Marina Vladimirovna Ovsyannikova, geborene Tkatschuk, ist eine russische Redakteurin, die durch einen bemerkenswerten Anti-Kriegs-Protest während einer Live-Sendung am 14. März 2022 internationale Bekanntheit erlangte. Ihr mutiges Handeln erfolgte 19 Tage nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine und richtete sich gegen die vom Fernsehsender Perwy Kanal verbreitete Propaganda der russischen Staatsführung. Ihr Nettovermögen wird auf 1 bis 2 Millionen US-Dollar geschätzt. 

Marina Ovsyannikovas Leben und Karriere 

Marina Ovsyannikova wurde am 19. Juni 1978 in Odessa, Ukrainische SSR, Sowjetunion, geboren. Sie ist die Tochter eines Ukrainers und einer Russin. Ein Jahr nach ihrer Geburt zog die Familie nach Russland. In den 1990er-Jahren flohen sie vor den Tschetschenienkriegen nach Krasnodar. Nach ihrem Studium an der Staatlichen Universität des Kubangebiets arbeitete sie unter anderem beim Sender „Kuban TV“. Später zog sie nach Moskau, absolvierte die Russische Präsidentenakademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung und arbeitete beim Perwy Kanal im Bereich „Auslandsnachrichten“.

Marina Ovsyannikova war mit Igor Ovsyannikov, einem Regisseur bei Russia Today, verheiratet. Sie hat einen Sohn und eine Tochter und lebte in der Satellitenstadt „Neu-Moskau“. Ovsyannikova war während ihres Studiums Freiwasser-Wettkampfschwimmerin. Nebst ihrer Arbeit als Redakteurin und Journalistin ist sie auch als Schauspielerin aus den Filmen Assassins Run (2013), Ya ne vernus (2014) und ihrem Auftritt im Dokumentarfilm Amanpour (2009) bekannt. 

Marina Ovsyannikova, Selbstbild, CC0
Marina Ovsyannikova, Selbstbild, CC0

Protestaktion von Marina Ovsyannikova

Am 14. März 2022 führte Marina Ovsyannikova einen kühnen Protest während einer Live-Sendung durch. Während eines Beitrags über die Invasion in der Ukraine in den Hauptnachrichten von Perwy Kanal hielt sie ein Plakat mit der Aufschrift

„Kein Krieg, Beenden Sie den Krieg, Glauben Sie der Propaganda nicht, Hier werden Sie belogen, Russen gegen den Krieg“

in die Kamera und rief dazu auf, den Krieg zu beenden. Wie sie selbst in einem Video sagt, war ihr Vater Ukrainer und ihre Mutter Russin. Sie betont: „Sie waren nie Feinde“. Diese Aktion sorgte für internationale Aufmerksamkeit und löste eine Welle von Unterstützung und Kritik aus. Ihr Protest hat Marina Ovsyannikova international bekannt gemacht, auch wenn sie persönlich mit erheblichen Konsequenzen konfrontiert ist. Der Fall wirft wichtige Fragen zur Meinungsfreiheit und politischen Unterdrückung in Russland auf. 

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, gegen den Marina Ovsyannikova protestierte, begann am 24. Februar 2022. Photo by Artem Beliaikin on Unsplash
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, gegen den Marina Ovsyannikova protestierte, begann am 24. Februar 2022. Photo by Artem Beliaikin on Unsplash

Konsequenzen für Ovsyannikovas Kritik an Putin

Russland erließ im März 2022 ein Gesetz, das Demonstrationen gegen das russische Vorgehen in der Ukraine verbietet. Es drohen bis zu 15 Jahre Haft für die „Verzerrung des Zwecks, der Rolle und der Aufgaben der Streitkräfte der Russischen Föderation“.

Marina Ovsyannikova wurde nach der Protestaktion festgenommen und einer Voruntersuchung wegen „Herabsetzung der russischen Streitkräfte“ unterzogen. Sie erhielt eine Geldstrafe von 30.000 Rubel (ca. 250 Euro) und wurde später freigelassen. Infolge der Ereignisse verlor sie ihren Job beim Perwy Kanal.

Im April 2022 engagierte der Medienkonzern Axel Springer SE Marina Ovsyannikova als freie Korrespondentin für “Die Welt” und den Fernsehsender Welt. Dies ermöglichte ihr die Ausreise nach Deutschland, wo ihr jedoch nach weniger als 3 Monaten der Vertrag nicht verlängert wurde. Ihre Anstellung stieß auf Kritik seitens ukrainischer Aktivisten und Oppositioneller.

Marina Ovsyannikova kehrte nach Moskau zurück und setzte ihre Proteste gegen den Krieg fort. Im August 2022 wurde sie zu weiteren Geldstrafen verurteilt und unter Hausarrest gestellt. Sie flüchtete schließlich aus Russland und wurde im Oktober 2023 in Abwesenheit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Im Oktober 2023 suchte sie aufgrund von Krankheitsgefühlen ein Krankenhaus auf. Der Verdacht eines möglichen Giftanschlags hat sich jedoch nicht bestätigt. Dies veröffentlichte Marina Ovsyannikova selbst auf dem Onlinedienst Telegram. 

Internationale Reaktionen auf Marina Ovsyannikovas Protest

Die Aktion von Marina Ovsyannikova wurde international gelobt. Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte allen Russen, die die Wahrheit aussprechen. Der französische Präsident Macron bot Ovsyannikova Asyl in Frankreich an. (ad)