Die wirtschaftliche Lage, Inflation und Unsicherheiten führen zu einer neuen Kündigungswelle mit mehreren 10.000 Entlassungen bei den Big Tech Unternemen MAMAA – Meta, Alphabet, Microsoft, Amazon und Apple. Die Unternehmen im digitalen Sektor haben fleißig eingestellt und konnten ihre Gewinne während der letzten 2 Jahre steigern. Ist die Kündigungswelle ein erstes Anzeichen für die kommende Rezession?

Kündigungswelle: Google entlässt 6%, Meta 13%, Microsoft 5%, Amazon 1,2%, Twitter über 60% der Mitarbeiter nach der Übernahme durch Elon Musk.

Kündigungswelle betrifft 12.000 Mitarbeiter bei Alphabet Google
Kündigungswelle betrifft 12.000 Mitarbeiter bei Alphabet Google

Kündigungswelle bei Alphabet Google folgt nach Meta, Microsoft und Amazon

Der Personalabbau bei Google folgt auf ähnlich umfangreiche Kürzungen bei Microsoft, Amazon und Meta. Google (Mutterkonzern Alphabet) wird weltweit 12.000 Mitarbeiter entlassen, wie das Unternehmen bekannt gegeben hat. Die Massenentlassungen folgen auf ähnlich umfangreiche Kürzungen bei Microsoft, Amazon und Meta, die zusammen Zehntausende von Tech-Mitarbeitern in der Kündigungswelle erfassen.

Wie diese Unternehmen hat auch Google zugegeben, dass es Mitarbeiter in der Hoffnung eingestellt hat, dass das Wachstum der letzten Jahre anhalten würde. „Um diesem Wachstum gerecht zu werden und es anzukurbeln, haben wir Mitarbeiter für eine andere wirtschaftliche Realität eingestellt als die, mit der wir heute konfrontiert sind“, so Sundar Pichai, CEO von Google, in einer E-Mail an die Mitarbeiter. Er verwies auf die Arbeit des Unternehmens im Bereich der künstlichen Intelligenz und sagte, dass diese dazu beigetragen habe, dass „Googles Produkte besser sind als je zuvor“ und dass das Unternehmen plane, „einige völlig neue Erfahrungen für Nutzer, Entwickler und Unternehmen zu teilen“.

Das Unternehmen hat eine Überprüfung seines Geschäfts vorgenommen und wird Produkte und Funktionen streichen, die nicht mit unseren höchsten Prioritäten als Unternehmen übereinstimmen“, sagte er. Viele dieser Prioritäten konzentrieren sich auf den Bereich der künstlichen Intelligenz, sagte er. Der Konkurrent OpanAI hat erst Anfang November im letzten Jahr ChatGPT herausgebracht, der einen Hype in sozialen Netzwerken ausgelöst hat und als ernsthafter Konkurrent zu den Produkten von den Big Tech Unternehmen angesehen wird. Daher ist die Entscheidung des CEO eines so großen Unternehmen wie Alphabet Kontrovers.

 

Google feuert 6% der Mitarbeiter – verspricht gute Abfindungen

Die Kündigungswelle bei Google von 12.000 Mitarbeiter entspricht in etwa 6 % seiner Belegschaft. Google-CEO Sundar Pichai erklärte, er übernehme die volle Verantwortung für die Entscheidungen, die zu diesen Entlassungen geführt haben. Er räumte ein, dass Google so viele Mitarbeiter einstellte, um das außergewöhnliche Wachstum während der Pandemie zu bewältigen. Der digitale Sektor hat einen Boom erlebt, als die Welt wegen der Corona Beschränkungen über mehrere Monate im Lockdown gelebt hat.

Aus der Rundmail geht hervor, dass Google in den USA wird den entlassenen Mitarbeitern die folgenden Leistungen anbietet:

  • Wir werden die Mitarbeiter während der gesamten Kündigungsfrist (mindestens 60 Tage) bezahlen.

  • Außerdem bieten wir ein Abfindungspaket an, das bei 16 Wochen Gehalt plus zwei Wochen für jedes weitere Jahr bei Google beginnt und mindestens 16 Wochen der Unverfallbarkeit von GSU (Google Stock Units – Google Aktienpakete) beschleunigt.

  • Wir zahlen 2022 Boni und Resturlaub aus.

  • Wir bieten den Betroffenen eine sechsmonatige Krankenversicherung, Arbeitsvermittlung und Unterstützung bei der Einwanderung.

  • Außerhalb der USA werden wir die Mitarbeiter entsprechend den örtlichen Gepflogenheiten unterstützen.

 

Kündigungswelle bei Meta schon 2022

Seit der Gründung von Facebook durch Mark Zuckerberg im Jahr 2004 hat das Unternehmen aus dem Silicon Valley immer mehr Mitarbeiter eingestellt. Ende September 2022 hatte es mit 87.314 Mitarbeitern den höchsten Personalstand aller Zeiten erreicht, dann kam die erste Kündigungswelle. Meta teilte mit, dass es mehr als 11.000 Mitarbeiter entlässt, was etwa 13 Prozent der Belegschaft entspricht und den größten Stellenabbau des Unternehmens darstellt. Der Grund ist der gleiche wie bei Alphabet, zu viele Neueinstellungen während des digitalen Booms während der Corona-Pandemie.

Die Entlassungen erfolgten abteilungs- und regionenübergreifend, wobei Bereiche wie Recruiting und Business Teams stärker betroffen waren als andere. Zu den Abteilungen, die nicht so stark betroffen waren, gehörten Ingenieure, die an Projekten im Zusammenhang mit dem Metaverse arbeiteten, der immersiven Online-Welt, auf die Zuckerberg viel gesetzt hat und weiterhin Milliarden versenkt.

Die Kündigungswelle umfasst dreimal so viele wie die Entlassungen bei Twitter in der Woche davor, wenn auch prozentual nicht so stark. Eine verblüffende Kehrtwende für ein einst hochfliegendes Unternehmen, dessen Ambitionen und Wachstumsmöglichkeiten als größtes soziales Netzwerk in der westlichen Welt grenzenlos schienen. Meta war über die Jahre verschwenderisch, hat Nutzer angehäuft, Unternehmen wie Instagram und WhatsApp gekauft und seine Mitarbeiter mit beneidenswerten Vergünstigungen überhäuft. Nicht einmal die Kritik an den Datenschutzpraktiken und den toxischen Inhalten in den Apps konnte die finanzielle Leistung des Unternehmens beeinträchtigen, da die Aktien weiter stiegen und die Einnahmen in die Höhe schnellten. Letztes Jahr wurde Meta zu einem bestimmten Zeitpunkt mit 1 Billion Dollar bewertet.

 

Kündigungswelle bei Microsoft betrifft 10.000 Mitarbeiter
Kündigungswelle bei Microsoft betrifft 10.000 Mitarbeiter

 

Microsoft entlässt 10.000 Mitarbeiter

Microsoft entlässt in der Kündigungswelle 10.000 Mitarbeiter, das sind etwa 5 Prozent der Gesamtbelegschaft. Bei der Ankündigung dieses Schrittes sagte Microsoft-CEO Satya Nadella, dass das Unternehmen zwar einige Mitarbeiter zum Gehen auffordert, in anderen Bereichen aber weiterhin Mitarbeiter einstellen wird. Das Unternehmen entlässt Tausende von Mitarbeitern aufgrund von „makroökonomischen Bedingungen und veränderten Kundenprioritäten„. Der Tech-Riese hat die Zahl der von den Entlassungen in Indien betroffenen Mitarbeiter nicht bestätigt.

Bei der Ankündigung der Entlassungen schrieb Microsoft-CEO Satya Nadella in einer E-Mail an die Mitarbeiter, dass es sich um „weniger als 5 Prozent unserer gesamten Belegschaft handelt“. In einem kürzlich eingereichten Bericht teilte Microsoft mit, dass es die Mitarbeiter bereits über die Entlassungen informiert hat. Nadella betonte auch die Bedeutung des Aufbaus einer „neuen Computerplattform“, die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz nutzt. Damit bezieht er sich unter anderem auf den neuen Chat Bot ChatGPT. „Wir sehen auch, dass Unternehmen in allen Branchen und Gegenden Vorsicht walten lassen, da einige Teile der Welt sich in einer Rezession befinden und andere Teile eine solche erwarten“, schrieb er weiter.

Nadella stellte auch klar, dass die betroffenen Mitarbeiter eine Reihe von Leistungen erhalten werden, darunter „eine Abfindung über dem Marktniveau, eine fortlaufende Gesundheitsversorgung für sechs Monate, eine fortlaufende Unverfallbarkeit von Aktienzuteilungen für sechs Monate, Dienstleistungen für den Übergang in die berufliche Laufbahn und eine Kündigungsfrist von 60 Tagen vor der Kündigung, unabhängig davon, ob eine solche Kündigung gesetzlich vorgeschrieben ist“. Damit stellen die Big-Tech Unternehmen alle ein ähnliches Entlassungspaket für Ihre Mitarbeiter zusammen. „Wir werden im zweiten Quartal 1,2 Milliarden Dollar für Abfindungskosten, Änderungen an unserem Hardware-Portfolio und die Kosten für die Konsolidierung von Mietverträgen aufwenden, da wir eine höhere Dichte in unseren Arbeitsbereichen schaffen“, fügte der Microsoft-CEO hinzu.

 

Kündigungswelle bei Amazon umfasst 18.000 Mitarbeiter

Amazon plant, mehr als 18.000 Mitarbeiter in der Kündigungswelle zu entlassen, da sich die globalen Wirtschaftsaussichten weiter verschlechtern. Mehrere Teams werden davon betroffen sein, darunter die Personalabteilung und Amazon Stores, wie aus einem Memo von CEO Andy Jassy hervorgeht, das an die Mitarbeiter verteilt wurde. „Unternehmen, die lange Zeit bestehen, durchlaufen verschiedene Phasen. Sie sind nicht jedes Jahr in einer Phase, in der sie ihr Personal stark erweitern“, sagte er.

Jassy hatte im November 2022 gesagt, dass der Stellenabbau bei dem E-Commerce-Riesen bis Anfang 2023 andauern würde. Mehrere Stellen berichteten im Herbst, dass Amazon den Abbau von rund 10.000 Mitarbeitern geplant habe. Die scheinbar unantastbaren Tech-Unternehmen erleben ein Schleudertrauma und entlassen Tausende von Mitarbeitern, da die Menschen zu den Gewohnheiten vor der Pandemie zurückkehren und sich die makroökonomischen Bedingungen verschlechtern.

Amazons Geschäft boomte zunächst während der Pandemie, da sich die Verbraucher für so gut wie alles auf das Online-Shopping verließen. „Die diesjährige Überprüfung war angesichts der unsicheren Wirtschaftslage und der Tatsache, dass wir in den letzten Jahren sehr viele Mitarbeiter eingestellt haben, besonders schwierig“, fügte er hinzu. Die Entlassungen werden Amazon helfen, langfristige Chancen mit einer stärkeren Kostenstruktur zu verfolgen, sagte Jassy.

 

Kündigungswelle führt zu Rezession bei Big Tech

Die Zentralbanken erhöhten in den letzten Monaten regelmäßig den Leitzins um die Wirtschaft zu verlangsamen und so der Inflation entgegen zu wirken. Eine Rezession ist ein erheblicher Rückgang der Wirtschaftstätigkeit, der Monate oder sogar Jahre andauert. Experten sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaft eines Landes über einen längeren Zeitraum ein negatives Bruttoinlandsprodukt (BIP), steigende Arbeitslosenzahlen, sinkende Einzelhandelsumsätze und schrumpfende Einkommen und Produktionszahlen verzeichnet. Rezessionen gelten als unvermeidlicher Teil des Konjunkturzyklus – der regelmäßigen Abfolge von Expansion und Kontraktion in der Wirtschaft eines Landes.

Die starke Expansion des digitalen Sektors erlebt jetzt den Anfang einer Kontraktion. Die großen Unternehmen reagieren schnell, indem sie in einer Kündigungswelle die Personalkosten reduzieren. Massenentlassungen sind eine der schmerzlichsten Folgen einer sich abzeichnenden wirtschaftlichen Rezession, und auch die hochfliegende und kapitalkräftige Technologiebranche ist nicht immun dagegen.

Es ist zu erwarten, dass weitere Unternehmen folgen werden. Die sich verschlechternden wirtschaftlichen Aussichten bedeuten, dass Tech-Unternehmen nach Möglichkeiten suchen werden, die Kosten zu senken und gleichzeitig den Anlegern zu signalisieren, dass sie bereit sind, ihr manchmal verschwenderisches Verhalten angesichts der sich ändernden Bedingungen zu zügeln. Die Frage, die sich in der Tech-Branche stellt, ist, ob der beginnende Rückzug eine normale und gerechtfertigte Reaktion auf die sich abschwächende Wirtschaft ist oder ob einige der größten Unternehmen des Sektors in eine neue, sparsamere Ära eintreten.

(TB)