„Ich habe früher in Frillendorf Fußball gespielt“, erinnert sich Thomas Olek (54). Frillendorf ist ein Stadtteil im Osten von Essen mit Gewerbefächen auf einstigen Steinkohlezechen.

Thomas Olek (54)  aus Frankfurt am Main ist die schöpferische Kraft hinter der publity AG © Thomas Olek
Thomas Olek (54)  aus Frankfurt am Main ist die schöpferische Kraft hinter der publity AG © Thomas Olek

 

Thomas Olek ist Großaktionär und Senior Advisor der börsennotierten Asset Managerin publity AG und ihrer Tochter PREOS Global Office Real Estate & Technology AG in Frankfurt am Main.

Thomas Olek ist ein echter Junge des Ruhrgebiets. Er kommt aus Essen. Die Essener nennen ihre Stadt auch liebevoll „Perle des Ruhrgebiets“.

Thomas Olek ist noch heute eine Mischung aus Malocher und Mehrfachmillionär. Eine Mischung, die die Basis ist für einen sagenhaften beruflichen Erfolg.

Fußballspielen lernte er auf einem Schlacke-Platz des Turn und Ballspielvereins 08/13 Frillendorf, der auf dem Gleis 13 der ehemaligen Kokerei der Steinkohle-Zeche Königin Elisabeth am Autobahndreieck Essen-Ost in eben diesem Frillendorf aufgeschüttet worden war.

Der ehemalige Sportplatz in der Hubertusstraße 4 in Essen/Ruhr-Frillendorf, auf dem bis zu seiner Auflösung im Jahr 2015 auch der Essener SV Frillendorf 08/85 eV spielte. Der war eine Fusion aus dem Jahr 2003 zwischen dem TBV Frillendorf 08/13 und dem städtischen Müllabfuhr-Verein FC Essen 85 eV © HombruchHopping vom 6. Juni 2012
Der ehemalige Sportplatz in der Hubertusstraße 4 in Essen/Ruhr-Frillendorf, auf dem bis zu seiner Auflösung im Jahr 2015 auch der Essener SV Frillendorf 08/85 eV spielte. Der war eine Fusion aus dem Jahr 2003 zwischen dem TBV Frillendorf 08/13 und dem städtischen Müllabfuhr-Verein FC Essen 85 eV © HombruchHopping vom 6. Juni 2012

 

Im Ruhrgebiet sagt man zu Schlacke-Plätzen ​„Roter Rasen“. Und genau dort beginnt eigentlich die Geschichte des Thomas Olek, denn jeder, der schon einmal auf solch einem „Roten Rasen“ dem Ball hinterherjagte, weiß, wie Zweikämpfe auf diesem Geläuf wehtun. Jede Grätsche wird zur Tortur. Und mit jedem Foulspiel steigt die Leidensbereitschaft. Hautabschürfungen werden genauso als normal betrachtet wie der daraus resultierende Schmerz.

Nein, Fußballspielen auf Schlacke ist alles andere als angenehm, aber – auf ​„Sportplätzen“ dieser Art mit einer steinigen granularen Oberfläche werden sie geboren, die heute so sehr vermissten Straßenfußballer und die Kämpfer, die Jungs ohne Angst, die späteren Männer, die dann auch beruflich bereit sind, Schmerzen gegen Erfolg einzutauschen.

Es ist eine besondere Spezies, eine ganz spezielle Art Mensch, für die Wunden, Schmerzen, Verletzungen und Härte völlig normal sind.

Fußball auf Schlacke, das ist totaler Einsatz. Schlacke, das ist ständige Überwindung des inneren Schweinehundes. Schlacke, das ist Kampf. Schlacke, das ist Thomas Olek.

Thomas Olek – Vom Autowäscher zum Millionär

Und Thomas Olek trägt die Stadt Essen und damit das Ruhrgebiet im Herzen. Er wurde Juni 1968 als Sohn eines freigestellten Betriebsrats geboren. Er kommt also aus dem Milieu der Arbeiter und der Bergleute. Sein Leben war von Anfang an geprägt von Kampf und der Fähigkeit, sich durchsetzen zu müssen. Diese Kindheit, diese Ausbildung haben aus Thomas Olek das gemacht, was er heute ist – ein kompromissloser, zielstrebiger Kämpfer, der bereit ist, dorthin zu gehen, wo es wehtut.

Thomas Olek ist wie der Kohlenpott, hart, aber herzlich. Durchsetzungsstark und unerbittlich – letztendlich auch immer wieder – zu sich selbst. Thomas Olek ist ein Kämpfer, und der liebe Gott legte ihm zusätzlich den Fleiß in die Wiege. Dazu eine leicht autistisch mathematische Veranlagung, die ihm bei seinen späteren Immobilien- und Aktiengeschäften sehr zugute kam.

Thomas Olek wollte nach oben. Schon immer. Sein erstes Geld verdiente er mit 17 Jahren in einer Autowaschanlage. Olek weiß, was arbeiten bedeutet. Arbeiten nennt man im Kohlenpott „malochen“.  Thomas Olek ist als Junge des Ruhrgebiets demzufolge ein Malocher – und darauf ist er stolz! Und damit hat er recht!

1991 macht er sich selbständig, ging 1998 nach Leipzig und hatte Glück, das Glück des Tüchtigen, das Glück des Kämpfers. Er beriet in Leipzig bis 2002 als Angestellter Vorstände der Sächsischen Landesbank. 2003 übernahm er die 1999 gegründete und mit negativer Fortsetzungsprognose am Boden liegende publity AG von der Sächsischen Landesbank und brachte das Unternehmen 2015 an die Börse. Vormals eher klein aufgestellt, spezialisierte sich das Unternehmen unter der Leitung Oleks zunehmend auf gewinnbringende Gewerbeimmobilien. Die Strategie ging auf.

 

Thomas Olek – Ein Manager, wie man ihn in der heutigen Generation Z nicht mehr findet

Thomas Olek in seinem Büro im Frankfurter OpernTurm in der 62. Etage © publity AG
Thomas Olek in seinem Büro im Frankfurter OpernTurm in der 62. Etage © publity AG

 

Heute, gut 37 Jahre später, schaut der ehemalige Schlacke-Platz-Fußballer aus dem Essener Arbeitermilieu Thomas Olek aus seinem Büro im Frankfurter OpernTurm in der 23. Etage auf die deutsche Bankenmetropole herab und sammelt in seiner Freizeit Pop-Art. Ab und zu geht er rüber zu seinen Nachbarn, mit denen er eine Etage in dem wohl prestigeträchtigsten Bau Frankfurts teilt – er geht dann ins Büro des größten Vermögensverwalters der Welt – BlackRock!

Der OpernTurm in der Bockenheimer Landstraße 2-4 Ecke Reuterweg in Frankfurt am Main ist auch das Europahauptquartier der Schweizer Großbank UBS Europe SE © Pressefoto Opernplatz Sarl
Der OpernTurm in der Bockenheimer Landstraße 2-4 Ecke Reuterweg in Frankfurt am Main ist auch das Europahauptquartier der Schweizer Großbank UBS Europe SE © Pressefoto Opernplatz Sarl 

 

Zu seinem Freundeskreis zählen internationale Hedgefondsmanager wie Paul Singer von der Elliot Management Corporation aus New York. Oder andere Manager aus dem Umfeld von Apollo, JPMorgan oder anderen Hedgefonds. Olek nennt es seine New-York-Connection. Dank ihrer und vieler anderer Mandate ist die Kriegskasse von Olek stets gut gefüllt. Er hat ein internationales Netzwerk, das seinesgleichen sucht.

Karstadtzentrale in Essen © publity AG
Karstadtzentrale in Essen © publity AG

 

Als Olek im Frühjahr 2019 neben der Fremdverwaltung für Dritte als zweites  Standbein (Olek spricht von einem „echten Kicker”) das Gebäude der Karstadt-Zentrale in Essen auf eigene Faust und auf eigenes Risiko kaufte, genügte ein persönlicher Anruf von Olek beim österreichischen Karstadt-Gesellschafter René Benko (45) in Innsbruck, und der Benko-Konzern blieb Mieter in Essen und wanderte nicht, wie geplant, nach Köln ab. Der Mietvertrag mit der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH und Oleks PREOS Global Office Real Estate & Technology AG läuft bis 2028. Eine Leistung, die nebenbei Hunderte von Arbeitsplätzen in Oleks Heimatstadt Essen rettete.

Seit 2010 gehört Thomas Olek zu den lediglich 1.000 Mitgliedern des Bankenberufsverbandes „International Bankers Forum e.V.“ in Frankfurt. Auch das ist ein Privileg, eine Auszeichnung für seine Leistung.

Thomas Olek hat auch Fachliteratur veröffentlicht. Im Jahrbuch Grundlagen des NPL-Geschäfts 1. Auflage 2013 erschien im Frankfurt-School-Verlag (ISBN 978-3-940913-65-4 und ISBN 3-940913-65-0) ein Artikel von Thomas Olek über die Bearbeitung von großvolumigen unbesicherten Forderungen, der in der Deutschen National Bibliothek digitalisiert ist.

In den Jahren 2010 bis 2013 war Thoma Olek Beisitzer des Präsidiums in der BKS Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. in Berlin Mitte. Und 2013 gehörte er zur Arbeitsgruppe Deutsche Kreditmarkt-Standards e.V. (DKS) in Frankfurt am Main.

 

Auszeichnung mit Platow Immobilien Award

Als einer der erfolgreichsten Player mit dem „manage to core“-Ansatz nahm publity-Senior-Berater Thomas Olek (54, mitte) aus Essen am 27. September 2019 den PLATOW-Award in der Kategorie Gewerbeimmobilien von PLATOW-Geschäftsführer Albrecht Schirmacher (68, rechts) aus Homburg an der Höhe und Immobilien-Experte Werner Rohmert (69, links) aus Rheda-Wiedenbrück im Frankfurter Jumeirah Hotel entgegen. © PLATOW
Als einer der erfolgreichsten Player mit dem „manage to core“-Ansatz nahm publity-Senior-Berater Thomas Olek (54, mitte) aus Essen am 27. September 2019 den PLATOW-Award in der Kategorie Gewerbeimmobilien von PLATOW-Geschäftsführer Albrecht Schirmacher (68, rechts) aus Homburg an der Höhe und Immobilien-Experte Werner Rohmert (69, links) aus Rheda-Wiedenbrück im Frankfurter Jumeirah Hotel entgegen. © PLATOW

 

Für seine superschnellen Transaktionen mit manage to core – Ansatz (kaufen, optimieren, verkaufen) wurde Olek am 27. September 2019 in der gediegenen Atmosphäre des Frankfurter Jumeirah Hotels mit einer kupfernen Zeitkapsel – dem begehrten PLATOW Immobilien AWARD – in der Kategorie Gewerbeimmobilien ausgezeichnet.

Villa Lunkewitz mit Schwimmbad im Gartenhaus © BFL Beteiligungsgesellschaft mbH
Villa Lunkewitz mit Schwimmbad im Gartenhaus © BFL Beteiligungsgesellschaft mbH

 

Wenn er heute vor seinem 20-Millionen-Euro-Stadtpalais „Villa Lunkewitz“ im Park Louisa im feinen Frankfurt Sachsenhausen steht, auf 16.215 Quadratmetern mit akkurat getrimmten Rasenflächen, Büschen und Bäumen, dann denkt er noch so manches Mal zurück, wo er herkommt, er denkt an den Schlacke-Platz und sieht seinen Park, der die eindrucksvolle Villa umgibt  –  der ist so groß wie vier von seinen früheren Schlacke-Fußballfeldern.

Hier wohnt Thomas Olek: die Villa Lunkewitz in Frankfurt Sachsenhausen © BFL Beteiligungsgesellschaft mbH
Hier wohnt Thomas Olek: die Villa Lunkewitz in Frankfurt Sachsenhausen © BFL Beteiligungsgesellschaft mbH

 

Vorbesitzer ist der 2016 nach Los Angeles ausgewanderte Immobilieninvestor und Marxist „Che von Kassel“ Bernd Fritz Lunkewitz (75). Sein Vermögen machte Lunkewitz durch Geschäfte mit gewerblichen Immobilien, hauptsächlich Büro- und Bankgebäude, und zwar mit einem überlieferten einfachen Rezept:

„Reich wird man, indem man billig einkauft und teuer verkauft.“

Ist eigentlich logisch, nachvollziehbar und nachahmenswert. Dieses Credo ist auch Oleks Credo.

Olek sagt: „Ich bin Händler, Immobilienhändler.“

Und meint damit, wie er gegenüber Business Leaders erläuterte: „Meine durchschnittliche Haltedauer der Objekte beträgt 18 Monate. Am liebsten kaufe ich problematische Objekte, revitalisiere sie und verkaufe sie frisch und gut vermietet an internationale Investoren. Wir sind schnell beim Bewerten, schnell bei der Transaktion und haben ein hervorragendes Netzwerk. Wenn wir kaufen, haben wir zuerst unsere Möglichkeiten gecheckt, um schnell und sicher zahlen zu können.“

Und in der Tat, am Transaktionsmarkt besticht die publity AG durch eine hohe Transaktionsgeschwindigkeit. Mit einem Track Record von über 1.150 Transaktionen in den letzten sieben Jahren steht publity zudem weit oben im Immobilien-Investoren-Ranking. Und allein das gibt Olek und seinen Geschäften bereits ein positives Image.

Nach nur 14 Monaten manage to core-Optimierung konnte publity das Frankfurter WestendCarree im April 2021 an den französischen Investor Ardian veräußern © publity AG
Nach nur 14 Monaten manage to core-Optimierung konnte publity das Frankfurter WestendCarree im April 2021 an den französischen Investor Ardian veräußern © publity AG

 

Nach nur 14 Monaten manage to core-Optimierung konnte publity zum Beispiel im April 2021 das Frankfurter WestendCarree mit einer Gesamtmietfläche von 30.550 Quadratmetern  an den französischen Investor Ardian veräußern. Zuvor wurde unter anderem in dem Objekt eine Mietvertragsverlängerung über die Dauer von fünf Jahren mit dem Max-Planck-Institut abgeschlossen. Das sind starke Verkaufsargumente, und die machen Umsätze und Gewinne.

Aktuell verwaltet publity ein Portfolio mit einem Wert von über 5 Milliarden Euro. Allerdings geschieht das nicht zufällig und auch nicht aus dem Bauch heraus. Jede Transaktion ist geplant, jede Situation durchgespielt. Olek überlässt nichts dem Zufall.

 

„Ein bisschen autistisch veranlagt“

 

Der Börse Online sagte Thomas Olek: „Ich bin … ein bisschen autistisch veranlagt, habe schon mit sechs Jahren angefangen, Fußballergebnisse aufzuschreiben, um Systematiken zu erkennen.“ Bei Fußballergebnissen hat er keine Systematiken gefunden. Bei Büroimmobilien aber schon.

Olek wundert sich: „Es ist doch kurios, dass sich die Deutschen nicht die Mühe machen, den Markt zu analysieren.“ Ihm würde so etwas nicht passieren.

Börse Online fragte Olek: „Und Sie tun das?“

Thomas Olek antwortete: „Allerdings! Und das ist unser eigentliches Kapital.“ Mit seinem Team habe er seit 18 Jahren für zig Millionen eine Datenbank mit heute über 9.500 Großobjekten exklusiv aufgebaut. „Ständig reisen vier Researcher durchs Land und erfassen alles, was für die Begutachtung relevant ist. Im deutschen Büroimmobilienmarkt gibt es heute praktisch kein Objekt, das wir nicht kennen. Je mehr wir wissen, desto weniger Fehler können wir machen.“

Inzwischen hat Olek nicht nur den deutschen, sondern auch den luxemburgischen Gewerbe-Immobilien-Markt digitalisiert. Weitere Märkte, etwa Paris oder London, sollen folgen.

Für jeden Deal ein Buch

Diesen Wettbewerbsvorteil, diesen Kapital-Schatz hütet und pflegt Olek persönlich. Bis Ende 2021 noch als Vorstandsvorsitzender der publity AG. Seit Jahresbeginn 2021 lediglich als Hauptaktionär. Mit 48 Prozent hält er das größte Aktienpaket und ist als Senior-Berater für die Bereiche Big-Data, Immobilienanalyse und Internationalisierung für den Konzern tätig.

Jeder der Hunderte an Käufen und Verkäufen ist dokumentiert. Olek gilt als systematischer, akribischer Arbeiter, der nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlässt.

Thomas Olek der „König der Gewerbeimmobilien“

Aber Thomas Olek wäre nicht Thomas Olek, wenn er nicht auch über schwierige Themen sprechen würde. Er hat eben noch immer keine Angst, der Junge aus der Arbeiterfamilie, für den eine Currywurst Pommes mit Schranke Rot/Weiß greifbarer ist als ein Dinner in einem Restaurant mit drei Michelin-Sternen.  Darum spricht Olek auch völlig offen in diesem Interview über Vorwürfe der BaFin, über Kritik des Düsseldorfer Handelsblattes und des Leipziger Portals DieBewertung.

Business Leaders: Sie werden vom Handelsblatt als „König der Gewerbeimmobilien“ bezeichnet und mit dem ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump verglichen.

Das sind Attribute, die man sich verdammt schwer erarbeiten muss. Und bei logischer Betrachtung des Geschriebenen stellt sich die Frage, ob die Redakteure des Handelsblattes überhaupt wussten, wie sehr sie Sie damit lobten.

Das Ergebnis (Ihr Ergebnis) ist allerdings mehr als beeindruckend. Sie und Ihre Unternehmungen verwalten ein Immobilienvermögen von mehr als 5 Milliarden Euro.

Ihr etwas „hemdsärmeliges“ Vorgehen und Ihr Erfolg rufen natürlich Neider auf den Plan. Sie sind praktisch das Pendant des amerikanischen Traums ins Deutsche übersetzt – nur dass es bei Ihnen nicht Teller waren, die Sie wuschen, sondern Autos. Vom Autowäscher zum Millionär – herzlichen Glückwunsch!

Sie sind einer der großen Player im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt. Sie haben es geschafft – aber in der deutschen Neidgesellschaft werden genau deswegen Angriffe und Attacken auf Erfolgreiche nicht kleiner. Neid ist neben Fleiß eine der deutschen Leiteigenschaften, aber beides muss man sich hart erarbeiten.

Prinzipiell sind Leute wie Sie ständig Angriffen ausgesetzt. Möglicherweise aufgrund Ihres  Erfolgs, Ihrer Cleverness und Ihres zielorientierten Vorgehens. Das ist nicht immer einfach, aber wer von der „schreibenden Zunft“ weiß das schon?

Gestatten Sie uns dazu als erstes die Frage: Werden Sie in Zukunft – im Rahmen von Aus- oder Weiterbildungen – mit der BaFin zusammenarbeiten? Werden Sie Kurse über „Pump and Dump“ in Kooperation mit der BaFin anbieten, wie die Internetplattform DieBewertung aus Leipzig ironisch schreibt?

Thomas Olek: „Das ist natürlich totaler Nonsens. Natürlich nicht. Diese Fragen waren sicherlich witzig gemeint, ob sie das tatsächlich sind, mögen Interessierte selbst beurteilen, sofern diese das  können.

Nein, die BaFin macht unter Führung ihres neuen Chefs Mark Branson aus meiner Sicht einen guten Job. Zusätzlich wurde hochqualifiziertes Personal rekrutiert. Meine Hilfe braucht die BaFin ganz bestimmt nicht. “

Business Leaders: Das Handelsblatt schrieb von Ermittlungen der BaFin gegen Sie oder gegen die publity AG.

Thomas Olek (54) ist Senior-Advisor und Ankerinvestor der publity AG sowie Geschäftsführender Alleingesellschafter der Neon Equity AG in Frankfurt am Main © Neon Equity AG
Thomas Olek (54) ist Senior-Advisor und Ankerinvestor der publity AG sowie Geschäftsführender Alleingesellschafter der Neon Equity AG in Frankfurt am Main © Neon Equity AG

 

Thomas Olek: „Soweit bekannt prüft die BaFin, ob die publity AG bereits vor Veröffentlichung des Wertpapierprospekts vom 27. November 2020 Aktien ihrer Tochter PREOS öffentlich angeboten hat. Die publity AG hat hierzu zuletzt mit Schreiben vom 30. Juli 2021 gegenüber der BaFin Stellung genommen. Sie ist der Ansicht, dass nicht gegen prospektrechtliche Anforderungen verstoßen wurde, insbesondere sind die Verkäufe von Aktien der PREOS AG vor dem 27. November 2020 nicht im Rahmen von öffentlichen Angeboten erfolgt.

Im April 2021 hat die BaFin der publity AG auf Nachfrage mitgeteilt, dass sie aufgrund ihr vorliegender Informationen eine Untersuchung zu möglichen Marktmanipulationen bezogen auf bestimmte ‚Lebenssachverhalte‘ betreffend die Finanzinstrumente der publity AG und der PREOS AG führe. Seit dem sind der publity AG keine neuen Entwicklungen in dieser Angelegenheit bekannt geworden. Es liegen keine weiteren Informationen vor. So weiß die publity AG nicht, welcher konkrete Sachverhalt der Untersuchung zugrunde liegt und gegen wen sich die Untersuchung im Einzelnen richtet. Auf Basis interner Recherchen hat die publity AG keine Hinweise auf ein mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Organmitgliedern gefunden, welche auf eine Marktmanipulation im Sinne der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 schließen ließen.“

Business Leaders: „Warum stießen Sie die PREOS Aktien so plötzlich ab, obwohl Sie diese noch kurz vorher bewarben?“

Thomas Olek: „Mir war wichtig, dass ‚mein‘ Unternehmen das zu dem Zeitpunkt für das Wachstum notwendige Kapital erhielt. Und ja, davon habe ich als Geschäftsmann Thomas Olek auch profitiert. Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft. Und ist es nicht positiv, wenn meine Käufe über die Börse für meine Aktionäre und für mich persönlich vorteilhaft sind und positiv verlaufen? Ich meine ja. Letztendlich kann jeder Anleger genauso agieren wie ich.“

Business Leaders: Wer war für die Immobilien-Bewertung über 180 Millionen Euro der PREOS Immobilien GmbH verantwortlich (vor Integration in die GORE German Office Real Estate AG im Juli 2020)?

Thomas Olek: Die publity AG und ihre Töchter wurden 2021 von der IFRS-Konzernrechnungslegung auf eine Bilanzierung nach dem Handelsgesetzbuch umgestellt. Der HGB-Abschluss zeigt in unserem Fall die wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich besser als die nach IFRS ermittelten Zahlen. In die mit mehr als 180 Millionen Euro bewerteten Immobilien der PREOS Immobilien GmbH, die in die GORE eingebracht wurden, flossen zum Teil auch sogenannte ‚Zukunftserfolgswerte‘ mit ein, die vor allem auf geplante Zukäufe weiterer Immobilien basieren. Das wurde in Abstimmung mit den Wirtschaftsprüfern beim HGB-Abschluss 2021 wertberichtigt.“

Business Leaders: Wie haben sie diese Bewertung eingeschätzt? War das einer Ihrer Verkaufsgründe für die GORE-Aktien, wie das Portal  DieBewertung unter Berufung auf das Handelsblatt vermutete?

Thomas Olek: „Nein, es gab ja real beides. Die 12 in die GORE eingebrachten und die vier schon vorhandenen Büroimmobilien der GORE und die Projektpipeline. Ausschlaggebend für meinen persönlichen Aktienverkauf der GORE-Aktien war lediglich, dass mein Geld dort nicht mehr nötig war, nicht mehr gebraucht wurde. Ich bin nicht der Meinung, dass ein Gründer und Großaktionär immer nur all sein Geld in seinem Unternehmen binden muss. Das entspräche in keiner Weise einem ökonomisch sinnvollen Diversifizierungsansatz.

Der Anker auf einem Schiff ist auch nicht immer im Einsatz. Demzufolge sollte ein Ankerinvestor lediglich zur Stelle sein, wenn er benötig wird. Nach dieser Maxime handle ich. Unter dem Strich habe ich im Laufe der Jahre mindestens genauso viel in die publity AG investiert, wie ich durch Aktienverkäufe erlöst habe. Es ist doch gut, das unternehmerische Verantwortung und finanzieller Erfolg kein Gegensatz sind. Konkret ging es mir um eine Neuplatzierung der Gore-Aktien. Das Wachstum der PREOS und der GORE sollte durch einen neuen internationalen Großinvestor beschleunigt werden, wo es dann nicht mehr um Assets im Bereich von 5 bis 20 Millionen Euro, sondern um Einzel-Assets ab 50 Millionen Euro gehen soll.

Es gab Verhandlungen mit einem asiatischen Mischkonzern. Am Ende wurde es ein luxemburgisches Beteiligungsvehikel, wie auch Business Leaders berichtete. Bei diesem Investitionsschub, manche Börsenanalysten sprachen von einem Befreiungsschlag, handelt sich um ein Versicherungskonsortium aus Luxemburg, das künftig mehr als 50% der bisherigen publity-Mehrheits-Beteiligung an der PREOS halten wird, und zwar direkt durch Sacheinlage eines Luxemburger Büropakets.

Die von der PREOS gehaltenen GORE-Aktien sollen nach der Transaktion anschließend an die internationalen Investoren umplatziert werden. Die GORE soll ihre deutschen Büros verkaufen und sich auf den Erwerb von Gewerbeimmobilienprojekten in Luxemburg fokussieren.“

Business Leaders: Kaum ein „Macher“ der Immobilienszene hat irgendwann nicht Kontakt zu Staatsanwaltschaft und BaFin. Das scheint, normal geworden zu sein. Sind Ihnen momentan Ermittlungen gegen Sie oder gegen eine Ihrer Unternehmungen bekannt?

Thomas Olek: „Nein.“

Business Leaders: Auf welchen internationalen Markt fokussieren Sie sich momentan?

Thomas Olek: „Die publity AG plant weiterhin, ihren Investitionsfokus im deutschen Immobilienmarkt und hier insbesondere auf Gewerbeimmobilien zu setzen. Deutschland wurde von uns digitalisiert und wir kennen uns hervorragend auf unserem Markt aus. Wir haben den Marktzugang, die Erfahrung und Verbindungen. Darum sind wir der Meinung, dass wir die Bedürfnisse unserer Kunden gerade in Deutschland bestens befriedigen können.

Bislang sind wir mit dieser Taktik gut gefahren. Wir meinen, dass unsere amerikanischen Investoren in dem fallenden Markt zukünftig in Deutschland stärker mit uns gemeinsam investieren werden.“

 

Wie wird sich der Immobilienmarkt Deutschland entwickeln?

 

Diese Frage wurde Thomas Olek vom Münchener Kapitalmarktportal GoingPublic bereits am 9. November 2022 gestellt. Und zwar in folgender Weise: „Immerhin Chapeau: Seit wir 2018 sprachen, hat sich der publity-Kurs fast verdreifacht, selbst im Gruseljahr 2022 stehen zirka 20% Plus gegen den allgemeinen Trend zu Buche – wäre gegebenenfalls eine gute Steilvorlage, … Ihre Expertensicht auf den Immobilienmarkt in Deutschland zu erfahren.“

Thomas Olek antwortete: „Die LTVs (Loan to value – die zulässigen Verschuldungsgrade – Anmerkung der Redaktion) werden sich stark reduzieren, und auf der anderen Seite steigen Finanzierungskosten und Tilgung drastisch an. Ich rechne mit 30% oder mehr Rückgang der Preise in gewissen Lagen bei Büroimmobilien. In guten Lagen sicherlich nur 10% oder weniger. Das erhöht den Druck auf die Angebotsseite, da einige Investoren abgeben müssen, um ihre Bilanz zu stabilisieren. Ich denke, das wird nur noch vermehrt internationale Adressen mit einem gemäßigten und langfristigen Horizont auf den Plan rufen.

Im Bereich der Wohnimmobilien werden wir nach meiner Überzeugung in den kommenden Quartalen deutliche Wertanpassungen nach unten sehen. Das wird nicht lustig. Langfristig werden diese Preisabschläge aber Kapital anlocken. Ich schätze, dass die nächsten Jahre wahrscheinlich 20 bis 30 Milliarden US-Dollar  in Richtung des deutschen Immobilienmarkts fließen könnten, das meiste in Wohnimmobilien. Wenn 3 oder 4 Milliarden US-Dollar davon beim deutschen Büroimmobilienmarkt ankommen, wäre das eine gute Hausnummer.“

 

Business Leaders hakte bei Thomas Olek nach: Wie groß schätzen Sie die Gefahr einer Immobilienblase ein?

Thomas Olek (54) ist Senior-Advisor und Ankerinvestor der publity AG sowie Geschäftsführender Alleingesellschafter der Neon Equity AG in Frankfurt am Main © Neon Equity AG
Thomas Olek (54) ist Senior-Advisor und Ankerinvestor der publity AG sowie Geschäftsführender Alleingesellschafter der Neon Equity AG in Frankfurt am Main © Neon Equity AG

 

Thomas Olek:Die Immobilienblase ist schon da und gerade dabei zu platzen. Schuld daran ist der Ukraine-Krieg. Die dadurch steigenden Energiekosten und die Bauzinssteigerungen zwingen die großen Immobilienbestandshalter wie Vonovia, Adler und Konsorten, ihre Immobilien in einem fallenden Markt zu verkaufen.

Ich gehe davon aus, dass insgesamt in den nächsten 18 Monaten so von großen und kleinen Investoren zirka 40 bis 50 Milliarden Euro auf den Markt kommen. Dadurch sinken die Immobilien-Preise noch extremer. Wer kauft diese Immobilien dann? Große amerikanische Fonds wie Blackstone oder Blackrock, die schon Geld für Deutsche Wohnen SE aus Berlin in den USA gesammelt haben.

In 2 bis 3 Jahren sind die Preise wahrscheinlich besser und die Energiekosten normal. Dann verkaufen Amerikaner wieder und auch gerne an Vonovia und andere. Die wollen sicherlich ja wieder wachsen.“

Business Leaders: Wie sehen Sie die Zukunft, speziell für Gewerbeimmobilien. Wo wird der Zug hinfahren?

Thomas Olek: „Nach Wahrnehmung der publity AG verfügen internationale institutionelle Investoren weiterhin über eine große Liquidität und sehen den deutschen Immobilienmarkt nach wie vor als attraktiv für Investitionen an. Die größten Kunden von uns als Asset Manager sind aus Nordamerika. Die möchten verstärkt in den deutschen Markt zurück. Nicht nur, dass sie einen übergeordneten, gemäßigteren Blick auf unsere deutsche Energiepreisproblematik haben, sondern sie haben zusätzlich auch einen starken Dollar. Die aktuellen Aussichten sind also nicht schlecht, und die Kursentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten zeigt dies ja ebenfalls.“

Business Leaders: Was bedeutet das für Sie?

Thomas Olek: „Der Schlüssel zum Erfolg für Händler und Asset Manager liegt in der Digitalisierung der Gewerbeimmobilien. Ich habe da schon eine Idee, wie das Unternehmen sodann als Technologiekonzern ausgebaut werden könnte. Wir haben dem Markt in großen Schritten gezeigt, was man in der Immobilienbranche anders machen kann. Hier bin ich besonders stolz auf unsere App, auf die Digitalisierung und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Da sind wir meilenweit vor dem Wettbewerb.

Und das will ich natürlich in den nächsten Jahren weiterentwickeln und auskosten. Ich glaube, in unserem Spezialbereich, in dem Finden von Assets zum Offmarket-Deal zu einem guten Preis und dann an den richtigen Endinvestor weiterzuverkaufen, da sehe ich uns momentan ausgezeichnet aufgestellt und weit vorne.

Per Klick einen Transaktionspartner finden oder sehen, wo modernisiert werden muss oder die Vermietungssituation verbessert werden kann. Due Diligence Prüfungen standardisiert und automatisiert ablaufen lassen, das schafft Vorteile für uns, aber auch erhebliche Vorteile für die Käufer unserer Immobilien – und ‚Winwin‘-Geschäfte sind doch das Beste, was es gibt.“

 

Thomas Olek: „Meine Corona-Genesung war für mich wie eine Neugeburt“

 

Business Leaders: Aufgrund Ihrer Corona-Erkrankung gaben Sie Ihren  Job als Vorstandsvorsitzender auf. Gibt es eine Rückkehr in den alten Chefsessel?

Thomas Olek: „Meine Erkrankung ist jetzt 2 Jahre her, und obwohl ich heute wieder voll leistungsfähig bin und meinen alten Job wieder ausüben könnte, habe ich viel aus der Zeit im Krankenhaus gelernt.

Noch immer bin ich der Ankeraktionär der publity AG – mir gehören 48 Prozent der Anteile (ein Konsortium aus strategischen Investoren hält über die PBL Capital GmbH aus Irschenberg weitere 39 Prozent der Aktien – Anmerkung der Redaktion). Aber es ist nicht mein Ziel, wieder in den ‚normalen‘ Job eines Vorstandsvorsitzenden einzutreten. Ich habe mein berufliches Engagement neu definiert und eine Gesellschaft gegründet, in der ich mich auf IPO´s (Börsengänge – Anmerkung der Redaktion) und Unternehmensfinanzierungen konzentriere.

Das kommt, weil meine Corona-Genesung für mich wie eine Neugeburt war. Heute lebe ich viel intensiver und gesundheitsbewusster. Ich schlafe regelmäßig, bewege mich viel, trinke überhaupt keinen Alkohol mehr, habe die Ernährung umgestellt, mein Gewicht reduziert, bin regelmäßig an der frischen Luft, gehe am Tag zehn Kilometer spazieren und mache für 60 Minuten Cardio-Training.

Nur mein Handy habe ich beim Spazierengehen dabei, um zu arbeiten.  Aktuell gibt´s ‚nur‘ noch einen Zehn-Stunden-Tag, und am Wochenende arbeite ich gar nicht mehr. Und ich schätze inzwischen auch des Homeoffice.“

Business Leaders: Sie haben also Ihre Lebenseinstellung geändert?

Thomas Olek: „Ja, grundlegend. Vor meiner Corona-Erkrankung war ein 14-Stunden-Tag völlig normal für mich. Ich arbeitete auch am Wochenende und bin viel gereist. Zwei oder drei Mal die Woche beispielsweise für einen einstündigen Termin in eine andere deutsche Stadt geflogen.

Heute bin ich bin ein großer Freund von Zoom-Meetings geworden. Wenn ich überlege, wie viel Energie gespart wird, weil ich mir Flugreisen in andere Städte erspare. Für mich ist es heute fast unvorstellbar, dass ich immer noch zig Stunden auf Flughäfen verbringen müsste, nur um ein einstündiges Meeting abzuhalten. Stattdessen führe ich Zoom-Meetings – das ist weitaus effizienter. Aber das sind nur Beispiele für das, was durch eine Corona Erkrankung in einem Menschen wie mir hervorgerufen werden kann.

Es vergeht kein Ferientag mehr, den ich ohne meine Kinder verbringe. Und ich kümmere mich um wohltätige Dinge – um ein Frankfurter Frauenhaus, HIV-Hilfe für Mütter und Kinder sowie die Finanzierung der Grundschulausbildung für Mädchen durch CO2 Zertifikate – das wäre mir in meinem früheren Leben nicht in den Sinn gekommen. Um anderen zu helfen, ist mir dieses soziale Engagement zehn Prozent meiner Jahreseinkünfte Wert – ich empfinde es als eine erfüllende Investition.

Die Tochter mit meiner Lebensgefährtin ist sieben, mein Sohn aus erster Ehe ist 19 Jahre alt. Die Kinder brauchen meine Aufmerksamkeit, und ich habe aufgrund meiner Krankheit gelernt – es gibt wichtigere Dinge als Business, Erfolg und Gewinne.“

Business Leaders: Herr Olek, wir bedanken uns für dieses sehr offene Interview.

 

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