Vor wenigen Wochen kündigte die Volksrepublik China Ausfuhrbeschränkung für Gallium und Germanium an. Beides wichtige Technologiemetalle die vor allem für Hochleistungs-Chips benötigt werden. Für Business-Leaders schätzte Andres Kroll, CEO des zweitgrößten Importeurs, Anfang Juli die aktuelle Entwicklung ein. Inzwischen ist August und die Regelungen sind in Kraft getreten. Im Handelsblatt wurde das Thema nun aufgenommen und die Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft besprochen.

In den zurückliegenden Wochen konnten die Unternehmen auf die drohende Beschränkung reagieren und haben das auch in großem Umfang gemacht. Noble Elements hat in den vergangenen Wochen große Mengen verkauft und konnte über Händler in Taiwan noch nachordern, um die Kunden in Deutschland und Europa weiterhin zu bedienen. Denn neben der drohenden Mengenbeschränkung wirkte sich die Ankündigung auch auf die Preise aus. In den wenigen Wochen sind die Preise bereits um rund zehn Prozent angezogen, sagte Noble-Elements CEO Lars Kruse im Handelsblatt.

In China gilt nun eine Ausfuhrbeschränkung für Gallium und Germanium

Welche Konsequenzen die Exportbeschränkung haben wird, ist noch völlig unklar. Klar ist, dass Unternehmen ab sofort eine Ausfuhrgenehmigung beantragen müssen, auch wenn noch nicht alle Details bekannt sind. Für mittelständische Unternehmen kaum machbar. Hier kommen Importeure wie Noble Elements ins Spiel, die nicht nur die Prozesse kennen, sondern auch über die nötigen Kontakte vor Ort verfügen. Da das Verfahren vor allem als Antwort auf die Handelsbeschränkungen der USA gegenüber China bei der Lieferung von Hochleistungschips verstanden wurde, könnte Europa mit einem blauen Auge davonkommen. Allerdings sind die zunehmenden Aktivitäten europäischer Staaten, ihre Handelsbeziehungen mit China zu reduzieren, in Peking auch nicht auf Begeisterung gestoßen. Bislang ist jedenfalls nicht erkennbar, ob China nur die Kontrollen verschärfen oder tatsächlich auch die Mengen reduzieren will.

SQUAREVEST – die einfachste Investmentmöglichkeit, ihr Geld erfolgreich zu investieren

Sicher ist auch, dass Gallium und Germanium in Europa benötigt werden, unter anderem um die Energiewende voranzubringen und den Hochlauf der Elektromobilität zu sichern. 71 Prozent ihres Galliums und 45 Prozent ihres Germaniums bezieht die EU derzeit aus China, schreibt das Handelsblatt. „Panik ist deshalb eine angemessene Reaktion“, kommentiert Experte Andreas Kroll die Entwicklung. Ohne China geht in diesem Geschäft momentan fast nichts. Laut Handelsblatt werden rund 60 Prozent der Seltenen Erden in Chinas Minen gefördert. „Bei der Aufbereitung soll der Marktanteil bei 85 Prozent liegen, bei der Weiterverarbeitung zu Magnetprodukten sogar bei mehr als 90 Prozent.“

Die große Frage lautet nun, ob China diese Macht ausnutzt und damit die europäische Versorgung mit diesen wichtigen Rohstoffen gefährdet. Bislang kann Noble Elements sein Industriekunden versorgen, unter anderem weil das Unternehmen in seinem 800m² großen Lager in Berlin Vorräte vorhält und von vielen Unternehmen nur kleinere Mengen der allerdings teuren Rohstoffe benötigt werden. Doch da die Anwendungsgebiete wie grüne Energie boomen, steige die Nachfrage in der Masse an, schreibt das Handelsblatt. Der Ankauf über Börsen ist in Europa noch nicht möglich. Noble Elements verzeichnet ebenso wie andere Importeure gerade ein steigendes Interesse an seltenen Erden. Das liegt am zunehmenden Bedarf, aber auch daran, dass Unternehmen jetzt eigene Vorräte anlegen, zumal Alternativen noch nicht wirklich in Sicht sind. Dennoch sagt Noble Elements Gründer und Geschäftsführer Andreas Kroll dem Handelblatt: „Die Abhängigkeit von China muss sinken.“

Andreas Kroll: „Die Abhängigkeit von China muss sinken.“

In Europa eigene Kapazitäten aufzubauen ist zwar grundsätzlich möglich, wie beispielsweise neue Vorkommen in Schweden zeigen, allerdings ist das kurzfristig nicht möglich. Bis eine neu erschlossene Mine nennenswerte Mengen liefern kann vergehen 10 bis 15 Jahre. Hinzu kommt die sehr umweltschädliche Aufbereitung der Erze. „Die Industrieländer haben bei der Förderung seltener Erden zu lange gezögert“, zitiert das Handelsblatt den Experten Tycho Möncks von BCG-Partner. Er hat in einer Studie den Mangel analysiert und kommt zu einem deutlichen Ergebnis. Demnach würden die Nachfrage in den Industriestaaten „von 170.000 Tonnen im Jahr 2022 auf 466.000 Tonnen im Jahr 2035 ansteigen.“

Die meisten Minen gibt es derzeit in China, etwas weniger in Australien, Myanmar, Vietnam, Laos und den USA. Doch dort werden nur die Erze gewonnen, bis daraus einzelne Metalle werden sind Raffinerien notwendig. Und die stehen fast alle in China. In Europa ist das kaum denkbar. Auch deshalb lässt sich die Abhängigkeit nicht kurzfristig abbauen. Hinzu kommen hohe Investitionskosten bei gleichzeitig hoher Unsicherheit. Deshalb ist der Staat gefragt mit Investitionsgarantien das Geschäft zu ermöglichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will deshalb einen Rohstoff-Fonds auflegen, der laut Handelsblatt im kommenden Jahr kommen soll.

Andres Kroll würde einen solchen Fonds begrüßen. Noble Elements ist bislang nur als Händler tätig, strebt aber gerade laut Handelsblatt eine Minderheitsbeteiligung an der Mine Steenkampskraal in Südafrika an. Die Mine besteht bereits seit 1952 und müsste nur reaktiviert werden. Bereits 2024 könnten dort seltene Erden gefördert werden, zitiert das Handelsblatt Andreas Kroll. „Das Ziel ist, dass Europa zuerst bevorzugt beliefert wird, mit den vier wichtigsten seltenen Erden für die Magnetindustrie.“ Das sind Neodymoxid, Praseodymoxid ,Terbiumoxid und Dysprosiumoxid.

Staatliche Rohstofffonds gibt es bereits in Frankreich und Italien. Wichtig sei allerdings, so Kroll, dass der Fonds selbst keine Seltenen Erden kauft, sondern die am Markt bestehenden Unternehmen fördert. Ansonsten würden nur die Preis in die Höhe getrieben. Immerhin könnte sich Europa mit gezielter staatlicher Unterstützung unabhängiger machen, schreibt das Handelsblatt. „Denn auch wenn der Markt für seltene Erden mit gerade einmal 6,5 Milliarden Euro pro Jahr überschaubar ist: Die Erzeugnisse, in denen die Metalle enthalten sind, sollen bis zum Jahr 2030 einen jährlichen Wert von einer halben Billion Euro haben – nur in der EU.“

(TF)

Diese Beiträge werden Sie auch interessieren:

Warnschuss oder viel Lärm um nichts – Was der neue Rohstoffkonflikt mit China bedeutet

Kritische Rohstoffe – Habeck vereinbart Kooperation mit Italien und Frankreich