen, die bereits im System sind, weiterhin von den Steuervorteilen profitieren können. Aber für alle Neuzugänge ist das Tor zum Steuerparadies ab 2024 endgültig geschlossen.

 

 

Auch Krypto Investoren aufgepasst – Portugal schließt die Steuerlücke

Portugal plant ebenso, seine Steuergesetze für Kryptowährungen zu ändern. Bislang wurden Kryptowährungen in Portugal kaum besteuert, was das Land einmal mehr zu einem attraktiven Ziel für Investoren gemacht hat. Der Finanzminister Fernando Medina hat eine Kapitalertragsteuer von 28% auf Krypto-Vermögen angekündigt, die weniger als ein Jahr gehalten werden. Wer also schnell Krypto-Assets handelt, muss tief in die Tasche greifen. Nur wer seine Kryptowährungen länger als ein Jahr hält, kann weiterhin steuerfrei agieren. Zusätzlich soll eine 4% Steuer auf bestimmte Krypto-Transaktionen eingeführt werden. Diese Änderungen sollen im nächsten Jahr in Kraft treten, wobei der genaue Zeitpunkt noch unklar ist.

 

Wie beantragt man den NHR-Status jetzt noch?

Trotz der Änderungen ist der NHR-Status in Portugal noch nicht vollständig vom Tisch. Wer bereits davon profitiert, kann dies natürlich weiterhin tun, und auch neue Anträge sind noch möglich – allerdings unter verschärften Bedingungen. Der Prozess beginnt mit der Beantragung einer portugiesischen Steuernummer und der Eröffnung eines Bankkontos in Portugal. Anschließend muss ein Antrag beim portugiesischen Finanzamt gestellt werden, der eine Reihe von Dokumenten erfordert, darunter Nachweise über Einkommen und berufliche Qualifikationen. Ein wesentlicher Punkt ist, dass man in den letzten fünf Jahren nicht steuerpflichtig in Portugal gewesen sein darf. Nach der Prüfung durch die Behörden und der Zustimmung kann der NHR-Status gewährt werden, der dann für zehn Jahre gilt. Allerdings ist zu beachten, dass all dies noch in diesem laufenden Jahr 2023 geschehen muss. Wer den Status also noch für sich beanspruchen möchte, muss jetzt wirklich einen Zahn zulegen.

Fazit

Das Ende des Steuerparadieses Portugal ist eine Reaktion auf die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die das Land derzeit erlebt. Während die steuerlichen Vorteile für viele attraktiv waren, hat die Regierung entschieden, dass die sozialen Kosten zu hoch sind. Wenn Sie also noch von den Vorteilen des NHR-Status profitieren möchten, ist jetzt die Zeit zu handeln. Was denken Sie über diese Entwicklungen? Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren unten!

 

(PM).