Aus dem baden-württembergischen Bauernsohn Gerold Wolfarth wurde ein erfolgreicher bayerischer Baulöwe. Und jetzt auch noch ein Zukunftsmacher.

Denn Bauträger allein reicht ihm nicht mehr. Im Interview mit Business Leaders erzählt der Unternehmer, warum er jetzt aus Endsee, seinem Firmenhauptsitz der bk Group AG, ein deutsches Silicon Valley machen will und warum Pommes und Champagner in seinem neuen Start-up-Paradies  zusammengehören.

 

Gerold Wolfarth (51) aus Creglingen Ortsteil Archshofen in Baden-Württemberg © Wir-die-Zukunftsmacher.de
Gerold Wolfarth (51) aus Creglingen Ortsteil Archshofen in Baden-Württemberg © Wir-die-Zukunftsmacher.de

 

1. Business Leaders: Herr Wolfarth, Sie lieben Pommes und Champagner. Warum ist das für Sie eine gute Mischung zum Feiern zum Beispiel bei einem Jahresrückblick?

 

Gerold Wolfarth: „Wir brauchen die Bodenständigkeit im Leben und sollten nie vergessen, wo wir herkommen. Denn nichts im Leben ist selbstverständlich. Wie schnell sich die Welt grundlegend verändern kann, hat uns spätestens der Ukraine-Krieg gezeigt. Gleichzeitig dürfen wir im Leben unsere Erfolge ausgelassen feiern. Für mich beschreiben die beiden Gegensätze genau dies sehr gut.“

 

2. Business Leaders: Sie sind als armer Hohenloher Bauernsohn in dem 300-Seelen-Dorf Archshofen aufgewachsen. Heute sind Sie Millionär in Bayern und Marktführer im schlüsselfertigen Ausbau und anschließendem Verwalten von Gebäuden für Einzelhandel, Arztpraxen, beinahe sieben Mal so viele Mitarbeiter, wie Ihr Dorf Einwohner hatte. Ihr Vater wollte, dass Sie Landwirt werden. Sie hatten kein Geld fürs Studium. Keiner gab Ihnen einen Kredit. Sie fanden keinen Mentor. Wie haben Sie dennoch den Schritt in die Selbständigkeit geschafft?

 

Gerold Wolfarth: „Mit viel Mut und harter Arbeit“

 

Gerold Wolfarth: „Die Landwirtschaft war für mich tatsächlich nie eine Option. Daher habe ich nach meinem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann gemacht. Doch es hat sich schnell herausgestellt, dass ich in diesem Betrieb und in dieser Position nicht glücklich werden konnte. Die Einstellung, immer nur den Status quo verwalten zu wollen, schlug mir überall entgegen und das widerstrebt mir. Meine Vorschläge und Ideen wurden immer abgetan mit dem leidigen Satz ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘. Doch genau das hat mich motiviert und mir gezeigt, dass ich meine eigenen Ideen nur umsetzen kann, wenn ich mich selbstständig mache. Einige Jahre später kam dann eins zum anderen und mit viel Mut und harter Arbeit habe ich es geschafft, mein Unternehmen zum Weltmarktführer zu machen.“

 

3. Business Leaders: Sie wollen aus Endsee in Bayern, dem Firmensitz Ihrer bk Group AG, ein Silicon Endsee machen. Dabei haben Sie doch volle Auftragsbücher. Genügt Ihnen dieser Erfolg nicht? Was soll sich ändern? Gibt es schon einen Anfang?

 

Gerold Wolfarth: „Stillstand ist Rückschritt. Den Status quo zu wahren, ist schon sehr vielen Unternehmen zum Verhängnis geworden. Die Welt verändert sich, und so verändern sich auch die Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg. Daher ist es für jedes Unternehmen unerlässlich sich ständig zu hinterfragen, offen zu sein, Trends zu erkennen und aktiv Neuerungen voranzutreiben.“

 

In Endsee – Tankstelle der Zukunft

 

Gerold Wolfarth weiter: „Wir eröffnen zum Beispiel an unserem Headquarter bald die erste von 300 bk Worlds. Die bk World ist eine hochmoderne Aufenthaltslounge direkt in Verbindung mit einem Elektroauto-Ladepark. Dort können die Fahrer:innen die Wartezeit während des Ladevorgangs im Office- oder Lounge-Bereich verbringen, etwas essen und trinken oder in unserem einzigartigen regionalen Onlineshop bisher unbekannte Produkte einkaufen. Die Immobilien werden klimapositiv sein, und somit wird jede bk World auch ein Stück weit das Weltklima verbessern. Hier bringen wir unsere Kernkompetenz des Objektausbaus mit der Mobilität der Zukunft zusammen und so entsteht die Tankstelle der Zukunft!“

 

4. Business Leaders: Sie bezeichnen sich als Pionier einer neuen Erfolgs- und Führungskultur, bei der der Gewinn nur ein Nebenprodukt ist. Wie sieht diese Kultur aus? Gab es da in der Praxis nicht auch Enttäuschungen? Wo mussten Sie nachbessern?

 

„Die Zeiten des unerreichbaren Chefs in der Führungsetage sind Geschichte.“ Gerold Wolfarth hält Kontakt zur Basis © bk-group.eu
„Die Zeiten des unerreichbaren Chefs in der Führungsetage sind Geschichte.“ Gerold Wolfarth hält Kontakt zur Basis © bk-group.eu

 

Gerold Wolfarth: „Ich stehe hinter meiner werteorientierten Führung. Es reicht nicht, Aufgaben stumpf von oben nach unten durchzureichen. Die Zeiten des unerreichbaren Chefs in der Führungsetage sind Geschichte. Und so sollte jedes Unternehmen definieren, welche Werte über allen Ebenen hinweg gelebt werden sollen. Mitarbeiter*innen müssen wissen für wen sie jeden Tag ihr Bestes geben sollen.

 

Erarbeiten Sie, was die Kernwerte sind, nach denen sich alle Mitarbeiter:innen richten müssen – von den Auszubildenden bis zur Geschäftsführung. In meinem Unternehmen haben wir die Werte Ehrlichkeit, Offenheit, Direktheit, Wertschätzung und Respekt definiert. Seit einiger Zeit haben wir noch Nachhaltigkeit hinzugefügt, da dieses Thema seit 2014 sehr wichtig für uns ist.

 

Natürlich müssen diese Werte immer wieder aktiviert und ein dementsprechendes Verhalten eingefordert werden. Aber nein, ich habe keine Enttäuschungen damit erlebt. Und wer sich mit den Werten eines Unternehmens nicht identifizieren kann, der passt eben nicht dorthin.“

 

Ökovation Ventures – erster Fonds vom Mittelstand für den Mittelstand

 

5. Business Leaders: Was bewog Sie, im Herbst letzten Jahres den Fonds Ökovation Ventures GmbH & Co. KG in Endsee zu gründen? Hat das etwas mit dem Netzwerk Zukunfts-Macher zu tun, in dem Sie Partner sind?

 

Gerold Wolfarth: „Der Ökovation Ventures Fonds entstand aus dem Business Netzwerk THE GROW heraus, das ich zusammen mit meinem Geschäftspartner Bernhard Schindler (44, aus dem bayerischen Landshut – Anmerkung der Redaktion) ins Leben gerufen habe. Mit THE GROW schaffen wir eine Plattform, über die sich Unternehmen und Start-ups finden und austauschen können. Ein Netzwerk, das Innovation fördert, das vom Austausch profitiert und das den Wirtschaftsstandort Deutschland beziehungsweise die DACH-Region ganz aktiv nach vorne bringen möchte. Wir sind davon überzeugt, dass wir disruptive Geschäftsideen aus Jungunternehmen benötigen, um die Herausforderungen der Zeit zu lösen. Und dass wir diese Unternehmen in Mitteleuropa halten müssen. Gleichzeitig benötigen diese Start-ups Unterstützung in Form von Erfahrung, Netzwerk und eben auch finanziell. Genau das ermöglicht Ökovation Ventures als erster Fonds vom Mittelstand für den Mittelstand.“

 

Lesen Sie im Teil 2 des Interviews auf News.Scoredex.com, welchen ersten Durchbruch der Fonds Gerold Wolfarth im Februar 2022 mit dem Startup ottobahn GmbH in München erzielte und was die meisten Start-ups aus seiner Sicht falsch machen.