Business-Leaders
Bernd Ehret (47) von der Skyland Gruppe in Berlin besitzt ein Schloss in Sachsen und eine Burg in Brandenburg. Solche Immobilien gibt es zur Zeit zu Schnäppchenpreisen. Wir fragten den Schlossherrn und Immobilien-Projektentwickler, worauf man beim Kauf achten sollte.
Der Traum vom Leben in einem Schloss kann schnell zum Albtraum werden. Das erlebt gerade Queen Elizabeth II (95) im Londoner Buckingham Palast: Mürbe Klos, Mäuse, Asbest, Bleirohre, rostende Heizung, überalterte Stromleitung. Und ein drohender Stuckabsturz: 2015 musste zeitweise schon der State Dining Room, genutzt als Kaffeezimmer für Staatsempfänge, geschlossen werden, weil man befürchtete, der Stuck könne von der Decke fallen.
Die Queen feiert den 70. Jahrestag ihrer Thronbesteigung am 6. Februar 2022 mit einem Pudding-Wettbewerb im Buckingham Palast, ihrem Wohn- und Regierungssitz. Während die 95-jährige Monarchin noch gut beieinander scheint, bröckelt der aus dem Jahr 1703 stammende Londoner Palast und muss wohl komplett erneuert werden, wie das Britische Finanzministerium bereits am 18. November 2016 in einem Pressestatement angekündigt hat.
Grund: Als Klempner bereits im Jahr 2015 die noch mit Ziehketten ausgestatteten Klospülungen im Wohnbereich der britischen Royals testeten, kam ihnen die halbe Wand samt Wassertank entgegen. Zum letzten Mal wurde der Buckingham-Palast Anfang der 1950er Jahre instandgesetzt. Also vor 70 Jahren, als die Queen den Thron bestieg.
Albtraum statt Traum vom Schloss: Mäuseplage und Asbest
Der Palast ist von Mäusen befallen. Die Wände und Dächer wurden mit Asbest gebaut. Viele Rohre sind mit Blei ausgekleidet. Die Bewohner des Palastes sind von herabstürzendem Mauerwerk bedroht. Das elektrische System wurde seit 1949 nicht mehr erneuert.
Der Buckingham Palast hat 775 Zimmer – das bedeutet 150 Kilometer Stromleitungen, 30 Kilometer Rohre und 2.500 Heizkörper. Veranschlagt ist die Totalrenovierung des Schlosses auf zehn Jahre Arbeitszeit und 370 Millionen Pfund (etwa 444 Millionen Euro). Sie Sanierung läuft seit 2020.
Die 95jährige britische Queen Elizabeth II. schläft bereits seit ihrem 80. Lebensjahr lieber auf ihrem Wochenendsitz Schloss Windsor, 33 Luftkilometer flussaufwärts der Themse westlich von London, als in ihrem Londoner Bett im Buckingham Palast. Sie hält sich seither nur noch drei Tage pro Woche (gewöhnlich Dienstag bis Donnerstag) zu Arbeitszwecken im Londoner Buckingham Palace auf.
Zum Glück wirft der Kronenbesitz (er ist im Besitz des britischen Volkes) jedes Jahr ordentlich Gewinn ab. Zuletzt 2021 rund 343,5 Millionen Pfund (rund 412 Millionen Euro), wovon die Queen 25 Prozent (85,88 Millionen Pfund = 102,95 Millionen Euro) ausbezahlt bekommt. Die Gewinn-Auszahlung an die Queen wurde wegen des Sanierungsbedarfs des Buckingham Palastes eigens ab dem Jahr 2017 von 15 auf 25 Prozent erhöht.
Für die Sanierung von Schloss Windsor wurde der Queen allerdings doch ein gewaltiger persönlicher Traditionsbruch abverlangt
Am 20. November 1992 brach auf Schloss Windsor in der Privatkapelle der Königin ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete. Ausgelöst wurde es durch einen Halogenstrahler, der einen Vorhang entzündete. Es wütete für fünfzehn Stunden und zerstörte dabei neun der wichtigsten Staatsgemächer. Weitere 100 Räume wurden schwer beschädigt. Ein Fünftel der Gebäudefläche des Schlosses wurde beschädigt, insgesamt eine Gebäudefläche von 9.000 m². Die Renovierungsarbeiten nahmen bis zu ihrem Abschluss fünf Jahre in Anspruch. Die Gesamtkosten der Reparatur betrugen 37 Millionen Pfund (44,36 Millionen Euro).
Um Geld für die Beseitigung von Brandschäden an Schloss Windsor einzunehmen, öffnete die Queen zu Beginn der 1990er Jahre die Staatsgemächer des Buckingham Palastes für die Öffentlichkeit. Dadurch wurden 70 Prozent der Sanierungskosten von Windsor wieder eingespielt. Seitdem wird jeden Sommer in den Monaten August und September der Westflügel des Buckingham Palastes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, Eintritt pro Erwachsenen: 30 Pfund (rund 36 Euro).
Der heutige Markt: Verfallene Schlösse lassen den Traum vom Schloss zwar schnell wahr werden
Europa ist der Kontinent der Schlösser, Burgen und Gutshäuser. Viele der Prachtbauten verfallen und werden oft zum Schnäppchenpreis angeboten. Und in Corona-Zeiten ist die Nachfrage nach „Traumimmobilien“ deutlich gestiegen, berichteten die Makler von Engel & Völkers auch auf Business Leaders.
Aber: Was als Traum vom Schloss startet, kann zum Albtraum werden
Die „Schlossrettung“ ist meist eine Lebensaufgabe mit vielen Überraschungen. ARTE.TV führte am 3. Januar 2022 dafür folgendes Beispiel an:
François Kerekes und seine Familie renovieren seit fast 20 Jahren eine denkmalgeschützte mittelalterliche Burgruine, 100 km östlich von Paris. Nur ein Turm der 1,7 Hektar großen Anlage aus dem 13. Jahrhundert ist bewohnbar. Für weitere Restaurationen fehlt das Geld. Wie soll es mit dem Riesenprojekt weitergehen, wenn François einmal nicht mehr kann? Unter seinen drei Töchtern hat sich noch keine Freiwillige für das Projekt „Burgrettung“ gefunden.
Seine Frau sagte: „Es sind schöne Steine.“ Und: „Ich hätte niemals gedacht, eines Tages in einer Ruine zu leben.“ Ihr Mann sagte: „Man braucht Zeit und Geld. Wenn man den Glauben verliert, sollte man aufhören. Verkaufen.“
Wann lohnt sich der Kauf eines Schnäppchen-Schlosses?
Business Leaders fragte einen erfolgreichen Schloss- und Burgherren: Bernd Ehret (47) aus Berlin.
Die von ihm gegründete und geführte Berliner Skyland Gruppe erweckt momentan für 40 Millionen Euro die größte Schlossanlage in Nordsachsen, das Barock-Schloss Schönwölkau aus dem Jahr 1660, zu neuem Leben. Das Berliner Unternehmen ist seit 2020 Eigentümer des weitläufigen barocken Anwesens und plant hier die Schaffung von Pflegeapartments mit gehobener Ausstattung sowie die Einrichtung einer Tagespflege. Die Sanierung solle 2024 abgeschlossen sein.
Bernd Ehret, CEO der Skyland Gruppe: „Leider war es lange Zeit nicht in festen Händen und drohte immer weiter zu verfallen. Wir sind deshalb sehr froh, dass wir jetzt unsere jahrelange Expertise bei der Wiederbelebung außergewöhnlicher historischer Gebäude zur Rettung des Schlosses einbringen können.“
Leben wie ein Burgherr – das können künftig die Bewohner der Neuen Hakeburg in Kleinmachnow südlich von Berlin
Auch hat Skyland vor vier Jahren die Neue Hakeburg, das Wahrzeichen von Kleinmachnow in Brandenburg bei Berlin, gekauft und erfolgreich alle geplanten 18 Denkmal-Luxuswohnungen auf der historischen Burg im neoromanischen Stil an Selbstnutzer und Investoren verkauft.
Das Erfolgsgeheimnis der Denkmalsanierer aus Berlin: Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Werthaltigkeit der oft unter Denkmalschutz stehenden Bauten gelegt
Auf Schloss Schönwölkau wie auch auf der Neuen Hakeburg wurde darauf geachtet, dass man auf dem Gelände auch noch etwas Neues bauen kann, mit dem man zusätzliches Geld verdient – wie die Queen mit der Sommeröffnung des Buckingham Palastes.
Beim Barockschloss Schönwölkau bietet sich die Lage direkt am Wölkauer Mühlenteich sowie die angrenzende großflächige Parkanlage rund um das altehrwürdige Gebäude an.
Mit einer Gesamtfläche von 22,5 Hektar und einer Nettogeschossfläche innerhalb des Gebäudes von rund 12.000 Quadratmetern bieten das denkmalgeschützte Schloss und dessen Umgebung ausreichend Platz, um hier im Zuge der Sanierung weitere Projekte zu realisieren.
Zu diesem Zweck steht Skyland bereits in Kontakt zur örtlichen Gemeindeverwaltung. Gespräche laufen ebenfalls mit potenziellen Betreibern der vorgesehenen Tagespflegeeinrichtung.
Und auf der Neuen Hakeburg wird nicht nur die altehrwürdige Burg in Eigentumswohnungen umsaniert. Es werden auch zwei neue Hakevillen auf dem Gelände gebaut.
Weitere 16 ebenso luxuriös ausgestattete Wohnungen entstehen in zwei benachbarten Neubauvillen, den sogenannten Hakevillen. Diese orientieren sich in Gestalt, Farbe und Textur an ihrem historischen Pendant, erhalten aber dennoch ein individuelles Äußeres.
Als Erstes sollen die im neoromanischen Stil erbaute Neue Hakeburg sowie Remise und Torhaus behutsam saniert werden. „Um den Vorgaben des Denkmalschutzes Rechnung zu tragen, legen wir großen Wert auf eine möglichst originalgetreue Wiederherstellung der ursprünglichen Bausubstanz und eine detailgenaue Ausstattung der Innenräume“, verspricht Bernd Ehret.
Mit der Fertigstellung der Wohnungen in den denkmalgeschützten Gebäuden ist im vierten Quartal 2023 zu rechnen. In der zweiten Bauphase werden die beiden neuen Hakevillen sowie die Tiefgarage mit 31 Stellplätzen (zehn Duplex, 21 normal) errichtet. Die Hakevillen sollen zum vierten Quartal 2024 bezugsfertig sein.
Die 16 Wohnungen in den Hakevillen spülen nach Baufortschritt weiter frisches Geld in die Burgherren-Kasse.
Business Leaders fragte den Skyland-Chef: „Was raten Sie künftigen Schloß- und Burgherren, damit auch deren historische Immobilien wirklich erwachen und nicht etwa zu einem Millionengrab werden?“
Bernd Ehret antwortete: „Wichtig erscheint mir vor allem eine kritische Prüfung vor Erwerb, welche Kosten aufgrund des Denkmalschutzes zu kalkulieren sind. Dann sollte es zu keinen bösen Überraschungen kommen.“
Gutshaus Thurow anno 1864: Ein gelungenes Beispiel aus Mecklenburg-Vorpommern
Dem Ehepaar Leonard und Marcel Engel gehört seit sieben Jahren ein Gutshaus in Thurow in Mecklenburg-Vorpommern. Der ehemalige Adelssitz war zu einer Müllkippe verkommen und so zum Spottpreis zu haben. Heute ist daraus ein strahlender Landsitz mit Ferienwohnungen geworden. Der Maskenbildner und der Friseur mit eigenem Salon in Hamburg können jetzt wie die Profis Kabel verlegen und Stuckelemente gießen – nach sieben Jahren Gutsherrenkarriere hat ihr Leben heute nicht mehr viel mit ihrem früheren Leben zu tun.
Schloss-Jäger aus Kanada
Eine kanadische Familie ist noch auf der Suche nach einem geeigneten Schloss in Frankreich.
Altes bewahren, Geschichte lebendig halten, einen Ort, an dem die Zeit etwas langsamer tickt – ganz wie in „Die Schöne und das Biest“. Von diesem Leben wie im Märchen träumt auch die 6köpfige Familie von Jennifer Kwasnicki aus Kanada. Sie wollen nach Frankreich auswandern. Aber nicht irgendwie, sondern als Schlossbesitzer. Jetzt starteten Jennifer und ihre Teenager-Tochter Aurora ihren ersten „Château Hunting Trip“ in der Bretagne. Die Vorstellungen sind klar. Ob sie der Realität auch standhalten, müssen sie noch herausfinden. Wichtig für Jennifers Entscheidung ist, dass sie mit dem Schloss später auch Geld verdienen könne.
Der neuen Generation von Schlossbesitzern ist vor allem eines wichtig: Internet für Home-Office
„Unsere Kunden sind vermehrt auf der Suche nach Immobilien mit viel Platz, die absolute Privatsphäre, Ruhe sowie Sicherheit bieten und abseits der großen Metropolen liegen. Neben der Lage und dem Zustand ist eine sehr gute Internetverbindung besonders wichtig geworden. Grund dafür ist, dass inzwischen vermehrt aus dem Home Office gearbeitet werden kann”, so David Scheffler (51) aus Paris, CEO von Engel & Völkers in Frankreich, Belgien und den Niederlanden.
Käufer in Frankreich interessieren sich insbesondere für Schlösser aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie für Guts- und Herrenhäuser, die in der Nähe eines internationalen Flughafens liegen oder nur wenige Autostunden von Städten wie Paris, Bordeaux oder Nizza entfernt sind. (FM)
I could not resist commenting. Well written!