Wasserstoffauto versus Elektroauto. H2-PKW Toyota MIRAI und H2-Geländewagen Hyundai NEXO aus Asien gegen Elektroautos von Tesla aus Grünheide bei Berlin.

Das Wasserstoffauto MIRAI (auf Deutsch Zukunft) von Toyota. Für die Marktforcierung hat der japanische Konzern Ende 2020 eigens in Brüssel eine Fuel Cell Business Group gegründet. Weltweit möchte Toyota 30.000 Mirai pro Jahr an den Mann bringen, in Europa 2.500. Das ist zehnmal mehr als bisher, aber immer noch sehr wenig: 2019 wurden in Deutschland gerade einmal 85 Mirai zugelassen © Pressefoto Toyota Deutschland GmbH, Köln
Das Wasserstoffauto MIRAI (auf Deutsch Zukunft) von Toyota. Für die Marktforcierung hat der japanische Konzern Ende 2020 eigens in Brüssel eine Fuel Cell Business Group gegründet. Weltweit möchte Toyota 30.000 Mirai pro Jahr an den Mann bringen, in Europa 2.500. Das ist zehnmal mehr als bisher, aber immer noch sehr wenig: 2019 wurden in Deutschland gerade einmal 85 Mirai zugelassen © Pressefoto Toyota Deutschland GmbH, Köln

„Was ist die Zukunft von Autos? Wasserstoff oder Elektro?“, fragte CDU-Bundeskanzlerkandidat Armin Laschet (60) beim Presserundgang am 13. August 2021 auf der Tesla-Baustelle in Grünheide bei Berlin.

„Definitiv Elektro“, antwortete der Tesla-Chef Elon Musk (50). „Wasserstoff ist Zeitverschwendung.“ Dann brach der E-Automobilbauer in schallendes Gelächter aus. Laschets Erklärung: „Das ist ein wissenschaftlicher Streit, was ist das Beste“, ging im Lachen des reichsten Mannes der Welt (neben Amazon-Gründer Jeff Bezos, 57) einfach unter.

Der australische Energieminister von Queensland, Mick de Brenni, sieht das Thema Wasserstoffauto ganz anders.

Er hat am vergangenen Wochenende am 21. August 2021 gleich eine ganze Flotte des Hydrogen-Geländewagens NEXO des koreanischen Herstellers Hyundai als Staatskarossen übernommen. Seine Regierung testet für drei Jahre ein Leasingmodel mit dem Wasserstoffauto NEXO.

Mick de Brenni am Steuer eines von Hyundai gesponserten Wasserstoffautos: "Dieser Versuch zielt darauf ab, die Verbreitung der Wasserstofftechnologie zu beschleunigen und Queenslands Bestreben zu unterstützen, sich als globale Wasserstoff-Supermacht zu positionieren", sagte der Minister bei der Übernahme am 21. August 2021 © © Hyundai Motor Company, Australia Pty Limited
Mick de Brenni am Steuer eines von Hyundai gesponserten Wasserstoffautos: „Dieser Versuch zielt darauf ab, die Verbreitung der Wasserstofftechnologie zu beschleunigen und Queenslands Bestreben zu unterstützen, sich als globale Wasserstoff-Supermacht zu positionieren“, sagte der Minister bei der Übernahme am 21. August 2021 © Hyundai Motor Company, Australia Pty Limited

Das Leasing werde „die Effektivität und Effizienz von Wasserstoff für Personenkraftwagen demonstrieren und möglicherweise den Weg für die Einführung von Wasserstoff in Lastkraftwagen, Zügen und Schiffsanwendungen weisen.“ Und es schaffe Arbeitsplätze für die Produktion von Wasserstoff.

„Diese aufsehenerregenden Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge werden mit dem in Queensland hergestellten Wasserstoff betankt, wenn sie in den nächsten drei Jahren im Straßenverkehr getestet werden“, sagte der Australier.

Minister de Brenni wies darauf hin, dass der Verkehrssektor die zweitgrößte Quelle von Treibhausgasen in Queensland und daher ein wichtiger Schwerpunkt bei der Reduzierung der Emissionen sei.

Mick de Brenni: „Die Regierung von Queensland hat sich das Ziel gesetzt, die Nettoemissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren, und der Übergang zu emissionsarmen und emissionsfreien Elektrofahrzeugen wird ein wesentlicher Faktor für die Erreichung dieses Ziels sein.“

Die nationale Wasserstoffstrategie Australiens zielt darauf ab, Australien bis 2030 an die Spitze der globalen Wasserstoffindustrie zu bringen.

Tesla-Gründer Elon Musk dagegen nannte die Energiespeicher mit Wasserstoff für Wasserstoffautos schon im Jahr 2016 „unglaublich dumm“.

Warnt vor Problemen mit Wasserstoff: Chemie-Professor Dr. Martin Bülow aus dem Ostseebad Dierhagen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, seit 1996 ordentliches Mitglied der Leibnitz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin © privat
Warnt ebenfalls vor Problemen mit Wasserstoff: Chemie-Professor Dr. Martin Bülow aus dem Ostseebad Dierhagen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, seit 1996 ordentliches Mitglied der Leibnitz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin © privat

Auch der deutsche Chemieprofessor Dr. Martin Bülow aus dem Ostseebad Dierhagen, ordentliches Mitglied der Leibnitz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, warnte diesen Sommer 2021 gegenüber der Nachrichtenagentur DPA vor dem Hoffnungsträger Wasserstoff, wie Business Leaders berichtete. Wasserstoff sei teuer in der Herstellung, hochexplosiv und extrem flüchtig. Das wohl gravierendste Problem: Wasserstoff braucht mehr Energie als es abgibt.

Und auch VW-Boss Herbert Diess (62) kanzelte die Diskussionen um das Wasserstoffautos vor kurzem als „reine Zeitverschwendung“ ab. Diess: „Im Verkehr hat sich die Elektrifizierung durchgesetzt.“

Die Frage von Armin Laschet nach dem Wasserstoffauto an den E-Auto-Hersteller Musk und dessen Lachen sorgten sogar für Spott in Sozialen Medien.

Twitter-Schlagabtausch von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit dem Grünenbundestagsabgeordneten Cem Özdemir nach dem Lachanfall von Elon Musk auf der Tesla-Baustelle in Grünheide bei Berlin © Ausriss aus Twitter.com/Armin_Laschet vom 13. August 2021
Twitter-Schlagabtausch von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit dem Grünenbundestagsabgeordneten Cem Özdemir nach dem Lachanfall von Elon Musk auf der Tesla-Baustelle in Grünheide bei Berlin © Ausriss aus Twitter.com/Armin_Laschet vom 13. August 2021

Der leidenschaftliche Fahrradfahrer und Grünenbundestagsabgeordnete für Stuttgart Cem Özdemir (55) beispielsweise twitterte noch am selben Nachmittag vom I-Phone: „Die CDU hatte mal Wirtschaftskompetenz. Heute lacht unsere Automobilindustrie sie aus, wenn sie über H2-[Auto]s sprechen.“

CDU-Politiker Laschet konterte gut 3 Stunden später, ebenfalls per I-Phone: „Lieber Cem, Gespräch mit @elonmusk ging um Mobilität der Zukunft. Bei LKW setzen #Volvo und #Daimler auf Brennstoffzelle, #Tesla u #VW auf Batterie. Die grüne Landesregierung #BaWü unterstützt @Daimler bei Wasserstoff. Bei PKW ist klar: Elektro! Fahre ja selbst @eGO_Mobile_SE :-)“

Aber für EINEN ist es egal, ob für LKWs von Volvo oder Daimler oder Loks im Personen- oder Güterverkehr oder für  Flieger von Airbus oder eben für ein Wasserstoffauto:

Ein Rostocker Unternehmer will in jedem Fall den Wasserstoff in großem Stil liefern.

Der Rostocker Unternehmer Dirk Reinhard Klänhammer (44) plant mit seiner Firma Su2Gas GmbH & Co. KG einen Mega-Solarpark entlang stillgelegter Gleise in der Feldberger Seenlandschaft bei Rostock. Der liefert den grünen Strom für die  Elektrolyse von Wasserstoff © Xing.com/Profile/Dirk_Klänhammer
Der Rostocker Unternehmer Dirk Reinhard Klänhammer (44) plant mit seiner Firma Sun2Gas GmbH & Co. KG einen Mega-Solarpark entlang stillgelegter Gleise in der Feldberger Seenlandschaft bei Rostock. Der Park liefert den grünen Strom für die  Elektrolyse von Wasserstoff © Xing.com/Profile/Dirk_Klänhammer

Der studierte Wirtschaftsinformatiker und Chemiker an der Uni Rostock (1997 bis 2009) Dirk Reinhard Klänhammer (44), der seit 2004 Solaranlagen errichtet, will mit seiner Firma Sun2Gas GmbH & Co. KG für 100 Millionen Euro in der Feldberger Seenlandschaft im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern einen Megasolarpark bauen. Der soll nicht nur Strom liefern – geplant sind rekordverdächtige 150 MWp Nennleistung. Eine zugleich geplante Elektrolyseeinheit soll mit Hilfe des grünen Stroms Wasserstoff produzieren. Der kann dann entweder in Brennstoffzellen Fahrzeuge antreiben.

Oder aus dem gewonnenen Wasserstoff kann auch Biomethanol hergestellt werden. Das Biomethanol wiederum kann das Erdgas bei gasbetriebenen Autos als Treibstoff ersetzen.

Der Park soll auf 180 Hektar Fläche zwischen Bergfeld, Grünow und Dolgen entlang der ehemaligen Bahnstrecke nach Neustrelitz entstehen.

Am vergangenen Dienstag (24. August 2021) warb die Rostocker Firma Sun2Gas GmbH & Co. KG zunächst vor dem Dolgener Ortsrat um Zustimmung für das Projekt, wie dem Bürgerinformationssystem der Feldberger Seenlandschaft zu entnehmen ist. Am kommenden Dienstagabend (31. August 2021) tagt dann in der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft zu diesem Thema der Bau- und Entwicklungsausschuss.

Der Bedarf an Wasserstoff für Wasserstoffautos wächst.

Nach dem Ausstieg von Mercedes – bieten nun  Toyota (MIRAI) und Hyunday (NEXO) massiv ihre Modelle an Wasserstoffautos an.

Mercedes hat sich von seinem Hybrid-SUV GLC F-CELL, einer Kombination von Brennstoffzellen- und Batterietechnik, den es ab Herbst 2018 als Full-Service-Mietmodell für ausgesuchte Entscheider aus Politik und Wirtschaft gab, in diesem Jahr wieder vollends verabschiedet, weil der Geländewagen nur 300 Kilometer Reichweite hatte, für die Vergrößerung des Tanks kein Platz mehr am Auto war und das Tankstellen-Netz in Deutschland viel zu dünn ist.

Auf dem Vormarsch: das Wasserstoffauto MIRAI

Somit gibt es aktuell in Deutschland und Europa als PKW-Neuwagen in der klassischen Fließheckform nur den japanischen Toyota  MIRAI mit einer Reichweite von 500 Kilometern bei 155 PS zum Listenpreis von 78.600 Euro, Tankinhalt 5 Kilo, 175 km/h Spitze.

Und der ist auch schon prominent angekommen. Seit Juli 2020 verfügt der ADAC Nordbayern mit über 1,1 Millionen Mitgliedern und Sitz in Nürnberg neben rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen nun ebenfalls über eines mit Brennstoffzellenantrieb.

„Der ADAC Nordbayern positioniert sich technologieoffen und möchte dies auch in der Praxis widerspiegeln“, so Dipl.-Ing. Thomas Dill, Vorstandsmitglied Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Nordbayern. „Dies ist einer der Gründe für die Entscheidung, den Mitarbeitern im hauseigenen Fuhrpark neben batterieelektrischen Fahrzeugen ein Wasserstoffauto zur Verfügung zu stellen.“ Pressefoto Toyota Deutschland GmbH, Köln
„Der ADAC Nordbayern positioniert sich technologieoffen und möchte dies auch in der Praxis widerspiegeln“, so Dipl.-Ing. Thomas Dill, Vorstandsmitglied Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Nordbayern. „Dies ist einer der Gründe für die Entscheidung, den Mitarbeitern im hauseigenen Fuhrpark neben batterieelektrischen Fahrzeugen ein Wasserstoffauto zur Verfügung zu stellen.“ © Pressefoto Toyota Deutschland GmbH, Köln

In der Brennstoffzelle des viertürigen MIRAI wird aus Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie erzeugt, um den 113 kW/154 PS starken Elektromotor anzutreiben.

Frank Still, Key Account Project Manager bei Toyota Deutschland, freut sich: „Mit dem ADAC Nordbayern konnte ein weiterer bekannter Kunde gewonnen werden, der den Beweis antritt, dass die Mobilität mit Wasserstoff längst alltagstauglich ist.“

Einzige Konkurrenz: das Wasserstoffauto NEXO

Genießt in Australien bereits Regierungs-Status: das Wasserstoffauto NEXO von Hyundai © Hyundai Motor Company, Australia Pty Limited
Genießt in Australien bereits Regierungs-Status: das Wasserstoffauto NEXO von Hyundai © Hyundai Motor Company, Australia Pty Limited

Als einzige Konkurrenz der Japaner bietet hierzulande nur der koreanischen Geländewagen NEXO ein Wasserstoffauto mit einer Reichweite von 756 Kilometern bei 163 PS zum Listenpreis von 69.000 Euro (enthält einen Umweltbonus von 4.000 Euro), Tankinhalt 6,33 Liter, 177 km/h Spitze an.

Der Vollständigkeit zuliebe sei noch erwähnt, dass Symbio FCell seit 2014 einen Van baut und ebenfalls in Deutschland anbietet: den RENAULT Kangoo ZE H2. Ein Hybrid aus Brennstoffzellentechnik und Batterietechnik mit einer Gesamtreichweite von 500 Kilometern. Der Elektromotor schafft 60 PS, die Batterie 45 PS. Listenpreis des Kastenwagens: 58.250 Euro. Aber wo tanken die Wasserstoffautos?

Geplant: 400 Wasserstofftankstellen für PKW bis 2023 in Deutschland

Dirk Klänhammer wird sich freuen: Rostock hat bereits eine Wasserstofftankstelle für PKWs: die TOTAL in der Tessiner Straße 38. LKWs können da allerdings nicht tanken. PKWs werden mit 700 bar betankt (meist 5 bis 6 Liter für einen Tank). LKWs oder Busse werden mit 350 bar betankt (meist 16 Liter für einen Tank).

In ganz Deutschland gibt es erst 92 PKW-H2-Tankstellen. In den nächsten Monaten soll das Netz auf 100 PKW-Tankstellen anwachsen. Bis 2023 auf 400 H2-PKW-Tankstellen. Über den genauen Stand informiert die Internetseite h2.live.

Ein Brennstoffzellenauto hat alle Vorteile eines Elektromobils – es ist leise und emissions-frei – bietet dabei aber mit kurzen Tankzeiten und hoher Reichweite die Vorteile von herkömmlichen Personenkraftwagen.

Wasserstoffauto: TANKEN WIE IMMER

Wasserstoff wird wie Benzin getankt. Tankklappe auf, Zapfventil ran, fertig. Der einzige nennenswerte Unterschied besteht im Aggregatzustand. Wasserstoff ist nicht flüssig, sondern gasförmig. Durch die hohe Verdichtung dauert ein durchschnittlicher Tankvorgang nur 3 Minuten.

Frage: Wieviel kostet Wasserstoff? Antwort: Ähnlich viel wie Benziner.

Wasserstoff wird in Kilo abgerechnet. Der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff beträgt an allen öffentlichen H2 MOBILITY Tankstellen in Deutschland 9,50 Euro (brutto). Auf 100 Kilometer verbraucht ein Brennstoffzellenfahrzeug zirka ein Kilogramm Wasserstoff, erzeugt also Kraftstoffkosten von 9,50 Euro. Damit sind die Kraftstoffkosten vergleichbar mit denen für einen durchschnittlichen Benziner mit einem Verbrauch von sieben Litern.

Wann werden Brennstoffzellenfahrzeuge bezahlbar sein?

Kosten sinken durch die Skalierung. Steigen die Stückzahlen der Brennstoffzellen beziehungsweise der PKWs, die gebaut werden, dann sinkt auch der Preis für Brennstoffzellen-PKWs. Toyota und Hyundai haben für die Modelle MIRAI und NEXO höhere Produktionsmengen von bis zu 30.000 Stück pro Jahr ab 2021 angekündigt.

Werden Brennstoffzellenfahrzeuge auch gefördert?

Ja, im Rahmen von Flottenförderungen im Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (nip) durch das Bundesverkehrsministerium (BMVI) wird der Erwerb von mindestens drei Brennstoffzellenfahrzeugen gefördert. Toyota und Hyundai reichen die Förderung auch außerhalb von Flotten unter anderem in Leasing-Angeboten weiter. Wie hoch die Förderung ausfällt, ist abhängig vom aktuellen Förderaufruf, hat aber in der Vergangenheit bis zu 16.000 Euro betragen. (FM)