Bei Europas Unabhängigkeit von China geht es hauptsächlich um Ressourcen, aber in der Zukunft auch um den technologischen Vorsprung und die technologische Souveränität. Die westliche Industrie ist im großen Maß abhängig von chinesischen Rohstoffen und importierten Waren. Zusätzlich mischt sich China in immer mehr Bereichen an der Spitze der Forschung und Entwicklung mit. Durch niedrige Preise wurde China zum Hauptlieferanten, sodass die heimische Industrie die Produktion einstellen musste. Neue Investitionsprogramme von Europa und den USA sollen für eine erneute Unabhängigkeit sorgen, indem heimische Startups und etablierte Unternehmen bei bestimmten Technologien unterstützt werden. Einige Startups haben das Potenzial, Europa zu einer technologischen Souveränität zu verhelfen.

Europas Unabhängigkeit von China in Zusammenarbeit mit den USA?
Europas Unabhängigkeit von China in Zusammenarbeit mit den USA?

Rohstoffe wichtigster Punkt bei Europas Unabhängigkeit von China

Ende 2022 hat die Europäische Kommission Ziele zur Erhöhung der Selbstversorgung von Europa mit Ressourcen, darunter auch Seltene Erden und Technologiemetalle, bekannt gegeben. Die wichtigsten Rohstoffe für Europas Unabhängigkeit von China sind dabei Rohstoffe, die für die grüne und digitale Transformation benötigt werden. Dabei geht es als Erstes um eine Grundversorgung, sodass die EU bis zu 30 % aus der eigenen Region beschafft, sagte ein hoher EU-Beamter (Peter Handley).

Wir müssen verhindern, dass wir wieder in eine Abhängigkeit geraten, wie es bei Öl und Gas der Fall war„, warnte die EU Präsidentin Ursula von der Leyen und erklärte, die EU werde strategische Projekte entlang der gesamten Lieferkette identifizieren – von der Gewinnung über die Raffination und Verarbeitung bis hin zum Recycling. Neue Funde in Schweden gelten als vielversprechend für Europas Unabhängigkeit von China. Die Experten von Noble BC, Lars Kruse und Andreas Kroll, verweisen auf die fehlende Infrastruktur zur Verarbeitung von Seltenen Erden und Technologiemetallen in Europa. Bis der Fund in Schweden verarbeitet werden kann, wird es noch einige Jahre dauern.

Europa hat eine Liste von kritischen Rohstoffen veröffentlicht, ohne die Europa zusammenbrechen könnte. Zusätzlich zu einer aktualisierten Liste kritischer Rohstoffe für die gesamte EU-Wirtschaft werden strategische Rohstoffe aufgeführt, d. h. solche, die für strategische Technologien für grüne, digitale, Verteidigungs- und Raumfahrtanwendungen am wichtigsten sind. Das Gesetz über kritische Rohstoffe setzt folgende Benchmarks entlang der Wertschöpfungskette strategischer Rohstoffe und für die Diversifizierung der EU-Versorgung:

  • mindestens 10 % des Jahresverbrauchs der EU für die Gewinnung
  • mindestens 40 % des Jahresverbrauchs der EU für die Verarbeitung
  • mindestens 15 % des Jahresverbrauchs der EU für das Recycling
  • nicht mehr als 65 % des Jahresverbrauchs der EU aus einem einzigen Drittland
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Industrie schwächelt in Deutschland

Europa war schon immer ein wirtschaftsstarker Standort auf der Erde, mit Deutschland als einem zentralen Motor. Viele Unternehmen flüchten aus Deutschland, da die Bedingungen nicht mehr tragbar waren. Energiepreise sind unverhältnismäßig hoch und das Vertrauen in die Politik nimmt ab. Einige Industriestandorte in Deutschland waren durch die hohen Energiepreise nicht mehr wirtschaftlich und wurden deswegen ins Ausland verlegt.

Dazu werden ausländische Standorte immer attraktiver durch Subventionen. Der Inflation Reduction Act lockt viele Unternehmen in die USA, um die amerikanische Wirtschaft anzukrublen und so der Inflation entgegenzuwirken. Für andere Unternehmen sind die Gesetzte und der bürokratische Aufwand zu hoch, darunter auch viele Startups und Biotech-Unternehmen. Kleine Unternehmen haben weniger Ressourcen zur Verfügung, sich durch den deutschen Apparat zu kämpfen. Der Wirtschaftsminister Christian Lindner hat als Bundesfinanzminister versprochen, mehrere Erleichterungen für Startups einzuführen. Das Zukunftsfinanzierungsgesetz ist dabei der erste große Schritt der Ampel-Regierung.

Im März 2023 legte die Europäische Kommission den Net Zero Industries Act vor, der als direkte Antwort der EU auf das US-Gesetz angesehen wird. Nach der Einführung des Inflation Reduction Act durch die USA war Europa der Ansicht, dass dies die gleichen Wettbewerbsbedingungen zwischen den beiden Seiten zerstören würde. Einige Unternehmen haben bereits als Grund für die Standortwahl die besseren Subventionen in den USA genannt. Die politische Situation mit der Ukraine und Russland hat die europäischen Regierungen lange Zeit beschäftigt und Geld gekostet.

Technologische Souveränität von Europa durch Technologie Startups?

Neben einer ausreichenden Versorgung mit Ressourcen für Europas Unabhängigkeit von China sind Unternehmen, die diese Ressourcen verarbeiten, äußerst wichtig. Daher muss Europa für neue Startups attraktiv sein, da diese maßgeblich an der Entwicklung von neuen Technologien beteiligt sind. Wie zuvor beschrieben, ist der Nachteil von Startups, dass diese einen deutlich kleineren Verwaltungsapparat haben und so Schwierigkeiten mit der deutschen Bürokratie haben können.

Das ist aber auch gleichzeitig der größte Vorteil, denn ohne viel Verwaltung, können die Startups einfach machen, ohne dass die interne Verwaltung im Weg steht. Davon ist auch der Frankfurter Investor und Wachstums-Enabler Thomas Olek überzeugt und setzt sich für mehr IPOs Made in Germany ein. Mit der NEON Equity AG berät und unterstützt er Startups auf ihrem Weg zur Börse. Durch die schnellere Entwicklung von Technologie können sich Startups einen Platz auf dem Markt sichern.

Die technologische Souveränität von Europa wurde zuletzt durch den 5G Ausbau infrage gestellt. Die Kommunikation per Smartphones und mobiles Internet zählt zur kritischen Infrastruktur, da unter Umständen alle Gespräche und Nachrichten abgehört werden könnten oder die Kommunikation durch einen gezielten Angriff einfach permanent abgeschaltet werden kann. Viele der 5G Komponenten würden aus China kommen, sodass es für China einfach wäre Einfluss auf diese Infrastruktur in Europa zu nehmen. Ein vertrauenswürdiger Lieferant aus Europa ist für kritische Infrastruktur entscheidend.

Startups zur Stahlerzeugung in Europa nutzen Wasserstoff, um die zukünftigen Anforderungen an die Umwelt zu erfüllen
Startups zur Stahlerzeugung in Europa nutzen Wasserstoff, um die zukünftigen Anforderungen an die Umwelt zu erfüllen

Startups zur Stahlerzeugung – Europas Unabhängigkeit von China

H2 Green Steel – Schweden

Bei dem in Stockholm ansässigen Unternehmen H2 Green Steel handelt es sich um eine Klimatechnologie mit großem Investitionsbedarf. Das Unternehmen will in seinem Werk in Boden, Nordschweden, sogenannten grünen Stahl produzieren, der die CO₂-Emissionen bei der Stahlerzeugung um bis zu 95 % reduziert. Die Technologie des Unternehmens ist von zentraler Bedeutung für die Energiewende und das verarbeitende Gewerbe in Europa, was ihm einen Platz auf dieser Liste eingebracht hat. Anfang September 2023 erhielt das Unternehmen eine große Kapitalrunde in Höhe von 1,5 Milliarden Euro von einer Investorengruppe.

Nucera – Deutschland/Schweden

Der deutsche Stahlgigant ThyssenKrupp baut mit seinem Tochterunternehmen Nucera in Schweden das erste grüne Stahlwerk, das mit grünem Wasserstoff in der ersten Phase 2,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produzieren soll. Da ThyssenKrupp hinter dem Startup steht, ist es kein klassisches Startup und bereits an der Börse vertreten.

Batteriehersteller Startups – Europas Unabhängigkeit von China

Northvolt – Schweden

Northvolt ist das am besten kapitalisierte Gigafabrik-Scaleup des europäischen Kontinents und hat von Investoren atemberaubende 9 Mrd. US-Dollar erhalten, darunter 1,2 Mrd. Euro in Form von Wandelanleihen im August. Mit einer Fabrik, die bereits in Schweden in Betrieb ist, und drei weiteren, die in Schweden, Norddeutschland und Nordamerika geplant sind, gilt das Unternehmen als wichtiger Akteur bei der Energiewende. Berichten zufolge bereitet sich Northvolt darauf vor, im Vorfeld eines für das nächste Jahr geplanten Börsengangs (IPO) mehr als 5 Mrd. USD an Eigenkapital zu beschaffen.

Verkor – Frankreich

Der in Grenoble ansässige Batteriehersteller Vektor, ein weiterer wichtiger Gigafabrikbetreiber in Europa, sicherte sich Anfang dieses Monats eine Finanzierung in Höhe von 2 Mrd. EUR für den Bau einer Anlage in Dünkirchen. Die Finanzierung umfasste 600 Mio. EUR von der Europäischen Investitionsbank und 650 Mio. EUR an staatlichen Subventionen. Die Gigafabrik soll 1 200 Arbeitsplätze schaffen und 2025 mit einer anfänglichen Produktionskapazität von 16 Gigawatt (GWh) pro Jahr in Betrieb gehen.

Morrow Batteries – Norwegen

Das 2020 gegründete Startup Morrow stellt Batteriezellen her, die mit Graphen angereichert sind, wodurch sie eine höhere elektrische Leitfähigkeit als Lithium-Ionen-Batterien aufweisen. Außerdem lassen sie sich schneller aufladen, eine Eigenschaft, die von den Herstellern von Elektrofahrzeugen gewünscht wird. Im Jahr 2024 soll die erste Batteriezellenfabrik in Arendal, Südnorwegen eröffnet werden. Das Unternehmen will ab 2028 jährlich 43 GWh-Stunden produzieren – genug, um etwa 600 000 Elektrofahrzeuge pro Jahr zu betreiben.

EU-Beamte sehen Raumfahrt als Schlüssel zur regionalen technischen Souveränität
EU-Beamte sehen Raumfahrt als Schlüssel zur regionalen technischen Souveränität

Raumfahrt Startups – Europas Unabhängigkeit von China

ICEYE – Finnland

Das in Espoo, Nordfinnland, ansässige Unternehmen ICEYE entwickelt seit 2015 Datensatellitendienste für Sicherheits- und Industriezwecke und besitzt eine Konstellation von Satelliten, die hochauflösende Fernerkundungsbilder erzeugen. Diese Fähigkeiten werden von EU-Beamten als Schlüssel zur regionalen technischen Souveränität angesehen, um zu verhindern, dass sich europäische Unternehmen auf Daten verlassen, die von Satelliten im Besitz von Unternehmen oder Regierungen in anderen Teilen der Welt gesammelt wurden. Zu den Kunden von ICEYE gehören die NASA, die an Daten für ihre Wissenschaftler interessiert ist, und die australische Regierung, die ihre Daten über Überschwemmungen und Buschfeuer nahezu in Echtzeit nutzt, um ihre Katastrophenabwehr zu verbessern. ICEYE betreibt auch den sogenannten „Volkssatelliten“ (der über eine Crowdfunding-Kampagne gekauft wurde), der der vom Krieg zerrissenen Ukraine geholfen hat, Angriffe auf russisches Militärgerät zu starten.

Orbex Space – Vereinigtes Königreich, Schottland

Das schottische Startup Orbex Space will den Start von Kleinsatelliten, insbesondere von würfelförmigen Nanosatelliten, an Bord seiner kleinen kommerziellen Orbitalrakete namens Prime von einem im Bau befindlichen Weltraumbahnhof in Nordschottland und einem künftigen Standort auf den portugiesischen Azoren aus ermöglichen.

D-Orbit – Italien

D-Orbit wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, ein Produkt für das Deorbit von Satelliten am Ende ihrer Lebensdauer zu entwickeln. Damit ausgediente Satelliten sicher aus ihrer Umlaufbahn entfernt werden können. Inzwischen hat sich das Unternehmen auf sogenannte „Weltraumschlepper“ spezialisiert, die Satelliten dabei helfen, nach dem Start ihr gewünschtes Ziel zu erreichen.

Isar Aerospace – Deutschland

Isar Aerospace ist eine Ausgründung der Technischen Universität München (TUM) und wurde 2018 gegründet. Das Unternehmen entwickelt und fertigt raketengetriebene Trägerraketen für kleine bis mittelgroße Satelliten. Das Unternehmen ist Europas bestfinanziertes Raumfahrtunternehmen, nachdem es insgesamt 330 Millionen US-Dollar von Investoren wie 7-Industries Holding, Bayern Kapital und Earlybird Venture Capital erhalten hat.

Quantencomputer aus Europa für mehr Unabhängigkeit von China

Quantencomputer gelten als Schlüssel für die Cybersicherheit und könnten viele andere Technologien und Produktionsverfahren revolutionieren. Die Technologie wurde als kritisch eingestuft und darf nicht nach China exportiert werden. Die Automobilindustrie, die chemische Industrie, die Finanzdienstleistungsbranche und die Biowissenschaften sind die vier Industriezweige, die am ehesten von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Quantencomputings profitieren werden – laut McKinsey könnten sie bis zum Jahr 2035 einen Wertzuwachs von bis zu 1,3 Mrd. US-Dollar erzielen.

Europäische Startups mit Quantencomputer in der Entwicklung:

  • Quantinuum – Großbritannien
  • IQM Quantencomputer – Finnland
  • SiPearl – Frankreich
  • PASQAL – Frankreich

Künstliche Intelligenz aus Europa

Helsing – Deutschland

Das in München ansässige Unternehmen Helsing ist ein seltenes Startup im Bereich der Verteidigungstechnologie in einer Region, in der Investoren traditionell vor der Unterstützung von Technologien mit militärischem Nutzen zurückschrecken. Die Softwareplattform von Helsing verarbeitet Daten von Sensoren und Kameras in Fahrzeugen und Systemen, um Echtzeitansichten von Schlachtfeldern zu erstellen, unter dem Einsatz von künstlicher Intelligenz. Die jüngsten Projekte konzentrierten sich auf die Bereitstellung von Funktionen für künftige europäische Kampfjets und die Bereitstellung von Technologie für die Ukraine im letzten Jahr.

Wayve – Großbritannien, England

Das 2017 in einer Londoner Garage gegründete selbstfahrende Auto hat sich stetig weiterentwickelt. Im Gegensatz zu seinen weitaus größeren Konkurrenten, die sich auf Kameras, lasergestützte Lidar-Sensoren und Radar stützen, setzt Wayve auf Bildverarbeitungstechnologie, die durch reinforced learnung unterstützt wird.

Aleph Alpha – Deutschland

Das Heidelberger Startup Aleph Alpha bietet eine Plattform, die Unternehmen und Regierungen bei der Entwicklung generativer KI-Tools und -Forschung unterstützt. Dazu gehören große Sprachmodelle, die in fünf Sprachen trainiert wurden, und die Möglichkeit, Systeme an die Bedürfnisse spezieller Umgebungen anzupassen. Zuletzt hat Aleph Alpha im Juni eine 100-Millionen-Euro-Runde von Geldgebern wie dem Chip-Hersteller NVIDIA erhalten. Zu den Kunden des Unternehmens gehören die deutsche Regierung, die Stadt Heidelberg und mehrere deutsche Universitäten.

Poolside AI und Mistral AI – Frankreich

Poolside AI arbeitet ebenfalls an einem ChatGPT-ähnlichen Tool, das Softwarecode schreiben kann. Damit könnten auch Menschen ohne Programmierkenntnisse nützliche Software erstellen. Das aus den USA stammende Unternehmen hat eine französische Tochtergesellschaft eröffnet und angekündigt, seinen Sitz nach Paris zu verlegen, nachdem es im August 2023 eine gigantische 126 Millionen Dollar schwere Seed-Runde mit Unterstützung des französischen Milliardärs Xavier Niel erhalten hatte. Ebenfalls in Frankreich ansässig ist Mistral AI, das OpenAI mit seinen eigenen GenAI-Modellen angreifen will, von denen die ersten im Jahr 2024 erwartet werden.

Graphcore – Nvidia Konkurrent aus Großbritannien

Das in Bristol ansässige Einhorn unter den KI-Chipdesignern hat Chips entwickelt, die es Intelligence Processing Units (IPUs) nennt und die für KI-Anwendungen eingesetzt werden sollen. Es ist eines der wenigen Unternehmen, die versuchen, es mit dem Chip-Riesen NVIDIA aufzunehmen. Die starke Zunahme von KI-Anwendungen hat die Nachfrage nach Chips weltweit in die Höhe getrieben.

Descartes Underwriting – Frankreich

Mithilfe von KI und Echtzeitüberwachung aus verschiedenen Quellen wie Satellitenbildern und Sensoren bietet Descartes Underwriting parametrische Versicherungsprodukte gegen den Klimawandel an, die Unternehmen und Regierungen vor Naturkatastrophen, Wetterereignissen und neuen Risiken schützen sollen. Das Verkaufsargument: Modelle, die auf historischen Daten beruhen, sind nicht mehr zuverlässig, da der Klimawandel schwer vorhersehbare Ereignisse verursacht. Descartes hat seit seiner Gründung in Paris im Jahr 2018 insgesamt 127,9 Mio. EUR eingesammelt.

Wandelbots – Deutschland

Wandelbots, ein in Dresden ansässiger Entwickler von No-Code-Robotiksoftware, möchte den Menschen die Zusammenarbeit mit Robotern erleichtern und es uns ermöglichen, monotone Aufgaben auf unsere mechanischen Brüder und Schwestern zu übertragen. Das Unternehmen behauptet, die weltweit einfachste Software zur Roboterprogrammierung entwickelt zu haben, die bereits von mehreren Roboterherstellern wie dem dänischen Unternehmen Universal Robots eingesetzt wird.

Was könnte Europas Unabhängigkeit von China kosten, wenn der Handel vollständig eingestellt wird?
Was könnte Europas Unabhängigkeit von China kosten, wenn der Handel vollständig eingestellt wird?

Handel zwischen Europa und China – Was könnte Europas Unabhängigkeit von China kosten?

Nach den von Eurostat veröffentlichten Statistiken erreichte das Handelsvolumen zwischen den 27 EU-Ländern und China im Jahr 2022 856,3 Milliarden Euro (910,6 Milliarden US-Dollar), was einem Anstieg von 22,8 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht. Der EU Doing Business Report 2022/2023 der Weltbank zeigt, dass China und die EU der zweitgrößte Handelspartner des jeweils anderen sind und es viele Möglichkeiten und Raum für eine Zusammenarbeit zwischen China und der EU gibt.

Obwohl sowohl Importe als auch Exporte ansteigen, nimmt die Handelsbilanz immer weiter ab. Europa importiert jedes Jahr mehr aus China, als wieder exportiert wird. Seit 2020 hat sich der Trend deutlich verstärkt, sodass 2022 das Handelsdefizit fast 400 Mrd. Euro erreicht hat. In den letzten 10 Jahren war das Handelsdefizit der gesamten EU immer größer als 100 Mrd. Euro pro Jahr.

Öffentliche Stellungnahme von China und USA gegenüber europäischen Beziehungen

Die Besuche der europäischen Staats- und Regierungschefs in China werden von vielen Regierungen, darunter auch die USA, als „Kotau“ gesehen. Kotau, auf Deutsch in etwa „Kopf stoßen“, ist ein Kniefall mit der Stirn am Boden. Wichtigere Prioritäten wie Menschenrechte und internationale Sicherheit sollen dabei über Board geworfen werden. Dies steht im Gegensatz zu Frankreichs Ansicht, dass das Treffen zwischen China und Frankreich besonders wichtig ist, da China gemeinsame Interessen mit der EU bei der Vertiefung der praktischen Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel und anderen Bereichen.-

Der Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen wird von einigen US-Medien als ein großer Fehler in der Außenpolitik bezeichnet. Die Biden-Administration versucht einen Keil zwischen China und die EU zu treiben und so die eigenen Beziehungen zu Europa zu verbessern. Doch was ist für Europas Unabhängigkeit von China am besten?

Aktuell setzt sich die Präsidentin der EU für Europas Unabhängigkeit von China ein, indem mehr heimische Ressourcen gefördert werden sollen. Die deutsche Außenministerin und der Bundeskanzler Olaf Scholz sind sich inzwischen einig, dass die Abhängigkeit zu China reduziert werden muss, um das Risiko für Deutschland und Europa zu reduzieren. Dennoch soll keine wirtschaftliche Abkopplung stattfinden, lediglich mehr Souveränität. Dazu werden in Zukunft häufiger Exportkontrollen und Verbote von Investitionen in und aus dem Ausland ausgesprochen werden.

Europas Unabhängigkeit von China bis 2030?

Die Stiftung für Wissenschaft und Politik aus Berlin geht von 3 möglichen Szenarien bis zum Jahr 2030 aus:

  1. Der Status quo ist gefestigt

  2. Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit werden durch Zusammenarbeit erreicht

  3. Politik und Wirtschaft sind entkoppelt

Ein Szenario mit Europas Unabhängigkeit von China, in dem es sich also selbst versorgen kann, wurde direkt ausgeschlossen. Das erste Szenario kommt der aktuellen Situation am nächsten und ist am wahrscheinlichsten, wenn es keinen großen politischen Umschwung in Europa oder China gibt. Die ersten beiden Szenarien würden den weltweiten Fortschritt beschleunigen, während das dritte Szenario mit einer stärkeren Isolation zu mehr Problemen führt.

Im ersten Szenario könnte es der EU gelingen, ihre Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen zu verringern und gleichzeitig ihre eigene Versorgungssicherheit zu stärken. Rohstoffpartnerschaften haben bis 2030 neue Lieferketten erschlossen und die Nachhaltigkeitsstandards in anderen Ländern erhöht. Investitionen und Kooperationsvereinbarungen in den Bereichen Forschung und Technologie haben zu technologischen Innovationen geführt, die eine umweltfreundlichere Rohstoffgewinnung und -verarbeitung ermöglichen.

Das europäische Referat „Strategische Vorausschau und Fähigkeiten“ innerhalb der Generaldirektion für parlamentarische Forschungsdienste (EPRS) des Sekretariats des Europäischen Parlaments hat ebenfalls eine Analyse zu der Situation zwischen Europa und China im Jahr 2030 veröffentlicht.

(TB)