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In der Sprachwissenschaft spricht man von einem Oxymoron, wenn zwei Begriffe zusammen verwendet werden, die sich scheinbar widersprechen. Grüner Beton scheint ein solches sprachliches Konstrukt zu sein. Tatsächlich ist grüner Beton viel mehr und im Kampf gegen den steigenden CO2-Ausstoß setzt eine ganze Branche große Hoffnungen in diesen Baustoff.

Beton – ein vielseitiger und robuster Baustoff
Beton ist aus dem heutigen Bauwesen nicht mehr wegzudenken. In fast allen modernen Bauwerken kommt der Baustoff in mehr oder weniger großem Umfang zum Einsatz. Beton ist eine Mischung aus mehreren Komponenten. Je nach Verwendungszweck wird Zement mit Wasser, Sand oder Kies und eventuell weiteren Zusatzstoffen vermengt. Dabei entsteht ein Baustoff mit überzeugenden Eigenschaften, der zudem recht preiswert herzustellen ist. So verfügt Beton über eine hohe Druckfestigkeit, ist frei formbar und lässt so manchen Architektentraum wahr werden. Überzeugend sind auch seine Brandschutzeigenschaften, sein Schutz vor Feuchtigkeit und Korrosion, vor allem aber seine Fähigkeit, für ein gutes Raumklima zu sorgen.
Beton scheint also der ideale Baustoff für Bauprojekte zu sein. Wäre da nicht die Klimabilanz, die immer mehr zu einem wichtigen Kriterium wird. Beton gilt als Klimakiller und das liegt vor allem am Zement, dessen Herstellung nach Angaben der Umweltorganisation WWF für etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Das entspricht rund 2,8 Milliarden Tonnen CO2. Eine beachtliche Menge, die sich in absehbarer Zeit kaum verringern wird, denn weltweit schreitet die Urbanisierung in großen Schritten voran. Es wird also weiter gebaut und dabei kommt meistens Beton zum Einsatz. Der größte Teil der Emissionen wird während des Brennens von Kalkstein (bei rund 1.500 °) verursacht. Und genau da liegt der Hebel, mit dem Forscher versuchen die CO2-Emissionen der Zementherstellung zu reduzieren. Langfristiges Ziel ist der CO2-neutrale Zement, kurzfristig lassen sich die Emissionen nur verringern. Dabei dürfen die wichtigsten Eigenschaften des Betons nicht verloren gehen. Gelingt dies, spricht man von grünem Beton.
Beton gilt als Klimakiller und das liegt vor allem am Zement, dessen Herstellung nach Angaben der Umweltorganisation WWF für etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist.
Wie wird aus grauem Beton grüner Beton?
Allerdings gibt es noch eine weitere fachliche Bedeutungsebene für grünen Beton. Auf der Baustelle spricht man auch von grünem Beton, wenn dieser bereits verbaut und verdichtet ist, aber noch nicht vollständig ausgehärtet. In diesem Zustand spricht man von Grünstandfestigkeit oder kurz grünem Beton. Umgangssprachlich ist mit grünem Beton aber vor allem Beton gemeint, bei dessen Herstellung die Umweltauswirkungen so weit wie möglich reduziert wurden. In der Forschung, aber auch in der Praxis werden dazu verschiedene Maßnahmen eingesetzt. Am häufigsten wird mit der richtigen Mischung der Bestandteile experimentiert. Wird beispielsweise der Zementanteil reduziert, wirkt sich dies direkt auf den Carbon Footprint aus. Alternativ können auch andere Bindemittel wie Flugasche oder Kalksteinmehl beigemischt werden. Je nach Zusammensetzung der Mischung kann z.B. eine geringere Betonmenge erforderlich sein. Zum Beispiel, weil dünnere Wandstärken die gleichen Eigenschaften aufweisen. Zudem kann die CO2-Belastung durch den Einsatz erneuerbarer Energien bei der Herstellung weiter reduziert werden. Ziel ist es also, die so genannte graue Energie, die beim Bauen eingesetzt wird, zu minimieren. Darunter versteht man die Energie, die für die Herstellung eines Gebäudes inklusive Vorprodukten und Transport benötigt wird.
Mit diesen Maßnahmen wird aus grauem grüner Beton:
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- Mischungen mit einem geringeren Anteil an Zement
- Alternative Bindemittel wie Flugasche oder Kalksteinpulver
- Filigranere Konstruktionen durch den Einsatz von Carbon
- Verwendung recycelter Materialien
- Nutzung von erneuerbaren Energie in der Produktion
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Grüner Beton mit 66 Prozent weniger CO2
Wie man aus dem klimaschädlichen Beton einen nachhaltigen Baustoff macht, zeigt das Unternehmen Heidelberger Materials, einer der weltweit größten Hersteller von Zement. Unter der Marke EcoCrete vermarktet der in Heidelberg ansässige Konzern ein Portfolio an CO2-reduziertem Beton. Bis zu 66 Prozent weniger CO2 pro Kubikmeter Beton sind dabei möglich. Diese Werte werden durch den Einsatz von CO2-optimiertem Zement erreicht, ohne dass die spezifischen Eigenschaften des Zements beeinträchtigt werden. So ist unter anderem auch der Einsatz von recyceltem Gestein möglich. Außerdem setzt Heidelberger Materials in der Produktion auf Ökostrom und recyceltem Wasser, um die Reduktionswerte zu erreichen. Der so hergestellte Beton stammt nach wie vor aus regionaler Produktion und die Verbesserung der CO2-Emissionen wird ausschließlich durch technische Verfahren erreicht und nicht etwa durch Kompensation.
Hamburg Stellingen – Ein Stadtteil macht sich zukunftsfest
Stellingen bezeichnet sich selbst als grünen Fleck zwischen grauem Asphalt. Der dicht besiedelte Stadtteil liegt im Nordwesten Hamburgs am Rande des Naturschutzgebietes Niendorfer Gehege und gehört zum Bezirk Eimsbüttel. Der in Stellingen ansässige Tierpark Hagenbeck hat den Stadtteil über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt gemacht. Durch die Nähe zur Autobahn A7 ist Stellingen mit über 150.000 Fahrzeugen täglich einer hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt. Das soll nach den Plänen der Stadt nicht so bleiben. Eingebettet in das Projekt „Eimsbüttel 2040“ soll in Zukunft mehr lebenswerter Wohnraum mit einem modernen Stadtteilzentrum, umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen, Begegnungsstätten und Klimaschutz entstehen. Insbesondere das Klimaschutzkonzept mit Maßnahmen zur energetischen Optimierung der Gebäude ist für Bauträger und Projektentwickler von großem Interesse.
(TF)
