Deutschlands Anteil erneuerbaren Energien steigt im Jahr 2022 deutlich an und stellt einen neuen Ökostrom-Rekord auf, bleibt aber hinter dem geplanten Ziel für 2030 zurück, vor allem wegen dem langsamen Netzausbau.

Ökostrom-Rekord in Deutschland

Deutschland wird in diesem Jahr 2022 einen Ökostrom-Rekord aufgestellt und eine Rekordmenge von 256 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Energien produziert, aber die Menge reicht noch nicht aus, um die Ziele für 2030 zu erreichen und die damit verbundene Energiewende in Deutschland, schreibt das Umweltbundesamt in einer Pressemitteilung. Um jedoch auf dem Weg zu bleiben und bis 2030 einen Rekord von etwa 600 TWh aus Ökostrom – oder 80 Prozent des gesamten Stromverbrauchs – zu erreichen, hätten die erneuerbaren Energien in diesem Jahr etwa 270 TWh erzeugen müssen, 5,5 Prozent mehr als bisher erreicht werden konnte.

Durch den Ökostrom-Rekord wurden im Jahr 2022 46 Prozent des deutschen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt (gegenüber 41 Prozent im Jahr 2021), prognostizierte das Umweltbundesamt. Den bisher höchsten Anteil an Ökostrom hatte Deutschland im Jahr 2020 mit 45,2 Prozent. Umweltbundesamt Chef Dirk Messner sagte, der Fokus müsse auf dem Ausbau der Windenergie an Land liegen. Nur wenn die Weichen richtig gestellt werden, besteht die Chance, die Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von russischem Erdgas und fossilen Rohstoffen zu überwinden“, so Messner weiter.

Deutschland verfügt über große Pumpspeicher um Ökostrom zu speichern
Deutschland verfügt über große Pumpspeicher um Ökostrom zu speichern

Ökostrom-Rekord aus Photovoltaik in Deutschland

Die Windenergie hat in diesem Jahr insgesamt 128 TWh erzeugt, von denen 103 TWh aus Onshore-Windkraftanlagen stammten, aber die Produktion könnte aufgrund der wenigen neuen Windkraftanlagen nicht den bisherigen Spitzenwert von 2020 erreichen, so die Agentur. Nur etwa 0,8 % der Fläche in Deutschland sind derzeit für die Windenergie an Land ausgewiesen. Berlin hat Anfang des Jahres einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der einen Mindestanteil an Flächen in jedem der 16 Bundesländer festlegt, die für Windparks zur Verfügung stehen müssen.

Die Stromerzeugung aus Photovoltaik stieg im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 23 % auf 61 TWh, so die Agentur unter Berufung auf einen Anstieg der Installationen und „sehr sonniges Wetter“. Das wärmere Wetter trug auch zu einem „signifikanten“ Rückgang des Energieverbrauchs für Heizzwecke bei, ebenso wie Bürger und Unternehmen, die aufgrund der Brennstoffkrise Energie sparen. Die Wärmeerzeugung aus Umweltwärme und oberflächennaher Geothermie mithilfe von elektrischen Wärmepumpen stieg im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls um 13 %.

In einem Brandbrief von einem Windkraftanlagennetreiber werden Missstände im Ökostrom-Sektor aufgedeckt und wie die Betreiber mit Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen massiv von den Rekordpreisen in Deutschland profiteiren. Die Anlagen erhalten massive staatliche Subventionen, profitieren von den steigenden Strompreisen an den Strombörsen, während sich die eignen Kosten nicht ändern.

Umweltbundesamt findet den Energieausbau trotz Ökostrom-Rekord zu langsam

Die Diskussion um die Energiewende findet aufgrund des ausfallenden Gaslieferungen aus Russland immer mehr an Bedeutung für die Industrie und privaten Haushalte. Die deutschen Energieversorger erhalten von den Verbrauchern eine Entschädigung, wenn sie ihren Strom etwa wegen Netzengpässen nicht einspeisen können. Im vorigen Jahr 2021 wurde ein Höchststand an Engpässen ermittelt.

Das Umweltbundesamt kommt zu der Erkenntnis, dass der Energieausbau in Deutschland zu langsam abläuft, besonders der langsame Netzausbau bremst den Ökostrom aus. Das Bundesamt liefert regelmäßig aktuelle Daten zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland sind und somit eine wichtige Grundlage für die Bewertung der Energiewende in Deutschland. Die Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare-Energien-Statistik (AGEE-Stat) ist eine Kooperation aus mehreren Ämtern und Forschungsinstituten mit dem Auftrag, diese Daten sowohl für die internationale Berichtspflichten als auch für die interessierte Öffentlichkeit bereitzustellen.

Kurz nach ihrem Amtsantritt hat die deutsche Ampel Regierungskoalition einige Reformanstrengungen im Bereich der erneuerbaren Energien und zur Digitalisierung des Stromnetz über 565 Milliarden Euro unternommen, eine der höchsten Summen, die das Land je gesehen hat. Doch bis die Maßnahmen umgesetzt werden, dauert es noch. Das Umweltbundesamt musste feststellen, dass durch den langsamen Netzausbau in Deutschland immer mehr Kosten durch die Entschädigungszahlungen an die Stromerzeuger verursacht werden. Das Stromnetz ist noch lange nicht in der lange, den kurzfristig entstanden Strom flexibel zu verteilen, sodass die Energieversorger im vergangenen Jahr eine Rekordsumme von rund 807 Millionen Euro für nicht eingespeisten Strom aus der EEG-Umlage erhalten haben.

Ökostrom erhält weltweit Rekord Budget

Mit dem Ziel, bis 2045 kohlenstoffneutral zu werden, hat Berlin in diesem Jahr seine Ziele für erneuerbare Energien angehoben und mehrere Gesetze zur Lockerung von Beschränkungen und zur Beschleunigung des Ausbaus von Wind- und Solarenergie verabschiedet und den Ausbau als „herausragendes öffentliches Interesse“ bezeichnet. Die erneuerbaren Energien haben in Deutschland ein stetiges Wachstum erfahren. Ihr Anteil am Bruttoendenergieverbrauch (Strom, Heizen, Transport) liegt im Jahr 2021 bei 19,2 Prozent (berechnet nach EU-Richtlinie (2009/28/EG)). Haupttreiber dieser Entwicklung ist der Stromsektor, in dem die erneuerbaren Energien im Jahr 2021 bereits 41,0 Prozent des Stromverbrauchs decken.

Die weltweiten Regierungsausgaben zur Förderung sauberer Energien sind seit März um mehr als 500 Mrd. USD gestiegen, da die globale Energiekrise neue politische Maßnahmen anspornt, die darauf abzielen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, so die Internationalen Energieagentur (IEA), die die Maßnahmen in aller Welt verfolgt. Mit diesem Anstieg erhöht sich der Gesamtbetrag der Investitionshilfen, die die Regierungen seit Beginn der Covid-19-Pandemie für saubere Energien bereitgestellt haben, auf 1,215 Mrd. USD. Dies geht aus der jüngsten Aktualisierung des Government Energy Spending Tracker der IEA hervor, in dem 600 staatliche Finanzmaßnahmen aus 67 Ländern umfasst, die seit März 2020 verabschiedet wurden.

Die IEA prognostiziert, dass diese staatlichen Ausgaben beträchtliche private Investitionsströme mobilisieren werden, die unter den heutigen politischen Rahmenbedingungen die weltweiten Investitionen in saubere Energie bis 2030 um weitere 50 % auf über 2 Billionen USD jährlich steigern werden. Der Ökostrom-Sektor entwickelt neue Konzepte um Photovoltaik zu leasen statt zu kaufen, während immer effizientere Module entstehen.

Für einen Ökostrom-Rekord des Bruttoendenergieverbrauch aus Strom, Heizen und Transport zu erreichen, ist E-Mobilität ein wichtiges Thema
Für einen Ökostrom-Rekord des Bruttoendenergieverbrauch aus Strom, Heizen und Transport zu erreichen, ist E-Mobilität ein wichtiges Thema

Internationale Maßnahmen fördern neue Ökostrom-Rekorde

Die größten Zuwächse bei den Investitionen in saubere Energie im vergangenen Jahr sind auf den Inflation Reduction Act in den Vereinigten Staaten und auf Maßnahmen in mehreren europäischen Ländern zurückzuführen. Der Großteil dieser Mittel ist für kohlenstoffarme Elektrizität und Anreize zur Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden und in der Industrie vorgesehen. Die kohlenstoffarme Verkehrsinfrastruktur folgt dicht dahinter, insbesondere Hochgeschwindigkeitszüge. Für die Zukunft sind neue Ökostrom-Rekorde in allen Sektoren zu erwarten.

Darüber hinaus haben die Regierungen weltweit seit Herbst 2021 weitere 630 Mrd. USD aufgewendet, um Haushalte und Unternehmen vor steigenden Energierechnungen zu schützen. Nur etwa 35 % der kurzfristigen Maßnahmen, die die IEA verfolgt hat, waren auf die Haushalte ausgerichtet, die am meisten Unterstützung benötigen, oder auf Unternehmen, die am stärksten von den Auswirkungen hoher Energiepreise betroffen sind. Ohne eine bessere Ausrichtung werden die neuen Maßnahmen weiter zum Anstieg der Staatsverschuldung beitragen.

Es gibt bereits einige Länder mit einem beachtlichen Ökostrom-Rekord von 100% durch erneuerbare Energie, zumindest in der Stromversorgung. Verschiedene Studien und statistische Ämter haben Albanien, Nepal, Antarktis, Bhutan, Paraguay mit einem 100 prozentigen Anteil an erneuerbare Energien am Strommix identifiziert. Auch wenn diese Zahlen nicht an jedem Tag im Jahr erreicht werden, gilt oftmals auch nur ein statistischer Wert. Die Länder Island, Kongo, Äthiopien, Costa Rica, Norwegen und Zentralafrikanische Republik haben einen Anteil von über 99 % erreicht.

(TB)