Die neue Netflix-Serie KITZ befeuert die Chalet-Nachfrage  im österreichischen Kitzbühel in Tirol – wo die deutsche und österreichische Wirtschaftselite wohnt, Ski-Urlaub macht und neuerdings auch im Homeoffice arbeitet.

Gerade im Angebot: Dieses Neubau Luxus-Chalet mit Indoorpool in Aurach neben Kitzbühel © Engel & Völkers Tirol
Gerade im Angebot für 13 Millionen Euro auf 504 Quadratmetern Wohnfläche: Dieses Neubau Luxus-Chalet mit Indoorpool in Aurach neben Kitzbühel © Engel & Völkers Tirol

Der Immobilien-Kaufpreis im Jahr 2022: 13 Millionen Euro für rund 504 Quadratmeter Chalet-Neubau in bester Lage in Aurach, fünf Autominuten vom Ort Kitzbühel.

Für Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser werden nach Angaben von Engel & Völkers, der in der Kitzbüheler Vorstadt gleich zwei Dependancen unterhält, in Kitzbühel und im benachbarten Aurach bis zu 25.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt, für Grundstücke bis zu 7.000 Euro. Eine Steigerung um das Dreieinhalbfache in den letzten 10 Jahren.

Die Schweizer Bank UBS zählt Kitzbühel inzwischen zu den luxuriösesten Standorten in den Alpen.

Fast 70 Prozent der reichsten Deutschen haben mittlerweile in Kitzbühel ein Haus

Der Mindestpreis für Wohnungen in Top-Lage liegt bei zirka 17.000 Euro pro Quadratmeter – dreimal so hoch wie in Wien. Kitzbühel kann es locker mit luxuriösen Spots wie Monaco, Miami oder St. Barth aufnehmen – der ideale Schauplatz also für eine bildgewaltige Young Adult Mystery-Serie.

Arbeitszimmer ist zum Kaufgrund Nr. 1 geworden

Workation am Wilden Kaiser in den Kitzbüheler Alpen in Tirol in Österreich © Pressefoto Workation am Wilden Kaiser in den Kitzbüheler Alpen in Tirol in Österreich © Pressefoto Tourismus Wilder Kaiser
Workation am Wilden Kaiser in den Kitzbüheler Alpen in Tirol in Österreich © Pressefoto Tourismus Wilder Kaiser

Natürlich punkten auch die gerade errichteten vier Chalets im Ensemble „Kochauer Tor“ in Aurach von Bauherr „Kitz-Kaiser“ Christian Harisch (liiert mit Luisa Lehmann, Stieftochter von Wolfgang Porsche) weiterhin mit „Ausblick, Ausblick, Ausblick“. Rechts das Kitzbüheler Horn, links der Steinbergkogel, geradeaus Kitzbühel.

Aber es gibt im Chalet auch ein Arbeitszimmer. Das ist kein Versehen. Und auch keine Spinnerei des Architekten. Das Arbeitszimmer ist zum Kaufgrund Nummer 1 geworden.

Denn die einen Interessenten, so berichtet der gebürtige Kitzbühler Harisch dem Handelsblatt anlässlich des legendären Ski-Hahnenkamm-Rennens am 23. Januar 2022 an der Streif, wollen damit die Freizeitwohnsitz-Kontrolleure beeindrucken. Und die anderen wollen wirklich darin arbeiten. Die Kunden seien in den vergangenen Jahren jünger geworden. Früher leisteten sich viele erst im Alter ein Haus hier. Und dann sei es häufig ein reiner Feriensitz gewesen. Heute kämen Manger und Unternehmer, die voll im Job stünden. Sie suchten ein Haus oder eine Wohnung, von wo aus sie auch arbeiten könnten.

Kitzbühel ist deshalb inzwischen kein reiner Urlaubsort mehr

Das Dorf ist in den vergangenen Jahren zum gehobenen Home-Office-Hotspot der deutschen und österreichischen Wirtschaftselite geworden. Das Phänomen hat inzwischen auch schon einen Namen: Workation.

Hier haben unter anderem die BMW-Erbin Susanne Klatten (sie besitzt ein größeres Areal am Lebenberg), der ehemalige Hugo-Boss-Chef Werner Baldessarini und die Münchener Autovermieterfamilie Sixt ihren Zweitwohnsitz. 23 Millionen Euro legte die deutsche Industrielle Maria Schaeffler-Thumann im Jahr 2015 für die „Schlosswiese“ mit 8.000 Quadratmetern Baugrund auf den Tisch.

KKR-Partner Johannes Huth besitzt ein Chalet in der Kochau in Aurach. Wolfgang Fink lässt gerade an der Bichlalm neu bauen.

Die Immobilienboom-Zeiten haben sich geändert
Das Kölner Unternehmerpaar Carmen (56) und Robert (57) Geiss verkaufte 2013 ihre Bergvilla in Kitzbühel für einen Quadratmeterpreis von rund 7.0000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – heute hätten sie das Dreieinhalbfache verlangen können © Pressefoto Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie, RTL II
Das Kölner Unternehmerpaar Carmen (56) und Robert (57) Geiss verkaufte 2013 ihre Bergvilla in Kitzbühel für einen Quadratmeterpreis von rund 7.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – heute hätten sie das Dreieinhalbfache verlangen können © Pressefoto Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie, RTL II

2013 noch musste der aus Köln stammende Immobilienunternehmer Robert Geiss (57), bekannt aus „Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie“ (RTL II), beim Verkauf seiner Bergvilla (elf Zimmer und eine Wohnfläche von 650 m2) im österreichischen Kitzbühel noch einen Preisnachlass von 1,7 Millionen Euro hinnehmen. Statt der gewünschten 6,2 Millionen Euro bekam Geiss „nur“ 4,5 Millionen Euro.

Dieses Chalet in Aurach nahe Kitzbühel ging Ende 2021 für 15 Millionen Euro weg © Hagsteiner Immobilien, Kitzbühel
Dieses Chalet in Aurach nahe Kitzbühel ging Ende 2021 für 15 Millionen Euro weg © Hagsteiner Immobilien, Kitzbühel

2021 hingegen erzielte der einstige Tiroler Friseur und heutige Kitzbüheler Immo-König, Makler Manfred Hagsteiner (60), für ein Chalet in Aurach, 5 Minuten von Kitzbühel, satte 5 Millionen Euro mehr, als es der Wunschpreis war. Statt der noch vor einem Jahr aufgerufenen 9,8 Millionen Euro ging die Luxus-Hütte für knapp 15 Millionen Euro weg.

 Florian Hofer, Lizenzpartner von Engel & Völkers für Tirol © Pressefoto Engel & Völkers

Florian Hofer, Lizenzpartner von Engel & Völkers für Tirol © Pressefoto Engel & Völkers

Florian Hofer, Lizenzpartner von Engel & Völkers für Tirol, schätzt dazu ein: „Kitzbühel spielt bei den Immobilienpreisen in einer Liga mit den Schweizer Luxusskiorten wie Davos, St. Moritz oder Zermatt. Die Preisspanne für Villen und Chalets in bester Lage beginnt bei 5 Millionen Euro und kann bei Ausnahmeobjekten bis zu 35 Millionen Euro erreichen. Der Spitzenpreis 2020 lag bei knapp 20 Millionen Euro. Auch exklusive Eigentumswohnungen kosten hier in guter und sehr guter Lage generell mehr als 15.000 Euro pro m2. In der beliebten Skiregion Wilder Kaiser – Brixental im Westen der Kitzbüheler Alpen sind die Preise vergleichsweise moderater.“

Deutschlands Großschlachter Clemens Tönnies ist nun 5-Sterne-Hotelier in Tirol
 Das Fünfsterne-Boutique-Hotel ist seit 2018 im Besitz von Clemens Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück (NRW) © Pressefoto Betreiberin arcona Management GmbH, Rostock

Das Fünfsterne-Boutique-Hotel ist seit 2018 im Besitz von Clemens Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück (NRW) © Pressefoto Betreiberin arcona Management GmbH, Rostock

Einige deutsche Wirtschaftsgrößen sind in Kitzbühel sogar selbst zu Hoteliers geworden. So hat Fleischproduzent und einstiger Schalke-04- Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies 2018 das Hotel Erika für etwa 19 Millionen Euro gekauft. Das 1897 im Jugendstil erbaute Hotel, das nur fünf Gehminuten vom Ortskern entfernt ist, wurde in großem Stil renoviert. Mittlerweile erstrahlt es in neuem Glanz, stieg zum 5-Sterne-Boutiquehotel auf.

Der Pharmaunternehmer Willi Beier kaufte 2020 das Schlosshotel Lebenberg. Die Krämer-Familie Dohle (Hit-Supermärkte) kaufte 2021 das Hotel Zur Tenne.

Natürlich fehlt auch die Fußballprominenz nicht

Joshua Kimmich hat ein Haus in St. Johann. Ebenso Bastian Schweinsteiger in Westendorf in Richtung Wörgl.

Und für Unterhaltung ist mit Schauspielerin Uschi Glas, Sängerin Vicky Leandros und der Geigerin Anne-Sophe Mutter auch gesorgt. Letztere gibt auch schon mal ein Benefizkonzert beim Hallerwirt.

Keine reichen Russen als Nachbarn

Die reichen Deutschen sind in Kitzbühel mit den reichen Österreichern fast unter sich. Zumindest gibt es keine russischen Oligarchen als Chalet-Nachbarn. Der Grund: Nur EU-Bürger dürfen in Tirol und Salzburg Liegenschaften erwerben. Und auch nur Firmen, die mehrheitlich einem EU-Bürger gehören.

So mischt sich lediglich deutscher unter den österreichischen Geldadel

Zu den reichsten Österreichern in Kitzbühel zählen die vielen Erben von Ferdinand Piëch (1937-2019) + Familie Porsche.

Oder die Familie Swarovski, der Mc-Donald’s-Statthalter Michael Heinritzi oder Mercedes-Sportchef Toto Wolff und Kaufhauskönig Rene Benko. Oder auch Maskenmillionär Patrick Landrock von kitzVenture, der Schlecker als Schlecker+ wiederauferstehen lassen will, wie Business Leaders berichtete.

Ein österreichischer Chalet-Nachbar ist auch Gerd Alexander Schütz. Der gebürtige Linzer Schütz ist Vorstandsvorsitzender der C-Quadrat Investment Group in Wien und war Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank AG. Er besitzt ein Chalet am Südhang des Kitzbüheler Horns, dem Filetstück des Kitzbüheler Immobilienmarkts. Von hier aus bietet sich eine spektakuläre, unverbaute Aussicht über das Leukental. Bei gutem Wetter reihen sich die Gipfel von Brechhorn, Schwarzkogel und Staffkogel nebeneinander auf. Von unten aus betrachtet, thront das noble Holzhaus am „Sonnenhang“ erhaben und scheinbar unangreifbar über dem Tal.

Netflix befeuert den Immobilien-Boom
Die neue sechsteilige Netflix-Serie KITZ befeuert den Mythos von Kitzbühel noch einmal. Sie wurde vom FFF Bayern mit 400.000 € im Sonderprogramm Internationale Koproduktionen gefördert © Netflix/Walter Wehner
Die neue sechsteilige Netflix-Serie KITZ befeuert den Mythos von Kitzbühel noch einmal. Sie wurde vom FFF Bayern mit 400.000 € im Sonderprogramm Internationale Koproduktionen gefördert © Netflix/Walter Wehner

Die Zeiten haben sich noch einmal verschärft, seit Netflix mit weltweit 214 Millionen Streaming-Mitgliedern im November 2020 in dem 125 Jahre alten Ski-Dorf (rund 8.000 Einwohner) mit einer Filmcrew einfiel und eine Jetset-Serie drehte. Die neue Netflix-Eigenproduktion KITZ wird seit dem 30. Dezember 2021 in sechs Staffeln ausgestrahlt und erweist sich als Quotenrenner. Sie war im Januar 2022 die meistgesehene Serie in Österreich und in Deutschland immerhin noch die viertbeliebteste.

In Kietzbühel scheint es inzwischen mehr Makler als Hotels zu geben. Rund 70 Agenturen finden sich in dem Dorf an der Ache. Geht es nach dem Maklerverbund Remax, stehen Tirol im Allgemeinen und Kitzbühel im Speziellen 2022 der nächste Preisschub bevor.

Manfred Hagsteiner (60), der Häuser von 5 bis 35 Millionen Euro im Portfolio hat, erwartet „eine weitere Preissteigerung von 30 Prozent.“

Warum gerade Kitzbühel?

Der erste Grund ist das jährliche Ski-Hahnenkamm-Rennen.

Zum 83. Mal fand vom 16. bis 23. Januar 2022 in Kitzbühel das Weltcup-Ski-Hahnenkamm-Rennen statt – wegen Corona aber nur mit 1.000 statt 50.000 Vor-Ort-Zuschauern © Facebook.com/Hahnenkammrennen.Kitzbuehel
Zum 83. Mal fand vom 16. bis 23. Januar 2022 in Kitzbühel das Weltcup-Ski-Hahnenkamm-Rennen statt – wegen Corona aber nur mit 1.000 statt 50.000 Vor-Ort-Zuschauern © Facebook.com/Hahnenkammrennen.Kitzbuehel

Die Streif gilt mit einem Gefälle von bis zu 85 Prozent als schwerstes, schnellstes und gefährlichstes Ski-Rennen der Welt. Der Kitzbüheler Skiklub hat es geschafft, dass das Rennen auch trotz extrem hoher Corona-Inzidenz in Tirol vor 1.000 platzierten Zuschauern am vorigen Wochenende stattfand – mit TV-Liveübertragung in alle Welt. Denn was Monaco für die Formel 1 oder Wimbledon für die Tenniswelt bedeuten, das ist Kitzbühel für den Skisport.

In der Netflixserie heißt es: „Jedes Jahr kommen mit dem Schnee die Superreichen in unseren Ort.“

Wahl-Kitzbüheler Dr. Sebastian Grabmaier (JDC Group AG): „Da kriegt man viel Sauerstoff ins Blut, da kann man sehr gut denken.“
Der Grünwalder Vorstandschef der JDC Group AG Dr. Sebastian Grabmaier ist ein begeisterter Ski-Fahrer © JDC Group AG auf Youtube
Der Grünwalder Vorstandschef der JDC Group AG Dr. Sebastian Grabmaier ist ein begeisterter Ski-Fahrer © JDC Group AG auf Youtube

Der Wahl-Kitzbüheler Dr. Sebastian Grabmaier aus Grünwald bei München, Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Wiesbadener Maklerpools JDC Group AG (Plattform Jung, DMS & Cie., allesmeins, Geld.de) erklärte seine Begeisterung für Kitzbühel im Interview mit Business Leaders so: „Es ist in der Tat oft so, dass man die ganze Zeit vor dem Bildschirm sitzt und dadurch wie in einem Hamsterrad läuft. Die besten Ideen kommen aber, wenn man mal eben den Kopf freihat. Man sitzt mal allein auf dem Berg und hat Zeit, nachzudenken.“

Business Leaders: Gibt es einen Berg, den Sie lieben?

Dr. Grabmaier: „Ich bin ja Wahl-Kitzbüheler. Die Tiroler Berge. Mein Lieblingsberg im Winter heißt Steinbergkogel.“

Business Leaders: Ist der besonders hoch oder was ist das Besondere?

Dr. Grabmaier: „Das Besondere ist eine Nordhangabfahrt, die fast immer gut zu fahren ist. Und da kann man sich auch richtig austoben. Einfach eine schöne schwarze Piste also.“

Business Leaders: Sie stürzen Sich da quasi in die Tiefe?

Dr. Grabmaier: „Das klingt jetzt viel dramatischer, als es ist.  Skifahren kann man ja auch als richtigen Sport betreiben. Da ist man komplett angespannt. Aber in 2 Minuten ist man wieder unten am Lift. Auf diesem hat man dann aber ungefähr 10 Minuten Zeit nachzudenken. Da kriegt man viel Sauerstoff ins Blut, da kann man sehr gut denken.“

Business Leaders: Gibt es eine Sache, eine Idee, die Sie mit diesem Berg in Verbindung bringen?

Dr. Grabmaier: „Man nimmt ja manchmal am Berg auch das Telefon ab. Und den Erwerb der Online-Technologie der Geld.de habe ich oben auf dem Steinbergkugel in knapp 2.000 Metern Höhe ausgemacht.“

Business-Leaders.net: Was passierte da?

Dr. Grabmaier: „Da rief der Inhaber von Geld.de an. An einem Sonntag. Den letzten Punkt, alles andere war schon verhandelt, den letzten Schritt der Verhandlung haben wir da gemacht.“

Der zweite Grund für den Run auf Kitzbühel: Mekka des internationalen Jetsets
Szenenfoto aus Netflix-Serie KITZ: Münchener Schickeria (Schauspielerin Valerie Huber und Schauspieler Zoran Pingel) amüsiert sich in Kitzbühel © Pressefoto Netflix
Szenenfoto aus Netflix-Serie KITZ: Münchener Schickeria (Schauspielerin Valerie Huber und Schauspieler Zoran Pingel) amüsiert sich in Kitzbühel © Pressefoto Netflix

München, Salzburg und Innsbruck mit ihren Flughäfen liegen nur eine Autostunde entfernt.

Jedes Jahr zur Wintersaison fallen die Superreichen in die malerische Ortschaft ein, um exzessiv zu feiern. Und dazu: Pelze shoppen, Stretchlimo fahren, Blattgold auf dem Frühstücksei, Champagner (morgens, mittags, abends, zwischendurch, immer), Helikopterlandeplatz – hier bewahrheitet sich so manches Klischee.

 KITZ wurde an realen Schauplätzen wie dem Restaurant „Centro“, angemieteten privaten Residenzen, darunter ein Chalet einer superreichen Familien, und direkt in den Straßen von Kitzbühel gedreht. Die Szenen im Spa mit Blick auf die imposanten Tiroler Alpen entstanden im Hotel Klosterhof Alpine Spa & Hideaway © Netflix/Walter Wehner

KITZ wurde an realen Schauplätzen wie dem Restaurant „Centro“, angemieteten privaten Residenzen, darunter ein Chalet einer superreichen Familie, und direkt in den Straßen von Kitzbühel gedreht. Die Szenen im Spa mit Blick auf die imposanten Tiroler Alpen entstanden im Hotel Klosterhof Alpine Spa & Hideaway © Netflix/Walter Wehner

„Kitzbühel ist ja auch ein bisserl das Hollywood von Österreich“, sagt Makler Manfred Hagsteiner, dem Kunden wie Arnold Scharzenegger oder Fiona und Karl-Heinz Grasser und die Familie Swarovski seit Jahren vertrauen.

Der Mythos von Kitzbühel wird seit dem 30. Dezember 2021 von der neuen Netflix-Serie „KITZ“ neu entfacht.

Warum hat sich Netflix für Kitzbühel als Schauplatz für ein Young Adult Mystery-Drama entschieden? Worum geht es im Kern?
Nikolaus Schulz-Dornburg (Headwriter) © Nikolaus Schulz-Dornburg
Nikolaus Schulz-Dornburg (Headwriter) © Nikolaus Schulz-Dornburg

Nikolaus Schulz-Dornburg (freier Drehbuchautor, 1983 geboren in München, lebt in München und Berlin): „Kitzbühel ist ein Skiparadies, das den internationalen Jetset fesselt, bloß anderthalb Stunden von München entfernt. Der selbsternannte Nobelvorort der Reichen.“

Schulz-Dornburg weiter: „In KITZ prallen zwei Gesellschaftsschichten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die Superreichen, die jedes Jahr in Kitzbühel einfallen, exzessiv feiern und so tun, als würde alles ihnen gehören, und die Ortsansässigen, die das einerseits aushalten müssen und gleichzeitig auch irgendwo davon profitieren.

Auch die komplizierte Beziehung zwischen Deutschland und Österreich spielt mit hinein. Diese Hassliebe ist das dominierende Gefühl von KITZ. Es geht um Luxus und Wohlstandsverwahrlosung, um Rache und Selbstfindung, um Cancel Culture, Protz und Drogen.“

Wie sind Sie an die Insights aus der Münchner Schickeria gekommen?

Nikolaus Schulz-Dornburg: „Ich bin selbst in Bogenhausen aufgewachsen und gar nicht so weit weg von einigen Protagonist:innen. Ich bin also eher der Münchner Schnösel.“

Schulz-Dornburg weiter: „Ich war früher oft in Kitzbühel, weil einige Eltern von Freund:innen dort Chalets haben. Die Spannungen zwischen den Dorfbewohner:innen und den Gäst:innen habe ich immer gespürt. Mich interessierte schon damals: Was fehlt den reichen Kids? Oft sind das Liebe und Anerkennung.“

Zwischen Luxus und Normalität

Der Nobelort Kitzbühel ist vor allem bekannt für millionenschwere Luxus-Chalets. Die Einheimischen werden mit Mietwohnungen um fünf Euro pro Quadratmeter bei Laune und im Ort gehalten.

Will ein Landwirt seinen Grund in Bauland umwidmen, winkt nur dann eine Genehmigung, wenn er den weit überwiegenden Teil der Gemeinde zur Verfügung stellt. Nur ein kleiner Teil des Grundstücks darf gewinnbringend verkauft werden. 370 Wohnungen, Reihenhäuser und Siedlungsgrundstücke wurden so von 2008 bis 2018 der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt.

Die Einheimischen können das Grundstück für 180 bis 200 Euro pro Quadratmeter kaufen. Die Kommune hat ein 30jähriges Vorkaufsrecht. Im Haus muss der Hauptwohnsitz begründet sein. Und innerhalb eines Jahres muss mit dem Bau begonnen werden. Antragsberechtigt ist, wer zumindest zehn Jahre in Kitzbühel gelebt hat.

„Bei Grundstücken ist die Liste der Bewerber nicht ganz so lang wie bei Mietwohnungen“, bestätigte Bürgermeister Steuerberater Dr. Klaus Winkler (ÖVP) im Januar 2018 der Wiener News.at. Seit 18 Jahren hält Dr. Winkler die Fäden in den Händen. (FM)