In der Sprachwissenschaft spricht man von einem Oxymoron, wenn zwei Begriffe zusammen verwendet werden, die sich scheinbar widersprechen. Grüner Beton scheint ein solches sprachliches Konstrukt zu sein. Tatsächlich ist grüner Beton viel mehr und im Kampf gegen den steigenden CO2-Ausstoß setzt eine ganze Branche große Hoffnungen in diesen Baustoff. Ein gutes Beispiel für den Einsatz von grünem Beton sind die Stellinger Terrassen in Hamburg. Hier baut die MAGNA Real Estate AG ein urbanes Wohnquartier mit Nachhaltigkeitsanspruch.

Squarevest Anmeldung zum Newsletter
Jetzt zum kostenlosen Newsletter anmelden. Sie erhalten jeden Freitag Wissenswertes rund um die Themen Wirtschaft, Finanzen und Politik.

Beton – ein vielseitiger und robuster Baustoff

Beton ist aus dem heutigen Bauwesen nicht mehr wegzudenken. In fast allen modernen Bauwerken kommt der Baustoff in mehr oder weniger großem Umfang zum Einsatz. Beton ist eine Mischung aus mehreren Komponenten. Je nach Verwendungszweck wird Zement mit Wasser, Sand oder Kies und eventuell weiteren Zusatzstoffen vermengt. Dabei entsteht ein Baustoff mit überzeugenden Eigenschaften, der zudem recht preiswert herzustellen ist. So verfügt Beton über eine hohe Druckfestigkeit, ist frei formbar und lässt so manchen Architektentraum wahr werden. Überzeugend sind auch seine Brandschutzeigenschaften, sein Schutz vor Feuchtigkeit und Korrosion, vor allem aber seine Fähigkeit, für ein gutes Raumklima zu sorgen.

Beton scheint also der ideale Baustoff für Bauprojekte zu sein. Wäre da nicht die Klimabilanz, die immer mehr zu einem wichtigen Kriterium wird. Beton gilt als Klimakiller und das liegt vor allem am Zement, dessen Herstellung nach Angaben der Umweltorganisation WWF für etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Das entspricht rund 2,8 Milliarden Tonnen CO2. Eine beachtliche Menge, die sich in absehbarer Zeit kaum verringern wird, denn weltweit schreitet die Urbanisierung in großen Schritten voran. Es wird also weiter gebaut und dabei kommt meistens Beton zum Einsatz. Der größte Teil der Emissionen wird während des Brennens von Kalkstein (bei rund 1.500 °) verursacht. Und genau da liegt der Hebel, mit dem Forscher versuchen die CO2-Emissionen der Zementherstellung zu reduzieren. Langfristiges Ziel ist der CO2-neutrale Zement, kurzfristig lassen sich die Emissionen nur verringern. Dabei dürfen die wichtigsten Eigenschaften des Betons nicht verloren gehen. Gelingt dies, spricht man von grünem Beton.

Beton gilt als Klimakiller und das liegt vor allem am Zement, dessen Herstellung nach Angaben der Umweltorganisation WWF für etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. 

Wie wird aus grauem Beton grüner Beton?

Allerdings gibt es noch eine weitere fachliche Bedeutungsebene für grünen Beton. Auf der Baustelle spricht man auch von grünem Beton, wenn dieser bereits verbaut und verdichtet ist, aber noch nicht vollständig ausgehärtet. In diesem Zustand spricht man von Grünstandfestigkeit oder kurz grünem Beton. Umgangssprachlich ist mit grünem Beton aber vor allem Beton gemeint, bei dessen Herstellung die Umweltauswirkungen so weit wie möglich reduziert wurden. In der Forschung, aber auch in der Praxis werden dazu verschiedene Maßnahmen eingesetzt. Am häufigsten wird mit der richtigen Mischung der Bestandteile experimentiert. Wird beispielsweise der Zementanteil reduziert, wirkt sich dies direkt auf den Carbon Footprint aus. Alternativ können auch andere Bindemittel wie Flugasche oder Kalksteinmehl beigemischt werden. Je nach Zusammensetzung der Mischung kann z.B. eine geringere Betonmenge erforderlich sein. Zum Beispiel, weil dünnere Wandstärken die gleichen Eigenschaften aufweisen. Zudem kann die CO2-Belastung durch den Einsatz erneuerbarer Energien bei der Herstellung weiter reduziert werden. Ziel ist es also, die so genannte graue Energie, die beim Bauen eingesetzt wird, zu minimieren. Darunter versteht man die Energie, die für die Herstellung eines Gebäudes inklusive Vorprodukten und Transport benötigt wird.

Mit diesen Maßnahmen wird aus grauem grüner Beton:

                  • Mischungen mit einem geringeren Anteil an Zement
                  • Alternative Bindemittel wie Flugasche oder Kalksteinpulver
                  • Filigranere Konstruktionen durch den Einsatz von Carbon
                  • Verwendung recycelter Materialien
                  • Nutzung von erneuerbaren Energie in der Produktion

Grüner Beton mit 66 Prozent weniger CO2

Wie man aus dem klimaschädlichen Beton einen nachhaltigen Baustoff macht, zeigt das Unternehmen Heidelberger Materials, einer der weltweit größten Hersteller von Zement. Unter der Marke EcoCrete vermarktet der in Heidelberg ansässige Konzern ein Portfolio an CO2-reduziertem Beton. Bis zu 66 Prozent weniger CO2 pro Kubikmeter Beton sind dabei möglich. Diese Werte werden durch den Einsatz von CO2-optimiertem Zement erreicht, ohne dass die spezifischen Eigenschaften des Zements beeinträchtigt werden. So ist unter anderem auch der Einsatz von recyceltem Gestein möglich. Außerdem setzt Heidelberger Materials in der Produktion auf Ökostrom und recyceltem Wasser, um die Reduktionswerte zu erreichen. Der so hergestellte Beton stammt nach wie vor aus regionaler Produktion und die Verbesserung der CO2-Emissionen wird ausschließlich durch technische Verfahren erreicht und nicht etwa durch Kompensation. Eines der Bauprojekte, bei dem EcoCrete zum Einsatz kommt, sind die Stellinger Terrassen in Hamburg.

grüner-beton-ecocrete
CO2-optimierter Beton EcoCrete. Bis zu 66 Prozent CO2-Reduktion pro Kubikmeter Beton sind möglich. ©HeidelbergCement
Grüner Beton Heidelberger Materials
Der CO2-reduzierte Beton EcoCrete stammt aus regionaler Produktion. ©HeidelbergCement AG/Wolfgang Seitz

 

Hamburg Stellingen – Ein Stadtteil macht sich zukunftsfest

Stellingen bezeichnet sich selbst als grünen Fleck zwischen grauem Asphalt. Der dicht besiedelte Stadtteil liegt im Nordwesten Hamburgs am Rande des Naturschutzgebietes Niendorfer Gehege und gehört zum Bezirk Eimsbüttel. Der in Stellingen ansässige Tierpark Hagenbeck hat den Stadtteil über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt gemacht. Durch die Nähe zur Autobahn A7 ist Stellingen mit über 150.000 Fahrzeugen täglich einer hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt. Das soll nach den Plänen der Stadt nicht so bleiben. Eingebettet in das Projekt „Eimsbüttel 2040“ soll in Zukunft mehr lebenswerter Wohnraum mit einem modernen Stadtteilzentrum, umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen, Begegnungsstätten und Klimaschutz entstehen. Insbesondere das Klimaschutzkonzept mit Maßnahmen zur energetischen Optimierung der Gebäude ist für Bauträger und Projektentwickler von großem Interesse. Genau darauf setzt die Magna Real Estate AG beim Bau der Stellinger Terrassen.

Stellinger Terrassen – Wohnungsbau mit CO2-optimiertem Beton

Rund sieben Hektar umfasst das neue Wohnquartier Stellinger Terrassen. Auf dem Gelände lässt die Magna Real Estate AG sechs Gebäude mit 16.000 Quadratmetern Grundfläche für insgesamt 141 Mietwohnungen errichten. Bis zum Sommer 2024 soll das Bauprojekt fertiggestellt sein und das Zentrum von Stellingen neu beleben. Dabei wird großer Wert auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und innovative Wohnformen gelegt. So wird das Quartier neben Familienwohnungen auch sogenannte Clusterwohnungen für Studierende, Senioren und Singles umfassen. Insgesamt 113 Wohnungen werden barrierefrei gebaut. Die Stellinger Terrassen schaffen aber auch Raum für Begegnungen. So werden die Innenhöfe begrünt und sollen als Ruhezonen genutzt werden können. Für den täglichen Bedarf sind Einzelhandel, Kitas und Gastronomie vorgesehen. Und auf dem großzügig angelegten Platz könnte ein Wochenmarkt stattfinden.

„Die Besonderheit der Stellinger Terrassen ist, dass auch auf dem freifinanzierten Wohnungsmarkt ein Projekt realisiert wird, in dem ein guter Wohnungsgrößenmix für kleine Ein- bis Zwei-Personenhaushalte sowie für große Familien mit mehr als vier Personen umgesetzt wird. Ebenso, dass zusätzlich Wohnungen innerhalb von Clusterwohnungen als Wohnpflegegemeinschaft entstehen.“

Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, beim Richtfest der Stellinger Terrassen.

gruener-beton-magna-stellinger-terrassen
Grüner Beton reduziert die CO2-Bilanz des Wohnquartiers Stellinger Terrassen in Hamburg. ©MAGNA | moka-studio
gruener-beton-magna-stellinger-terrassen
Die Stellinger Terrassen setzen mit Familien- und Clusterwohnungen auf moderne Wohnformen. ©MAGNA | moka-studio

 

Besonderen Wert legt die Magna Real Estate AG auf die Klimaeffizienz des Bauprojekts. Deshalb werden alle Gebäude nach dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert. Außerdem werden die Anforderungen des IFB-Passivhausstandards und des KfW-Effizienzhaus 40-Standards eingehalten. Strom und Wärme werden in einem eigenen Blockheizkraftwerk produziert und sollen allen Bewohnern als „Mieterstrom-Modell“ zur Verfügung stehen. Damit beim Bau die hohen Standards für Klimaeffizienz eingehalten werden, kommt der grüne Beton EcoCrete mit einer CO2-Reduktion von etwa 30 Prozent zum Einsatz. Fast 90 Prozent aller Bauteile, von der Sohle über Wände bis zu den Decken werden mit diesem Beton gebaut. Für den größten Betonierabschnitt wurden 453 Kubikmeter Beton verarbeitet, die in einem Prozessschritt verarbeitet werden mussten. Eine Herausforderung für die Baustellenlogistik, denn an diesem Tag kamen rund 60 Betonmischer im Fünfminutentakt, um den Bauabschnitt fertigzustellen.

Inzwischen ist das Projekt an einen offenen Immobilien-Spezialfonds der HanseMerkur Grundvermögen verkauft worden. „Wir freuen uns sehr über den Verkauf der Stellinger Terrassen, ein Quartier, das zeigt, wie vielfältiger Nutzen an einem Standort vereint werden kann. Mit dem Verkauf wird wieder deutlich, dass ein solches Projekt breite Zustimmung erfährt und einen wichtigen Teil zur Stadtentwicklung beiträgt“, so Joachim Rieder, Geschäftsführer der Magna Projektentwicklungs GmbH.

(TF)

 

Anmeldung zum Squarevest Newsletter
Jetzt zum kostenlosen Newsletter anmelden. Sie erhalten jeden Freitag Wissenswertes rund um die Themen Wirtschaft, Finanzen und Politik.